TU intern - November 1998 - Hochschulpolitik

Leistungsorientierte Bezahlung für Professoren?

Eine stärker leistungsorientierte Besoldung von Professorinnen und Professoren hat die Hochschulrektorenkonferenz gefordert. Nach den Vorschlägen der HRK sollen die bisher unterschiedlichen Besoldungsgruppen ersetzt werden durch ein einheitliches Basisgrundgehalt, zu dem je nach Funktion und Verantwortung Leistungs-, Belastungs- oder Funktionszulagen hinzukommen. Diese können befristet oder auf Dauer sein. Die bisherigen Alterszulagen sollen wegfallen. Festzulegen sei das individuelle Gehalt in den Berufungsverhandlungen. Die Mittel für die bisherigen Alterszulagen sollen hierzu zunächst den Hochschulen als Gesamtsumme zur Verfügung gestellt werden, welche dann selbst entscheiden, in welchem Umfange diese Mittel auf hochschul-, fachbereichs- oder fächergruppenbezogene Besoldungspools aufgeteilt werden. Zulagen sind nach dem Vorschlag der HRK in der Regel für einen Zeitraum von bis zu sechs und nicht unter drei Jahren zu gewähren.

ABSCHIED VON DER HABILITATION

In ihrer Erklärung nimmt die HRK auch Stellung zur Ausbildung des Hochschullehrernachwuchses. Sie forderte eine Senkung von Promotionsdauer und durchschnittlichem Habilitations- und Berufungsalter, welches heute bei etwa vierzig Jahren liegt. Dazu sei der Qualifikationsweg nach der Promotion neu zu definieren. Anstelle des heute üblichen Habilitationsverfahrens sollten die Nachwuchswissenschaftler/-innen sich nach Abschluß einer Promotion und evtl. weiteren wissenschaftlichen Leistungen auf eine maximal sechs Jahre befristete Professorenstelle bewerben, welche das gesamte Aufgabenspektrum von selbständigen Hochschullehrern umfaßt. Die anschließende unbefristete Anstellung auf eine Professur sollte bei entsprechender Qualifikation nur an einer anderen Hochschule erfolgen.

Die HRK bezeichnete ihre Empfehlungen als ”Positionspapier" für die Diskussionen, die in der nächsten Zeit zwischen allen Beteiligten geführt werden.

REAKTION DES HOCHSCHULVERBANDES

Beim Deutschen Hochschulverband sind die Vorschläge der HRK zur Besoldung der Professoren auf scharfe Kritik gestoßen. Schiedermair, Präsident des Hochschulverbands, bezeichnete das Positionspapier als unausgegoren und gegen die Interessen der Professoren gerichtet. Die Forderung nach einem ”Basisgehalt" auf C 3- Niveau für Universitätsprofessoren oder sogar ein einheitliches Basisgehalt für die Professoren aller Hochschularten sei eine offene Streitverkündung an die deutschen Universitätsprofessoren. Schiedermair bezeichnete es als befremdlich, daß die Hochschullehrer nicht in die Beratungen der Rektorenkonferenz einbezogen worden seien und warf die Frage auf, ob die Rektoren berechtigt und in der Lage seien, wissenschaftliche Leistungen zu beurteilen und finanziell zu honorieren. Auch Schiedermair hält jedoch die leistungsorientierte Besoldung der Professorenschaft für notwendig und verwies in diesem Zusammenhang auf die Vorschläge des Deutschen Hochschulverbandes.

tui


© 11/'98 TU-Pressestelle