TU intern - Februar 1999 - Wissenschaft

SCHNELLER MOBILFUNK /tui/ Eine Aufstockung erhielt das Projekt ”Entwicklung und Leistungsbewertung von Protokoll- und Signalisierungsmechanismen für ein ATM-basiertes Integriertes Breitbandiges Mobil-Kommunikationssystem (IBMS)”. Die Arbeiten werden im Fachgebiet Telekommunikationsnetze unter Leitung von Prof. Dr.-Ing. Adam Wolisz durchgeführt. Ziel des Projekts ist es, neue Kommunikationsprotokollmechanismen und -strukturen zu entwickeln, die in einem Mobilfunksystem einerseits sehr hohe Datenraten (< 155 Mbit/s) und andererseits auch eine hohe Mobilität gewährleisten. Gestartet wurde das Projekt bereits im Juli 1996. Die nun genehmigte Aufstockung beinhaltet eine Stelle für einen weiteren Wissenschaftlichen Mitarbeiter sowie die Ausstattung mit einem sehr leistungsfähigen ATM-Vermittlungsknoten (Washington University Gigabit Switch). Dieser ATM-Vermittlungsknoten erlaubt durch die Offenlegung der Architektur, der Programme und des Hardwaredesigns Modifikationen, die an herkömmlichen ATM-Vermittlungsknoten nicht möglich sind. Das Projekt wird durch das BMBF finanziert.

BOHEMISMUS /cho/ Ob sie nun tschechisch oder deutsch sprachen spielte keine Rolle, vor dem Erstarken des Nationalismus bezeichnete man die Angehörigen der beiden Volksgruppen in Böhmen und Mähren noch gleichermaßen als Böhmen. Die Gemeinsamkeit des Landes, das beide Gruppen bewohnten, wäre stärker als die Unterschiedlichkeiten der Sprache. So wurde es jedenfalls in dem im 19. Jahrhundert verbreiteten Bohemismus-Diskurs behauptet. Wie das Zusammenleben der beiden Volksgruppen zwischen 1800 und 1848 aussah, damit beschäftigt sich das TU-Forschungsprojekt ”Bohemismus”, das von Professor Dr. Hans Dieter Zimmermann vom Institut für deutsche Philologie, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft in Zusammenarbeit mit Dr. Steffen Höhne von der Universität Jena und Dr. Jaroslav Opat vom Masaryk-Institut in Prag geleitet wird. Drei Prager Mitarbeiter werden zwei Jahre lang anhand von literarischen und publizistischen Zeugnissen diesen Tschechen und Deutsche verbindenden Bohemismus-Diskurs zu rekonstruieren versuchen. Die beteiligten Wissenschaftler glauben, daß der Diskurs auch ein Modell für das heutige Europa sein könnte. Finanziert wird ihre Arbeit von der Fritz-Thyssen-Stiftung, Köln.

KOLLEG /cho/ Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat das am Fachbereich Informatik der TU Berlin eingerichtete Graduiertenkolleg ”Kommunikationsbasierte Systeme”, das von Prof. Dr.-Ing. Günter Hommel vom Institut für Technische Informatik geleitet wird, bereits zum zweiten Mal verlängert. Thema des Kollegs ist die Erforschung und das Studium von Systemen, deren technische Grundlage die Kommunikationstechnik ist. Hier geht es insbesondere um Fragen nach Qualität und Sicherheit des Systemverhaltens. Die Nachwuchswissenschaftler beschäftigen sich unter anderem mit der Realisierung von Anforderungen wie Offenheit, Autonomie oder auch Echtzeitverhalten. Die bisherige Bilanz dieser Einrichtung, die seit 1991 besteht und an der Professoren aller drei Berliner Universitäten beteiligt sind, kann sich sehen lassen. 16 Kollegiaten haben inzwischen ihre Promotion abgeschlossen; die durchschnittliche Promotionsdauer liegt bei dreieinhalb Jahren. Die Mehrzahl der Noten lauteten ”mit Auszeichnung” oder ”sehr gut”. Zweimal ging der Joachim-Tiburtius-Preis an Promovierte des Kollegs, der Krone-Preis dreimal, je einmal der Carl-Ramsauer-Preis, der IKV-Preis und der Chorafas-Preis. Dank dieser Erfolge sprangen bei der letzten Verlängerung noch einmal 20 Promotionsstipendien und zwei Postdoktorandenstipendien heraus, die inzwischen alle vergeben sind.

LASER DER ZUKUNFT /urs/ Gleich für drei Arbeitsgruppen des Instituts für Festkörperphysik genehmigte die DFG Anträge im Rahmen des Schwerpunktprogramms ”Gruppe III-Nitride und ihre Heterostrukturen: Wachstum, materialwissenschaftliche Grundlagen und Anwendungen”. Ziel dieses anwendungsbezogenen Förderprogrammes ist die Entwicklung von Leuchtdioden (LEDs) und Lasern, die Licht in allen möglichen Farben emittieren. Dadurch könnten zum einen an vielen Stellen, an denen heute Glühlampen leuchten, LEDs eingesetzt werden. Deren Vorteil liegt in einem geringeren Stromverbrauch und einer höheren Lebensdauer. Im Vergleich zu anderen LEDs, beispielsweise aus Gruppe III-V-Materialien oder Silizium-Verbindungen erwartet man von den Nitrid-haltigen Materialien eine höhere Leuchtkraft und blaues Licht. Eine wichtige Rolle sollen die Nitrid-Laser in Zukunft aber auch bei der Datenspeicherung spielen. Die maximale Speicherkapazität herkömmlicher CDs liegt heute bei 700 MByte oder bei speziellen sog. DVD-CDs bei 4,8 GByte. Sie ist begrenzt durch die Wellenlänge der Ausleselaser, die üblicherweise aus III-V-Materialien hergestellt sind und rotes Licht emittieren. Mit einem blau leuchtenden GaN-Laser wäre eine viermal so hohe Speicherkapazität realisierbar. Dies würde ausreichen, um ganze Filme auf CD zu speichern. Bevor solche Laser und LEDs einwandfrei und zuverlässig funktionieren, müssen jedoch Fragen der Materialherstellung und Qualität erforscht werden.

MEHR LICHT /urs/ Im Projekt ”Untersuchung der strahlenden und nichtstrahlenden Prozesse in Gruppe III-Nitriden als Mittel zur Aufklärung der Gewinn- und Verlustmechanismen” untersucht die Arbeitsgruppe von Dr. Axel Hoffmann, durch welche äußeren und inneren Mechanismen, z. B. elektrische Felder, Materialverspannungen und Materialzusammensetzung, die Lichtemission aus Gruppe III-Nitrid-Schichten oder Schichtstrukturen beeinflußt wird.

WACHSTUM /urs/ ”MOCVD von (InGaAl)/GaN Schichtstrukturen auf Silizium Substrat” heißt das Projekt der Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Dieter Bimberg. Sie beschäftigt sich zusammen mit Prof. Dr. Alois Krost von der Universität Magdeburg damit, möglichst perfekte Gruppe III-Nitrid Schichten auf Silizium zu wachsen. Dies würde eine Integration der Laser oder LEDs in die heute übliche Si-Technologie ermöglichen. Das Wachstum dieser Materialien auf Silizium ist jedoch nicht problemlos möglich, da die Kristallgitter beider Materialien nicht zusammen passen. Es entstehen Verzerrungen an den Materialgrenzen, welche Baufehler zur Folge haben, die sich negativ auf die Qualität eines aus solchen Schichten gebauten Lasers auswirken.

QUALITÄT /urs/ Auch das Projekt ”Mikroskopische Charakterisierung komplexer Gruppe III-Nitridstrukturen mit Kathodolumineszenz und Ramanspektroskopie: Korrelation von strukturellen, elektronischen und optischen Eigenschaften” von Prof. Dr. Christian Thomsen beschäftigt sich damit, optimale Wachstumsbedingungen für die Halbleiterschichten herauszufinden. Gemeinsam mit Prof. Dr. Jürgen Christen, Uni Magdeburg, wird untersucht, ob eine lithographische Vorstrukturierung des Substratmaterials eine Verbesserung der Schichtqualität bewirkt. Alle Projekte haben eine Laufzeit von zwei Jahren.


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