TU intern - Februar 1999 - Medien

Wissenstest im Internet

Lernprogramm für Mikroökonomie sucht Finanzier

Umfangreichen Stoff spielend zu lernen, ist der Traum jedes Studierenden. Für den Bereich Mikroökonomie, die sich im Gegensatz zur Makroökonomie mit den Handlungen und Entscheidungen einzelner wirtschaftlicher Akteure beschäftigt, ist am Institut für Volkswirtschaftslehre der TU Berlin ein Programm entwickelt worden, daß Spaß und Spiel mit einem gehörigen Lerneffekt verbinden soll.

Microeconomics Online, das in Zukunft im Internet für jeden zugänglich sein soll, ist in die einzelnen Bereiche der Mikroökonomie gegliedert. Es bietet zu jedem Bereich Aufgaben verschiedener Schwierigkeitsgrade im Multiplechoiceverfahren an und kann die jeweiligen Antworten automatisch auswerten. Bei komplizierten Fragen bietet das Programm zusätzliche Erklärungen an. Neben Übungsaufgaben enthält es Fallbeispiele zu aktuellen Themen aus der Wirtschaft: Sollte zum Beispiel der Finanzminister eine Reform der Einkommenssteuer anbieten, können Studierende bei Microeconomics Online noch am gleichen Tag Aufgaben lösen, in die die aktuellen Zahlen eingebaut sind. Über das reine Lernprogramm hinaus ist eine umfangreiche Sammlung von Links und Adressen im Bereich der Mikroökonomie geplant.

Microeconomics Online ist in erster Linie ein Programm für Studenten und Studentinnen, die es für eine gezielte Klausurvorbereitung nutzen können. Das Programm, das zur Zeit etwa 100 Übungsaufgaben enthält, dient dazu, bereits vorhandene Kenntnisse zu üben. Oft ermöglicht es auch eine individuellere Auseinandersetzung mit dem Stoff, als es in überfüllten Seminaren möglich ist. Oder es hilft beim Auswendiglernen, wenn gerade mal niemand zum Abfragen da ist. In Zukunft soll das Programm Studierenden die Möglichkeit bieten, sich eine ”virtuelle Klausur” zusammenzustellen, die Aufgaben aus verschiedenen Bereichen enthält. Das Programm wertet die Ergebnisse der Klausur statistisch aus und kann dem Anwender dann genauestens ”sagen”, wo seine Schwächen und Stärken liegen. Möglich ist auch die Arbeit mit einem virtuellen Lehrer, der sich die Stärken und Schwächen einzelner Nutzer ”merkt” und bei einem gezielten Training hilft. Neben Studenten und Studentinnen richtet sich das Programm auch an Lehrende, die dort Anregungen und aktuelle Aufgaben für ihre Veranstaltungen finden können. In der letzten Klausur im Fach Mikroökonomie seien schon fünf Aufgaben aus dem Programm übernommen worden, berichtet Kai Banholzer, der das Projekt zur Zeit als Wissenschaftlicher Mitarbeiter betreut, stolz.

Leider läuft gegenwärtig die Finanzierung des Programms durch die TU Berlin aus, so daß der weitere Aufbau und vor allem die damit verbundenen Arbeitskräfte noch nicht gesichert sind. Das ist auch der Grund, warum Microeconomics Online noch nicht im Internet abrufbar ist. Bei einer Veröffentlichung zum gegenwärtigen Zeitpunkt befürchte man, so Banholzer, daß die Idee von einem finanzkräftigeren Interessenten kopiert werden würde. Man bemühe sich daher um eine Übergangsfinanzierung durch die Universität, suche aber vor allem nach geeigneten Geschäftspartnern in der Wirtschaft. Gedacht ist hier an große Verlage, Multimediaunternehmen oder Finanzdienstleister. Man hoffe, bis zur diesjährigen CeBit, spätestens aber auf der Messe in Hannover einen geeigneten Partner gefunden zu haben und dann auch mit dem Programm ins Internet gehen zu können. Auf der CeBit wird sich Microeconomics Online gemeinsam mit anderen Projekten der TU Berlin im Rahmen des ”Forschungsmarktes Berlin” präsentieren.

Mirjam Schmidt


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