TU intern - Juli 1999 - Studium

Das Studienkolleg der TU - Vorbereitung auf ein Studium

Auch ”alten Hasen" an der TU ist das seit fast 40 Jahren bestehende Studienkolleg in der Ackerstraße oft unbekannt. Mit ca. 180 Studierenden ist es (unter den insgesamt 39) eines der größten in Deutschland, das einzige ”Technik-Kolleg" sowie eins von drei ”Doppelkollegs", da wir sowohl Universitäts- als auch Fachhochschulkurse anbieten. Wir sind der Abteilung I Akademische und Allgemeine Angelegenheiten zugeordnet und bereiten ausländische Studierende - überwiegend aus nicht-europäischen Ländern - auf ein technisch-mathematisch-naturwissenschaftliches Studium in Deutschland vor. Nach einem Jahr Unterricht in den Fächern Deutsch, Mathematik, Physik, Chemie und Informatik legt der ausländische Kollegiat die sogenannte Feststellungsprüfung ab, die ihm zusammen mit seinem heimatlichen Abiturzeugnis - den Hochschulzugang in Deutschland ermöglicht.

Unsere Kollegiatinnen und Kollegiaten sind immatrikulierte Studierende, werden aber z. B. in Bafög-Fragen und bei der Krankenkassenmitgliedschaft anders behandelt. Sie haben Teilnahmeverpflichtung am Unterricht und können am Ende eines Semesters aufgrund schlechter Leistungen auch ”sitzenbleiben". Dieser zwischen ”Schüler und Student" wechselnde Status ist für ausländische Studierende nur sehr schwer zu durchschauen und wird gelegentlich als ”typisch deutsch und bürokratisch" verstanden. Allerdings geht es nicht um ein - wie auch immer geartetes - ”Nachholen" des deutschen Abiturs, sondern um eine gezielte Vorbereitung auf das Grundstudium unter dem Stichwort ”Studienvorbereitung nach Maß".

So wird das Leben im Kolleg - neben qualifizierter Hinführung zu den Fachsprachen und der Propädeutik - von der Vorbereitung auf das ”Studentenleben in Deutschland" geprägt. Für viele unserer ”Kunden" aus fremden Ländern ist das universitäre Lernen, wie wir es in hier betreiben, völlig ungewohnt. Sie kennen oft nur das Auswendiglernen, ohne etwas diskutieren oder hinterfragen zu dürfen. Mecit Askin aus der Türkei sagt dazu: ”Ich bin froh, daß es das Studienkolleg gibt. Ohne ein Studienkolleg wären wir nicht so gut auf das Fachstudium vorbereitet", und weiter: ”Die Dozentinnen und Dozenten des Studienkollegs sind jederzeit ansprechbar; auch außerhalb des Unterrichts, auch für private Probleme. Man kann alles fragen, ohne Angst zu haben. Das war zu Hause oft nicht so."

Schlüsselqualifikationen, wie z. B. die selbständige Informationsbeschaffung, Mitschreibtechniken, der Mut und die Fähigkeit zur kritischen Analyse und Reflexion usw., sind oft aufgrund der völlig anderen Lernerfahrungen nicht ausreichend entwickelt. ”Zwar sind viele Themen aus dem Unterricht mit denen im Heimatland gleich", erklärt Firdes Pasaoglu, die gerade gewählte Kollegsprecherin, ”die Methoden und die Lösungswege sind jedoch völlig anders und total neu".

Häufig fehlt den Studierenden auch jegliches Grundlagenwissen in der Computertechnik. Deshalb bietet das Studienkolleg eine Einführung in die Informatik als Unterrichts- und Prüfungsfach an. ”Leider gibt es keine speziellen Übungsräume, wo wir auch am Abend oder am Wochenende noch programmieren oder Texte schreiben können", bedauert ein libanesischer Student des zweiten Semesters.

Die Räume des Studienkollegs sind leider sehr weit vom Campus entfernt. Für die Integration der ausländischen Studierenden wäre es viel besser, wenn sie schon in der Kollegzeit leichter und unkomplizierter Kontakte zu anderen Studierenden, zu Professoren und zur Universitätsbibliothek hätten. Im Zuge der Attraktivitätssteigerung des Studienstandorts Deutschland und der Flexibilisierung ist selbstverständlich auch das Studienkolleg gefordert. Die Studierenden wünschen sich, daß durch vermehrte Sprechstunden und zusätzliche Förderkurse die Betreuung weiter intensiviert wird. Durch unsere zahlreichen nationalen und internationalen Verbindungen konnte vor zwei Jahren ein bis dahin in Berlin fehlender Wirtschaftskurs für unseren Fachhochschulzweig der FHTW mit den Zusatzfächern VWL/BWL und Wirtschaftsenglisch eingerichtet werden, der derzeit stark expandiert. Ab dem WS 1999/2000 wird es in Zusammenarbeit mit der TFH und dem chinesischen Industrieministerium ein Sonderprogramm für Chinesen mit speziellen Curricula geben. Der erforderliche Aufnahmetest wird von der Kollegleitung in Peking abgenommen, um die besten Bewerber auszuwählen und die bestehenden Kontakte zu vertiefen und zu erweitern.

Gabriele Langowski

Nationalitäten im Studienkolleg
(Sommersemester 1999)

I. Universitätskolleg:
Mittel-, Süd- und Osteuropa 30 %
Lateinamerika 9 %
Afrika 17 %
Asien 44 %

II. Fachhhochschulkolleg:
Mittel-, Süd- und Osteuropa 13 %
Lateinamerika 2 %
Afrika 33 %
Asien 52 %


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