Experimente mit Eigeninitiative

25 Jahre Projektlabor am Fachbereich Physik

In diesem Jahr besteht das Projektlabor (PL) am Fachbereich Physik 25 Jahre. Anlaß für den Leiter des Projektlabors, Prof. Dr. Peter Heide vom Institut für Strahlungs- und Kernphysik, die Geschichte und die Besonderheiten dieser Lehrveranstaltung zu beschreiben und auf die Tage vom 21. bis 26. November hinzuweisen: Dann präsentiert sich das PL nämlich der universitären und außeruniversitären Öffentlichkeit.

Als im Juli 1971 der Fachbereichsrat Physik mit knapper Mehrheit die Ausbildungsziele des "Projektgruppenlabors" beschloß, kam eine dreijährige Erprobungsphase zu einem positiven Abschluß. Im Zuge einer kritischen Auseinandersetzung mit dem in den späten sechziger Jahren vorherrschenden Lehrbetrieb hatten Studierende der damaligen Fachschaft Physik nach einer Alternative zu der tradierten Form der Durchführung des physikalischen Praktikums gesucht. Auf ihre Initiative hin stellte die Stiftung Volkswagenwerk zum Wintersemester 1968/69 für drei Jahre Tutorenmittel zur Verfügung, dank derer interessierte Studierende die Gelegenheit erhielten, zu beweisen, daß es erstrebenswert und möglich ist, vom ersten Semester an in kleinen Gruppen die theoretischen und experimentellen Grundlagen der Physik selbständig zu erarbeiten und gleichzeitig die erkenntnistheoretischen und gesellschaftlichen Implikationen physikalischer Arbeit zu reflektieren.

Projektlabor: Seit 25 Jahren können hier TU-Studierende in kleinen Gruppen Versuche durchführen
Seit nunmehr 25 Jahren ist das "Physikalische Grundpraktikum I-III/Projektlabor" fest im Kanon der Pflichtlehrveranstaltungen des Grundstudiums verankert. Angeboten wird es vom Fachbereich Physik alternativ zum "Physikalischen Grundpraktikum I-III/Anfängerpraktikum". Die Studierenden - sowohl Studierende der Physik als auch Lehramtsstudierende mit Physik als einem Fach - können zwischen den beiden Veranstaltungsformen wählen.

Getreu den Vorstellungen seiner geistigen Urheber bietet das Projektlabor keine fertig aufgebauten, nach Anleitung durchzuführenden Versuche an. Vielmehr erarbeiten sich die Studierenden bei weitgehend freier Themenwahl Planung, Aufbau, Durchführung und Auswertung ihrer Versuche selbständig; dies geschieht in Gruppen bis zu sieben Mitgliedern gemeinsam mit einem Tutor oder einer Tutorin. Dazu stehen jeder Gruppe pro Semesterwoche acht Stunden zur Verfügung: vier Stunden Tutorium für die Besprechung der theoretischen Grundlagen und der Protokolle sowie für Vor- und Nachbereitung und vier Stunden Experimentierzeit - in der Regel mit "open end".

Wesentliche Lernziele des Projektlabors sind neben der intensiven Vermittlung theoretischer Kenntnisse und moderner experimenteller Techniken das Entwickeln von Eigeninitiative, die Befähigung zu selbständigem Arbeiten und das gemeinsame Angehen und Lösen von Problemen in einem kleinen Team. Darüber hinaus können sich die Studierenden fakultativ mit der Stellung des Naturwissenschaftlers in der Gesellschaft, mit Fragen der Wissenschafts- und Bildungspolitik, der Berufssituation, mit der Geschichte der Naturwissenschaften und wissenschaftstheoretischen Problemstellungen beschäftigen.

Das Projektlabor nimmt das Jubiläum zum Anlaß, sich Interessierten vom 21. bis 26. November 1996 mit Experimenten, Schautafeln und Reminiszenzen zu präsentieren. Zum Jubiläum wünscht sich das Projektlabor , daß es die ihm zur Verfügung gestellten Mittel auch in einer durch Sparzwänge gekennzeichneten Zukunft erlauben mögen, möglichst viele der interessierten Studierenden aufnehmen zu können.

Peter Heide
Professor am Institut für Strahlungs- und Kernphysik,
Projektlabor-Leiter


Tage der offenen Tür

Zu seinem Jubiläum präsentiert sich das Projektlabor mit Vorträgen, Experimenten und Reminiszenzen aus der Projektlaborgeschichte. Am Donnerstag, den 21. 11., spricht im Rahmen des Berliner Physikalischen Kolloquiums Dr.-Ing. Inga Tschiersch von der RWTH Aachen über "Die Bedeutung der Projektarbeit für die Qualität der Lehre" (TU-Raum P 164). Um 19 Uhr wird am selben Tag im Projektlabor eine Ausstellung eröffnet (Physik-Neubau, Hardenbergstr. 36, Räume PN 231-244). Am Freitag, 22. 11., werden dort von 10 bis 18 Uhr Versuche vorgeführt. Am Montag und Dienstag, 25. und 26. 11., finden in den Projektlaborräumen schließlich Tage der offenen Tür statt. Eingeladen sind Schüler und Schülerinnen der Physikkurse aus Berliner Gymnasien mit ihren Fachlehrern. Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Peter Heide, Tel. 314-2 50 57.
Die Projektlabor-Seite im World Wide Web findet sich unter der Adresse http://pl.physik.tu-berlin.de/


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