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Uni ohne E-Mail-Verzeichnis

Was für Berlin das Telefonbuch ist, könnte für die TU ein universitätsweites E-Mail-Verzeichnis sein

Wer sucht, der findet. So sagt man. Aber wer an der TU Berlin nach E-Mail-Adressen recherchiert, weiß meist gar nicht, wo er mit der Suche anfangen soll. Es gibt halt kein zentrales E-Mail-Verzeichnis, in dem alle Studierenden, Mitarbeiter und Professoren mitsamt ihrem elektronischen Briefkasten aufgelistet sind. Warum eigentlich nicht?

Der Bedarf ist durchaus vorhanden: In der Pressestelle etwa gehen immer wieder Anfragen nach E-Mail-Adressen diverser TU-Angehöriger ein. Da sucht ein Professor aus Finnland nach einem Kollegen. Oder ein Absolvent aus Südostasien möchte einen ehemaligen Kommilitonen kontaktieren.

Systematisch suchen kann man in der Broschüre "TU Berlin - Struktur der Fachbereiche". Sie wird von der TU-Pressestelle herausgegeben und enthält seit der jüngsten Auflage - soweit vorhanden - E-Mail- und WWW-Adressen der Fachbereiche und Institute. Manchmal hilft auch das Universitätsverzeichnis, das wegen seines farbigen Pappumschlags meist als das "Grüne Buch" bekannt ist. In der Ausgabe 1996 sind einige Fachgebiete mit elektronischen Adressen vermerkt. Allerdings sind sie nicht systematisch erfaßt, und Studierende kommen darin generell nicht vor.

Lediglich an einigen Fachbereichen gibt es dezentral geführte Listen. Mathematik-Studenten können sich unter
http://thales.math.tu-berlin.de/~fbrstud/studenten_liste.html in einem Mail-Verzeichnis selbst eintragen. Auf der WWW-Homepage des Fachbereichs Bauingenieurwesen und Angewandte Geowissenschaften kann man per Eingabefenster nach E-Mail-Adressen suchen. Und am Fachbereich Informatik gibt es unter http://wwwwbs.cs.tu-berlin.de/user/ Verweise auf über 700 persönliche WWW-Seiten. Eher verlassen sieht dagegen eine entsprechende Seite für den Fachbereich Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie aus, auf der gerade mal drei Adressen zu finden sind.

Abgesehen davon, daß ein Durchforsten aller Listen aufwendig ist, decken sie nur einen kleinen Teil aller E-Mail-Adressen ab. Ein zentrales E-Mail-Verzeichnis ist dringend nötig. Das findet auch Uwe Müller, Referatsleiter für EDV in der Zentralen Universitätsverwaltung. Dort konzentriert man sich allerdings darauf, das Grüne Buch ins WWW zu bringen und es dann online aktuell zu halten. Das könnne man laut Müller dann um weitere E-Mail-Angaben erweitern. Aber die Studierenden sind deshalb immer noch nicht drin. Und wer das alles bearbeiten soll, so Müller, sei auch nicht klar.

"Das Hauptproblem ist, daß es keine Stelle gibt, die zentral dafür zuständig ist", klagt Dieter Kasielke von der Zentraleinrichtung Rechenzentrum. Auf dem Mail-Rechner der ZRZ (mailszrz. zrz.tu-berlin.de) haben derzeit rund 15000 Studierende und TU-Mitarbeiter ihren elektronischen Briefkasten. Technisch wäre es möglich, so Kasielke, diese Adressen auf einem einfachen Verzeichnis, beispielsweise als WWW-Seiten, öffentlich zu machen. Aber auch damit wären noch nicht alle TU-Adressen zusammen: Die Fachbereiche Mathematik, Physik und Informatik haben eigene Mail-Rechner und damit eigene Adressen, ebenso einige Institute und Fachgebiete.

Eine mögliche Lösung ist der Verzeichnisdienst X.500. Darunter kann man sich eine Art Datenbank vorstellen, in der man Namen und E-Mail-Adressen, aber auch Titel, Tätigkeiten und Kurztexte ablegen kann. Eine große weltweite Datenbank allerdings, deren Datensätze an verschiedenen Internet-Rechnern gesammelt werden. Zum Beispiel auf einem ZRZ-Rechner, der nur für TU-Angehörige und deren Angaben zuständig wäre. "Ein E-Mail-Verzeichnis auf der Grundlage von X.500 ist derzeit bei uns in Planung", erläutert Frank Elsner, der an der ZRZ unter anderem den Mail-Rechner betreut. Weil aber niemand richtig Zeit dafür habe und das Projekt bisher nicht als Priorität gilt, kommt der ZRZ-Mitarbeiter nur neben seiner Tagesarbeit dazu. Ein Probebetrieb könnte im Sommer beginnen. Gegen Ende des Jahres könnte dann ein - zunächst leeres - X.500-Verzeichnis bereitstehen.

Bis dahin ist außerdem zu klären, wie die Datenbank mit Namen und E-Mail-Adressen gefüllt wird: von den Nutzern selber oder zentral über die Verzeichnisse der einzelnen Mail-Server? Und wer betreut dann das TU-Verzeichnis: die Personalstelle oder das ZRZ? Ein geringeres Problem als die Personalfrage ist glücklicherweise der Datenschutz. TU-Datenschützerin Birgit Taeger hat mit den Listen "kein Problem", vorausgesetzt, die Studierenden tragen sich selber ein oder geben ihr Einverständnis.

René Schönfeldt


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