TU intern - Dezember 1997 - Arbeitsplatz Uni

Sonderurlaub statt Weihnachtsgeld?

Was TU-Beschäftigte davon halten, Urlaub gegen Geld zu tauschen

Freizeit für weniger Geld - das ist die Frage, die sich die meisten Beschäftigten im öffentlichen Dienst Berlins in diesem Jahr stellen durften. Ein Beschluß des Abgeordnetenhaus vom September machte einen Sonderurlaub ganz besonderer Art möglich: Interessierte konnten zwischen ein und vier Wochen Freizeit beantragen - vorausgesetzt dienstliche Belange standen der Freizeit nicht entgegen. Dafür wird der Sonderurlaub im Dezember mit den Bezügen verrechnet; das heißt vereinfacht: je nach Urlaubsdauer wird das Weihnachtsgeld gekürzt. Da für diesen Sonderurlaub niemand zusätzlich eingestellt wird, erhofft sich das Landesparlament Einsparungen in Millionenhöhe. An der Technischen Universität Berlin stellt sich die Frage nach Freizeit oder Weihnachtsgeld in diesem Jahr noch nicht. Im nächsten Jahr können vielleicht auch TU-Beschäftigte einen entsprechenden Antrag stellen. TU intern fragte einige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, was sie von dem Vorschlag halten.

Achim Norek,
Zentrale Werkstätten
Nein, die Idee finde ich persönlich nicht besonders gut. Die Tarife der unteren Lohngruppen im öffentlichen Dienst sind so niedrig, daß eigentlich jeder auf das Geld angewiesen ist. Jemand, der mit dem Geld, was er hier verdient, eine Familie zu ernähren hat, der kann sich so etwas gar nicht erlauben. Ich glaube, das kommt nur da zum Tragen, wo man genügend verdient.
Dagmar Bustorff,
Wirtschafts-
wissenschaftliche
Dokumentation am
Fachbereich 14
Wir haben auf unserer Arbeit schon darüber diskutiert. Wenn die Abrechnung am Jahresende keine steuerlichen Nachteile bringt, dann wären viele dafür. Das würde ich mir vorher aber noch genau durchrechnen. Unter der Voraussetzung, daß es keine Nachteile gibt, würde ich das Angebot in Anspruch nehmen und vier Wochen beantragen.
Elke Röth,
Personalrat
Für die, die es sich leisten können, auf das Weihnachtsgeld zu verzichten, kann das Angebot sinnvoll sein. Für Beschäftigte der unteren Vergütungs-, Lohn- und Besoldungsgruppen kommt es aber eher nicht in Frage. Als Personalrätin habe ich außerdem weitere Kritikpunkte. Stichwort Arbeitsverdichtung: Wenn Beschäftigte Sonderurlaub nehmen, müssen die anderen entsprechend mehr arbeiten. Außerdem ist nicht geklärt, ob und wie die Krankenkassen Krankengeld zahlen, wenn man im Sonderurlaub langfristig erkrankt. Bei der beabsichtigten Regelung an der TU Berlin ist es außerdem nicht einzusehen, warum einige Gruppen davon augenommen werden: studentische Beschäftigte, Lehrkräfte am Studienkolleg sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, deren Dienst- oder Vertragsverhältnis nicht über den 1. Dezember '98 hinaus besteht.
Janko Jochimsen,
Rechtsreferat
Das Angebot würde ich höchstwahrscheinlich annehmen. Vier Wochen würden es wohl nicht werden, eher zwei, bis drei. Aber grundsätzlich finde ich die Idee gut. Klar ist natürlich, daß man die Arbeit nicht einfach liegenlassen darf und die Kollegen sich damit beschäftigen müssen. Das muß natürlich so koordiniert sein, daß man den Sonderurlaub nur dann nimmt, wenn nicht so viel Arbeit anfällt.
Cemal Sarpkaya,
Poststelle
Ich würde den Vorschlag nicht annehmen. Bei uns in der Poststelle geht es gar nicht, weil wir zu wenig Leute sind. Und selbst wenn es personell ginge, würde ich es aus finanziellen Gründen nicht machen. Nein, ich würde nicht auf das Weihnachtsgeld verzichten. Eher würde ich es andersherum machen: weniger Urlaub und mehr Geld.
Heidrun Wagner,
Personalwirtschaftsstelle
Ich könnte mir das ganz gut vorstellen, mal eine oder zwei Wochen extra freizunehmen für eine Sache, für die ich meinen regulären Urlaub nicht in Anspruch nehmen möchte. Ich sehe allerdings das Problem, daß diese Regelung eigentlich nur für Leute ist, die es sich leisten können. Wenn jemand ein VIb-Gehalt hat, kann ich mir vorstellen, daß er es sich aus finanziellen Gründen zweimal überlegt, auch wenn er gerne möchte. Im Grunde wird damit eine Zwei-Klassen-Gesellschaft forciert.
Walburg Schmitt,
Betriebskrankenschwester
Da ich zwei Kinder habe, die studieren, und auf das Geld angewiesen bin, kommt das für mich nicht in Frage. In meinem Bekanntenkreis gibt es aber einige Freundinnen, die das ganz prima finden. Das sind Singles oder kinderlose Paare. Die erwägen ernsthaft, das Angebot im nächsten Jahr auch anzunehmen. Ich könnte mir das aber nicht leisten.


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