TU intern - Dezember 1997 - Menschen

Schneller Abschalten

Ein Jahr geht schnell vorbei. Das denkt vielleicht auch Dr. Pavel Rodin aus St. Petersburg. Der Physiker vom Ioffe Physicotechnical Institute der Russischen Akademie der Wissenschaften ist seit über einem Jahr aufgrund eines Alexander-von-Humboldt-Stipendiums Gast der Arbeitsgruppe von Professor Eckehard Schöll am Institut für Theoretische Physik. Dort führt der 33jährige Wissenschaftler theoretische Untersuchungen zur selbstorganisierten Strukturbildung in Halbleitern durch.

Gast aus Rußland:
Pavel Rodin

Rodin, der von 1981 bis 1987 in St. Petersburg Physik studierte und 1992 promovierte, interessiert sich besonders für sogenannte "Stromfilamente". Das ist ein Phänomen, das in Halbleitern auftreten kann, wenn man eine elektrische Spannung anlegt und die dazu führt, daß sich die Elektronen wie in einem Faden durch das Material bewegen. Während die meisten Studien zur Bildung von Filamenten bisher von idealisierten Halbleiterstrukturen ausgingen, versucht der russische Wissenschaftler auch Unregelmäßigkeiten im Material zu berücksichtigen, denn gerade sie haben einen großen Einfluß auf die Filamente. Außerdem untersucht er, wie sich die selbstorganisierte Strukturbildung gezielt steuern und beeinflussen läßt.
Konkret befaßt sich Rodin mit Thyristoren. Diese Halbleiterbauelemente werden in der Leistungselektronik verwendet, um große Ströme - etwa in Umspannwerken - aus- und einzuschalten. Die Abschaltgeschwindigkeit der Thyristoren ist heutzutage jedoch häufig zu niedrig, was insbesondere beim Abschalten im Falle eines Kurzschlusses gefährlich ist. Der Grund, daß der Strom nicht sofort gelöscht wird, sind die Filamente. Pavel Rodin arbeitet deshalb daran, sie so zu beeinflussen, daß die Abschaltgeschwindigkeit der Thyristoren erhöht wird.

Die Forschungen, die Rodin in der Arbeitsgruppe von Eckehard Schöll durchgeführt hat, konnte der Humboldtstipendiat bereits während seines Forschungsaufenthaltes mehrfach auf Tagungen und Konferenzen präsentieren. Vor kurzem wurde sein Alexander-von-Humboldt-Stipendium um ein halbes Jahr verlängert, so daß er noch etwas länger an der TU Berlin forschen kann.

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