TU intern - Oktober 1999 - Menschen
Dorothée Sack

Anknüpfen an die Orientforschung

Gleich zwei Gebiete betreut Dorothée Sack, seit dem 1. April 1999 Professorin am Fachbereich Architektur der TU Berlin. Sie vertritt das Fachgebiet für Historische Bauforschung und ist zudem für das Aufbaustudium Denkmalpflege zuständig. In dem Fachgebiet Historische Bauforschung knüpft die Architektin und Bauforscherin an die Tradition der Orientforschung an, die bis 1965 von Professor Dr.-Ing. Ernst Heinrich, damals Inhaber des Lehrstuhls für Bau- und Stadtbaugeschichte, betrieben wurde. Mit einer Veranstaltung unter dem Oberbegriff "Berichte aus der Bauforschung" wird der Orient-Schwerpunkt ab dem Wintersemester wieder eingeführt.

FRÜHER KONTAKT MIT DEM ORIENT

Mit dem Mittleren Osten ist Dorothée Sack bestens vertraut: Bereits als Architekturstudentin in Karlsruhe arbeitete sie 1971 bei Grabungen in Uruk-Warka und Babylon im Irak mit. Seitdem war sie mehrfach im Irak, in Jordanien, im Libanon, in Ägypten und vor allem in Syrien. 1982 promovierte sie mit dem Thema "Damaskus. Entwicklung und Struktur einer orientalisch-islamischen Stadt" an der Universität Karlsruhe (TH). Zwölf Jahre später legte Dorothée Sack ihre Habilitationsschrift "Die Große Moschee von Resafa-Rusafat Hisam" an der Universität Frankfurt vor.

In Syrien führt die TU-Professorin derzeit drei Projekte durch: Im Norden des Landes geht es einerseits um die Bearbeitung von Resafa-Rusafat Hisam, der Residenz des Kalifen Hisham, der von 724 bis 743 regierte. Andererseits geht es um die Aufarbeitung der architektonischen Hinterlassenschaft der abbasidischen Stadt ar-Raqqa und der Residenz ar-Rafiqa des Kalifen Harun ar-Rashid, der von 786 bis 809 regierte. Im dritten Projekt wird eine in den 1950er Jahren durchgeführte Grabung im Quartier Suq as-Sagha, das südlich der Großen Moschee in Damaskus liegt, ausgewertet. Dabei sollen Teile der antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Stadt untersucht werden.

Das Aufbaustudium Denkmalpflege, das seit dem Wintersemester 1998/99 von der TU Berlin angeboten und nun von Dorothée Sack betreut wird, ist als Projektstudium angelegt. Architekten, Bauingenieure, Kunsthistoriker und Archäologen, aber auch Absolventen anderer Fachrichtungen, die Erfahrungen im Denkmalpflegebereich gesammelt haben, lernen hier, ein Objekt nach den Methoden der Bauforschung und Kunstwissenschaft zu untersuchen. Die Aufgaben werden in enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege gestellt und bearbeitet. Besonderes Augenmerk wird im Aufbaustudium auf die Präsentation der Projektarbeit gelegt. "In der Berufspraxis werden fehlende Kenntnisse oftmals als Defizit angesehen. Zumindest im Architekturstudium stehen Präsentationsformen jedoch nicht im Zentrum der Ausbildung, daher führen wir sowohl Kommunikationsseminare als auch Rhetorik- und Präsentationsübungen durch", erzählt Professorin Dorothée Sack.

Die 1947 in Aldekerk/Nordrhein-Westfalen geborene Dorothée Sack studierte ab 1968 zunächst Wirtschaftswissenschaften an der RWTH Aachen, entschied sich dann aber nach einem Semester für ein Architekturstudium an der Universität Karlsruhe (TH). Nach dem Abschluss 1975 wurde sie Wissenschaftliche Assistentin am Institut für Baugeschichte der Universität Karlsruhe (TH). Reise- und Forschungsstipendien führten sie durch mehrere Länder Südeuropas, Nordafrikas und des Mittleren Ostens. 1982 wurde Dorothée Sack an der Universität Karlsruhe (TH) promoviert. Von 1983 bis 1988 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt "Resafa" der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Von 1990 an ist sie als Lehrbeauftragte bzw. Privatdozentin oder Gastprofessorin an mehreren Hochschulen tätig gewesen. Außerdem arbeitet sie seit 1990 im Projekt "Castel del Monte" des Instituts für Baugeschichte der Universität Karlsruhe und der Heidelberger Akademie der Wissenschaften mit. 1994 habilitierte sich Dorothée Sack an der Universität Frankfurt. Am 1. April 1999 wurde sie zur Universitätsprofessorin an der TU Berlin ernannt.

cho


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