TU intern - November 1999 - Internationales

Zu Besuch bei der Partner-Universität Batna

Im September diesen Jahres endete ein deutsch-algerisches Projekt, welches unter der Beteiligung der TU Berlin, der BTU Cottbus und der Universität Batna gemeinsam mit der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) durchgeführt wurde. Das Abschlusstreffen, an dem auch Professor Dr. Hans-Günther Wagemann und Dr. Bernt Müller vom Institut für Mikroelektronik und Festkörperelektronik sowie der Leiter des Bereichs Außenbeziehungen der TU Berlin, Harald Ermel, teilnahmen, fand in Algerien statt. Professor Wagemann zieht Bilanz:

"Soyez les bienvenus dans votre seconde patrie", so empfing uns unser Kollege und Freund Chaabane Hamouda gemeinsam mit dem Rektor der Universität Batna, Professor Nedjai, am Flugplatz in Constantine: "Herzlich willkommen in Ihrer zweiten Heimat." Obwohl wir nach sechs Jahren zum ersten Mal wieder in Algerien waren, fühlten wir uns gleich zu Hause.

Das regelmäßige Koordinationstreffen im Rahmen des deutsch-algerischen GTZ-Projektes fand nach mehreren Ausweichorten wieder in Batna statt. Die algerischen Partner nahmen das Treffen zum Anlass, einen Kongress zum Thema "Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschule" zu veranstalten. Insgesamt 100 Vertreter von algerischen Universitäten und aus der Industrie waren dazu zusammengekommen.

Ziel des GTZ-Projektes war eine allgemeine Förderung der Universität Batna, insbesondere der Ausbau der Elektrotechnik und des Maschinenbaus. Dazu wurden von beiden Ländern zusammen annähernd 10 Millionen Mark investiert: zur Anschaffung und Einrichtung von Geräte-Pools, PC-Netzen und Literatur. Labore für unterschiedliche technische Zielsetzungen wie ein Mikroprozessorlabor, ein Photovoltaik-Labor, ein Reinraum für technologische Arbeiten innerhalb der Halbleitertechnik, sowie ein Labor für industrielle Arbeitsorganisation wurden installiert. Mittlerweile sind alle genannten Einrichtungen aufgebaut und verfügbar. Lediglich der Reinraum ist noch nicht betriebsfähig, wird es jedoch in absehbarer Zeit dank einer algerischen Zusatzfinanzierung sein.

VERBESSERTE LEBENSQUALITÄT

Diese Maßnahmen haben die Lehr- und Lernqualität an der Universität Batna nicht nur für die Studierenden und das technische Personal, sondern auch für das Lehrpersonal deutlich verbessert. Im Rahmen des Projektes entstanden drei Promotionen, eine Habilitation wird demnächst abgeschlossen. Ein weiteres Ziel des Projekts war die Einbeziehung der Angehörigen der einheimischen Industrie, dies geschah zum Beispiel in Kursen oder bei dem oben erwähnten Kongress. Ein besonderes Augenmerk lag bei der Förderung von Frauen in der Ausbildung. Das Projekt ermöglichte nicht nur die Ausbildung von Frauen in der Techniker-Schule in Moabit, auch die oben angesprochene Habilitation wird in Kürze von einer Frau abgelegt.

Die junge Universität Batna (gegründet im Jahre 1978 in einem ehemaligen französischen Militärhospital) hat inzwischen an regionaler Bedeutung gewonnen, die Zahl der Studierenden nahm stetig zu. Mittlerweile gibt es 20000 Studierende, nach dem Ausbau der Universität wird für die Aufnahme weiterer 8000 Studierender Raum verfügbar sein.

Unser Aufenthalt in Batna verlief gastfreundlich und herzlich. Der Rektor der Universität ließ es sich nicht nehmen, uns persönlich zu einem Ausflug in die Umgebung der 500000 Einwohner zählenden Stadt im Aurès-Gebirge einzuladen. Während Batna in einer Höhe von 1000 Meter ü.d.M. ein sehr angenehmes Klima hat, beginnen etwa 60 km südlich die Trockengebiete, die schließlich in die Wüste übergehen. Bei Rouffi erreicht man einen tiefeingeschnittenen Canon von 30 km Länge, auf dessen Grund in 300 m Tiefe Dattelpalmen, Gemüse und Früchte gedeihen. In diesem Gebiet warten die Kollegen der Uni Batna Photovoltaik-Anlagen, mit deren Hilfe Wasser gefördert werden kann. Allerdings scheint die weitere Verwendung der Photovoltaik derzeit eher rückläufig zu sein, infolge eines umfassenden Ausbaus des algerischen Elektrizitätsnetzes.

ALGERIEN IM AUFBRUCH

Dass man sich auch in Ost-Algerien immer noch nicht sicher fühlt, sahen wir an den Kalaschnikows unserer drei Beschützer, die uns Ausländer keinen Augenblick aus dem Auge ließen und im Hotel im Nachbarzimmer schliefen. Wir haben jedoch den Eindruck mitgenommen, dass Algerien im Aufbruch ist und die dunkle Vergangenheit hinter sich lassen will. Der neue Präsident Bouteflika ist dafür das einigende Symbol. Sein erfolgreich mit großer Mehrheit angenommenes Referendum zur nationalen Versöhnung beflügelt alle. Wir sind mit dem Empfinden abgereist, dass die Verbindungen der TU Berlin zur Partneruniversität Batna zukünftig wieder enger werden, wenn regelmäßig deutsche Besucher dort sein können. Dann wird Batna vielleicht für manche TU-Besucher in der Tat zur zweiten Heimat werden, wie es schon einmal der Fall war.


© 11/'99 TU-Pressestelle