TU intern - Juli 1999 - Wissenschaft

Das Neueste aus Luft- und Raumfahrt

Ein Bericht von der Airshow in Le Bourget

Das Spezialflugzeug Proteus soll Satellitendaten übertragen und ist als Startplattform für den Weltraumtourismus eingeplant
Vom 13. bis zum 20. Juni 1999 fand in Paris die letzte große Airshow dieses Jahrtausends in Europa statt. In jährlichem Wechsel zu der in Berlin ausgerichteten Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA), wird auf dem Gelände des Pariser Flughafens Le Bourget das Neuste aus Luft- und Raumfahrt vorgestellt.

Die diesjährige Messe bot zwar aufgrund der ”aktuellen politischen Lage am Mittelmeer", wie es in einer Erklärung der US Air Force hieß, nicht das für den Salon du Bourget gewohnte Flugvorführungsprogramm, hatte jedoch gerade auf dem Gebiet der Raumfahrt und ihrer Anwendungen einige Erstpräsentationen zu verzeichnen. So wurde hier das Spezialflugzeug Proteus vorgestellt, das unter anderem die Satellitendatenübertragung übernimmt und im Zukunftskonzept Weltraumtourismus als Startplattform eingeplant ist.

Zum Start im Jahr 2001 vorgesehen, wurde das von der UNESCO unterstützte ESA-Projekt ”Star of Tolerance" der Fachwelt präsentiert. Es handelt sich hierbei um einen solar getriebenen Segler, der das Sonnenlicht reflektiert und von der Erde aus am Nachthimmel beobachtet werden kann. Aufgrund seiner Umlaufbahn ist der Segler für Menschen der verschiedensten Nationen sichtbar und soll so die Gedanken von Völkerverbindung und Frieden symbolisieren. Im Jahr 2004 wird das Raumfahrzeug das Erdschwerefeld verlassen und sich auf eine Reise in die Weiten des Sonnensystems begeben.

Der Hopper soll in Zukunft für einen preiswerten Satellitenstart sorgen
Bei den wiederverwendbaren Trägersystemen für Satellitenstarts stellte die DASA erstmals ein europäisches Projekt namens ”Hopper" vor, welches als Konkurrenzmodell zu dem amerikanischen Projekt ”REFLY SMV" der Firma Boeing dienen soll. Beider Ziel gegenüber den bisher eingesetzten, nicht wiederverwendbaren Raketen ist es, für einen kostengünstigeren Satellitenstart zu sorgen. Heiko Ritter von der DASA-Raumfahrtinfrastruktur teilte mit, daß mit einem Modell im Maßstab 1:21 mit funktionstüchtigen Klappen bereits einige Tests im Windkanal erfolgreich absolviert wurden. Als weiterer Schritt stehe jetzt die Entwicklung eines Prototypen im Maßstab 1:6 mit eigenem Antrieb für Freiflugversuche an. Dieser solle doppelte Schallgeschwindigkeit (Mach 2) erreichen. Den Gesamtentwicklungszeitraum für den Hopper schätzt Ritter auf zehn bis fünfzehn Jahre. Das Projekt begann in diesem Jahr mit Unterstützung der ESA (FESTIP-Programm). Eine staatliche Beteiligung Deutschlands ist nur bis zum Dezember 1999 vorgesehen, wobei jedoch von der DASA eine weitere Entwicklung zugesichert wurde. Geplant ist eine ”Hopper"-Flotte, die aus zwei bis drei Trägersystemen bestehen wird. Alle zehn Tage soll ein Start stattfinden. Dieser erfolgt vertikal, wie bei einem Flugzeug, und führt auf eine Flugbahn innerhalb der Erdatmosphäre (suborbital). Dort wird der Satellit ausgesetzt und der Träger landet, noch bevor er einmal die Erde umrundet hat, vor der Küste Afrikas. Der Vorteil dieses Konzeptes besteht in geringen Entwicklungskosten aufgrund der Verwendung bereits vorhandener Technologien, beispielsweise bei Triebwerk und Hitzeschild. Insgesamt werden die Startkosten auf 6000 US-Dollar pro Kilogramm reduziert, während sie bei heutigen wiederverwendbaren Trägern noch bei ca. 10000 US-Dollar pro Kilogramm liegen.

Im Bereich der zivilen Luftfahrt präsentierte die Firma Matra ein Konzept für den Transport von Airbus A 3XX-Tragflächen auf einem Airbus A 340. Das Projekt zur Entwicklung eines neuen Transportflugzeugs, das Future Large Aircraft (FLA), wurde dem Airbuskonsortium unter dem neuen Namen Airbus 400 Military (A400M) angegliedert.

Firmenpolitisch ist eine Ankündigung zu erwähnen, nach der sich Ende des Jahres die Raumfahrtabteilung der DaimlerChrysler Aerospace AG und das europäische Konsortium Matra Marconi Space unter dem Namen Astrium zusammenschließen wollen. Dabei steht als weitere Option die Integration der spanischen Ramfahrtunternehmen noch aus. Hier soll auf dem Gebiet der Luftfahrt eine engere Kooperation der DASA und der spanischen CASA entstehen. Des weiteren wurde der Verkauf der Boeing Information Services an SAIC (Science Applications International Corporation) angekündigt, bei gleichzeitigem Auftragsrekord in Höhe von 1,5 Millarden US-Dollar für mehrere Boeing-Flugzeuge.

Nida Baierl, Sören Stasch, EUROAVIA


© 7/'99 TU-Pressestelle