TU intern - Oktober 1998 - Studium

Fürs Leben lernen …

Die Teilnehmer des Projektes Flugantriebe zu Gast bei der Motoren und Turbinen Union München
”… aber Telephonkonferenzen, Berichte schreiben, Lösungen vor einer Gruppe vorstellen, Gespräche leiten, da macht uns mittlerweile keiner so schnell mehr etwas vor". Klingt nicht nach Uni, ist aber von dort. Nachzulesen in der Abschlußkritik des Projektes Flugantriebe, welches in den vergangenen beiden Semestern von Prof. Dr.-Ing. Jean Hourmouziadis am Institut für Luft- und Raumfahrt organisiert wurde. Zehn Studierende sollten dort nicht nur Spezialistentum und Problemlösungen im eigenen Fach erlernen, sondern auch die von der Industrie immer wieder geforderten Eigenschaften, wie Fähigkeit zur Gruppenarbeit, Internationalität, breites Wissen über das eigene Fachgebiet hinaus und Kenntnisse über gesamte Prozeßabläufe von der Kundenbetreuung, über die Technik des Produktes bis hin zur Kostenkalkulation. Über moderne Lehrmethoden an der Uni sprach TU intern mit Prof. Jean Hourmouziadis :

Herr Hourmouziadis, das Projekt Flugantriebe sollte anders sein, als die üblichen Projektveranstaltungen der TU. Worin bestand dieser Unterschied?

Zwei Punkte möchte ich hier herausgreifen. Zum einen sollte die Arbeit in einem Industrieumfeld ablaufen, um die selbständige Definition der Aufgabe, das Erarbeiten der Lösung, die Kontrolle des Fortschritts, die Dokumentation und die Termineinhaltung zu üben. Das Thema war anwendungsnah gewählt, aus dem Tagesgeschäft der Industrie, wodurch die Firmenpartner direkt und aktiv bei ihrer regelmäßigen Teilnahme mitwirken konnten. Zum Anderen sollten die Kommilitonen erfahren, daß zur Lösung technischer Fragestellungen das unterschiedlichste Fachwissen benötigt wird, das ihnen von der Universität im Grund- und Hauptstudium angeboten wird. In der Abschlußkritik wurde auch festgestellt, daß ”jeder sein eigenes Spezialgebiet entdeckt hat".

Wie sah die konkrete Durchführung des Projektes aus?

Das Projekt fand in 14tägigen Sitzungen statt. Dort wurden Ergebnisse vorgestellt und besprochen, Probleme diskutiert, neue Aufgaben verteilt und das weitere Vorgehen abgestimmt. Abschließend kamen die Fachleute der Partnerfirmen per Telephonkonferenz hinzu, um die Aufgabe kritisch zu begutachten und Empfehlungen auszusprechen. Drei Sitzungen fanden bei den beteiligen Firmen, der BMW Rolls-Royce in Dahlewitz und der Motoren und Turbinen Union in München statt . Die laufende Dokumentation, Besprechungsniederschriften, Mitteilungen und Berichte wurde über das Internet allgemein zugänglich gemacht.

Wie war die Resonanz bei den Studierenden, wie die Beurteilung des Projektes durch die beteiligten Firmen?

Die Resonanz bei den Studierenden war positiv. ”Besonders gefallen hat uns: die industrienahe Arbeitsweise; das selbständige Arbeiten; die Teamarbeit; die Exkursionen; trotz Streß, die Nutzung aller modernen Telekommunikationsmöglichkeiten" schreiben sie. Die Abschlußpräsentationen bei den Partner-Firmen wurden als sehr gut beurteilt.

Wird es in den kommenden Semestern ähnliche Projekte geben und inwieweit besteht die Möglichkeit, daß mehr Studierende in den Genuß solcher Veranstaltungen kommen?

Das Projekt wird im WS 98/99 mit der Entwicklung der Sicherheitseinrichtung gegen Wellenbruch eines Turbofan-Flugtriebwerkes fortgesetzt. Weiterhin bestehen Kontakte zur stationären Gasturbinenindustrie, um auch dort ein ähnliches Projekt einzurichten. Ich möchte jedoch nicht verhehlen, daß der Aufwand für das Lehrpersonal ungewöhnlich hoch ist. An dieser Stelle möchte ich mich deshalb auch bei den Mitarbeitern bedanken, die einen großen Teil der Zeit für ihre eigene Arbeit der Betreuung der Studierenden gewidmet haben.

Die Dokumentation des Projektes kann weiterhin im WWW eingesehen werden: http://keynes.fb12.tu-berlin.de/luftraum/triebwerk unter ”Lehre" und ”Projekt Flugantriebe".


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