TU intern - Oktober 1999 - Menschen

Mit unermüdlichem Einsatz

Am 30. 9. 1999 wurde Prof. Dr. Reinhard Rürup emeritiert. Als er vor beinahe einem Vierteljahrhundert als ordentlicher Professor für Neuere Geschichte an die TU berufen wurde, zählte dieses Fach kaum fünfzig Hauptfachstudenten; seit geraumer Zeit sind daraus annähernd siebenhundert geworden. An dem Aufblühen der Geschichtswissenschaft an der TU und an dem damit verbundenen Prestigegewinn für die ganze Universität hat Prof. Rürup maßgeblichen Anteil. Für die von ihm seit Jahrzehnten gepflegten Spezialgebiete - insbesondere die jüdische Geschichte seit Beginn des Emanzipationsprozesses sowie die Geschichte von Minderheiten überhaupt, die Revolution von 1918/19, die Weimarer Republik und der Nationalsozialismus, ferner die Technik-, Wissenschafts- und Universitätsgeschichte sowie die Darstellung von Geschichte in Ausstellungen, Museen und Gedenkstätten - konnte er viele Generationen von Studenten begeistern. Aberhunderte hat er zum Magister- und Staatsexamen geführt, mehrere Dutzend zur Promotion und Habilitation, und der TU hat er 1979 eine Festschrift zum Geschenk gemacht, wofür ihm deren dauerhafter Dank gewiss ist. Wesentlich auf ihn geht die Einrichtung der Zentren am FB 1 - für Antisemitismusforschung und für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung - zurück. Zur Globalisierung der Geschichtswissenschaft hat er auf zweifache Weise beigetragen: durch Wahrnehmung von Gastprofessuren in Berkeley, Sydney, Jerusalem, Stanford und Oxford (nicht zuletzt eine Anerkennung seiner Verdienste als Forscher) und indem er Gastwissenschaftler aus aller Herren Länder in großer Zahl an das Geschichtsinstitut gezogen hat. Mit ebenso unermüdlichem Engagement wie für die Studenten, in der Lehre und akademischen Selbstverwaltung hat Prof. Rürup auch über die engen Grenzen der TU hinaus gewirkt: als Gutachter der DFG und anderer Organisationen der Wissenschaftsförderung, als Mitglied von Studienreformkommissionen auf Landes- und Bundesebene und in einer breiten Palette von Gremien und wissenschaftlichen Beiräten des In- ud Auslandes, wo immer (zeit-)historischer Sachverstand gefragt war. Der "Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten" ist wesentlich durch seine Tatkraft zu einer Institution von nationaler Ausstrahlung und zu einer Pflanzschule künftiger Historiker geworden. Aus Prof. Rürups Konzeption der großen Berlin-Ausstellung von 1987 ging eine (ursprünglich nur als vorübergehend geplante) Einrichtung hervor - die "Topographie des Terrors" -, die unter seiner Leitung seit vielen Jahren zu einem der wichtigsten politisch-kulturellen Erkennungszeichen von Berlin geworden ist.

tui


© 10/'99 TU-Pressestelle