TU intern - Mai 1999 - Menschen

Temperatur und Licht zur Untersuchung von Abwässern

Die Diplom-Lebensmittelchemikerin Corinna Asmussen hat für ihre Veröffentlichung über nichtionische Tenside, sogenannte Alkylethoxylate, den "Peter B. Czedik-Eysenberg-Preis 1998" erhalten. Der Preis wird jährlich von der Arbeitsgruppe Lebensmittelchemie, Kosmetik und Tenside der Gesellschaft Österreichischer Chemiker für herausragende Arbeiten jüngerer Wissenschaftler aus den Gebieten Lebensmittelchemie, Kosmetik- und Tensidchemie vergeben und ist mit 10000 Schilling dotiert. Das sind umgerechnet rund 1400 Mark. Professor Peter B. Czedik-Eysenberg, nach dem der Preis benannt ist, leitete rund 20 Jahre lang die Arbeitsgruppe.

ANALYSE MIT LICHT

In der Arbeit von Corinna Asmussen, die im Rahmen ihrer Promotion bei Professor Hans-Jürgen Stan vom Institut für Lebensmittelchemie der TU Berlin entstand, geht es um die Bestimmung von Alkylethoxylaten, der wichtigsten Klasse der nichtionischen Tenside. Tenside werden vor allem als Wasch- und Reinigungsmittel, aber auch in Kosmetika eingesetzt. Bei der Herstellung dieser Produkte gelangen Alkylethoxylate in die Abwässer. Für die Aufbereitung der Abwässer bzw. zur Rückgewinnung der Stoffe ist es wichtig zu wissen, aus welchen Einzelkomponenten die Produkte bestehen.

Die Alkylethoxylate als technische Produkte bestehen aus zahlreichen Komponenten. Die entscheidende Frage ist, wie können alle Komponenten und ihre Verteilung im Gemisch mit dem geringsten Aufwand bestimmt werden? Die Methode der TU-Wissenschaftlerin hat einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Bestimmungsmethoden: Die Komponenten müssen nicht in Form einer Reinsubstanz zur Verfügung stehen. Das heißt, alle Substanzen müssen nicht einzeln isoliert werden. Dazu bedient sich Corinna Asmussen einer speziellen Methode, der sogenannten Atomemissionsdetektion in Kopplung mit der Hochtemperatur-Gaschromatographie. Die Hochtemperatur-Gaschromatographie bewirkt eine Verdampfung und Auftrennung dieser Gemische in ihre Komponenten. Anschließend gelangen sie in ein etwa 3000 °C heißes Helium-Plasma, was zur Aufspaltung in die einzelnen Atome der Komponenten führt. Anschließend werden die Atome angeregt, Licht auszusenden. Jedes chemische Element weist dabei eine spezifische Wellenlänge auf, was zur Bestimmung der Substanzen herangezogen wird.

AUFBEREITUNG VON ABWÄSSERN

Die Forschungen von Corinna Asmussen sind Teil der Untersuchungen, die im Sonderforschungsbereich 193 "Biologische Behandlung industrieller und gewerblicher Abwässer" an der TU Berlin durchgeführt werden. Ingenieure, Chemiker und Biologen beschäftigen sich hier in interdisziplinären Projekten mit Möglichkeiten der Aufbereitung von Prozeßwässern. Der Projektbereich E, in dem die TU-Forscherin arbeitet, befaßt sich mit der Behandlung von Prozeßabwässern der Tensid- und Emulgatorproduktion im Hinblick auf die Produktrückgewinnung bzw. den biologischen Abbau. Die Methode der Hochtemperatur-Gaschromatographie mit Atomemissionsdetektion, deren Veröffentlichung nun den Preis erhielt, wurde als Analysemethode für solche Prozeßabwässer entwickelt. Vorrangig soll untersucht werden, ob sich bei der Produktrückgewinnung bestimmte Einzelkomponenten innerhalb der Alkylethoxylat-Gemische anreichern, die zu Verschiebungen in der Zusammensetzung und damit Änderungen von Produkteigenschaften führen.

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