TU intern - Mai 1999 - Wissenschaft

LÄRMREDUZIERUNG I /tui/ SILENT TRACK ist der Titel eines neuen Projektes bei Prof. Dr.-Ing. Michael Möser und Dipl.-Ing. Berndt Zeitler am Institut für Technische Akustik (ITA). Die Arbeiten werden in Zusammenarbeit mit zwei anderen Brite Euram Projekten (SILENT FREIGHT und EUROSABOT) durchgeführt und befassen sich mit der Problematik des Schienenlärms. Zehn Partner aus verschiedenen europäischen Ländern nehmen an SILENT TRACK teil. Sie beschäftigen sich hauptsächlich mit Geräuschen, die am Oberbau der Schiene entstehen. Ziel ist es, die störende Schallabstrahlung des alten Oberbaus mit speziellen Absorbern oder Barrieren zu minimieren und neue Oberbau-Konstruktionen zu entwickeln, die möglichst wenig störenden Schall abstrahlen. Um bei der Entwicklung Kosten zu senken, sind Simulationsprogramme notwendig, damit die Ingenieure nicht nach jeder Parameteränderung der Konstruktion einen Prototypen bauen und untersuchen müssen. Die Programme simulieren aus vielen Parametern die Riffelbildung auf der Schiene und deren resultierende Bewegung. In dem Teilprojekt des ITA wird aus der Bewegung der Schiene und deren Geometrie die Schallabstrahlung berechnet. Dies geschieht mit der sogenannten Multipolmethode, die gegenüber anderen Verfahren bei hohen Frequenzen Vorteile hat.

LÄRMREDUZIERUNG II /tui/ Mit der Entstehung von Kraftfahrzeug-Innengeräuschen beschäftigt sich das Brite/Euram-geförderte Projekt ONDROVE, "Overall Noise Design Tool for Vehicles" am Institut für Technische Akustik (ITA). Das Innengeräusch von Kraftfahrzeugen ist das Ergebnis des komplexen Zusammenspiels verschiedener Quellen wie Motor, Reifen oder Aerodynamik und der Übertragungswege über die Luft oder die Bestandteile des Fahrzeugs. Es wird außerdem stark von der jeweiligen Ausstattung des Fahrzeuginneren beeinflußt. Ziel des Projektes ist es, eine Prozedur zu entwickeln, die den Entwurf von Kraftfahrzeugen im Hinblick auf die Innenraum-Akustik unterstützt. Das Ergebnis soll eine Prototyp-Software sein, die dem Entwickler erlauben wird, den Gesamtgeräuschpegel im Fahrzeuginneren vorherzubestimmen. Daneben sollen Fallstudien demonstrieren, wie die Software die Auswirkungen von Änderungen an Fahrzeug oder Ausstattung wiedergibt. An dem Projekt sind neben dem ITA sechs weitere Partner beteiligt, davon fünf Automobilhersteller bzw. Zulieferer sowie eine in Berlin ansässige Software-Firma.
Mitarbeiter des lTA werden sich mit theoretischen Fragestellungen in den Bereichen "Materialmodellierung" bzw. "Abstrahlung des Motorengeräusches ins Freifeld" und deren analytischen Lösungen beschäftigen. Dazu wurde das Verhalten von Absorbtions- und Dämpfungsschichten, die für den Automobilbau typisch sind, im Frequenzbereich von 0 bis 200 Hz untersucht.

KONSTRUKTIONSHILFE /tui/ Mit der "Entwicklung konstruktionsaufgabenorientierter Konstruktionssysteme" beschäftigt sich ein Forschungsprojekt bei Dr. Oliver Tegel am Institut für Maschinenkonstruktion/Konstruktionstechnik der TU Berlin. Ziel ist es, den Prototypen eines rechnerbasierten Systems zu entwickeln, das den Konstrukteur in allen Stufen eines Entwicklungsprozesses unterstützt sowie methodische Hilfsmittel und Datenverarbeitungsmodule zur Verfügung stellt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das Projekt nun in einer zweiten Phase über eine Dauer von 18 Monaten. Die Arbeiten werden gemeinsam mit der RWTH Aachen und dem Fraunhofer-Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik durchgeführt.

JUNG UND ALT /tui/ Unter dem Titel "Stadtöffentlichkeit als Begegnungsraum von Alt und Jung in kulturvergleichender Sicht" steht ein Forschungsprojekt, welches am Institut für Sozialwissenschaften bei Prof. Dr. Dietmar Görlitz angesiedelt ist.
Es beschäftigt sich mit den Beziehungen von Kindern und Jugendlichen zu alten Menschen im außerfamiliären Umkreis. Dies ist nicht nur aufgrund der demographischen Verschiebungen in unserer Gesellschaft, nach der der Anteil älterer Menschen ein sehr viel stärkeres Gewicht erhalten wird, von Interesse. Beide Altersgruppen grenzen sich auch vom erwachsenen Bürger dadurch ab, daß die technisierte, mobile Gesellschaft von heute von diesen beiden Gruppen eine deutlich höhere Anpassungsleistung fordert. Die einen, meist die Jüngeren, sind in ihrer Entwicklung und Lernfähigkeit gefordert, die anderen, die alten Mitbürger, müssen häufig verzichten. Sie stoßen an ihre Grenzen und können der Forderung nach lebenslangem Lernen nicht nachkommen.

Was diese beiden Generationen voneinander wissen, wie sie miteinander umgehen und wie sich dieses Beziehungsgeflecht aus sozialwissenschaftlicher Perspektive sichtbar machen läßt, das sind auch in der modernen Entwicklungspsychologie noch weithin unbeantwortete Fragen - mindestens im extrafamilialen Rahmen. Das Studium dieser Beziehungen soll in konkreten lebens- und alltagsweltlichen Regionen der Jungen und Alten in europäischen Großstädten ansetzen. An öffentlich zugänglichen Orten - wie Straßen, Plätzen und öffentlichen Gebäuden - sollen solche Beziehungsmuster studiert werden, unter Einsatz schon existierender und noch zu entwickelnder Beobachtungsmethoden. Die Wissenschaftler wollen aber auch selbst Kontakt aufnehmen, um in Gesprächen, Interviews und Befragungen Partien oft gegensätzlicher Lebenswelten kennenzulernen.
Das Projekt hat eine Laufzeit von einem halben Jahr; es wird gefördert durch die Johann Jacobs Stiftung Zürich (Schweiz) und über einen Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung Bonn.

JUGENDLICHE STRAFTÄTER /urs/ Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) stellt der Jugendhilfe eine große Spannbreite von Präventions-, Reaktions- und Interventionsmöglichkeiten im Vorfeld strafrechtlicher Ahndung zur Verfügung. Beispiele sind die Familienhilfe, soziale Gruppenarbeit und Erziehungsberatung. Ein neues Forschungsprojekt am Institut für Sozialpädagogik beschäftigt sich damit, ob und inwieweit diese Möglichkeiten von der Jugendhilfe eingesetzt werden. Geplant ist einerseits eine Bestandsaufnahme der Reaktionen der Jugendhilfe in Einzelfällen, dazu sollen rund 1000 Fallstudien durchgeführt werden. Zum anderen wollen die Wissenschaftler programmatisch Modelle für die Jugendhilfe erarbeiten. Die Studie konzentriert sich auf Berlin, die Mehrheit der Bezirke hat bereits eine Mitarbeit zugesagt. Das Projekt wird von der Volkswagen-Stiftung im Rahmen ihres Schwerpunktes "Recht und Verhalten: Entstehung, Wirkung und Fortentwickung von Recht im Kontext menschlichen Verhaltens" gefördert. Es hat eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren und trägt den Titel "Kinder- und Jugenddelinquenz im Spannungsfeld informeller und formeller Reaktionen insbesondere der Jugendhilfe".


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