Computertechnologie für den Kongo

Ein Workshop am Fachbereich 13 beschäftigte sich mit Informationstechnologie in der Entwicklungshilfe


"Informationssysteme zur Verbesserung der Infrastruktur in Entwicklungsländern" hieß ein Workshop, der kürzlich am Fachbereich 13 Informatik stattfand. Veranstaltet wurde er von Nazir Peroz, dem Betreuer für ausländische Studierende am Fachbereich 13, in Zusammenarbeit mit der Fachgruppe "Informatik und Dritte Welt" der Gesellschaft für Informatik (GI).

Eines der Programme, das auf dem Workshop vorgestellt wurde, versucht, die Beladung von Lastwagen zu optimieren

Grundlegendes zum Thema referierte Günter Cyranek, Sprecher der GI-Fachgruppe "Informatik und Dritte Welt". In seinem Vortrag "Die Bedeutung der Informationstechnologie für Entwicklungsländer" zeigte er, daß Informationstechnologie in vielen Anwendungen und unzähligen Projekten in der "Dritten Welt" eingesetzt wird. Er analysierte Projektfehlschläge und zog daraus Konsequenzen, die für eine erfolgreiche Anwendung von Informationstechnologie gegeben sein müssen. Dazu gehört u.a. die Einbeziehung soziokultureller Werte bei der Technikbewertung.

Streckenplanung für Afrika

Ein Streckenplanungssystem für afrikanische Länder stellte der Informatik-Student Marko Stamatovic vor. Im Rahmen seiner Diplomarbeit hatte er auf einem gewöhnlichen DOS-Rechner einen Systemprototypen erstellt, der Streckenplanungen optimieren und die Beladung von Lastwagen koordinieren soll.

Hintergrund der Entwicklung war der Gedanke, daß gute Verkehrsnetze eine Voraussetzung für einen funktionierenden Innen- und Außenhandel sind. Der vorgestellte Prototyp wurde für die Testphase mit Informationen über das Verkehrsnetz der südlichen Kongo-Region versehen.

Eine weiteres Programm, das auf einem DOS-Rechner erstellt wurde, präsentierte Stefan Preuße. Die Software, die der Informatik-Student für seine Diplomarbeit entwickelt hatte, befaßt sich mit Trinkwasserversorgungssystemen für Entwicklungsländer. Es dient zum Einsatz in Wasserwerken und besteht aus zwei Komponenten. Die eine dient den Wasserwerken zur Überprüfung der Wassermenge, der Qualität und des Energieverbrauchs. Die zweite Komponente dient der Datenübermittlung mittels eines Zentralrechners.

Für Entwicklungsländer ist ein solches System von großer Bedeutung, denn der Zugang zu sauberem Trinkwasser ist für viele Menschen in diesen Ländern nicht selbstverständlich. Mindestens 170 Millionen Menschen in städtischen Gebieten mangelt es an Trinkwasser, und in ländlichen Gebieten verfügen schätzungsweise 855 Millionen Menschen nicht über sauberes Wasser.

In der folgenden Diskussionsrunde regten die Workshop-Teilnehmer schließlich an, die beiden vorgestellten Systeme in Entwicklungsländern einzusetzen und zuvor entsprechende Finanzierungsmittel zu finden. Außerdem sollten mehr Lehrveranstaltungen zu Themenkomplexen dieser Art angeboten werden. Einen konkreten Wunsch richteten die Teilnehmer schließlich an Prof. Erhard Konrad vom Institut für Angewandte Informatik, der den Workshop unterstützte, und Nazir Peroz, den Betreuer für ausländische Studierende am Fachbereich: Sie sollen ein Konzept zur Einrichtung eines Nebenfaches "Informatik und Entwicklungsländer" erarbeiten.

Nazir Peroz , Betreuer für ausländische Studierende am Fachbereich 13 Informatik


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