TU intern - Juli 1999 - Wissenschaft

MIKROANALYSE /urs/ Dr. Birgit Kannegießer vom Institut für Atomare und Analytische Physik der Technischen Universität Berlin bewilligte die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Projekt ”Tiefensensitive Mikro-Röntgenfluoreszenzanalyse mit Röntgenröhren und neuen röntgenoptischen Komponenten". Die Mikro-Röntgenfluoreszenzanalyse macht es möglich, mit Hilfe von Röntgenstrahlung die Zusammensetzung von mikroskopisch kleinen Probenausschnitten zu bestimmen. Dies kann gelingen, ohne dabei die Probe zu zerstören. Ziel des nun bewilligten Projektes ist es, einen neuen experimentellen Aufbau zu entwickeln, mit dessen Hilfe die Genauigkeit der Untersuchungen - im Hinblick auf die laterale Auflösung und die Tiefensensitivität - gesteigert und der Meßbereich auf eine größere Anzahl von Elementen erweitert werden kann. Die Arbeiten werden in Kooperation mit Dr. Katrin Müller und Prof. Dr. Reif vom Institut für Metallische Werkstoffe und Dr. Heike Bronk vom Institut für Anorganische und Analytische Chemie durchgeführt.

SPINKETTEN /tui/ ”Kollektive Quantenzustände in elektronisch eindimensionalen Übergangsverbindungen" untersucht die Arbeitsgruppe von Professor Christian Thomsen am Institut für Festkörperphysik der TU Berlin. Erforscht werden sogenannte eindimensionale Spinketten in anorganischen Verbindungen bei tiefen Temperaturen. Sie sind zurückzuführen auf das Verhalten der Elektronen in diesen Materialien. Bemerkenswert ist, daß dabei das Zusammenwirken vieler Elektronen, die kollektiven Quantenzustände, in einem System andere Eigenschaften hervorruft, als man erwarten würde, wenn man zunächst viele Elektronen einzeln betracht. Gefördert wird das Projekt von der deutschen Forschungsgemeinschaft.

STRUKTUR UND FUNKTION DER SS /tui/ Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes ”Diktaturen im Europa des 20. Jahrhunderts: Strukturen, Erfahrungen, Überwindung und Vergleich" bewilligte die Volkswagen-Stiftung ein Forschungsprojekt am Institut für Geschichtswissenschaften bei Prof. R. Rürup und Dr. H. Kaienburg. Das Projekt trägt den Titel ”Der SS-Komplex Oranienburg - eine Fallstudie zu Struktur und Funktion der SS". Ziel ist es, durch eine Analyse von Struktur und Funktion des nördlich von Berlin bei Oranienburg gelegenen umfangreichen Komplexes von SS-Einrichtungen (KZ-Sachsenhausen, Kfz- und Waffenwerkstätten, Kasernen, Brotfabrik u. a.) zu neuen Einsichten in die strukturelle Entwicklung der SS zu gelangen. Insbesondere soll erforscht werden, wie sich die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Tätigkeitsgebieten der SS entwickelte und ob der Komplex Oranienburg ein gezielt aufgebautes Bindeglied zwischen den Tätigkeitsfeldern bildete.

BOSNISCHE ROMAFLÜCHTLINGE /tui/ Verlängert wurde das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt ”Bosnische Romaflüchtlinge in Berlin. Lebenssituation vor der Flucht und Perspektiven einer Repatriierung" am Institut für Antisemitismusforschung. Es soll eine Bestandsaufnahme der ökonomischen Situation der bereits nach Bosnien-Herzegowina zurückgekehrten Flüchtlinge vor Ort durchgeführt werden. Ein weiterer Punkt ist die Analyse der Perspektiven von Flüchtlingen, deren Heimatorte in der Serbischen Republik liegen. Das Projekt wird die Berliner Roma Rückkehrprojekte wissenschaftlich begleiten und die Rolle politischer Roma Organisationen bei der Repatriierungsfrage untersuchen.

SCHRAUBEN /tui/ Mit der Stabilität von Schraubverbindungen beschäftigen sich Dr. Oliver Tegel und seine Mitarbeiter am Institut für Maschinenkonstruktion/Konstruktionstechnik in einem neuen Forschungsprojekt. Es wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und trägt den Titel ”Einfluß von Nenndurchmesser und Gewindesteigungsunterschied auf die Dauerhaltbarkeit der hochfesten hochvorgespannten Schraube-Mutter-Verbindung unter Zug- und Biegebelastung". In dem Projekt soll untersucht werden, welchen Einfluß ein Unterschied der Gewindesteigung bei Schraube und Mutter auf das Kraftleitungsverhalten in der Verbindung hat. Ziel der Arbeiten ist es, die ertragbare Belastung und die Dauerhaltbarkeit der Schraubenverbindungen zu verbessern. Die Ergebnisse dürften vor allem für Anwendungen in hochbelasteten Verbindungen, beispielsweise bei Pleuelverschraubungen, interessant sein.

ZUVERLÄSSIGKEIT /tui/ Ein Projekt zur ”Analyse nicht-Markowscher stochastischer Petrinetze mit großem Zustandsraum zur Leistungs- und Zuverlässigkeitsbewertung von Fertigungssystemen" fördert die DFG am Institut für Technische Informatik bei Prof. Dr.-Ing. Günter Hommel. Es werden Näherungsverfahren entwickelt, die Vorhersagen über das Verhalten von Fertigungssystemen ermöglichen. Die Forscher können dabei auf frühere Arbeiten zurückgreifen. Sie entwickelten ein Modellierungsverfahren, das auf sogenannten Petrinetzen beruht, mit dessen Hilfe Leistungs- und Zuverlässigkeitsaussagen bei komplexen Systemen automatisch überprüfbar werden und die Steuerung eines Produktionsprozesses möglich ist. Die nun geplanten Verfahren werden deutlich größere Systeme analysieren können und das zeitliche Verhalten einzelner Aktivitäten noch realistischer modellieren. Mit Industriepartnern wird die Praxistauglichkeit der Verfahren getestet.

SYNTHESE VON NATURSTOFFEN /tui/ Die DFG hat Prof. Dr. Hans-Günther Schmalz, Institut für Organische Chemie, eine Sachbeihilfe zur Durchführung eines Forschungsprojektes zum Thema ”Enantioselektive Reaktionen mit chiralen Al-, Ga- und In-Organylen" bewilligt. Ziel der Arbeiten ist es, neuartige Reagenzien und Methoden zu entwickeln, mit denen die synthetische Herstellung von hochwertigen Verbindungen, wie zum Beispiel Naturstoffe oder Riechstoffe, erleichtert werden könnte. Das Vorhaben soll in institutsübergreifender Zusammenarbeit mit Herrn Prof. Dr. H. Schumann, Institut für Anorganische Chemie, durchgeführt werden. Die Idee zu dem gemeinsamen Vorhaben basiert auf intensiven Kontakten der beiden Arbeitsgruppen im Rahmen des Graduiertenkollegs ”Synthetische, mechanistische und reaktionstechnische Aspekte von Metallkatalysatoren".

FALLANOMALIE VON KUGELN /tui/ Das Fallverhalten von Kugeln wird in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr.-Ing. T. Stückrath im Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft im Rahmen des DFG-Projektes ”Quantitative Untersuchung der seitlichen Abweichung von frei fallenden Kugeln in Wasser bei großen Reynoldszahlen". Die Forscher wollen untersuchen, warum große Kugeln beim Eintauchen ins Wasser nicht senkrecht fallen und deren Verhalten quantitativ beschreiben. Die Frage entstand beim Bau von Wellenbrechern und Molen, deren Bau in der wasserbaulichen Versuchshalle der TU Berlin untersucht wird. Dazu wird grobes Steinbruchmaterial von Hinterkippern ins Wasser geleitet. Die Fallbahn der Blöcke wird durch deren Größe, Gewicht und Form bestimmt. Kugeln sollten als Vergleichskörper dienen.


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