Die TU, die Hannovermesse und das Polyvinylidenfluorid


Nach dem Auftakt des Messejahres 1996 auf der CeBIT wird die TU Berlin vom 22. bis zum 27. April bereits wieder in Hannover auf dem Messegelände anzutreffen sein, und zwar auf der Hannovermesse '96. Wie auf der CeBIT zeigt sie sich gemeinsam mit den anderen Berliner Hochschulen auf dem Stand des Forschungmarktes Berlin. Von technischer Dokumentation bis zu Demontagefabriken reicht das Ausstellungsspektrum der TU-Vertreter. Drei der insgesamt acht TU-Projekte befassen sich mit Anwendungen von Sensoren aus Polyvinylidenfluorid (PVDF).

Kunststoffolien aus PVDF, die mit Metall beschichtet werden, reagieren auf physischen Druck mit einer Veränderung ihrer elektrischen Ladung. Diesen "piezoelektrischen" Impuls machen sich Wissenschafler zu Nutze und verwenden die PVDF-Folie als Sensor für Druckbelastungen.

Die Breite der Anwendungsmöglichkeiten zeigt sich bei drei Projekten von Professor Wolfgang Nitsche vom Institut für Luft- und Raumfahrt: Um Verbesserungsmöglichkeiten der Aerodynamik zu finden, streifen die Wissenschaftler einem Flugzeugflügel einen sogenannten Laminarflügelhandschuh über, eine Hülle aus Glasfaser mit fertig installierter Meßelektronik. Dieser "Handschuh" wiederum ist mit PVDF beschichtet. Die mit Hilfe der PVDF-Folie gewonnenen Druckmessungen werden direkt ins Cockpit übertragen und dort von einer Auswertungs- und Speichereinheit verarbeitet.

Eine ähnliche Funktion erfüllen PVDF-Sensoren bei der Belastungsmesung von modernen Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecken. Wegen ihrer Elastizität kann man die Sensoren beliebig zwischen Schiene und Schwelle, Schwelle und Schotterbett usw. anbringen. So werden nicht nur die Schienenschwingungen gemessen, sondern es werden auch defekte Räder oder Fehlbeladungen von Hochgeschwindigkeitszügen aufgespürt.

Im Bereich der Medizintechnik messen PVDF-Sensoren die Dehnung eines Blutgefäßes. Durch den Abstand zweier Sensoren an einer Arterie und dem so gemessenen zeitlichen Versatz des Maximaldruckes, errechnet man die Geschwindigkeit der Pulswelle. Mit Hilfe dieser Meßtechnik können erstmals Blutdruck und Pulswellengeschwindigkeit im Inneren des Körpers gemessen werden, ohne daß ein Eingriff vorgenommen werden muß.

Ein weiterer TU-Repräsentant ist der DFG-Sonderforschungsbereich "Demontagefabriken zur Rückgewinnung von Ressourcen in Produkt- und Materialkreisläufen". Außerdem werden auf der Hannovermesse TU-Projekte vorgestellt, die sich mit der Verbesserung carbonfaserverstärkter Kunststoffe für Maschinenwellen beschäftigen und die dynamischen Belastungen von Windkraftanlagen untersuchen. Ein Projekt des Institutes für Medienwissenschaft schließlich untersucht die Brauchbarkeit von Bedienungsanleitungen und bietet Unternehmen praktische Hilfe an.

Tobias Kramer


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