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TU intern 10-2016

Seite 2 TU intern · Nr. 10/2016 Start ins Wintersemester Erwin-Stephan-Preisträger 2016: Anja Ehrmann hat Biotechnologie studiert undAshog Kulathasa­n ­Verkehrswesen „An die Biotechnologie bin ich eigentlich nur übwer Umwege gekommen  – in der Schule hatte ich Bio und Chemie abge- wählt“, erzählt Anja Ehrmann, Master-Stu- dentin an der TU Berlin und eine von zwei Preisträgerinnen des diesjährigen Erwin- Stephan-Preises. Der von der „Helene-und- Erwin-Stephan-Stiftung“ verliehene Preis wird seit 1991 an der TU Berlin an Studie- rende verliehen, die ihr Studium besonders schnell und mit überdurchschnittlichen No- ten abschließen. 1500 Euro gibt es für den Bachelor, 2500 Euro für den Master. Heute, nachdem sie ihr Bachelor-Studium der Biotechnologie innerhalb von drei Jah- ren und mit der Note 1,3 abgeschlossen hat, ist die Berlinerin Feuer und Flamme für ihr Fach. Das Preisgeld will sie nutzen, um im kommenden Sommer eine spezielle Summerschool in Cambridge, England, zu besuchen. Für Auslandserfahrung war die 23-Jährige, die in ihrer Freizeit segelt und Lacrosse spielt, schon immer offen – so hat sie bereits als Erasmus-Stipendiatin ein Jahr in Schweden studiert. „Auch wenn ich da kaum Punkte für meinen Bachelor erwer- ben konnte, war es eine tolle Erfahrung – die KTH in Stockholm ist eine exzellente Uni, und Schwedisch habe ich auch noch ge- lernt.“ Mit dem gleichen Tempo steuert sie jetzt den Master an: „Wenn alles gut läuft, möchte ich im Sommer 2017 mit der Master- Arbeit beginnen.“ Ähnliche Geschwindigkeiten legt Ashog Kulathasan vor. Der 26-Jährige schloss sein Bachelor-Studium desVerkehrswesens 2015 nach sieben Semestern mit der Note 1,4 ab. „Mein Berufswunsch steht schon ewig fest: Ich will Luft- und Raumfahrtingenieur wer- den“, so Ashog Kulathasan. Der jüngere Bruder von zwei Piloten hat seine Träume wahr gemacht und macht inzwischen seinen Master in Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Berlin – und der Pilotenschein steht natürlich ebenfalls auf derTo-do-Liste. Gera- de erst kehrte er allerdings von einem ein- jährigenAuslandsaufenthalt aus Cranfield in England zurück. „Die Hochschule dort hat einen eigenen Flugplatz und ist eigentlich ein Muss für alle Luft- und Raumfahrtbegeister- ten“, schwärmt der Student, der in England vor allem Module belegte, die es an der TU Berlin nicht gibt. Obwohl der gebürtige Bre- mer vor ein paar Jahren ganz bewusst und mit viel Begeisterung für die Großstadt ein Studium in Berlin aufgenommen hat, zieht es ihn schon bald wieder in die Ferne: „Ab März 2017 schreibe ich meine Master-Arbeit im Bereich der Strömungskontrolle an der UniversitätArizona, USA.“ Die Fliegerei lässt den Studenten übrigens auch in seiner Freizeit nicht los: „Ich ma- che viel Sport, gehe joggen und ins Fitness- Studio, aber besonders gerne höre ich mir in meiner Freizeit über eine spezielleApp (Live ATC, Air Traffic Control) die Funksprüche von Piloten und Fluglotsen an.“ Katharina Jung Die Währung, mit der wir be- zahlt werden, ist das Inte- resse der Studierenden“, fasst Prof. Dr. Ingo Kowarik seine Er- fahrungen zu dem Thema „gute Lehre“ zusammen, „und da gibt es viele verschiedene Ansätze.“ Der Fachgebietsleiter Ökosys- temkunde und Pflanzenökologie an der Fakultät VI Planen Bauen Umwelt ist zusammen mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Dr. Moritz von der Lippe Preis- träger des diesjährigen „Preises für vorbildliche Lehre“ für das Modul Naturschutz. Das Modul besteht aus einer Vorlesung und einer praktischen Übung. In derVorlesung sitzen in der Regel um die 80 Studieren- de aus ganz unterschiedlichen Studiengängen wie Landschafts- architektur oder Ökologie und Umweltplanung. „Jeder gute Pro- fessor muss auch ein guter Schau- spieler sein, hat mein Vorgänger einmal gesagt, und daran halte ich mich auch. Ich versuche immer, die Studierenden zum Mitden- ken und Mitmachen zu motivie- ren. Das gelingt durch Beispiele, die auf den ersten Blick abwegig erscheinen“, erläutert Prof. Kowa- rik. Oder aber, indem der Profes- sor seine Studierenden auffordert, selbst miteinander zu diskutieren. „Manche Studierende beteiligen sich nie, andere immer. Es kann passieren, dass ich mitten in der Vorlesung dazu auffordere, ein Thema drei Minuten lang mit den Nachbarn zu diskutieren, und die Ergebnisse dann anschließend zusammentrage  – dann müssen plötzlich alle mitmachen, das klappt eigentlich immer.“ Auch wenn Ingo Kowarik vielWert auf den direkten Kontakt mit den Studierenden legt – eine perfekte technische Ausstat- tung gehört für ihn zu den Grundvoraussetzungen. „Das Ganze ist immer mehr als die Summe der Einzelteile.Wir arbeiten viel mit Bildern, die hochwertig auf großer Lein- wand projiziert werden. Ich erstelle aber auch noch Tafel- bilder, die unter den Studierenden „berüchtigt“ sind, da man sie schwer lesen kann – ein gewollter Kontrast zu einer perfekten PowerPoint-Präsen- tation.Wenn ich dieVorlesung unterhaltsam gestalte, habe ich mehr Freude  – und die Studierenden auch.“ Anders als bei einer klassisch naturwissenschaftlichen Vor- lesung geht es bei dem The- ma Naturschutz nicht nur um Faktenwissen, sondern auch um die kritische Auseinander- setzung mit unterschiedlichen Positionen. Die Studierenden kommen aus ganz verschie- denen Richtungen  – manche haben sich noch nie praktisch mit dem Thema Naturschutz auseinandergesetzt. „In den Übungen besuchen wir deshalb in kleineren Grup- pen verschiedene geschützte Lebensräume innerhalb der Stadt und stellen dort erste praktische Übungsaufgaben. Dabei kommt es darauf an, sich auf die unterschiedlichen Vor- kenntnisse der einzelnen Teil- nehmer und Teilnehmerinnen einzustellen und je nach Be- darf Hilfestellungen oder neue Herausforderungen zu geben“, erläutert Moritz von der Lippe. Ein guter Dozent muss sich für die Inhalte interessieren, aber eben auch für dieVermittlungs- ergebnisse. „Natürlich muss man die dem Naturschutz zu- grunde liegenden Gesetze und Fakten kennen. Aber ich lege Wert darauf, den Studierenden zu vermitteln, dass es unter- schiedliche Perspektiven und Ansätze gibt. Deshalb lade ich regelmäßig verschiedenste Akteure aus dem Naturschutz zu meinen Übungen ein. Diese vermitteln nicht nur Berufserfahrung. Sie zeigen auch die unterschiedlichen Positionen, die man einnehmen kann, und laden Studierende ein, sich damit kritisch auseinanderzuset- zen und eigene Positionen zu entwickeln.“ Und wenn die Position des Lehrenden dabei unter Druck gerät? „Das muss man aushalten und das macht die Lehre ja auch immer wieder interessant“, sind sich Dozent und Professor einig. Katharina Jung In den Gesichtern lesen Eine Vorlesung und ein Tutorium zu den allgemeinen Grundla- gen der Bauphysik – das klingt für die meisten Menschen nicht un- bedingt nach einer Spaßveranstal- tung. Trotzdem wurde gerade diese Vorlesung zusammen mit dem da- zugehörigen Tutorium von der Jury und den Studierenden der Fakultät VI Planen Bauen Umwelt für den diesjährigen „Preis für vorbildliche Lehre“ ausgesucht. Wie gelingt es also Prof. Dr. Frank Vogdt, dem Lei- ter des Fachgebiets Bauphysik und Baukonstruktion, und seinen beiden studentischen Mitarbeitenden,Anke Franz und Lars Wagner, die Materie trotzdem spannend und kompetent zu vermitteln? An der ausgefeilten medialen Show kann es schon mal nicht liegen: „Ich liebe meine alten Overhead- Folien“, so Lars Wagner, „das ist übersichtlich, schnell adaptierbar und unkompliziert.“ Auch das gute alte Tafelbild „mit bunter Kreide“ kommt bei den beidenTutoren noch zum Einsatz. „Am wichtigsten ist es doch, den Stoff nachvollziehbar und klar strukturiert zu vermitteln. Dazu braucht man nicht zwangs- läufig ein Whiteboard, sondern viel mehr Einfühlungsvermögen für den Wissensstand der Studierenden und eigene Sachkenntnisse“, da sind sich beide Tutoren einig. „Die Vorlesung findet ziemlich am Anfang des Stu- diums statt – da geht es auch darum, Freude und Interesse an der Thema- tik zu entwickeln oder zu festigen – das geht am besten, wenn man viele Alltagsbeispiele bringt, die für die Studierenden nachvollziehbar sind“, weiß Anke Franz. Die angehende Master-Studentin hat unter ande- rem an dem TU-Programm „Train the Tutor“ teilgenommen. „Dabei bekommt man wertvolle Tipps und Techniken an die Hand, die mir auch die Nervosität vor dem erstenTutori- um genommen haben.“ GuteVorbe- reitung und engeAbsprache mit den Kollegen zählen für die beidenTuto- ren ebenfalls zu guter Lehre. „Nur wenn man selber die Materie voll verstanden hat, kann man sie auch jemand anderem erklären“, davon ist LarsWagner überzeugt. Fragen der Studierenden liefern Hinweise zur Verbesserung Eine Erfahrung, die auch Frank Vogdt hin und wieder macht. „Ich halte dieseVorlesung sowohl bei den Bauingenieur-Studierenden als auch im Rahmen desArchitekturstudiums. Der Stoff ist der gleiche, aber ich ge- wichte die Themen und die Präsen- tation ganz anders. Auch die Fragen der Zuhörer unterscheiden sich stark und liefern mir durchaus Hinweise, wie ich meine Vorlesung verbessern kann, das macht die Lehre auch für mich immer wieder spannend.“ Gute Lehre, das beinhaltet für den Professor vor allem den Kontakt von Angesicht zu Angesicht mit seinen Studierenden. „Zu der Vorlesung erscheinen zwischen 100 und 200 Personen, trotzdem oder gerade des- wegen benutze ich kein Mikrofon. Ich laufe während meiner Vorlesung durch den Hörsaal und schaue den Studierenden ins Gesicht, stelle auch mal eine direkte Frage und lasse Zwi- schenfragen zu. Das Gehirn folgt den Augen, damit erhöht sich die Chance, dass möglichst viele Zuhörer mit- denken und nicht abdriften. Kleine Versuche oder Beispiele aus meiner Zeit vor dem Professor-Dasein in der Baupraxis machen eine Vorlesung spannend.“ Katharina Jung Gute Lehre sichtbar machen Innovationen im Bereich guter Lehre an der TU Berlin nach außen und innen sichtbar machen – das soll der „Preis für vorbildliche Lehre“ bewirken, den die Gesellschaft der Freun- de der TU Berlin in diesem Jahr zum siebten Mal vergibt. „Gute Lehre an einer Massenuniversität wie der TU Ber- lin – das ist von Fakultät zu Fakultät ganz unterschiedlich“, weiß Sascha Kubath aus dem strategischen Controlling der TU Berlin, der in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft der Freunde die Preisträger ermittelt. Die Fakultäten setzen in den Fragebögen zur Lehrveranstal- tungsevaluation unterschiedliche Schwerpunkte aufgrund verschiedener Curricula. Der Preis wird deshalb jedes Jahr innerhalb einer anderen Fakultät vergeben. Dazu werden jeweils die Evaluierungsergebnisse der vergangenen Se- mester herangezogen, die auf die Qualität der Dozenten und Professoren schließen lassen. Diese werden einem an der TU Berlin entwickelten Standardisierungssystem un- terworfen, der Alexander-Normierung. Der Vorteil: Die Ergebnisse sind übersichtlich dargestellt, welche Lehrver- anstaltung überdurchschnittlich beurteilt wird, ist leicht zu erkennen, ebenso die statistische Relevanz. Anhand der Ergebnisse nominiert die Jury in der Regel drei Kandidaten. In einer Online-Befragung stimmen dann die Studierenden der jeweiligen Fakultät über die Nominierten ab. Die Jury bestimmt dann auf Grundlage aller Erkenntnisse die end- gültigen Preisträger. Auf der Überholspur „preis für vorbildliche lehre“ der Gesellschaft von freunden der tu Berlin Preisträgerin Anja Ehrmann will schon bald mit der Master-Arbeit beginnen Faktenwissen reicht nicht Moritz von der Lippe und Ingo Kowarik (v. l.), Fachgebiet Ökosystemkunde und ­ Pflanzenökologie, arbeiten in Dahlem Anke Franz, Frank Vogdt und Lars Wagner (v. l.) Fachgebiet Bauphysik und Baukonstruktion, arbeiten in Wedding © © TU Berlin/PR/Philipp Arnoldt © © TU Berlin/PR/Philipp Arnoldt © © TU Berlin/PR/Philipp Arnoldt

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