UMWELT

Augen auf und mitdenken: Gegen Energieverschwendung

TU Berlin führt als erste deutsche Hochschule ein System dezentraler Umweltbeauftragter ein

Um den Umweltschutz an der TU Berlin zu stärken, hat sich die Technische Universität jetzt mehr als 200 nebenamtlich tätige "dezentrale Umweltbeauftragte" zugelegt. Sie sollen dafür Sorgen, daß die TU-Ausgaben für Energie - jährlich 20 Millionen DM - geringer werden. Neue Stellen gab es für diese Maßnahme natürlich nicht. Übernommen wurde die neue Tätigkeit in der Regel von den dezentralen Sicherheitsbeauftragten.

Axel Grimm, Mitarbeiter am Institut für Maschinenkonstruktion, ist einer der rund 200 dezentralen Umweltbeauftragten. Sie sollen aufspüren, wo an der TU Berlin Energie verschwendet wird

Die rund 220 dezentralen Umweltbeauftragten - kurz DUB genannt - sind in Instituten, Fachgebieten und in der Zentralen Universitätsverwaltung anzutreffen. In Bereichen mit hohem Energieverbrauch wie Physik und Chemie sind sie jeweils für ein Fachgebiet zuständig. In den Geisteswissenschaften oder der Informatik kümmert sich ein DUB um ein ganzes Institut.

KOPIERER UND BELEUCHTUNG

Ihre Aufgabe ist es vor allem Augen und Ohren offenzuhalten und zu entdecken, wo TU-Mitarbeiter/innen Energie einsparen können. "Das kann zum Beispiel ein Kopierer sein, für den sich keiner richtig zuständig fühlt, und den am Ende des Abends keiner abstellt, oder eine Beleuchtung, die die ganze Nacht lang angeschaltet ist", erläutert TU-Umweltschutzingenieur Thomas Albrecht. In solchen Fällen sollen die DUBs die Mitarbeiter oder Chefs ansprechen, um die Verschwendung einzustellen.

Ist das nicht eine Selbstverständlichkeit, die man mit gesundem Menschenverstand und Verantwortungsgefühl ohne DUB regeln könnte? Umweltschutzingenieur Albrecht sieht das nicht so einfach. Kollegen und Vorgesetzte auf solche Mängel anzusprechen und zu kritisieren, sei nicht immer leicht. Da helfe es jetzt, daß die Beauftragten offiziell legitimiert sind, die Leute anzusprechen. Außerdem seien die Verschwendungen nicht immer offensichtlich. Zum Beispiel sei es nicht leicht zu erkennnen, daß die Lüftung in manchen Hörsälen zwischen zwei Veranstaltungen ausgeschaltet werden kann.

SCHULUNG DURCH KURSE

Zur Vorbereitung für seine dezentralen Umweltschutzbeauftragten hat der Umweltschutzingenieur einen achtstündigen Grundkurs und einen vierstündigen Fachkurs zusammengestellt. Auf dem Lehrplan stehen Einsparpotentiale, rechtliche Grundlagen und Kommunikationstechnik. In den Fachkursen geht es später um konkrete Einsparmöglichkeiten in den einzelnen Tätigkeitsfeldern und um den Austausch mit DUBs, die in ähnlichen Bereichen arbeiten. Später wird Thomas Albrecht die Mitglieder der insgesamt fünf Fachgruppen einmal im Jahr zu einem Erfahrungsaustauch einladen.

Weiterhin empfiehlt er den DUBs, die TU-Weiterbildungskurse in Anspruch zu nehmen. Sie bieten Trainings für Kommunikations- und Konfliktsituationen an, die für die Arbeit der Umweltbeauftragten sehr hilfreich seien. "Außerdem", so Albrecht, "muß man sehr viel Engagement und Kreativität für diese Arbeit mitbringen, denn es existieren kaum Vorschriften."

Das Konzept der dezentralen Umweltbeauftragten, das vor einigen Jahren an der TU Berlin entstand und jetzt verwirklich wurde, ist in Deutschland bisher einmalig. "Nach meiner Kenntnis gibt es kein ähnliches System an deutschen Hochschulen", sagt Umweltschutzingenieur Albrecht. Andere Hochschulen würden diesen Bereich lediglich zentral regeln.

rs


© 7-9/'97 TU-Pressestelle [ ]