seite 4 forschung tu intern · nr. 7–9/juli–september 2018 schallwellen verbessern biergeschmack aus der forschung eine neue erfindung optimiert das mälzen beim bierbrauen der trend zum handwerkli- chen bierbrauen, in den usa genannt, „craftbrewing“ bringt bewegung in die biervielfalt. neue bierkreati- onen entstehen ebenso wie neue brautechnologien. ins- besondere alkoholfreies bier ist „in“. jedem 15. bier fehlen inzwischen die prozente. „einer der wesentlichen bestandteile des bieres ist malz“, erklärt dipl.- ing. thomas kunz, wissenschaft- licher mitarbeiter und laborleiter im fachgebiet brauwesen der tu berlin, das von prof. dr.-ing. frank- jürgen methner geleitet wird. das team erfand 2012 ein verbessertes weichverfahren zur herstellung von qualitativ hochwertigerem malz, für das jetzt auch ein euro- päisches patent erteilt wurde. „malz entsteht durch in wasser gekeimtes, erhitztes und wie- der getrocknetes getreide, das sogenannte ‚ankeimen‘ und ‚darren‘. das regt die bildung von enzymen im getreide an, das sogenannte mälzen.“ nun wurde die gerste beim weichen mit schallwellen behandelt. „damit erreichen wir eine bessere rei- nigung und quellung der gerste sowie einen deut- lich verringerten eisengehalt. das beschleunigt die ankeimung und das fertige bier ist so von messbar besserer oxidativer geschmacksstabilität.“ mikro- biologische untersuchungen bestätigten, dass in zwei beschallten nassweichen die belastung durch bakterien und schimmelpilze auf dem fertigen malz um etwa 50 prozent geringer war, die was- seraufnahme der beschallten gerste aber um zwei prozent höher, die ankeimung insgesamt schneller und homogener. „das spart zeit und kosten bei der filtrierung und läuterung der maische. in der regel führt es zudem zu einer höheren ausbeute des sudhauses, in dem das bier gebraut wird.“ und das 1874 gegründete institut für gärungsgewer- be und biotechnologie (ifgb) in berlin-wedding, dem das fachgebiet heute angehört, hat in den letz- ten jahren durch zahlreiche weitere innovationen in der prozess- und produktentwicklung auf sich aufmerksam gemacht. viele von diesen innovatio- nen werden patentiert, vermarktet und regelmäßig mit preisen ausgezeichnet. im märz 2018 wurde ein alkoholfreies bier des start-ups „joybräu gmbh“ auf den markt gebracht, das auf einem tu-patent beruht. dieses zeichnet sich vor allem durch einen hohen proteingehalt aus und ist daher vor allem für kraftsportler*innen interessant. (siehe auch „tu in- tern“ 5/2018). kurz darauf wurde es bereits beim 5. european health and fitness forum in köln mit dem „fibo innovation & trend award“ ausgezeich- net. derzeit wird zusammen mit einer australischen universität ein alkoholfreies bier entwickelt, das sich besonders durch seine eigenschaften zur regenerati- on nach sportlichen leistungen auszeichnet. an der tu berlin unterstützt das zentrum für geistiges ei- gentum (zfge) die wissenschaftler*innen bei der pa- tentanmeldung und vermarktung ihrer erfindungen. „viele der erfindungen des fachgebiets brauwesen stehen zur auslizensierung zur verfügung oder wer- den von der tu berlin zum verkauf angeboten“, sagt dipl.-ing. ina krüger, lizenzmanagerin im zfge. „die aufgabe des zfge ist es auch, wissen- schaftliche ergebnisse effektiv zu verwerten und damit den technologie- und wissenstransfer von der forschung in die gesellschaft zu unterstützen.“ madeleine thomsen/patricia pätzold www.brauwesen.tu-berlin.de www.tu-berlin.de/?194807 www.zfge.tu-berlin.de m o c . e b o d a . k c o t s / p g o t o h p © audiobranding – die passende musik zur marke kj die richtige umgebung, das perfek- te licht, die einrichtung, all das spielt eine große rolle im marketing. bei der auswahl der passenden musik für eine marke entscheiden sich die macher bis heute eher „aus dem bauch her- aus“ und zwar meist für musik aus den u.s.-charts. eine internationale for- schungskooperation, koordiniert vom tu-fachgebiet audiokommunikation, prof. dr. stefan weinzierl, hat jetzt einen leistungsstarken algorithmus entwickelt, der markenrelevante musik automatisch auswählt, das sogenannte audiobran- ding, das die akustische dimension einer marke beschreibt und ihre eigenschaften hörbar machen soll. mit dieser software können marken und werbeagenturen automatisch und treffsicher die passen- de musik für jede marke oder kampa- gne finden. weitere informationen mit sound-beispielen: www.tu-berlin.de/?197227 antibiotikum gegen krankenhauskeim in sicht pp der krankenhauskeim mrsa kann für geschwächte patienten tödlich sein. es sind multiresistente bakterien, die immer weitere verbreitung finden, ohne dass ein zuverlässiges gegenmittel existiert. ein wissenschaftlerteam des tu-fachgebiets biologische chemie um prof. dr. roderich süßmuth fand nun eine neue klasse von lipopeptid-anti- biotika, die vielversprechende aktivitäten gegen multiresistente bakterien aufweist. die ergebnisse sind in der wissenschaft- lichen fachzeitschrift „nature chemical biology“ veröffentlicht. doi:10.1038/s41589-018-0068-6 impressum herausgeber: stabsstelle presse, öffent- lichkeitsarbeit und alumni der tu berlin, straße des 17. juni 135, 10623 berlin t 030 314-2 29 19/-2 39 22 f 030 314-2 39 09 pressestelle@tu-berlin.de www.tu.berlin www.pressestelle.tu-berlin.de chefredaktion: stefanie terp (stt) chefin vom dienst: patricia pätzold-alg ner (pp) redaktion: susanne cholodnicki (sc), ramona ehret (ehr), katharina jung (kj), bosse alexander klama (bkl), bettina klotz (bk), sybille nitsche (sn), dagmar trüpschuch (dt) layout: patricia pätzold-algner www-präsentation: silvia dinaro gestaltung, satz & repro: omnisatz gmbh, langhansstraße 1, 13086 berlin, t 030 92 40 85 11, www.omnisatz.de druck: möller druck und verlag gmbh, berlin anzeigenverwaltung: unicom werbe- agentur gmbh, t 030 5 09 69 89-0, f 030 5 09 69 89-20 hello@unicommunication.de www.unicommunication.de vertrieb: ramona ehret, t 030 314-2 29 19 auflage: 16 000 erscheinungsweise: monatlich, neunmal im jahr/33. jahrgang redaktionsschluss: siehe letzte seite. na- mentlich gekennzeichnete beiträge müssen nicht unbedingt mit der meinung der re- daktion übereinstimmen. unverlangt einge- sandte manuskripte und leserbriefe können nicht zurückgeschickt werden. die redakti- on behält sich vor, diese zu veröffentlichen und zu kürzen. alle rechte vorbehalten. nachdruck, auch auszugsweise, sowie ver- vielfältigung u. ä. nur mit ausdrück licher genehmigung des herausgebers. „tu intern“ wird auf überwiegend aus alt- papier bestehendem und 100 % chlorfrei gebleichtem papier gedruckt. „preis für das beste deutsche hochschulma- gazin“, 2005 verliehen von „die zeit“ und der hochschulrektorenkonferenz (hrk) für das publika tionskonzept der tu-presse stelle schluss die nächste ausgabe der „tu intern“ erscheint im oktober 2018. redaktionsschluss: 29. september 2018 lebensmittelbetrug, -fälschungen, sicherer herkunftsnachweis und die differenzierung von tierarten in der lebensmittelverarbeitung – das sind einige aktuelle herausforderungen im bereich des verbraucherschutzes und der lebensmittelsicherheit, kurz: „food fraud“. mit diesem und weite- ren themen beschäftigt sich der 47. deutsche lebensmittelchemikertag, der mitte september 2018 an der tu berlin stattfinden wird. „lebensmittelbetrug ist ein wahr- scheinlich jahrtausendealtes delikt. aber erst der sogenannte pferde- fleischskandal hat uns die augen weit genug geöffnet, um zu sehen, in wel- cher dimension heute die warenströ- me international für den betrug mit lebensmitteln genutzt werden“, er- klärt dr. helmut tschiersky, absolvent der tu berlin und präsi- dent des bundesamts für verbraucherschutz und lebensmittelsicher- heit, der sich ebenfalls in einem öffentlichen abendvortrag diesem thema widmen wird. auch der konsum von zucker und fett und die daraus resultierenden er- nährungsbedingten und in der bevölkerung weit verbreiteten krankheiten von lebensmittelbetrug und gesunder ernährung jahrestagung der lebensmittelchemischen gesellschaft an der tu berlin –„werner-baltes-preis des jungen wissenschaftlers“ wird erstmalig vergeben wie diabetes oder herz-kreislauf- erkrankungen werden – neben neu- en technologischen entwicklungen zum beispiel für die herstellung von lebensmitteln und deren auswirkun- gen auf die qualität von lebensmit- teln – thema sein. die forscherinnen und forscher der tu berlin werden unter anderem ihre derzeit intensiven aktivitäten im rahmen des projekts „nutriact“ darstellen, einem bmbf- geförderten kompetenzcluster ernäh- preises des jungen wissenschaftlers“ der lchg, benannt nach dem 1997 emeritierten tu-professor werner baltes, der sich neben seiner exzellen- ten forschung besonders um den wis- senschaftlichen nachwuchs verdient gemacht hat. die preisträger präsen- tieren ihre forschungsprojekte auf der tagung. mehr als 500 besucherinnen und besucher aus wissenschaft, wirt- schaft sowie der lebensmittelüberwa- chung werden zur tagung sowie der begleitenden buch- und gerätemesse erwartet. ausrichter ist die lebensmit- telchemische gesellschaft (lchg) und organisiert vom institut für lebens- mitteltechnologie und lebensmittel- chemie der tu berlin unter leitung von prof. dr. lothar kroh, fachgebiet lebensmittelchemie und analytik und prof. dr. hajo haase, fachgebiet le- bensmittelchemie und toxikologie. unterstützer der tagung sind unter anderem berliner handelslaborato- rien, in denen zahlreiche lebensmit- telchemiker, die an der tu berlin ihr studium absolviert haben, heute tätig sind. patricia pätzold informationen zur tagung: https://veranstaltungen.gdch.de/tms/ frontend/index.cfm?l=8074&sp_id=1 forschungsprojekte: www.nutriact.de www.uni-potsdam.de/traceage rungsforschung der region berlin- potsdam. in diesem projekt werden lebensmittel für die ernährung älterer menschen jenseits der 60 entwickelt. hintergrund des gesamtprojekts ist das zentrale problem, dass es vielen menschen schwerfällt, ihre oftmals un- gesunden ernährungsgewohnheiten zu ändern und dauerhaft eine gesündere ernährungsweise anzunehmen. neben den psychologischen, sozialen und fa- miliären faktoren die die nahrungs- auswahl beeinflussen, werden neue lebensmittel mit einem gesundheit- lichen nutzen entwickelt und durch moderne technologische verfahren hergestellt. in diesem zusammenhang stehen auch die untersuchung essenzi- eller spurenelemente und deren wirk- weise im körper von senioren, die in den mittelpunkt der tu-forschungen im rahmen der dfg-forschergruppe „traceage“ gerückt werden. ein weiterer höhepunkt der tagung wird die vergabe von preisen sein, unter anderem des „werner-baltes- l r e e s ä h g r ö j © wildlachs oder lachs aus aquakultur? dies ist eine der fragen, die food fraud in den mittelpunkt rückt neu bewilligt chancengleichheit – „wenn ich groß bin, werde ich …“ bkl auch heute hat die soziale herkunft immer noch einen großen einfluss darauf, welchen beruf- lichen weg ein junger mensch nach der schule ein- schlägt. manche bleiben hinter ihren möglichkeiten zurück, fehlentscheidungen führen zudem zu hohen abbruchquoten bei ausbildung und studium. schuli- sche berufs- und studienberatung ist zwar gesetzlich vorgeschrieben, dabei jedoch weder standardisiert, noch geht sie auf die individualität der jugendlichen ein. „stepup!“, ein neues forschungsprojekt des tu- fachgebiets pädagogische psychologie, nimmt sich dieser problematik an. drei teilprojekte mit befra- gungen an 14 weiterführenden schulen sollen rück- schlüsse auf zielgruppenspezifische effekte und best- practice-methoden für unterschiedliche gruppen zulassen. als wichtigstes forschungsergebnis entsteht ein online zugänglicher maßnahmenkompass, der in- strumente verständlich und praxisnah vermitteln soll. ziel ist es, diesen bundesweit als orientierungswerk- zeug der schulischen berufs- und studienorientierung zu etablieren. die stiftung mercator fördert das vor- haben für mehr chancengleichheit in den nächsten drei jahren mit rund 580 000 euro. die leitung des gemeinsamen projekts mit der universität münster übernimmt prof. dr. angela ittel, vizepräsidentin für strategische entwicklung, nachwuchs und lehr- kräftebildung. projektverantwortlich ist svenja ohle- mann, expertin für berufs- und studienorientierung. svenja.ohlemann@tu-berlin.de neu berufen segensreich gemeinsame professur von tu berlin und leibniz-institut für innovative mikroelektronik genau nach zehn jahren erfolgreicher zusammen- arbeit kam die berufung. seit märz 2018 leitet lars zimmermann das fachgebiet siliziumphotonik an der fakultät iv elektrotechnik und informatik. die pro- fessur ist eine gemeinsame von tu berlin und dem leibniz-institut für innovative mikroelektronik (ihp) in frankfurt (oder). prof. dr. lars zimmermann kennt beide einrichtungen seit langem. nach seiner promotion am forschungs- zentrum für nano- und mikroelektronik (imec) im belgischen löwen kam er 2004 an die tu berlin an das fachgebiet hochfrequenztechnik & photonik von prof. dr.-ing. klaus petermann. bei ihm begann er, sich mit siliziumphotonik zu beschäftigen. während dieser arbeit stellte lars zimmermann schnell fest, dass man einen partner brauche, der chips herstel- len konnte, die den hohen technischen anforderun- gen entsprächen. mit bordmitteln der tu berlin war das nicht möglich. im ihp fand man den geeigneten partner. 2008 wechselte lars zimmermann an das in- stitut in frankfurt (oder) und die zusammenarbeit begann. „eine segensreiche“, urteilt er. sie wird im i lars zimmermann © p h joint lab silicon photo- nics organisiert, das lars zimmermann leitet und koordiniert. viele projek- te, promotionen und mas- terarbeiten seien aus der kooperation hervorgegan- gen. und die verleihung des bertha-benz-preises jüngst an eine junge wis- senschaftlerin sei ebenfalls das ergebnis gemeinsamer forschung. „mit der professur wird die arbeit nun verstetigt“, so der physiker, der in jena, london und delft studierte. „ich investiere viel zeit, auch durch das pendeln, aber die kooperation zwischen dem ihp und tu berlin ist die beste, die man haben kann und sie lohnt sich“, sagt zimmermann. die tu berlin sei in die photonische forschungslandschaft, die in berlin hervorragend entwickelt sei, so gut integriert wie sonst keine andere institution. sie sei wie ein hub, wie ein knotenpunkt, an der wichtige forschungseinrichtun- gen angedockt sind – das fraunhofer heinrich hertz- institut, das fraunhofer-institut für zuverlässigkeit und mikrointegration oder das ferdinand-braun-ins- titut. der direkte draht zu kollegen sei für ihn somit unkompliziert herstellbar. die technologie der siliziumphotonik verbindet die optische datenübertragung mit der mikroelektroni- schen und wird, „vor allem die chance bieten, die immer rasanter anwachsenden datenübertragungs- raten energieeffizient und auch weiterhin preiswert bewerkstelligen zu können“, so lars zimmermann. sybille nitsche