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nr. 6/juni 2018 die hochschulzeitung der technischen universität berlin gestalter des digitalen wandels das weizenbaum-institut für die vernetzte gesellschaft hat seinen betrieb aufgenommen. rund 80 forscher*innen und mitarbeiter*innen sind bereits an bord. interview mit gründungsdirektorin ina schieferdecker seite 2 m o c . e b o d a . k c o t s - c p r i i m © © wer wird weltmeister? auch die forschung interessiert sich für die vorgänge rund um den fußball. sie fand 185 verben für das „tore schießen“, sie untersucht rechte gewalt in den fan-gemeinden oder errechnet anhand der marktwerte der spieler, wer den „pott“ holt seite 9 lastenrad, sommerlüftung und e-rennauto im nachhaltigkeits-wettbewerb der tu berlin sind zehn projekte ausgezeichnet worden. für die umsetzung der guten ideen werden sie nun finanziell unterstützt seite 5 k a o n x i l e f / r p / n i l r e b u t © l i n n a m e k n a i t s i r h c / r p / n i l r e b u t © höllerer-vorlesung utopien des widerstandes n © i l r e b u t norbert miller pp „zukunftsweisend“ kommt die diesjährige höllerer-vorlesung daher, zu der die gesellschaft von freunden der tu berlin e.v. anfang juli 2018 einlädt, in diesem jahr gehalten von dem renom- mierten ehemaligen tu-literaturprofes- sor norbert miller: utopia, der traum vom idealen staatswesen des thomas morus aus dem jahr 1517, das „nir- gendwo“ des idealstaates, übertrug sich als begriff schon bald auf philosophische zukunftsmodelle, auf zukunftsvisionen aller art. das technik- und fortschritts- begeisterte 19. und 20. jahr- hundert wen- deten diesen begriff dann auf den zu- kunftsroman an, den utopi- schen roman, eine erzählgat- tung, die sich erst zögerlich entwickelte und dann weltweit expandierte. bis heute ist der utopische roman eine der am meisten verbreiteten gattungen. „sie dient der nie endenden neugier auf ferne lebens- welten“, sagt norbert miller. am insti- tut walter höllerers, der danach strebte, eine kreative verbindung zwischen den geistes- und den technikwissenschaf- ten herzustellen, wurden die visionä- ren entwürfe und modelle in literatur, kunst und architektur lebhaft diskutiert. norbert miller, der ehemalige assistent walter höllerers, spürt diesen in seinem vortrag nach. zum beispiel wird er über alfred döblin, stanislaw lem und thomas pynchon reden, die, so miller, auf höchst unterschiedliche weise den kritischen dialog über utopia und die vorwegnahme der zukunft durch die literatur weiterführten. zeit: 4. juli 2018 ort: tu berlin, hauptgebäude, raum h 0104, straße des 17. juni 135, 10623 berlin anmeldung: www.tu-berlin.de/?196524 www.tu-berlin.de/?id=196521 neu bewilligt drei neue sfb für berlin in berlin können wissenschaftler*innen in drei neuen sonderforschungsbereichen (sfb) zusammenarbeiten. außerdem wur- de die förderung von drei bestehenden verlängert. an vier der sechs verbünde sind forschende der tu berlin beteiligt. so werden prof. dr. klaus obermayer und prof. dr. henning sprekeler sich mit dia- gnostischer radiologie (neubewilligung charité) und mit den funktionsweisen des langzeitgedächtnisses (neubewilli- gung hu berlin) befassen. prof. dr. gitta kutyniok untersucht mit kolleg*innen skalenkaskaden in komplexen systemen (verlängerung fu berlin). der überregio- nale sfb „mathematische modellierung, simulation und optimierung am beispiel von gasnetzwerken“ hat sich für eine weitere förderphase qualifiziert. die tu berlin ist eine der antragstellerinnen und mit prof. dr. volker mehrmann und prof. dr. martin skutella vertreten. www.dfg.de/service/presse/pressemitteilungen/ 2018/pressemitteilung_nr_17/index.html medizin trifft technologie neuer gemeinsamer bio- und medizintechnologie campus für tu berlin und charité soll in berlin-wedding entstehen charité campus virchow-klinikum seestra ß e a m r u m e r s t r a ß e föhrer straße é t i r a h c © auf dem weddinger charité-gelände (virchow-klinikum) soll das gemeinsame wissenschaftshaus „der simulierte mensch“ entstehen (pfeil). der mitinitiator roland lauster präsentiert den prototyp „human on a chip“, rechts unten das aktuelle organmodell für die diagnostik die tu berlin und die charité bauen ihre kooperation zu einer strategischen partnerschaft aus und entwickeln einen gemeinsamen bio- und medizintechno- logie campus an der seestraße in berlin- wedding. dort sollen forschungsthe- men aus biotechnologie und medizin miteinander verzahnt und drängende fragestellungen in onkologie, immuno- logie sowie regenerativer medizin er- forscht werden. kernstück des campus soll das neue wissenschaftshaus „der simulierte mensch“ (si-m) sein. die- ses wurde im april 2018 vom wissen- schaftsrat zur förderung in höhe von 34 millionen euro empfohlen, anteilig finanziert durch den bund und das land berlin im rahmen des programms für forschungsbauten an hochschulen. in dem gebäude werden künftig mediziner*innen mit natur wissen- schaftler*innen und ingenieur*innen verschiedener fachbereiche seite an seite daran arbeiten, humane modell- systeme mithilfe neuer technologien wie kultivierung von geweben auf chip-systemen oder methoden des 3d-biodruckens zu simulieren. „die simulation humaner gewebe eröffnet besonders im bereich neuer krebstherapien und infektionen völ- lig neue forschungsansätze, die eine hohe klinische relevanz aufweisen. so treffen sich die beiden disziplinen medizin und biotechnologie beispiels- weise im bereich der immuntherapien von krebserkrankungen“, erklärt prof. dr. roland lauster, initiator von si-m und leiter des fachgebiets medizini- sche biotechnologie an der tu berlin. prof. dr. andreas thiel, leiter der arbeitsgruppe „regenerative immu- nologie und altern“ an der charité und ebenfalls initiator, ergänzt: „die entsprechenden forschungsfelder ent- wickeln sich zurzeit in einem rasanten tempo. in den laboren des si-m könn- ten auch erstmals neue analytische methoden zur anwendung kommen, mit denen die diagnose von krankhei- ten und die prognose des ansprechens auf moderne therapien sehr viel spe- zifischer durchgeführt werden können, als es bisher der fall ist.“ diese forschungsthematik wird nicht nur einen wichtigen beitrag auf dem weg zur etablierung neuer diagnose- und therapie-strategien leisten, son- dern auch tierexperimente ersetzen. susanne cholodnicki lange kooperation sc die charité und die tu berlin kooperieren bereits seit vielen jahren. aktuell laufende drittmittelprojekte, an denen beide beteiligt sind, umfas- sen ein fördervolumen von rund 19,3 millionen euro. gemeinsam forschen die charité und die tu berlin mit weiteren partnern beispielsweise in fünf sonderforschungsbereichen, drei einstein-zentren und zwei exzellenz- clustern. im aktuellen exzellenzstrate- gie-wettbewerb sind die charité und die tu berlin bei drei anträgen für exzellenzcluster gemeinsam vertreten. chemical invention factory silicon valley der „grünen chemie“ sc die tu berlin und das land ber- lin investieren 10,8 millionen euro in den bau eines vorgründerzentrums für „grüne chemie“. sie unterstüt- zen damit naturwissenschaftliche start-ups und legen den grundstein für einen neuen wirtschaftszweig in berlin. die „chemical invention factory“ (cif), die auf dem tu- campus entsteht, ist deutschland- weit einzigartig. momentan können jungunternehmer*innen in dem containerlabor „inkulab“ auf dem campus der uni laborplätze nut- zen. auf über 1000 quadratmetern entstehen im neuen cif voll ausge- stattete labore und viel raum für kreativen austausch. „das center soll zu einer art blau- pause für das silicon valley der ‚grünen chemie‘ in berlin wer- den“, so prof. dr. matthias driess (foto, r.). der tu-chemiker und l h a d h c i r l u / r p / n i l r e b u t © é t i r a h c / z t i e p e k b e w i © l t d o n r a p p i l i h p / t a c n u / n i i l r e b u t © sprecher des exzellenzclusters unicat ist gemeinsam mit seinem tu-kollegen prof. dr. reinhard schomäcker (foto, l.) initiator des cif. „bei unserem projekt geht es nicht um die vermarktung von erfindungen etablierter professo- ren, sondern wir wollen jungen, internationalen wissenschaftlern ermöglichen, ihre eigenen ideen für eine begrenzte zeit auf markt- tauglichkeit zu testen“, ergänzt schomäcker. die „grüne che- mie“ gilt als der hoffnungsträger für eine energieeffiziente und res- sourcenschonende produktion von biokompatiblen polymeren bis hin zu edelmetallfreien katalysatoren für medikamentsynthesen. www.tu-berlin.de/?196289 lndw: die nächtliche brain city © tu berlin/pr/christian kielmann © tu berlin/pr/felix noak © tu berlin/pr/christian kielmann © tu berlin/pr/oanan popa © tu berlin/pr/christian kielmann pp bis tief in die nacht brannte das wissensfeuerwerk auch in diesem jahr wieder zur langen nacht der wissenschaften an der tu berlin. rund 33 000 mal öffneten sich die türen an der universität. das „haus der ideen“, das tu-hauptgebäude, war, wie in den jah- ren zuvor, das meistbesuchte in berlins „klügster nacht des jahres“. die tu berlin konnte mit ihren häusern an mehreren standorten in charlottenburg und im wedding gleichbleibende besucherzahlen aufweisen. die wissenschaft zeigte sich dort mal spielerisch – bei den clowns vom kinderzirkus cabuwazi, die halfen, wissenschaft zu verstehen –, mal ernsthaft wissen vermittelnd. die architekt*innen und stadtplaner*innen erläuterten pläne für die zukunft, und so- gar aufs dach konnten besucher*innen der tu berlin steigen. von dort stieg, von wissbegierigen beobachtet, der funkballon in den strahlend blauen himmel – und sendete die ganze nacht signale. beliebt für die kleine pause zwischendurch: streetfood satt auf dem vorplatz der tu berlin. noch kurz vor mitternacht zog der science slam im audimax rund 1200 besucher*innen an. aufgrund von störungen durch streikende studierende im zusammenhang mit dem tarifstreit (s. seite 2) musste er dann aber, sehr zum leidwesen der zahlenden gäste, ausfallen. www.tu-berlin.de/?196323 #lndw18 #wissenschaft #braincityberlin