TU intern - Dezember 1998 - Vermischtes

Auf dem Holzweg …

Stiftung fördert den Holzbau an der TU - Fachbereich denkt über Schließung nach

In den letzten Jahren wurde das Bauen mit Holz intensiv gefördert
Über eine Förderung der besonderen Art kann sich die Fachrichtung Holzbau bei den Bauingenieuren der TU Berlin freuen. Joachim Krüger, ein Absolvent des Studiengangs Bauingenieurwesen, äußerte im Jahr 1991 den Wunsch, den Holzbau an der TU zu unterstützen. Ein Jahr später wurde die ”Berliner Stiftung zur Förderung des Holzbaus" eingerichtet, um, so heißt es in der Präambel, ”… der Universität etwas zurückzugeben, was sie vor 40 Jahren gegeben hat."

Zu dieser Zeit hatte Joachim Krüger ein Studium des Bauingenieurwesens an der TU Berlin absolviert. Dieser Zeit folgte eine erfolgreiche Karriere mit eigenem Ingenieurbüro und Tätigkeiten als Prüfingenieur für Stahlbetonbau und Holzbau. Die von ihm und der mittlerweile verstorbenen Gerda Wilde ins Leben gerufene Stiftung soll Lehre und Forschung auf dem Gebiet des Holzbaus an der TU fördern und Studenten, Diplomanden und Doktoranden mit sehr guten Noten ebenso finanziell unterstützen, wie wissenschaftliche Arbeiten, die den Baustoff Holz zum Thema haben. Mittel der Stiftung sollen auch eingesetzt werden, um Arbeiten anzuregen, die den ökonomischen und ökologischen Bestand der Wälder und damit die volkswirtschaftliche Bedeutung des Holzes behandeln.

So konnten in den vergangenen sechs Jahren mit Hilfe der Stiftungsgelder verschiedene Anschaffungen getätigt werden, welche aus den Sachmitteln, die die TU dem Fachgebiet zur Verfügung stellt, nicht möglich gewesen wären. Darunter fallen z. B. ein Overheadprojektor mit Datendisplay, ein Holzfeuchtemessgerät sowie ein Rechner mit Monitor für FEM- und CAD-Anwendungen. Ferner wurden Forschungsberichte und Diplomarbeiten ausgezeichnet bzw. dafür benötigte Geräte gekauft.

In Zukunft will Joachim Krüger den Holzbau an der TU Berlin sogar in noch größerem Umfang fördern. In einer letztwilligen Verfügung hat er die ”Berliner Stiftung zur Förderung des Holzbaus" zu seinem Erben eingesetzt. Die dann aus der Stiftung zu erwartenden finanziellen Mittel werden ein Vielfaches der jetzigen Fördermittel betragen. Sie werden dem Holzbau jedoch nur zur Verfügung stehen, wenn er in angemessener Form in einem Fachgebiet an der TU Berlin vertreten ist. Ist die Erfüllung des Stiftungszwecks unmöglich geworden, soll das Stiftungsvermögen dem Land Berlin zur Erhaltung seiner Wälder zufallen.

Leider gibt es im Rahmen der strukturellen Veränderungen der Fachbereiche Bestrebungen, daß die Lehre und Forschung auf dem Gebiet des Holzbaus in Zukunft nicht mehr in der jetzigen Form an der TU Berlin vertreten sein soll. Das, obwohl gerade in den letzten Jahren das Bauen mit Holz und Holzwerkstoffen intensiv gefördert wurde. Beispiele dafür sind viele, auch mehrgeschossige Wohnhäuser, weitgespannte Hallen und architektonisch ansprechende Fußgängerbrücken. Holz ist ein biologischer, vielfältig nutzbarer Roh-, Bau- und Werkstoff der Zukunft, es ist nachhaltig verfügbar und umweltgerecht. In Zeiten zunehmender Besinnung auf bedürfnisorientiertes, menschenwürdiges Bauen, der Energieknappheit und wachsender Umweltbelastung sollte die Notwendigkeit der Erhaltung des Holzbaus an der TU Berlin eigentlich nicht diskutiert werden müssen.

Claus Scheer


© 12/'98 TU-Pressestelle