TU intern - Juli 1998 - Wissenschaft

Eine Vereinfachung für neue Initiativen

Forschen über Fachbereichsgrenzen hinweg ist oft ein relativ schwieriges Geschäft. Die fachbereichsübergreifenden Forschungsschwerpunkte sollen diese Arbeit erleichtern
Mit Hilfe von fachbereichsübergreifenden Forschungsschwerpunkten (FSP) will die TU Berlin in Zukunft komplexe Forschungsthemen rasch und kompetent angehen. Dies beschloß der Akademische Senat Mitte Juni. Die Forschungsschwerpunkte sollen dabei nicht nur das Profil der TU im Vergleich zu anderen Universitäten schärfen, sondern auch die Vernetzung der wissenschaftlichen Disziplinen innerhalb der Uni stärken. Ihre Einrichtung ist zeitlich begrenzt, es erfolgt eine regelmäßige Evaluierung. Über das Konzept der FSP sprach Ursula Resch-Esser von TU intern mit Vizepräsident Harald Kolrep, zuständig für Fragen der Forschung an der TU Berlin:

Herr Kolrep, welches sind die Charakteristika des neuen Konzeptes für fachbereichsübergreifende Forschungsschwerpunkte, welche Anreize gibt es, einen solchen FSP zu gründen?

Es gibt an vielen Stellen der Universität Kooperationen in der Forschung, die über Fachbereichsgrenzen hinweg entstanden sind. Diese am Leben zu erhalten ist oft ein relativ schwieriges Geschäft. Um das zu vereinfachen, haben wir die fachbereichsübergreifenden Forschungsschwerpunkte geschaffen. Die bereits existierenden Forschungsschwerpunkte zeigen, daß es damit leichter gelingt, Drittmittel zu akquirieren. Sind sie doch ein überzeugender Beweis dafür, daß die interdisziplinäre Kooperation tatsächlich funktioniert und in guten Händen ist. Die TU stattet eine Geschäftsstelle aus, die die Kommunikation zwischen den Partnern fördern, Drittmittelakquisation unterstützen, Kolloquien organisieren und Tagungen veranstalten soll. Also all diese Dinge tut, die dazu führen, daß Kooperation entstehen kann und am Leben bleibt.

Befürchten Sie nicht Überschneidungen mit bereits bestehenden Einrichtungen, wie zum Beispiel Sonderforschungsbereichen, Graduiertenkollegs, interdisziplinären Forschungsverbünden usw …?

Nein, diese Einrichtungen sind Projektförderungen, unsere Forschungsschwerpunkte dagegen sind eher eine institutionelle Förderung, daß heißt wir schaffen eine Einrichtung, die die notwendige Infrastruktur und Kommunikation liefert, damit das andere funktioniert.

Das Verfahren zur Einrichtung und Begutachtung der FSP erinnert stark an die Richtlinien zur Antragstellung bei der DFG oder dem BMBF, das klingt nach viel Bürokratie?

Die Gefahr besteht natürlich im Prinzip, und wir müssen schon darauf achten, daß die Evaluation der FSP nicht von Forschen und Lehren abhält. Aber ganz ohne Entscheidungsgrundlage kann auch die Kommission für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs (FNK), die nach externer Begutachtung eine Empfehlung an den Akademischen Senat abgibt, nicht abschätzen, ob der beantragte Forschungsschwerpunkt aussichtsreich ist. Aussichtsreich heißt in diesem Zusammenhang, ob es Partner gibt für die Kooperation und ob Drittmittel eingeworben werden können.

Wann ist mit der Einrichtung der ersten Forschungsschwerpunkte an der TU Berlin zu rechnen, gibt es schon konkrete Themen oder Planungen?

Erste Schwerpunkte gibt es schon, wie zum Beispiel das Zentrum Mensch-Maschine-Systeme oder der gerade eingerichtete FSP Fluidsystemtechnik. Die Möglichkeit, Forschungsschwerpunkte einzurichten, ist im Berliner Hochschulgesetz verankert. Das nun geschaffene Konzept soll mehr Transparenz schaffen: Wie sollen die Schwerpunkte eingerichtet werden, woran sollen sie gemessen werden, welche Ziele verfolgt die Uni damit. Es soll eine Vereinfachung für neue Initiativen schaffen.

Weitere Informationen zu den fachbereichsübergreifenden Forschungsschwerpunkten erteilt Frau Dr. Ulrike Ketterl, Tel.: 2 27 99


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