TU intern - Dezember 1999 - Menschen
Dietrich Fink

Anregung zu einem Selbstbildungsprozess

Zum Wintersemester 1999/2000 hat Dietrich Fink die Professur für Baukonstruktion und Entwerfen an der TU Berlin übernommen. Der Architekt hat sich vor allem im Bereich Städtebau und integrativen Gebäudekonzepten einen Namen gemacht. Mehrfach ausgezeichnet wurde zum Beispiel der von ihm im Rahmen eines städtebaulichen Ideenwettbewerbes entworfene und 1993 fertig gestellte Wohnbau Kreuzäcker in Neu-Ulm. Aber auch Berlin ist für ihn kein architektonisches Neuland. Im Bezirk Spandau wird nach seinen städtebaulichen Planungen die Wohngegend um den Regionalbahnhof Staaken neu gestaltet.

In seiner Arbeit als Hochschullehrer will Dietrich Fink auf neue Erkenntnisse und Feststellungen reagieren und Lösungen für die praktische Umsetzung entwickeln. "Ausgangspunkt meines Forschungsvorhabens ist die Feststellung, dass die städtische Kategorisierung zunehmend verwischt, dass die Bewohner der Stadt sich nicht eindeutig festlegen, die Wohnungswirtschaft auf diese Entwicklungen jedoch wenig Antworten bereithält", sagt der neu berufene TU-Professor. Ziel der Forschung ist die Entwicklung städtischer Mischformen, die verschiedene Programme so vereinen, dass sie sich nicht nur tolerieren, sondern gegenseitig stabilisieren. Thema der Forschung sind Wechselwirkungen von Stadt und Haus, von Raumkörper und Baukörper in ihrer Bedeutung für die nachhaltige Entwicklung urbaner Orte. In dem Projekt wird es aber auch um die Energieeffizienz der Gebäude sowie den Zusammenhang zwischen Energieverhalten und Erscheinungsbild geben.

"Bauten betrachtet man heute in der Architektur als ein im Ganzen funktional, technisch und ästhetisch hochkomplexes Gebilde", erklärt Professor Fink. Die Gebäudehülle, darunter wird Fassade und Dach verstanden, dient als Kommunikationsfläche innerer und äußerer Einflüsse eines Gebäudes. In einem anderen Projekt möchte er klären, wie Fassade und Dach weiterentwickelt werden können. Und zwar in Hinblick auf die Austauschfunktionen von Innen und Außen, auf Konstruktion und Gebrauch, auf ihre Entwicklung als effizientes solartechnisches System und ihr Erscheinungsbild.

Eine weiteres Projekt beschäftigt sich mit Baustoffen. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass der Baustoffmarkt gesättigt ist mit Systemen, die zwar technisch perfekt, aber gestalterisch unbefriedigend sind. "Bestehende Bautechniken und Materialien werden in diesem Forschungsprojekt auf ihre technischen und formalen Konsequenzen hin untersucht. Bei dieser Untersuchung geht es um eine technische Fortentwicklung der bestehenden Systeme und um den Ansatz, aus den bestehenden Parametern in enger Zusammenarbeit mit Vertretern der Baustoffindustrie die formalen Konsequenzen zu ziehen und so zu einem, den jeweiligen Bausystemen adäquaten gestalterischen Ausdruck mit gleichzeitig einwandfreier technischer Umsetzung zu gelangen", kündigt Dietrich Fink an.

Neben dem Vermittlungsprozess von Wissen heißt Lehre für Dietrich Fink vor allem Anregung zu einem Selbstbildungsprozess. Ziel der Ausbildung ist nicht der fertige Architekt, sondern der offene Architekt, der sich jeder Frage neu stellt. In diesem Zusammenhang sieht er die Universität als theoretische Plattform, die zu kritischem Denken und Hinterfragen ausbildet.

cho


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