TU intern - Mai 1998 - Menschen

Wegbereiter der Mikroelektronik

Mit einem Festkolloquium verabschiedete die TU Prof. Dr.-Ing. Horst H. Berger, der mit dem Ende des Wintersemesters 1997/98 in den Ruhestand gegangen ist. Nach fast 15 Jahren Zugehörigkeit zum Fachbereich Elektrotechnik hat der hochverdiente Wissenschaftler und akademische Lehrer das Institut für Mikroelektronik und Festkörperelektronik verlassen, das er als einer der "Väter" der Mikroelektronik an der TU mitbegründet hat. Horst Berger hat mit seinen Lehrveranstaltungen und Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Integrierten Schaltungen und deren Meßverfahren die TU-Mikroelektronik national und international bekannt gemacht. Die Silizium-Planar-Technologie, Halbleiterspeicher und bipolare Schaltungen waren Schwerpunkte seiner Arbeiten; Kernbereiche der modernen Halbleiterelektronik, ohne die die heutige Informations- und Kommunikationstechnik nicht vorstellbar wäre.

Berger studierte Elektrotechnik in Dresden und Stuttgart. Die Ergebnisse seiner Doktorarbeit, die er als "Externer" an der RWTH Aachen einreichte, begründeten die Standardanalyse von Kontakten auf Halbleitermaterial. Bei IBM Deutschland entwickelte er dann, gemeinsam mit Siegfried Wiedmann 1972 die MTL Technologie für Logik-Schaltkreise (MTL: merged transistor logic), eine bipolare Konkurrenztechnologie für die damals junge MOS-Technologie. Mit dieser bahnbrechenden Erfindung gehören Berger und Wiedmann zu den nur vier zeitgenössischen deutschen Wegbereitern der Mikroelektronik, die im Band "Pioneering Papers on Semiconductor Devices" von S. M. Sze zitiert werden. Weitere Anerkennung fand Bergers Arbeit in nationalen und internationalen Preisen. Besonders zu erwähnen ist der "IEEE Morris N. Liebman Award for the Invention and Exploration of the Merged Transistor Logic MTL" 1977, den damit, nach H. Barkhausen 1931, erstmals wieder ein Deutscher erhielt.

Horst Berger war auch in der TU-Selbstverwaltung aktiv. Er gehörte dem Fachbereichsrat Elektrotechnik an und war sowohl Dekan wie Prodekan. Zahlreiche Kommissionen unterstützte er, darunter die Präsidialkommission "Elektrotechnik" 1996. Er initiierte den Modellversuch Bachelor-Studium innerhalb des Studienganges Elektrotechnik. Als Vorbild für Studenten, Doktoranden und Kollegen, mit geschliffenem Argument, präziser Formulierung, Ironie und Geduld, mit Rat und Tat, so steht uns Prof. Berger auch nach seinem Ausscheiden vor Augen.

H.-G.Wagemann


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