MEDIEN

Sommersemester online

Das Virtual College geht in die dritte Runde

Vor einem Jahr öffnete das "Virtual College Berlin und Brandenburg" im Internet seine Tore. Seminare im World Wide Web und Vorlesungen per Videokonferenz bietet das Telelearning-Großprojekt seitdem an. Insbesondere im ersten Semester gab es allerdings harsche Kritik an technischen und organisatorischen Problemen. Ein Mißverständnis: Denn die Veranstalter hatten gar nicht das Ziel, innerhalb eines Semesters eine voll funktionsfähige Virtuelle Universität auf die Beine zu stellen. Das Virtual College soll vielmehr ein Forschungs- und Erfahrungsprojekt sein, mit dessen Hilfe man zukünftige Lernformen erproben kann. In diesem Sommersemester geht das Virtual College in seine dritte Runde.

Auch in diesem dritten Semester haben die Berlin-Brandenburgischen Hochschulen und das Institut für Medienintegration, Frankfurt/Oder als Veranstalter wieder einiges vor. Noch liegt das genaue Programm für das Sommersemester nicht vor und wird erst ab Mitte April im World Wide Web unter http://virtualc.prz.tu-berlin.de/ einzusehen sein.

Auf jeden Fall wird es wieder Seminare geben, deren Skripte und andere Unterlagen im World Wide Web abgelegt werden. Damit können die Berliner TU-Studierenden zum Beispiel Veranstaltungen an der Universität Frankfurt/Oder nachvollziehen, indem sie regelmäßig die entsprechenden WWW-Seiten besuchen.

Dabei sind nicht nur die zukünftigen Informatiker und Informatikerinnen angesprochen. Angehende Wirtschaftswissenschaftler konnten sich online mit "Investititonsgütermarketing" oder "Informationsmanagement und Unternehmensführung" beschäftigen. Andere Angebote gelten Architekten, Germanisten oder Sprachwissenschaftlern.

Zweiter Schwerpunkt neben dem World Wide Web ist MBONE. Dieser "Multicast Backbone" ist ein Internet-Dienst, der speziell für die Übertragung von Videobildern entwickelt wurde. Mit seiner Hilfe können die Virtual-College-Anbieter ganze Vorlesungen von Hörsaal zu Hörsaal übertragen. Wie etwa im letzten Semester, als sie eine Vorlesung über maschinelle Spracherkennung von der TU Cottbus aus in die anderen Hochschulen ausstrahlten.

Daß es nicht immer ohne Pannen abgehen wird, macht den Veranstaltern kein Kopfzerbrechen. "Ein Teil des Virtual College ist immer noch ein technischer Testbetrieb", erläutert Michael Wolff vom Forschungsschwerpunkt TUBKOM an der TU Berlin. Wolff, der die technischen Arbeiten für das Virtual College koordiniert, betont "Nach dem Prinzip ,Plug and Play' - Einstecken und Loslegen - geht es bei uns nicht immer. Denn ein großer Teil des Virtual College ist ja auch Forschung."

Eine neue Idee in diesem Sommersemester ist eine "virtuelle Sprechstunde" mit dem Internet-Dienst CU-SeeMe. Das Programm, das an der Cornell University (CU) entwickelt wurde, ist ähnlich dem MBONE-Dienst, für Videoübertragungen einsetzbar. Seminarteilnehmer können so mit den Dozenten anderer Hochschulen ein Gespräch führen. In diesem Semester soll dafür an jeder der beteiligten Hochschulen ein Arbeitsplatz mit Rechner, Kamera, Mikrofon und Lautsprechern eingerichtet werden. "Leider gibt es bisher weder an der TU Berlin noch an den anderen sieben beteiligten Hochschulen einen öffentlich zugänglichen Multimedia-Arbeitsplatz", bedauert Organisator Wolff.

Gute Nachrichten in puncto Arbeitsplätze gibt es vom "Multimediahaus Grunewaldstraße", das in der Hauptstraße 8 (Nähe Kleistpark) liegt. Dort stehen Studierenden rund zehn geeignete Rechner zum Besuch des Virtual College zur Verfügung. Hier finden auch Workshops und Vortragsveranstaltungen des Virtual College statt.

Teilnehmen am Virtual College kann wie bisher jeder Student und jede Studentin. Die WWW-Angebote können sie problemlos über die College-Homepage (http://virtualc.prz.tu-berlin.de/) erreichen. Dort ist auch vermerkt, wer jeweils Ansprechpartner für die Videoübertragungen ist. Bei Interesse können sich Studierende an diese Kontaktpersonen wenden und sich zu den MBONE-Sitzungen anmelden. Hochschulmitarbeiter und Dozenten, die aktiv als Anbieter beim Virtual College mitmachen möchten, können dies beim Forschungsschwerpunkt TUBKOM an der TU Berlin. Dort steht Michael Wolff als Ansprechpartner zur Verfügung (Tel. 314-2 67 61/63, E-Mail: wolff@tubkom.prz.tu-berlin.de).

René Schönfeldt


© 4/'97 TU-Pressestelle [ ]