Von Erasmus zu Socrates

Anbruch einer neuen Ära im Studentenaustausch?


Die EU-Bildungsprogramme Erasmus, Lin-
gua, Tempus, Comett etc. sind ursprüng-
lich befristet eingesetzt worden und lie-
fen zum Ende 1994 aus. In den Program-
men Socrates für Schule und Hochschule
und Leonardo für Berufsbildung sind die
bisherigen Programme neu zusammenge-
faßt worden.


Mit der Umstellung der EU-Förderprogramme für den europäischen Austausch ergeben sich auch für das ERASMUS-Programm einige Änderungen

Socrates als Folgeprogramm von Erasmus soll weiterhin die Zusammenarbeit von Hochschuleinrichtungen und den Austausch von Lehrenden und Studierenden innerhalb Europas stärken. Denn es ist erklärter Wille der EU-Kommission, auch in Zukunft Mittel zur Förderung der europäischen Dimension im Studiengang zur Verfügung zu stellen.

Was heißt das nun in bezug auf Erasmus? Nun, Erasmus ist eben kein Vorsokratiker und wird somit auch unter Socrates weiterbestehen. Oder anders ausgedrückt, die bisherigen Erasmusaktivitäten (Studentenmobilität, Dozentenmobilität, Intensivprogramme etc.) werden weitergefördert. Änderungen wird es jedoch in der Förderstruktur geben. In Zukunft sollen die Hochschulen für ihre gesammelten Austauschaktivitäten nur noch einen Antrag stellen und mit der Kommission nur noch einen Vertrag schließen. Das bedeutet auch, daß die Universität als Ganze stärker für ihre transnationalen europäischen Aktivitäten zur Verantwortung gezogen werden soll.

"GRASS-ROOT"-CHARAKTER

Der Erfolg des Erasmusprogramms ist bisher auf das Engagement einzelner Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen zurückzuführen. Dieser "grass-root"-Charakter von Kooperationen in den Fachbereichen sorgte für eine Fülle von Hochschulnetzen innerhalb Europas. Allein an der TU Berlin stieg die Zahl der Hochschulkooperationsprogramme (HKP) von 25 (1992) auf 50 (1995), wobei an jedem HKP mindestens drei Universitäten beteiligt sind.

Der Hochschulvertrag, der nun eingeführt werden soll, verlagert die Zuständigkeiten in die Hochschulleitungen und nimmt diese stärker in die Pflicht. Die EU-Kommission verspricht sich von der neuen Struktur eine ausgewogenere Beteiligung aller Einheiten und Fachrichtungen, eine Verbesserung der Anerkennung vom im Ausland erbrachten Studienleistungen (flächendeckende Einführung von ECTS, dem European Credit Transfer System) und eine Optimierung der Beratung und Vorbereitung der Programmteilnehmer.

Um das zu erreichen, wird von der Hochschulleitung die Formulierung einer europäischen Bildungsstrategie gefordert. Dabei kann es nicht darum gehen, Erasmus in ein Rektorenprogramm zu verwandeln, denn ohne den Einsatz und das Know-How der Fachvertreter können Austauschprogramme nicht funktionieren. Vielmehr müssen in diesem Zusammenhang eine Reihe von organisatorischen Maßnahmen und Anreizmechanismen geschaffen werden, um Europaaktivitäten lohnenswert zu machen.

Als erster Schritt in diese Richtung ist von der Leitung der TU Berlin eine "Task Force Europa" eingerichtet worden, deren Mitglieder sich aus den Fachreferenten zusammensetzen, die mit Europa-Angelegenheiten befaßt sind (Sokrates, Leonardo, Jean Monnet, Alpha, 4. Rahmenprogramm, Partnerschaften).

EUROPA-PROFIL STÄRKEN

Diese Projektgruppe dient erstens als zentraler Ort, an dem konzeptionell zu Fragen der Stärkung des Europa-Profils der TU Berlin gearbeitet wird und an dem Empfehlungen für Grundsatzentscheidungen der Universität(sleitung) entwickelt werden. Zweitens sollen bisher zu beobachtende Informationsdefizite und Koordinierungsmängel behoben und eine konzertierte Zusammenarbeit der mit Europaaktivitäten befaßten Serviceeinrichtungen erreicht werden.

Dr. Carola Beckmeier, Erasmus-Koordinatorin der TU Berlin


[TU Berlin] [Pressestelle] [TU intern] [Januar '96]