TU intern - Februar 1998 - Menschen

Ulrike Gagel


Fernsehen auf der Arbeit

Ulrike Gagels Arbeitsplatz unterscheidet sich nicht besonders von vielen anderen Büros: Schreibtisch, Computer, Telefon, Notizzettel. Ein Einrichtungsgegenstand fällt aber auf: der Fernseher, der den ganzen Tag läuft und auf dem meistens die Musiksender Viva und MTV zu sehen sind. Die Diplom-Volkswirtin stören die bunten Bilder nicht. Für sie gehört das TV-Gerät zur täglichen Arbeit; um zu sehen, welche Werbung auf welchem Sendeplatz läuft und um sich Videobänder von neuen Werbespots anzuschauen. Ulrike Gagel arbeitet nämlich in der Münchener Media-Agentur Concept Media Plus, einem Tochterunternehmen der rund 260 Personen starken Werbeagentur ServicePlan.

In ihrem Büro gegenüber vom Englischen Garten gehört die TU-Absolventin zur TV-Abteilung von Concept Media Plus. Von hier aus berät sie Unternehmen, die ihre Spots im Fernsehen schalten wollen. Die Kundschaft ist so bunt wie die Fernsehprogramme: ”Autos, Mineralwasser, Unterwäsche ... wir haben alle möglichen Kunden“, sagt Ulrike Gagels. Ihr Job ist es herauszufinden, wo und wann man deren Werbefilme im Rahmen eines vorgegebenen Budgets am besten senden sollte, und dann die optimalen Werbezeiten zu buchen. Daher kennt sie die Programme in allen TV-Stationen, sondern auch die Ansprechpartner in den jeweiligen Werbeabteilungen.

”Ein Knochenjob ist es schon“, gibt Ulrike Gagel zu. Die Wochenarbeitszeit liegt bei 45 Stunden aufwärts, schätzt die 28jährige. Sie mag ihre Arbeit, denn sie ist ”schnellebig, bietet viel action und ist unheimlich interessant“. Werbung hat sie schon früh fasziniert, erinnert sie sich: ”Seitdem ich 15, 16 Jahre alt bin, wollte ich in die Werbung.“

Der Weg vom Abitur über Studium in den Beruf erscheint dann auch sehr zielstrebig. Von 1989 bis ‘96 studiert sie an der TU Berlin, zuerst Betriebswirtschaftslehre, dann der Wechsel zur Volkswirtschaftslehre. Zwischendurch ist sie immer wieder in den USA, wo sie insgesamt zweieinhalb ihrer sieben Studienjahre an der University of California Irvine in Los Angeles und an der University of Washington in Seattle verbringt.

Für den Traumjob in der Werbung absolvierte sie während der Semesterferien außerdem Praktika im Marketing, in der Öffentlichkeitsarbeit und in der Werbung. ”Die Chancen einen Job zu bekommen, werden dadurch deutlich besser“, betont sie. Wichtig sei auch die Teilnahme an Absolventenmessen und ähnlichen Veranstaltungen, um Ansprechpartner in den Unternehmen zu finden.

In ihrem Fall war besonders der Berliner Werbekongreß 1996 wichtig: An dieser von Studenten für Studenten organisierten Veranstaltung nahm Ulrike Gagel mit einem Team der Berliner Agentur NewSign teil - und gewann den Juniorenwerbepreis. Am Rande des Kongresses lernte sie außerdem zwei Werbeprofis kennen, die sich als Mitarbeiter ihres jetzigen Arbeitgebers entpuppten. Durch diesen Kontakt bewarb sie sich schließlich auf ein Trainee-Programm, das sie im Mai letzten Jahres in München begann.

Nachdem sie das Programm vorzeitig abschließen konnte, ist die Berlinerin nun als festangestelle Werbeberaterin tätig. Wie schätzt sie aus dieser Position die Qualität ihres Studium ein? Die Angebote im Bereich Marketing sind für die Werbeberaterin im Rückblick ”sehr gut und sehr interessant“. Besonders die Arbeit in Kleingruppen habe enorm viel gebracht, unterstreicht sie. Diese Arbeitsweise sei sehr wichtig gewesen, auch wenn die beschränkten Plätze dort knallhart verlost wurden und Ulrike Gagel damals auch ein, zwei Semester warten mußte. Sehr lehrreich, erinnert sie sich, seien außerdem die Gastdozenten aus der Praxis gewesen, die von ihrem Agenturgeschäft berichteten.

Positiv ist auch ihr Bild von der Universität als Ort ihrer Studienzeit. Als Massenuni habe sie die TU Berlin nicht empfunden. ”Nein, anonym fand ich es nicht“, so ihr Eindruck, ”es gab Cafés und Treffpunkte, die Assistenten waren gute Ansprechpartner, und man konnte sehr schnell Kontakte knüpfen.“

René Schönfeldt


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