„Hochschulgesellschaften sind aus dem Willen geboren, unsere Wissenschaften und ihre Lehre zu erhalten.“ Prof. Dr. Friedrich Romberg (1871–1956) Gründungsmitglied und Geschäftsführer der „Gesellschaft von Freunden“ (1923–1941 und 1949–1956)

editorial „Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.“ Wilhelm von Humboldt Sehr geehrte Leserinnen und Leser, es ist vollbracht. Unsere Publikation zum 100. Gründungsju- biläum der „Gesellschaft von Freunden der TU Berlin“ liegt vor. In ihr erzählen wir viele kleine und große Geschichten rund um die Entwicklung der „Freunde“, die sich von Anfang an die Unterstützung der Technischen Hochschule, der heuti- gen Technischen Universität Berlin, auf ihre Fahnen geschrie- ben haben. In ihrer Entwicklung und in ihrem Handeln spiegelt sich auch – wie sollte es anders sein? – die Geschichte unseres Lan- des wider: Krieg, Zerstörung, Not, Aufbau und Umbruch. Es ist wichtig, davon zu erzählen und es aufzuschreiben, damit wir das Wissen weitergeben können an diejenigen, die künftig die Geschicke der Freundesgesellschaft mitbestimmen werden. Es ist aber auch ein Stück Universitätsgeschichte, das wir hier zusammengetragen haben. Dafür möchte ich mich als Heraus- geberin bei allen Autorinnen und Autoren herzlich bedanken! Insbesondere möchte ich Hans Christian Förster erwähnen, der viele historische Texte beigesteuert hat. Leider ist er viel zu früh verstorben. Mit dieser Publikation werden wir Hans Christian Förster ein ehrendes Andenken bewahren. Sein Ver- stummen ist auch der Grund, warum die Darstellung der chro- nologischen Entwicklung der Freundesgesellschaft nach 1959 abbricht. Diese Zeit aufzuarbeiten, bleibt anderen Chronisten vorbehalten. Großer Dank geht auch an Frau Dr. Irina Schwab vom Universitätsarchiv der TU Berlin. Ohne ihre Unterstützung, ohne die im Archiv gesammelten Dokumente wäre die Pub- likation nicht möglich gewesen. Gleiches gilt für Steffi Terp von der TU-Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni, deren spezielles Wissen über die Geschicke der TU Berlin mit eingeflossen ist. Erwähnt seien auch die Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter der Publikationsabteilung unserer Uni- versitätsbibliothek, die das Erscheinen im Universitätsverlag ermöglicht haben, auch ihnen sei gedankt. Überall haben hel- fende Hände und Köpfe die Publikation vorangetrieben. So auch die Journalistin Dagmar Trüpschuch, die eigene Texte bei gesteuert und den Herstellungsprozess begleitet hat, in Kooperation mit Silvia Dinaro von der TU-Pressestelle und dem Layouter und Hersteller Leonhard Fischer. Ein großer Dank geht auch an die anderen Mitglieder des Vorstands unserer Freundesgesellschaft, die ihr Wissen und ihr Enga- gement für die „Freunde“ in ihren Artikeln dargestellt haben. Schauen wir in die Zukunft: Ich hoffe sehr, dass die Freun- desgesellschaft auch künftig viele interessante und engagierte Menschen gewinnen kann, die mit ihrem Netzwerk unse- rer wunderbaren TU Berlin zur Seite stehen, Denkanstöße geben, Unterstützung anbieten oder einfach nur (Lebens-) Freundschaften pflegen. Denn Geschichte wird von Men- schen gemacht, und da kommt es auf jede Einzelne und jeden Einzelnen an. Auf die nächsten 100 Jahre! Dr. Kristina Zerges Mitglied im Vorstand der „Gesellschaft von Freunden der TU Berlin“ 4 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Wertvolle Freundschaften Eine Universität ist nicht nur ein internes Gebilde mit Fachgebieten, Abteilungen und Studiengängen. Weit gefehlt! Eine Universität ist ein Universum mit einem riesi- gen Netzwerk. Über dieses Netzwerk werden Informationen ausgetauscht und Wissen generiert. Dieses Netzwerk steht zusammen und hat eine Kernidentität, die eng mit der TU Berlin verbunden ist. Dieses Netzwerk umspannt weite Teile unserer Gesellschaft und reicht in viele Länder. Und dieses Netzwerk hilft und unterstützt – vor allem auch in schlechten Zeiten. Für all das steht vorbildhaft die „Gesellschaft von Freun- den der TU Berlin,“ die die Geschicke und die Entwicklung unserer Universität seit nunmehr 100 Jahren freundschaftlich begleitet. Dafür kann ich ihr nicht genug danken. Unermüdlich sucht sie nach Möglichkeiten, Nachwuchswissenschaftler*innen und Studierende zu fördern oder den so wichtigen Dialog mit der Öffentlichkeit, insbesondere auch mit Wirtschaftsvertre- tern, zu initiieren. Diese Publikation gibt mit detailreichen Texten Einblicke in die Entwicklungslinien der „Gesellschaft von Freunden“, zeigt ihre Protagonisten, aber auch aktuelle Projekte auf. Ich danke allen, die daran mitgearbeitet haben, um pünkt- lich zum 100. Jubiläum einen Beitrag zur Geschichte zu leisten. Ich gratuliere im Namen der Technischen Universität Ber- lin unserer Freundesgesellschaft herzlich zum Jahrestag und wünsche ihr ein stabiles Netzwerk, viele neue Ideen und eine immer starke Verbundenheit mit unserer Alma Mater. Prof. Dr. Geraldine Rauch Präsidentin der TU Berlin 6 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Großer einsatz für Bildung und Wissenschaft Die „Gesellschaft von Freunden der TU Berlin“ feiert ihr Jubiläum Von 2019 bis November 2022 engagierte sich Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Stefan Jähnichen als Vorstandsvorsitzender mit seinem Netzwerk für die Freundesgesellschaft Prof. Jähnichen, ich würde mich gerne mit Ihnen über die Geschichte, Gegenwart und Zukunft der „Gesellschaft von Freunden der TU Berlin“ unterhalten. Erzählen Sie doch bitte – was macht die Freundesgesellschaft? Die Gesellschaft unterstützt die TU Berlin auf ideelle und materielle Weise. Drei Dinge sind mir dabei besonders wich- tig. Zum einen, dass wir uns verstärkt um die Kontakte und um die Kooperation mit der Wirtschaft kümmern. Zum anderen, dass wir Kontakt zu unseren Alumni und Alumnae halten. Und zu guter Letzt, dass wir finanzielle Mittel zur Ver- fügung stellen, um Studierende, Projekte und Aktivitäten zu unterstützen, die aus den öffentlichen Mitteln nicht finanziert werden können. Welchen Wert haben Freundesgesellschaften für Universi- täten? In die Struktur jeder Universität gehört grundsätzlich eine Freundesgesellschaft, weil die öffentlichen Mittel für For- schung und Bildung nicht ausreichen. Hier kann eine Freun- desgesellschaft unterstützend eingreifen. Welchen Wert hat die Freundesgesellschaft für die TU Berlin? Unsere Freundesgesellschaft unterstützt das Leitbild der TU Berlin bei der Aufgabe, dem Humanismus verpflichtete For- schung und Lehre umzusetzen. Denn Technik und Natur- wissenschaft mit Humanismus zu ergänzen war nach dem Zweiten Weltkrieg Bedingung der Alliierten für die Neugrün- dung der Technischen Hochschule als Technische Universität. Wissenschaft und Technik sollte zum Nutzen der Gesellschaft weiterentwickelt werden. An die Verbindung von Technik und Humanismus erinnert der Freundeskreis jährlich mit der Ausrichtung der Höllerer-Vorlesung. Die Freundesgesellschaft feiert in diesem Jahr ihr 100- jähriges Jubiläum. Aber – gibt es nicht eigentlich zwei Gründungsdaten? Richtig! Die erste Mitgliederversammlung der Freundesge- sellschaft fand am 22. Juni 1922 statt. Aber am 11. Mai 1945 gab es eine Neugründung der Gesellschaft von Freunden. Warum? Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle Vereine aufgelöst. Einer Neugründung ging eine strikte Untersuchung voraus, inwieweit sich der Verein und seine Mitglieder von 8 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Historische Bauzeichnung vom Hauptgebäude der Technischen Hoch- schule Berlin. Hier wurde 1921 die Gründung der „Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg“ initiiert Zur Gründung der „Gesellschaft von Freunden der TH Berlin“ Die „Gesellschaft von Freunden der Technischen Hoch- schule Berlin-Charlottenburg“ hat nicht nur ein Grün- dungsdatum. Am 7. Dezember 1921 lud der Rektor der Tech- nischen Hochschule Berlin, Prof. Dr. Rudolf Rothe, wichtige Persönlichkeiten aus Industrie und Handel zu einem Gespräch am 14. Dezember 1921 in die Hochschule ein: „Aus den Kreisen der Industrie und des Handels ist angeregt worden, dem Beispiele anderer Hochschulen entsprechend eine Gesellschaft der Freunde der Techni- schen Hochschule ins Leben zu rufen. Zu diesem Zwe- cke wird eine vertrauliche Vorbesprechung im engeren Kreise am Mittwoch, dem 14. Dezember, 6 Uhr nachmit- tags im Rektoratszimmer der Technischen Hochschule, Charlottenburg, Berliner-Str. 171/172, stattfinden. […] Ich beehre mich, Sie zur Teilnahme an dieser für die Zu kunft von Technik und Wirtschaft so wichtigen Sit- zung ergebenst einzuladen, und hoffe auf ihr freund- liches Erscheinen. Mit ausgezeichneter Hochachtung Prof. Dr. R. Rothe.“ 1 In der „Vossischen Zeitung“ vom 19. Januar 1922 kann man unter der Überschrift „Reichsgründungsfeiern der Berliner Hochschulen“ folgende Notiz lesen: „Zum Schluss teilte der Rektor mit, daß am heutigen Tag eine Gesellschaft von Freun- den der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg ihre Gründung vollzogen habe.“ 2 Im Frühjahr 1922 berichtet u. a. die „Tägliche Rundschau“: „Im Senatssaale der Technischen Hochschule ist jetzt eine Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule in Berlin begründet worden. Den Vorsitz hat Geheimer Kommerzienrat Dr.-Ing. e. h. Ernst v. Borsig übernom- men. Die erste Mitgliederversammlung soll zu Beginn des Sommer-Semesters abgehalten werden. Den vorbereiten- den Arbeitsausschuss leiten der Rektor der Hochschule 12 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

„So ist im Jahre 1922 auch unsere ‚Gesellschaft von Freun- den der Technischen Hochschule Berlin zu Charlotten- burg e.V.‘ entstanden. Sie ins Leben gerufen zu haben, ist das Verdienst des nachmaligen Rektors, Professor Dr. Rothe, der sich dieser Sache mit großer Tatkraft und Hingabe annahm, wofür ihm die Hochschule für immer Dank und Anerkennung schuldet.“ 6 In der ersten Satzung von 1922 wurden in Paragraf 2 die Auf- gaben und Ziele der Hochschulgesellschaft formuliert: „Der Zweck der Gesellschaft ist die Förderung und Unterstützung der Technischen Hochschule Berlin, ihrer Angehörigen und Studierenden, insbesondere a) die Pflege des Zusammenhangs zwischen der Techni- schen Hochschule, ihren Freunden und früheren Stu- dierenden, b) die Erleichterung der Beziehung zwischen der Technischen Hochschule und den technischen und wirtschaftlichen Unternehmen der Industrie, c) die Bereitstellung von Geldmitteln, Maschinen, Apparaten und anderen Werten für die wissenschaftlichen Unter- richtszwecke und andere Aufgaben der Technischen Hochschule, d) die Bereitstellung von Geldmitteln für persönliche Unterstützungen in besonderen Fällen der Not an Angehörige der Hochschule und an Studierende. Die Verwendung von Geldmitteln der Gesellschaft für die vom Staate zu deckenden Zwecke des regelmäßigen Hochschulunterrichts ist ausgeschlossen.“ 7 Die Gesellschaft wollte gemeinnützig wirken, und ihre gewählten Repräsentanten erfüllten ihre Aufgaben ehren- amtlich. Mitglieder der Gesellschaften konnten – wie in Paragraf 3 formuliert – „Einzelpersonen, juristische Personen, Vereine und Behörden werden. Die Aufnahme erfolgt nach Meldung beim Vorsitzenden der Gesellschaft oder beim Rek- tor der Technischen Hochschule durch den Vorstand.“ 8 Jedes Mitglied – je nach Status – hatte einen jährlichen Mitglieds- beitrag zu zahlen. Die Hochschulgesellschaft war strukturell wie folgt aufge- baut: Die Mitgliederversammlung wählte jährlich einen Vor- stand, der aus fünf Mitgliedern bestand, einem Vorsitzenden, einem Stellvertreter, dem Schatzmeister und zwei Schriftfüh- rern. Seit 1925 gab es ein sechstes Mitglied, einen Geschäfts- führer, und ein siebtes Mitglied, den jeweiligen Rektor der Technischen Hochschule Berlin. Dem Vorstand war ein Aus- schuss beigeordnet, der aus den Vorstandsmitgliedern und zehn gewählten Beisitzern bestand. Prof. Dr. Rudolf Rothe war Rektor der Technischen Hochschule Berlin. Er legte 1921 den Grundstein zur Gründung der „Gesell- schaft von Freunden“ Einladung zur ersten Mitgliederversammlung, die tatsächlich aber erst am 22. Juni stattfand 14 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

der Bevölkerung als Erbe der Kriegsjahre sowie die enor- men Reparationszahlungen, die Deutschland zu leisten hatte, führten dazu, dass der Staat traditionelle Aufgaben, wie die Hochschulfinanzierung, nur noch beschränkt leisten konnte. Andererseits begann eine zunächst schleichende, seit 1921 aber sich beschleunigende Inflation. Für die Hochschulen bestand die Gefahr, dass sie ihre laufenden Forschungs- und Lehrver- pflichtungen nicht mehr erfüllen konnten. Das führte dazu, dass auch die im Krieg vernachlässigte zivile Forschung den naturwissenschaftlich-technologischen Rückstand Deutsch- lands nur schleppend aufholen konnte. Die deutsche Wirt- schaft, deren Erfolgsrezept darin bestand, moderne Produk- tionsmethoden und Wissenschaft zu verbinden, drohte ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Wie drama- tisch die Nachkriegssituation war, lässt folgende Passage aus einer Rede des Reichsfinanzministers und Zentrumspolitikers Joseph Wirth (1879–1956), erkennen, die er am 26. April 1920 im Parlament gehalten hatte. Dort heißt es: „Diese Verarmung Deutschlands, dieser Mangel an Bedarfsgütern, diese fortwährende Steigerung der Löhne hat eine verhängnisvolle Rückwirkung auch auf unser geistiges, wissenschaftlich-kulturelles Leben. Ich brauche nur daran zu erinnern, in welche Schwierigkeiten die wissenschaftliche und künstlerische Arbeit geraten ist. Ohne Veröffentlichung lässt sich aber keine geistige Leis- tung zur Auswirkung bringen. Papiermangel und Höhe der Druckkosten halten eine große Anzahl wertvoller Arbeiten zurück. Gelehrte, Institute und Akademien sind daher an der Fortsetzung ihrer Arbeit gehindert. Darin liegt eine große Gefahr für unser wissenschaftli- ches und geistiges Leben überhaupt, die noch dadurch gesteigert ist, daß gegenüber den gewaltigen Fragen, die durch die nackte Existenzfrage aufgerührt werden, die Fürsorge und Hilfe des Staates für kulturelle Zwecke lei- der gehemmt wird. An diese furchtbare Fernwirkung des Krieges denken wenige, und doch ist sie vorhanden.“ 9 Der mögliche „Verlust von Deutschlands wissenschaftlicher Weltgeltung“ wurde so zu einem wichtigen Medienthema. Unter jener Überschrift erschien im März 1922 in der „Vossi- schen Zeitung“ ein Artikel des Münsteraner Professors Georg Schreiber, Mitglied des Reichstages, der die Lage wie folgt analysierte: „Unsere deutschen Hochschulen stehen in einer wirt- schaftlichen Krisis […] wie nie zuvor. 16 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Eine im Winter 1920/21 im Reichstag erörterte Denk- schrift des Reichsministerium des Inneren gibt ein erschütterndes Bild der Gesamtlage: unsere deutsche Wissenschaft verarmt aus Mangel an Mitteln, verarmt zugleich aus Mangel an Nachwuchs. Gleichzeitig schi- cken sich manche Forschungsgebiete an, in die Länder mit Goldwährung abzuwandern. Geht die Wissenschaft aber derart ins Ausland, fällt ein großes Stück deutscher Prestigestellung überhaupt, jener Vormachtstellung, die uns unter den Völkern der Erde wahrhaft groß machte. Das ist umso bedenklicher, als wir nach dem Zusam- menbruch unserer militärischen und politischen Stel- lung ganz anders als früher darauf angewiesen sind, den Völkern der Erde geistige und kulturelle Werte und Güter zu übermitteln. Man kann darüber streiten, ob wir noch eine politische Großmacht bedeuten; jedenfalls muß das Deutschland der Zukunft als eine Großmacht des Geistes und des Wissens erhalten bleiben.“ 10 Aber Schreiber sprach noch eine weitere Gefahr für die deut- sche Wissenschaft an. Die ehemaligen Kriegsgegner, vor allem Frankreich, Belgien und Italien, versuchten, deutsche Wissenschaftler von internationalen Wissenschaftsorganisa- tionen zu isolieren. Diesen Tendenzen zur Isolation konnte ein spektakulärer Paris-Besuch von Albert Einstein entgegenwirken. Einsteins Relativitätstheorie, die 1919 ihre experimentelle Bestätigung erfahren hatte, war nun weltweit anerkannt. Außerdem genoss der Physiker den Ruf eines Kosmopoliten und Pazifis- ten und repräsentierte damit ein anderes, ein friedliches und wissenschaftlich-seriöses Deutschland. Auch das spiegelte die Presse jener Tage. So kann man in der „Vossischen Zeitung“ vom 18. April 1922 lesen: „Prof. Albert Einstein […] weilt seit Sonnabend wieder in Berlin. Im Gespräch mit einem Mitarbeiter der ,Vossi- schen Zeitung‘ berichtet er über seine Pariser Eindrücke […]: ‚Kein Misston hat die Tage meines Pariser Aufent- halts gestört, obgleich ich nie ein Hehl daraus gemacht habe, daß ich als Vertreter deutscher Wissenschaft nach Frankreich gekommen bin. Sie müssen auch‘, so fuhr er ungefähr fort, ‚in Betracht ziehen, daß die Einladung, die das College de France an mich gerichtet hat, an den deutschen Gelehrten ergangen war. Diese Einladung war von sämtlichen Professoren des College de France, dieser höchsten französischen Bildungsstätte, einmütig unterzeichnet worden, nicht etwa bloß von den Physi- kern und Mathematikern. Das College de France nimmt eine ganz eigenartige Stellung im Bildungswesen unseres westlichen Nachbarn ein. […] Der Geist, der aus dieser Einladung […] mir entgegenwehte, den glaubte ich auch sonst in Paris verspürt zu haben. Aus all den Gesprä- chen klang, wenn auch vielleicht etwas versteckt, die Sehnsucht heraus, mit den deutschen Wissenschaftlern wieder zusammenarbeiten zu können zum Nutzen der Forschung, zum Nutzen des gesamten Kulturfortschritts. Ich bin während meines kurzen Aufenthalts ja fast nur mit Wissenschaftlern zusammengekommen […].“ 11 Während also Einsteins Charme-Offensive die auswärtigen Bedingungen für den deutschen Wissenschafts- und For- schungsbetrieb etwas verbessern konnte, blieb dennoch die Die Niederlage des Kaiserreiches im Ersten Weltkrieg, die Revolution vom November 1918 und der Versailler Friedensvertrag änderten radikal die Situation der Hoch- schule. Am 9. November 1918 erreichte die Revolution Berlin 18 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

sig unterstützte schon 1922 die Hitler-Bewegung, allerdings rückte er 1932 wieder von den Nationalsozialisten ab und engagierte sich gegen sie ,mit den Konservativen um Hin- denburg und Papen. Vom 18. Januar bis zum 22. Juni 1922, dem Tag der ers- ten Mitgliederversammlung, leitete ein erweiterter Ausschuss die vorläufigen Belange der Gesellschaft. Ihm gehörten Ernst von Borsig, Paul de Gruyter, Ewald Hilger, Walter Reichel, Hermann Reisenegger, Rudolf Rothe, Georg Schlesinger und Ludwig Tübben an. Wie später Ewald Hilger berichtete, „wurden [nach der Konstituierung dieses Ausschusses] zahlreiche Beitrittsauffor- derungen, mit etwa 100 Namensunterschriften versehen, an die Industrie, Mitglieder des Lehrkörpers und ehemalige Studie- rende versandt und ein grundlegender Fonds gesammelt, der bis zum April 1922 fast 3,5 Millionen Mark, allerdings Papiermark, erreichte“. 16 Die erste Mitgliederversammlung der Hochschulgesell- schaft am 22. Juni 1922 eröffnete Prof. Dr. Rudolf Rothe, der amtierende Rektor, mit einer Ansprache. Die Mitglieder- versammlung wählte dann Ernst Heinrich Aumund, Hans Berckemeyer, Adolf Franke, Ludwig Hoffmann, Adolf Ler- che, Viktor Nawatzki, Franz Oppenheim, Philipp Pforr, Jakob Wilhelm Reichert und Paul Wittig zu Beisitzern. Im August 1922 konnte in der ersten Ausschusssitzung festgestellt werden, dass die Gesellschaft bereits 332 Mitglie- der, darunter 139 Förderer, zählte. Das Vermögen belief sich auf fast fünf Millionen Mark. Ewald Hilger wies 1932 in sei- nem rückblickenden Bericht über jene Jahre darauf hin, dass „ausgedehnte Verhandlungen im Anschluss“ stattfanden, „die Der Großindustrielle Dr.-Ing. e. h. Ernst von Borsig wurde 1922 der erste Vorsitzende der Hochschulgesell- schaft Die frühen Jahre der „Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin“ 1922–1933 Der Bericht über die erste Gesellschafterversammlung der „Gesellschaft von Freunden“ vom 18. Januar 1922, der sich in den Vereinsakten des Amtsgerichts Charlottenburg befindet, gibt Auskunft über die Wahl des ersten Vorsitzen- den der Hochschulgesellschaft. Es war der Großindustrielle und Geheime Kommerzienrat Dr.-Ing. e. h. Ernst von Borsig (1869–1933). Der Name Borsig war nicht nur in Berlin legendär. Ernst von Borsig war ein Enkel des legendären „Lokomotivenkö- nigs“ und Selfmademans August Borsig (1804–1854), der zu den Pionieren der Industrialisierung Preußens im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts gehört hatte. Die Firma Borsig, ursprünglich ein Unternehmen der Eisenverhüttung und des Maschinenbaus in der Berliner Chausseestraße, stieg binnen weniger Jahrzehnte zum damals größten Lokomoti- venproduzenten auf. An der Technischen Hochschule Berlin gab es seit 1879 einen Lehrstuhl für Eisenbahnmaschinenwesen und 1902 entstand hier unter der Leitung von Prof. August von Bor- ries (1851–1906) eine Lokomotiv-Prüfanlage. Die Verbin- dung zwischen dem Unternehmen Borsig und der Berli- ner Hochschule wird nicht zuletzt symbolisiert durch ein Fragment der alten Arkadenhalle, die einst Bestandteil der Borsig’schen Fabrik vor dem Oranienburger Tor war und sich seit 1901 im Garten der Technischen Hochschule Ber- lin befindet bzw. heute auf dem Südcampus der Technische Universität Berlin. Ernst von Borsig leitete seit 1894 das Unternehmen, das inzwischen in Moabit und Tegel sowie in Schlesien Fabrik- und Grubenanlagen hatte. Er war Absolvent der Charlot- tenburger Hochschule. Borsig gehörte zu den vermögenden Männern in Preußen. Von 1924 bis 1931 hatte er den Vorsitz der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände inne und war außerdem Präsidiumsmitglied des Reichsverban- des der Deutschen Industrie. Das Ehrenamt des Vorsitzen- den der „Gesellschaft von Freunden“ führte Ernst von Bor- sig von 1922 bis zu seinem Rücktritt im Mai 1926 aus. Der Rücktritt stand mittelbar im Zusammenhang mit einer ersten größeren Krise der Firma. 1926 wurde das Unternehmen in eine GmbH umgewandelt. Obwohl Borsig weiter in großem Umfang Lokomotiven baute, verlor der Konzern Marktan- teile. 1930 stand die Firma Borsig vor der Liquidierung, eine Rettung war nur durch Fusion mit der AEG möglich. Bor- 20 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Einführung der Rentenmark (wertgleich mit der späteren Reichsmark) beendet. Allerdings waren nunmehr alle finan- ziellen Rücklagen bis auf einen kümmerlichen Rest zusam- mengeschmolzen. Auch die „Gesellschaft von Freunden“ musste ihre Finan- zen neu ordnen. Prof. Dr. Rothe legte im Jahre 1923 sein Amt nieder. An seiner Stelle wurde am 29. Oktober 1923 der Geheime Regierungsrat Prof. Dr. Friedrich Romberg (1871–1956) als Geschäftsführer in den Vorstand gewählt. In einem Schreiben vom 9. November 1923 forderte er einen vollständigen Kurswechsel zur finanziellen Wiederaufrich- tung des durch die Inflation fast ganz zusammengeschmolze- nen Gesellschaftsvermögens. Er schlug vor, zunächst keinerlei Geld für jene Wissenschaftszwecke zu bewilligen, die zu den Obliegenheiten von Staat und Reich gehörten. Bei der Mitgliederversammlung vom 8. März 1924 berich- tete Romberg ausführlich über die Lage der Gesellschaft und die Wirkung der Inflation. In Bezug auf die Vermögensver- waltung wurde beschlossen, die Bewilligung von Zuwendun- gen für die satzungsgemäßen Zwecke stark einzuschränken, bis ein fester Vermögensstock von mindestens 100.000 RM angesammelt sei. 1924 erschien aus Anlass des 125. Jubiläums der Bauaka- demie Berlin, einer der Vorgängereinrichtungen der Techni- schen Hochschule, eine Festschrift, in der erstmals auch die „Gesellschaft von Freunden“ in einer Hochschulchronologie erwähnt wurde. Dort heißt es: „Am 18. Januar 1922, dem Erinnerungstag an die Reichs- gründung, der nach einem gemeinsamen Beschluß sämt- licher deutscher Hochschulen in Zukunft als dies acade- micus feierlich begangen werden soll, wurde die Grün- dung der Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin zu Charlottenburg vollzogen zur För- derung und Unterstützung der Technischen Hochschule, ihrer Angehörigen und Studierenden.“18 Prof. Dr. Friedrich Romberg gehörte zu den Gründungsmit- gliedern der „Gesellschaft von Freunden“ und war von 1923 bis 1941 ihr Geschäftsführer. Nach 1945 engagierte er sich für die Wiederzulassung der Gesellschaft. Diese erfolgte 1949. Eine Überprüfung aller Antragsteller hatte deren Unbelas- tetheit festgestellt. Von 1949 bis 1956 übte Romberg erneut die Geschäftsführerfunktion aus. 1871 in Westfalen geboren, kam er 1901 als ordentlicher Professor an die Technische Hochschule Berlin. Sein Spezialgebiet war Schiffsmaschi- nenbau. Seine Tätigkeit an der Hochschule entwickelte sich in zwei Richtungen: Er war in der akademischen Lehre und 22 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin Inflationsgeld: 1922 begann die galoppierende Geldentwertung

Die akademische Zeitschrift „Die Technische Hochschule Charlottenburg“ wurde im Oktober 1919 gegründet. Im Februar 1925 ging die Hochschulgesellschaft eine Kooperation mit der Zeitung ein, die sich zu einem Diskussionsjournal wichtiger Hochschul themen entwickelte Die frühen Publikationsorgane der „Gesellschaft von Freunden“ Wieder war es Friedrich Romberg zu danken, dass die „Gesellschaft von Freunden“ sich im Jahre 1925 auch ein erstes Informationsorgan für ihre Mitglieder schuf. Seit Feb- ruar 1925 ging die Gesellschaft eine Kooperation mit der aka- demischen Zeitschrift „Die Technische Hochschule“ ein. Die- ses Blatt wurde im Oktober 1919 unter dem Titel „Technische Hochschule Charlottenburg“ gegründet und hatte zunächst die Aufgabe, Nachrichten des Senats und der Studentenvertretung an der Technischen Hochschule zu veröffentlichen. Mit der Zeit entwickelte sich das Blatt zu einem Diskussionsjournal für wichtige Hochschulthemen, wie die geplante Reform der Tech- nischen Hochschulen, das Für und Wider der unterschiedli- chen Reformkonzepte, neue Lehr- und Lerninhalte, Fragen einer zeitgemäßen Ingenieurausbildung, die Stellung des Inge- nieurs im Staat und in der Wirtschaft sowie die Einführung eines neuen Berufsprofils, des „Wirtschaftsingenieurs“. Hier kamen meist Studenten und Doktoranden zu Wort, wie z. B. Max Kronenberg (1894–1972), einer der späteren Mitarbeiter am Institut für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetriebe. Diese Einrichtung, weltweit die erste ihrer Art, wurde 1904 von Georg Schlesinger (1874–1949) an der Technischen Hochschule Berlin gegründet. Kronenberg verwies auf einen modernen Zeittrend, dem sich auch die Hochschulen stellen müssten. „Die Praxis fordert seit langem Ingenieure, deren Blick weiter geht als bis zum Reißbrett und zum Rechenschie- ber, sie fordert Ingenieure, die anstelle der Juristen Leiter sein sollen und können. Hierzu sind aber weitgehendere Kenntnisse der Volkswirtschaft und der Rechtswissen- schaft erforderlich, als sie uns an der TH übermittelt werden. Die technischen Zeitschriften sind voll von Anre- gungen, wie der Hochschulunterricht umgestaltet werden muß, um aus der Hochschule, die fast ausschließlich Kon- struktionshochschule ist, eine Hochschule zu machen, bei der Konstruktion und Organisation gleichwertig sind. An der T. H. wird viel zu viel konstruiert, darüber geht der große Blick fürs Ganze verloren und der Erfolg ist der ein- seitige, mit Scheuklappen versehene Ingenieure, der vom Juristen aus den leitenden Stellungen verdrängt wird. Gerade diese Forderung der Praxis muß als Begründung dafür angeführt werden, daß die T. H. einen viel wei- ter ausholenden Unterricht in Nationalökonomie durch Angliederung der Handelshochschule erhalten soll.“ 19 Diese Debattenbeiträge spiegelten die Modernisierungsbe- strebungen an den Hochschulen wider und zeigten zugleich Konfliktfelder auf. So spielte die Frage, ob Politik immer nur Parteipolitik sein könne und daher das Ganze überblickende Führerpersönlichkeiten nötig seien, ein wichtige Rolle. Es gab eine beeindruckende Themenvielfalt, die zeigte, dass trotz Finanzierungskrise und existentieller Notlagen eine pluralisti- sche Debattenkultur dominierte. Es kamen Studierende, aber auch bedeutende Wissenschaftler zu Wort: Prof. Dr. Arthur Korn (1870–1940)20, der Erfinder der Bildtelegraphie, stieß eine ethische Debatte an, Prof. Georg Schlesinger21 verglich in einem Beitrag das Taylor-System mit der deutschen Betriebs- wissenschaft. Dr. René Kuczynski, Direktor des Statistischen Amts Berlin-Schöneberg, veröffentlichte eine Analyse über das Existenzminimum des Berliner Studenten.22 24 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

schüsse eingesetzt werden sollen, (5) die Bereitstellung von Geldmitteln für persönliche Unterstützung in beson- deren Fällen der Not an Angehörige der Hochschule und an Studierende. An der Pflege des geistigen Zusammenhangs mit ihren Mitgliedern ist der Hochschulgesellschaft ganz besonders gelegen. Sie möchte in dieser verworrenen Zeit ein fester geistiger Mittelpunkt sein. Sie will Anregungen empfan- gen und Anregungen geben. Sie will ihren Mitgliedern Beratung und Unterstützung gewähren in wichtigen wissenschaftlichen Fragen der Technik und der Wirt- schaft. Auf solche Weise beabsichtigen wir, befruchtend auf die Entwicklung des einzelnen wie auf unser öffent- liches Leben einzuwirken. Zur Erreichung dieser Ziele veranstalten wir im Rahmen der Gesellschaft regelmä- ßige Hochschultagungen, auf denen durch Vorträge und Aussprachen wichtige technische und wirtschaftliche Fragen erörtert und durch die persönliche Berührung lebendige Wechselwirkungen zwischen Hochschule und praktischem Leben erzielt werden sollen. Die Berichte über diese Tagungen sollen von jetzt ab gedruckt und den Mitgliedern und der Öffentlichkeit zugängig gemacht werden. Um eine dauernde enge Fühlung zwischen der Hochschule und den Mitgliedern der Gesellschaft herzu- stellen, haben wir weiterhin die vorliegende Zeitschrift „Die Technische Hochschule“ zum Organ unserer Gesell- schaft gemacht. […] Sie wird künftig auch die für die Mit- glieder der Hochschulgesellschaft wichtigen Mitteilungen enthalten und den Mitgliedern regelmäßig zugehen. […] Unsere finanziellen Aufgaben haben wir bisher nur unvollkommen erfüllen können […]. Immerhin haben wir wenigstens vereinzelt schon Forschungsarbeiten von Professoren durch Beihilfen unterstützen können. Der Studentenschaft sind Unterstützungen bzw. Darlehen für den Ausbau ihrer Wirtschaftseinrichtung gewährt wor- den. Die akademische Fliegergruppe ist beim Bau eines Segelflugzeugs und bei der Beteiligung am Fliegerwett- bewerb durch die Gesellschaft gefördert worden [...].“ Rombergs Bericht schloss mit der „dringenden Bitte, für die Gesellschaft nach Kräften zu werben“. 23 Auch das erneuerte Journal erwies sich – wie von Romberg programmatisch angekündigt – als Forum des geistigen Austauschs. Gesellschaftsrelevante Fragen zur Wirtschafts-, Hochschul-, Technik- und Wissenschaftsentwicklung wur- den aufgegriffen. Die unterschiedlichsten Meinungen kamen zu Wort. Prof. Paul Riebensahm schrieb über die „Amerika- nischen Lehren für die deutsche Wirtschaft“. Rationalisie- rung war in den deutschen Unternehmen Mitte der zwanzi- ger Jahre ein wichtiges Thema, zu dem sich vor allem auch Prof. Georg Schlesinger und seine Kollegen äußerten. Prof. Wilhelm Franz thematisierte die Fragen der Ausbildung von Wirtschaftsingenieuren an der Technischen Hochschule, und Prof. Willi Prion reflektierte über die Gestaltung der wirt- schaftswissenschaftlichen Ingenieursausbildung oder befasste sich mit dem Dawes- und dem Young-Plan, erläuterte die komplizierten Fragen der Reparationszahlungen, die der deutschen Republik durch den Versailler Vertrag auferlegt worden waren und die eine große Belastung darstellten. Es gab Berichte über die Eröffnung des Instituts für Betriebsso- ziologie, auch ein Novum in der TH-Geschichte. Prof. Adolf Matthias berichtete über sein neues Hochspannungslabora- torium, und Regierungsbaurat Otto Weißgerber umriss die Bauvorhaben für ein neues Physikgebäude, das zum wich- tigsten Neubau an der Technischen Hochschule in dieser Zeit werden sollte. Neben diesen Sachthemen gab es viel Ideologisches. Es waren vor allem die völkisch-nationalistischen Studenten- verbände, die mit radikalen nationalen und antisemitischen Parolen auf sich aufmerksam machen wollten. Als Beispiel sei hier nur jene unschöne Kampagne des Vorstandes der deut- schen Studentenschaft an der Technischen Hochschule Berlin genannt, die sich im Juni 1926 gegen Theodor Lessing, Profes- sor in Hannover, richtete und die „Reinhaltung der deutschen Hochschulen“ forderte. Lessing sollte sofort aus seinem Amt entfernt werden, weil er „in einem tschechischen Regierungs- blatt“ – tatsächlich war es das liberale deutsche „Prager Tage- blatt“ – den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg belei- digt habe. Vorkommnisse dieser Art warfen ein Schlaglicht auf latente Konflikte, die sich zwischen dem liberal-konserva- tiven Establishment, republikanisch gesinnten Studierenden an der Technischen Hochschule einerseits und einer sich ent- wickelnden rechtsradikalen, deutschvölkischen Bewegung, die ihre aktivsten Wortführer gerade aus diesen Studenten- schaften rekrutierten, andererseits auftaten. Neben der Zeitschrift „Die Technische Hochschule“, die eine wichtige Quelle auch für die Rekonstruktion der „Geschichte der Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin“ darstellt, entstand im Jahre 1927 ein zwei- tes Periodikum. Es veröffentlichte die jährlichen Geschäfts- berichte der Gesellschaft, gab Auskunft über die personellen Veränderungen im Vorstand und im Ausschuss, druckte jene akademischen Festreden ab, die bei den Veranstaltungen 28 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Die „Goldenen Zwanziger“ – erster Höhepunkt der „Gesellschaft von Freunden“ Das Jahr 1927 brachte eine wichtige personelle Verände- rung. Nach dem Rücktritt von Ernst von Borsig über- nahm nunmehr der Geheime Bergrat Prof. Dr. Ewald Hilger (1859–1934) die Funktion des 1. Vorsitzenden. Hilger gehörte schon 1921 zu den Gründungsmitgliedern. Seit seinem Ein- tritt in den preußischen Staatsdienst im Jahre 1887 hatte er in der Bergwerksverwaltung als Bergassessor, Berginspektor, Bergwerksdirektor im Saargebiet und als Vorsitzender der Bergwerksdirektion in Hindenburg gearbeitet. Er erwarb sich Verdienste um die Entwicklung des Saarbergbaues. Unter seiner Leitung konnte der Saarbergbau seine Jahresförde- rung über zehn Millionen Tonnen steigern. Bergmännische Kameradschaft bewies er beim Grubenunglück von Kreuz- gräben, wo er an der Spitze der Rettungsmannschaften in größter Lebensgefahr tätig war. Nach dem Ausscheiden aus dem Staatsdienst 1905 übernahm Hilger die Generaldirektion der Vereinigten Königs- und Laura-Hütte. Hilger schuf neue Anlagen und neue Konstruktionen für die Eisenindustrie aus dem Gedanken heraus, dass nur eine betriebliche und orga- nisatorisch hochstehende Eisenindustrie ein guter Abnehmer und erfolgreicher Partner der Kohle-Industrie sein könne. Die neue Grenzziehung in Oberschlesien nach 1918 verän- derte sein Wirkungsfeld. Hilger war im Auftrag der Reichsre- gierung an den Friedensverhandlungen mit England, Frank- reich und Belgien in Spanien, Versailles und Paris beteiligt. Mit der Einführung der Rentenmark 1923 stabilisierte sich auch die wirtschaftliche Situation in Deutschland. Die Ratio- nalisierung der deutschen Industrie, die schnellere Überfüh- rung neuer Forschungsergebnisse in die industrielle Verwer- tung, die neu entstandene Radio-, Film-, Luftfahrtwirtschaft, die Modernisierung vieler traditioneller Produktionszweige sowie vor allem eine großzügige Investitionsbereitschaft US- amerikanischen Kapitals führten zu einem ökonomischen Aufschwung. Berlin mit seinen Zukunftsindustrien war ein besonderer Profiteur dieser Entwicklung. Neben der wirt- schaftlichen Stabilisierung erlebte die deutsche Hauptstadt zugleich eine einzigartige Kulturblüte, die sie zur Weltme- tropole neben Paris, London und New York machte. Berlin war ein Magnet par excellence. Das schlug sich nicht zuletzt in der atemberaubenden Zunahme der Zahl von Mitgliedern der „Gesellschaft von Freunden“ nieder.24 1922 332 1930 825 1924 1926 696 1931 684 1932 830 1927 1928 1929 690 712 798 1926 43.000 rM 1927 82.500 rM 1928 103.000 rM 819 1929 1930 1931 1932 135.000 rM 154.000 rM 170.000 rM 179.000 rM Entwicklung der Mitgliederzahlen 1922 bis 1932 Vermögensentwicklung zwischen 1926 und 1932 30 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Struktur und Prominenz der Mitglieder der „Gesellschaft von Freunden“ in der Zeit der Weimarer republik Wie bereits weiter oben erwähnt, konnten laut Statut fol- gende Gruppen Mitglieder der Hochschulgesellschaft werden: natürliche Personen (einschließlich TH-Studenten nach Beendigung des 6. Semesters), Unternehmen und Ver- eine sowie andere Institutionen. Im Jahre 1929 betrug die Anzahl der Firmen 96, das waren 12,2 Prozent der Gesamt- mitglieder. Dabei handelte es sich einerseits um große in Ber- lin angesiedelte Firmen wie AEG, Borsig GmbH Tegel, Borsig AG, Knorr-Bremse AG, Osram GmbH & Co. KG, Schering- Kahlbaum AG, Siemens-Schuckert, Siemens & Halske, Ber- liner Maschinenbau AG (vormals L. Schwartzkopff), Fritz- Werner-Werke AG, Zeiß Ikon AG, Ohrenstein & Koppel, Ludwig Loewe & Co. AG und andere. Andererseits gehörten zu den Mitgliedern auch bedeu- tende Firmen, die über ganz Deutschland verteilt waren, wie Junkers-Werke in Dessau, Blohm & Voß in Hamburg, Vul- Mitglieder der Hochschulge- sellschaft konnten werden: natürliche Personen, ein- schließlich TH-Studenten und Studentinnen nach Beendi- gung des 6. Semesters, sowie Unternehmen, Vereine und andere Institutionen 32 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

lin prominenten Vertreter des Neuen Bauens wie Hans Poel- zig, Oskar Kaufmann und Heinrich Tessenow, aber auch Ver- treter der Gegenrichtung, der „Heimatschutzkunst“, wie der Architekt Erich Blunck oder der Bildhauer Hermann Hosa- eus. Außerdem gehörten der Architekt und Charlottenburger Stadtbaurat Hans Winterstein sowie die Bauingenieure Her- mann Boost, Josef Brix und Felix Genzmer der Gesellschaft an. Bedeutende, über die Grenzen ihrer Fachrichtung hinaus bekannte Professoren und Wissenschaftler der Technischen Hochschule Berlin wie Georg Schlesinger, Max Kronenberg, Willi Prion und viele andere waren dabei. Hinzu kamen außerdem bedeutende Erfinder wie die Flug- zeugkonstrukteure Edmund Rumpler, Hugo Junkers, Hans Jacob Reißner, Robert Thelen und Friedrich (Fritz) Hilde- brand, die Luftschiffkonstrukteure Otto Krell und Johann Schütte sowie Carl Joachim Stimming, der Generaldirektor des Norddeutschen Lloyd. Mitglied waren auch Hermann Föt- tinger, der am Bau des „Schienenzeppelins“ beteiligt war, Wal- ther Koeniger, der Entwickler von Kältemaschinen, wie auch Arthur Korn, der Erfinder der Bildtelegraphie, sowie Prof. Adolf Matthias, der Leiter des TH-Hochspannungslaborato- riums, in dem die Grundlagen für die Elektronenmikroskopie gelegt wurden. Des Weiteren gehörte auch Georg Stauber, der Konstrukteur der Stauber-Gasturbine, dazu. Mitglieder waren bedeutende Unternehmer und Manager wie Hermann Blohm, Ernst Cassirer, Hermann Röchling, die Brüder Ernst und Conrad von Borsig, Carl Bosch, August Wilhelm Deideshei- mer, der Generaldirektor der Philipp Holtz mann AG, Fried- rich Dorfs von der Firma Krupp in Reinhausen sowie Emil Kirdorf, außerdem Paul Mamroth, ehemaliger AEG-Direktor und Partner der Rathenaus, Dr. Walter vom Rath, der Direk- tor von Hoechst, Georg Seibt, Hochfrequenztechniker und Berliner Rundfunkgerätefabrikant, Julius Springer, einer der wichtigsten Wissenschaftsverleger der Reichshauptstadt, und Siegfried Tauss, der Leiter der Bayerischen Stickstoff-Werke AG in Piesteritz. Es finden sich im Mitgliederverzeichnis auch Namen von Politikern oder Reichstagsabgeordneten: der politische Publi- zist Jacob Wilhelm Reichert, ein Vertreter der Deutschnatio- nalen Volkspartei, der Oberbürgermeister von Berlin, Gustav Böß, der Sozialdemokrat und Stadtrat von Charlottenburg Paul Hirsch, der Reichsminister a. D. Hans Scholz, der Char- lottenburger Bezirksbürgermeister Arthur Scholtz sowie Staatssekretär Ernst Feyerabend. Mitglieder waren auch bedeutende Bankiers wie Arthur von Gwinner und Karl Kahn, der Leiter des gleichnamigen Bankhauses. Ein prominentes Mitglied der Hochschulgesellschaft war der Bildhauer Hermann Hosaeus Georg Schlesinger (2. v. l.), TH-Professor am Lehrstuhl für Werkzeug maschinen und Mitglied der Hochschulgesellschaft, bei der Werkzeugmaschinenfabrik Ludwig Loewe & Co. AG 34 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Förderprojekte der „Gesellschaft von Freunden“ Antragsteller Forschungsthema Jahr 1929 1. Prof. Dr. Born Forschungen über den geologischen Aufbau der Erdoberfläche 2. Privatdozent Dr. W. Dubislav Neuauflagekosten des Buches „Über die Definition“ 3. Prof. Dr. Kloß 4. Geh. Reg.-Rat Prof. Bruno Schulz 5. Prof. Dr. D. Krencker Versuchsdurchführungen zur Steuerung elektrischer Maschinen Baugeschichtliche Forschungsergebnisse aus Palmyra Herstellung eines wissenschaftl. Katalogs Architek- turmuseum 6. Prof. Dr.-Ing. Hanemann Verschleißforschung 7. Prof. Orlich Einmalige Unterstützung – Außeninstitut 8. Prof. Hertwig und Prof. Ludin Forschungen über die Bruch- und Standardsicher- heit massiver Staumauern 9. Studentischer Ausschuss der Leibesübungen TH Berlin 1930 1. GvFdTH 2. Prof. Dr. W. Piron 3. Prof. Dr. Tübben 4. Prof. Ehlgötz 5. Prof. Reißner 6. Prof. Kloß 7. Prof. Dr. Hort 8. Prof. Dr. K. W. Wagner 9. Prof. Dr. A. Matthias 10. Geh.-Rat Prof. Flamm 11. Prof. Dr. R. Durrer Vortragsreihen und Drucklegung Unterstützung Vortragsreihe Forschungen zu Grubengas-Anreicherungen Verkehrstechnische und städtebauliche Gestaltung von Plätzen Modelluntersuchung an gelenkig befestigten, rotie- renden Flügeln Steuerungsmessung an elektrischen Maschinen Versuche über mechanischen Vorgang bei dem bekannten Schlingertank Ausbreitung von Wanderwellen in Spulen Kinematographische Untersuchungen über Polari- tätseinfluss an elektrischen Entladungen Ausgestaltung eines hochtourigen Propellers Verfahren elektrischer Verhüttung von Eisenerz 1931 1. Prof. Cranz Funkenkinematographische Untersuchungen 2. Privatdozent Dr. Dubislaw Druckkostenzuschuss 3. Prof. Boerschmann Forschung über chin. Pagoden Fördersumme 5.000 rM 1.000 RM 500 RM 500 RM 500 RM 500 RM 500 RM 500 RM 500 RM 500 RM 5.000 rM 500 RM 750 RM 400 RM 500 RM 300 RM 500 RM 300 RM 300 RM 500 RM 300 RM 650 RM 7.500 rM 800 RM 250 RM 400 RM 36 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Am 18. Januar 1933, noch unter dem Reichskanzler Kurt von Schleicher, beging die Hochschulgesellschaft ihr jährliches Jubliäum. Friedrich Romberg erklärte an diesem Tag: „Forschung tut not! Ohne Forschung ist kein Wiederauf- stieg unserer Wirtschaft, keine durchgreifende Beseiti- gung der Arbeitslosigkeit zu erwarten. Forschung allein führt zur Qualitätsarbeit und zu wertvollsten techni- schen Neuschöpfungen, die auf dem Weltmarkt zu loh- nenden Preisen Absatz finden können. […] Das lau- fende Band steht still in Deutschland. Nur die Forschung kann unsere Industrie wieder zu neuem vollen Leben erwecken. Manche großen Erfinder- und Forschertaten sind vormals von deutschen Ingenieuren und Wissen- schaftlern ausgegangen und haben unserer Volkswirt- schaft reichen Gewinn eingetragen. An geeigneten Köp- fen ist auch heute kein Mangel, sie sind unser Kapital, fast das, was uns noch geblieben ist. Schaffen wir diesen Köpfen Arbeit, indem wir ihnen die Mittel zu erfolgrei- cher Betätigung in der Forschung geben. Exportieren wir die Produkte ihres Schaffens, dann brauchen wir nicht wertvolle Menschen einführen. Daß unsere Hochschul- gesellschaft dazu ihren gehörigen Teil beitrage, ist ihre ideale Aufgabe, die wir nicht müde werden dürfen nach Kräften zu erfüllen.“ 32 Tatsächlich stand Deutschland vor einer Schicksalswende. Am 30. Januar 1933 wurde Hitler Reichskanzler und leitete eine Entwicklung ein, die das Leben vieler Menschen in Deutschland grundlegend und in eine fatale Richtung beein- flussen sollte. Nichts blieb, wie es war. Auch die „Gesellschaft von Freunden“ stand vor einem Wandlungsprozess. Der Tag der Machtübernahme durch Adolf Hitler ist der dunkelste Tag in der deutschen Geschichte. Er brachte weltweit vielen Menschen großes Leid 38 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Nazi-Parade vor der Technischen Hochschule im Jahr 1939: Ein großer Teil der Studierenden und der Angehörigen des Lehrpersonals hatte sich bereits vor 1933 der nationalsozialistischen Bewegung angeschlossen Die „Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin“ zwischen 1933 und 1945 Seit 1932 verschärfte sich die gesellschaftliche Krise in Deutschland. In den politischen Kreisen wurde gerätselt, welche Regierung das Land aus dieser verzweifelten Situation führen könne. Alles schien sich auf die Frage zuzuspitzen, ob Deutschland mit oder ohne Hitler zu regieren sei. Dieses Thema spaltete nicht nur die deutsche Gesellschaft, sondern auch ihre Universitäten und Hochschulen. Überall brachen neue, interne Gegensätze auf. Der Status quo steigerte die Unzufriedenheit der Studierenden, und ihre Bereitschaft, radikale Mittel anzuwenden, stieg. Die Idee einer „Revolution von rechts“ gewann enormen Einfluss auf die Mehrheit der damaligen Studentengeneration und der Jungakademiker. Wo aber lagen die Ursachen für diese Radikalisierung? Zum einen existierte eine hohe Akademiker-Arbeitslosigkeit infolge der anhaltenden wirtschaftlichen Depression, zum anderen schien diese Radikalisierung auch eine Reaktion auf die entstehende Massenuniversität zu sein. Damit verschärfte sich die Konkurrenzsituation unter den Absolventen. Der „Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund“ (NSDStB) glaubte, den „Sündenbock“ gefunden zu haben, und for- derte einen Numerus clausus für Juden. Vielen Studierenden schienen solche Maßnahmen plausibel. Das spiegelte sich besonders bei den AStA-Wahlen von 1931/32 wider. Erst- mals gewann der NSDStB die Stimmenmehrheit.1 Es begann sich ein Trend abzuzeichnen. Falls Hitler an die Regierung käme, würde ein großer Teil dieser „national“ und „völkisch“ gesinnten Studenten und Jungakademiker eine aktive Rolle bei der Veränderung der Hochschule beanspruchen.2 Dem- 42 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Erste Regierungsbildung durch Adolf Hitler in der Alten Reichskanzlei in der Berliner Wilhelmstraße. In der ersten Reihe: Hermann Göring, Adolf Hitler, Franz von Papen Stehend von links: Walter Funk, Franz Seldte, Hans Heinrich Lammers, Dr. Günter Gereke, Ludwig Johann Graf Schwerin von Krosigk, Wilhelm Frick, Werner von Blomberg, Alfred Hugenberg Das „Studentenhaus“ an der Hardenbergstraße wurde 1936 errichtet. Es wurde zur Hochburg nationalsozialisti- scher Studenten 44 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Die Technische Hochschule als Kulisse für die Geburtstagsparade zu „Ehren“ des Führers vor und nach 1933 Hitler, die NSDAP und die spätere NS- Regierung auf dem Sektor von Wissenschaft und Hochschu- len nicht über ein „tragfähiges hochschulpolitisches Konzept“. 8 Die Liquidierung der akademischen Selbstverwaltungsstruk- turen, die Durchsetzung des Führerprinzips, die Vertreibung oppositioneller und jüdischer Professoren, Dozenten, Assis- tenten und Studenten – das waren allgemeine Politikbestand- teile der NS-Bewegung. Darüber hinaus herrschte konzepti- onelle Unsicherheit. Es überwog die Improvisation. 9 Somit waren Willkür und Aktionismus Tür und Tor geöffnet. In der Studie „Diskriminierung, Ausgrenzung, Vertreibung: Die Technische Hochschule Berlin während des Nationalsozi- alismus“ 10 analysiert Carina Baganz – gestützt auf umfang- reiches Quellenmaterial – in großer thematischer Breite die Geschichte der Technischen Hochschule Berlin zwischen 1933 und 1945. Die Arbeit füllt eine Forschungslücke und kann als Standardwerk für diese Geschichtsepoche gelten. Dieses Werk liefert die Grundlagen für die nachfolgenden Bemer- kungen, die die wesentlichen Veränderungstendenzen an der Technischen Hochschule Berlin im Telegrammstil zu skizzie- ren versuchen. Wie erwähnt gehörten viele Studenten schon vor Beginn der Hitler-Diktatur zu den Parteigängern oder Sympathisanten der „nationalsozialistischen Revolution“. Mit der Etablierung der NS-Herrschaft feierten sie sich als „Sie- ger der Geschichte“. Da sie im Unterschied zu den etablierten Professoren das „Weimarer System“ aktiv politisch bekämpft hatten, wollten sie nun bei den anstehenden Veränderungen ein gewichtiges Wort mitreden und als Schrittmacher vor- angehen. Sie bedrängten den amtierenden Rektor Prof. Lud- wig Tübben (1869–1946) und seinen Nachfolger Otto Eggert (1874–1944) – beide waren noch keine Nationalsozialisten – mit radikalen Forderungen. Zugleich erlebten die Studen- 46 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Ansprache des Kultusministers Dr. Bernhard Rust im Stadion Grunewald am 21. Mai 1933. Auf seinen Befehl hin wurden u. a. Hochschullehrer beurlaubt und entlassen tenfunktionäre wieder beschnitten. Eine gewendete Ministe- rialbürokratie trat als neue Ordnungsmacht auf. Außerdem wurde dem Dozentenführer eine starke Stellung eingeräumt. An der Technischen Hochschule Berlin hatte dieses Amt Dr. Willi Willing (1907–1983) inne ein fanatischer Nazi, der rück- sichtslos und unnachsichtig seine Macht gebrauchte, um die NS-Politik durchzusetzen. Er forcierte erbarmungslos die Vertreibung von Lehrkräften und Studierenden, die jüdischer Herkunft waren oder politisch missliebige Überzeugungen vertraten. Er sorgte auch für die Aberkennung akademischer Grade, von Ehrenpromotionen und Ehrentiteln. Zwischen 1933 und 1939 erlebte die Technische Hoch- schule Berlin drei große Entlassungswellen: 1933/34, 1935 und 1937/39. Mehr als 100 Beamte und Angestellte wurden vertrie- ben. Das waren etwa 25 Prozent des wissenschaftlichen Per- sonals der Hochschule. 12 Als Rechtsgrundlage galt zunächst das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933. Jeder Beamte und Angestellte hatte einen Fragebogen auszufüllen, in dem er auf das Genaueste über Herkunft, Abstammung, Religionszugehörigkeit, politische Betätigung und über den Ehepartner Auskunft geben musste. Schreiben des Führers der Dozentenschaft, Dr. Willi Willing, an den Rektor der Hochschule, Prof. Otto Eggert, vom 5. März 1934. Willing forcierte erbarmungslos die Vertreibung von Lehrkräften und Studierenden, die jüdischer Herkunft waren oder politisch missliebige Überzeugungen vertraten 48 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Im März 1934 leitete der Dozentenführer Willi Willing weitere Anträge zur Dienstentlassung an das Rust-Ministerium wei- ter. Als Begründung führte er die Zugehörigkeit der betref- fenden Personen zum Judentum an. So mussten die Wis- senschaftler Schönberg, Dresdner, Gerngross, Liebermann, Reissner, Salinger, Rüdenberg, Barneck, Brasch, Aufhäuser, Jacobsthal und Kronenberg die Hochschule verlassen, allein zehn von ihnen waren Mitglieder der Freundesgesellschaft (Aufhäuser, Barneck, Dresdner, Gerngross, Jacobsthal, Kro- nenberg, Liebermann, Reissner, Rüdenberg und Schönberg). Die zweite Entlassungswelle begann im Jahre 1935. Sie hatte das neue Reichsbürgergesetz vom 15. November 1935 zur Grundlage, in dem erstmals eine Definition dafür gegeben wurde, wer „Jude“ sei. Das bedeutete die endgültige Entlas- sung von Prof. Dr. Arthur Korn, der noch zwei Jahre zuvor auf persönliche Intervention bei Hindenburg hin an die Hoch- schule hatte zurückkehren können. Auch das Dienstverhält- nis des Nobelpreisträgers für Physik Prof. Dr. Gustav Hertz wurde aufgehoben. 16 Der bekannte Wirtschaftswissenschaft- ler und Betriebssoziologe Goetz Briefs (1889–1974), Professor für Volkswirtschaftslehre, war in seinen Lehrveranstaltungen – nicht zuletzt wegen seiner kritischen Einstellung zum NS- Regime – monatelang Pöbeleien und Schikanen ausgesetzt. In der Zeit der Republik gehörte er dem Kreis der Vortragen- den für die „Gesellschaft von Freunden“ an. Nachdem Briefs in einer seiner Vorlesungen die lebensgefährliche Bemerkung gemacht hatte, die Wirtschaftslehre des Marxismus habe mehr Witz und Verstand als die der NSDAP, musste er Deutschland verlassen und emigrierte in die USA (1934). Die dritte Entlassungswelle begann 1937. Auslöser war der sogenannte Flaggenerlass. Das Deutsche Beamtengesetz vom 26. Januar 1937 schloss mit Wirkung vom 1. Juli 1937 die Ernennung jener zu Beamten aus, die – wie es im NS- Jargon hieß – „jüdisch Versippte“ oder „Mischlinge“ waren. 17 Das betraf z. B. Professoren, die jüdische Ehefrauen hatten und eine Scheidung ablehnten, wie Hans Heinrich Franck (1888–1961), Richard Fuchs (1873–1945) oder Gustav Leithäu- ser (1881–1969), ein bedeutender Schwingungsforscher. Alle drei Entlassenen waren Mitglieder der Hochschulgesellschaft. Hier kann nur auf einige wenige Fälle verwiesen werden, die Studie von Carina Baganz nimmt dazu ausführlich Stellung und schildert viele konkrete Beispiele. 18 Neben den Entlassungen von Beamten, Angestellten und Arbeitern gab es an der Technischen Hochschule Berlin auch zahlreiche Fälle der Diskriminierung von Studierenden jüdi- scher Herkunft und gegen Studierende, die als „Mischlinge“ galten. 19 Eine weitere „Neuerung“ in jener Zeit stellte die Grün- dung der „Fakultät für Allgemeine Technologie“ im Oktober 1933 dar. Daraus ging 1935 – mit der Einführung der allge- meinen Wehrpflicht – die „Wehrtechnische Fakultät“ her- vor. Diese hatte einen Sonderstatus an der Hochschule. Ihr Dekan, Generalleutnant Karl Heinrich Becker (1879–1940), unterstand nicht dem Rektor. Ihre Forschungen – vorrangig für die militärische Aufrüstung – unterlagen weitgehend der Geheimhaltung. So war die Wehrtechnische Fakultät, für die ab 1937 im Zuge der Umgestaltung der Reichshauptstadt der Grundstein für einen neuen, gigantischen Hochschulkom- plex an der Heerstraße im Grunewald gelegt wurde, quasi ein Sonderstandort an der Technischen Hochschule Berlin. Ab 1934 waren wehrwissenschaftliche Vorlesungen Pflichtfach für alle Studierenden. Prof. Dr. Achim von Arnim, erster national- sozialistischer Rektor der TH Berlin Im selben Jahr wurde Achim von Arnim (1881–1940) der erste nationalsozialistische Rektor der Technischen Hochschule Berlin. Das signalisierte, dass die Nationalsozialisten – trotz ihres Mangels an Konzepten – an der Technischen Hochschule nicht nur fest Fuß gefasst hatten, son- dern dass es ihnen auch gelang, ihr ihren Willen aufzuzwingen. Unter Arnim radikalisierte sich die Praxis der Entlassung unliebsamer Mit- arbeiter und die Aussperrung der jüdischen Studierenden. Die Tech- nische Hochschule Berlin wurde in Lehr- und Forschungsfragen mehr und mehr den Zielen des National- sozialismus unterworfen. Arnims Nachfolger wurde 1938 Ernst Storm (1894–1980). Auch dieser war ein überzeugter Nationalsozialist, hatte allerdings – bewusst oder unbewusst – seine „nichtarische“ Abstammung verschwie- gen, was 1942 zu seinem Rücktritt und zum Ausschluss aus der NSDAP führte. Sein Nachfolger war wieder ein Techniker, Oskar Niemczyk (1886–1961). Er hatte den Lehrstuhl für berg- bauliche Vermessungskunde inne. Niemczyk trat erst 1937 der NSDAP bei, wobei diese Mitgliedschaft weniger seiner Über- zeugung als vielmehr seinem Absicherungsbedürfnis entsprach. Eine weitere bisher unbekannte, dunkle Seite in der Geschichte der Technischen Hochschule Berlin ist die Tatsache, dass sie seit 1941 zivile Zwangsarbeiter, seit 1944 deportierte Zwangsarbeiter aus der damaligen UdSSR beschäftigte. Auch hier hat Carina Baganz mit ihrer Studie Pionierarbeit geleistet und die Fakten einer ausführlichen Analyse unterzogen. 20 50 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Veränderungen fallen auch in den jährlichen Rechenschafts- berichten der Hochschulgesellschaft auf. Traditionell waren diese Berichte vollständig in Antiqua gedruckt. Schon in den letzten Jahren der Republik war eine drucktechnische Neu- erung erkennbar. Das betraf vor allem die aus Anlass des Reichsgründungstages 23 gehaltenen Festreden. Diese wurden, falls der Autor besonderen Wert auf seine deutsch-nationale Gesinnung legte, in Fraktur gedruckt. Offensichtlich erschien in jener ideologisch aufgeladenen Zeit einigen die Antiqua- Schriftart als „undeutsch“, als Repräsentationsschrift der ungeliebten Weimarer Demokratie. So hatte Erich Blunck (1872–1950) 24, Architekt und füh- render Vertreter der Heimatschutzarchitektur-Bewegung, seinen Vortrag „Schönheit in der Baukunst“ in Fraktur setzen lassen. Er sah in der Heimatschutzarchitektur eine national- deutsche Reaktion auf die vermeintlich „gesichtslose“ inter- nationale Moderne, wie sie im „Neuen Bauen“ in Berlin oder im Bauhaus Dessau zum Ausdruck kam. Selbst im Ästheti- schen schlugen die damaligen unterschiedlichen politischen Parteimeinungen aufeinander. der Hochschulgesellschaft Neben dieser drucktechnischen Polarität enthielt der Rechenschaftsbericht vom 18. Januar 1934 eine weitere Novität. Die übliche Festrede zur Reichsgründungsfeier wurde durch zwei vordergründig poli- tische – politisch im Sinne des Nationalsozialismus – Vor- träge erweitert. Ein Redner war Prof. Achim von Arnim, 1933 neu berufener ordentlicher Professor für das Fach Wehrver- fassung an der Technischen Hochschule Berlin und ausgewie- sener SA-Führer. Der andere war der Studentenschaftsführer Karl Schott. Beide verkündeten ihr hochschulpolitisches Pro- gramm. So erklärte von Arnim: „Wir wissen, daß die Erziehung, wie wir sie erstreben, dazu führen muß, aus Deutschland, ähnlich wie es in Italien ist, eine gewaltiges Bündel stärkster Energie zu schaffen. Den Ausstrahlungen dieser Energie kann sich die ganze Welt nicht entziehen. Kommende deutsche Geschlechter sollen wieder Weltgeschichte gestalten.“ 25 Und Schott fügte hinzu: „Wir können unsere Idee nur vorwärts tragen, wenn der Student auf der Hochschule seiner Haltung und Gesin- nung, erst in zweiter Linie seinem politischen Wissen nach ein echter Nationalsozialist ist. Unsere Aufgabe ist daher klar: Schaffung des aus seinem Inneren heraus politischen Soldaten an der Hochschule.“ 26 Schönheit der Baukunst Schönheit der Baukunst Die Antiqua-Schrift erschien einigen als „undeutsch“. Deutsch- Nationale ließen ihre Beiträge lieber in Fraktur drucken Ob nach diesen Programmreden den Mitgliedern der „Gesell- schaft von Freunden“ klar wurde, dass hinter dem vermeint- lichen Generationenkonflikt zwischen den Jungen und den Alten vielmehr der prinzipielle Gegensatz zwischen der tra- ditionellen Humboldt’schen Universitätsidee und der natio- nalsozialistischen Konzeption einer völkischen Hochschule stand, bleibt im Ungewissen. Vom agitatorischen NS-Ton unterschied sich auffallend die Sachlichkeit, die Geschäftsführer Romberg in den Rechen- schaftsberichten anschlug. Trotzdem waren die Probleme der „Gesellschaft von Freunden“ im ersten Jahr der Hitler-Regie- rung unverkennbar. Der Bericht gab Auskunft über einen größeren Mitgliederrückgang von 830 auf 796 Personen, über Misserfolge bei der Firmenwerbung sowie über einen gering ausgefallenen Vermögenszuwachs. Aus Sparsamkeitsgründen mussten die früher üblichen Veranstaltungen im Hochschul- jahr auf ein Minimum reduziert werden. Allerdings konnte die „Gesellschaft von Freunden“ ihr Ziel, wissenschaftliche Forschungsprojekte zu finanzieren, ungekürzt erfüllen. Allein im Geschäftsjahr 1933 wurden 26 Projekte mit insgesamt 10.000 RM gefördert. Darunter waren – entgegen der jetzt herrschenden anti- semitischen und intoleranten Staatsdoktrin – auch drei Pro- jekte, die von den Professoren Albert Dresdner (1866–1934), Hermann Ehlgötz (1880–1943) und Alexander Schönberg (1892–1985) eingereicht wurden. Alle drei Akademiker waren auch langjährige Mitglieder der Freundesgesellschaft. Wegen ihrer jüdischen Herkunft sollten sie schon bald aus der Technischen Hochschule Berlin verbannt werden. Ale- xander Schönberg verlor 1934 seine Lehrbefugnis, er emig- rierte nach Großbritannien und war später an der Univer- sität Kairo tätig. Hermann Ehlgötz verlor seine Lehrbefug- nis 1935, Albert Dresdner wurde 1934 beurlaubt und starb im selben Jahr. Noch als diese drei Projekte der Professoren 52 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

sellschaft niemals eine Abstimmung gegeben, auch wenn die Ansichten zunächst grundsätzlich noch so verschie- den waren und kein anderer Ausweg als die Abstimmung offen zu sein schien. […] Er [Ewald Hilger] bewahrte sich bis ins hohe Alter hinein ein Allesverstehen für die ver- schiedenartigsten Einstellungen und Ansichten der Men- schen. Er war ein aristokratischer Demokrat, nicht nur der äußeren Formen des Umganges, sondern vor allem in seiner Gesinnung.“ 30 Wie mag dieser Text mit seinem unverkennbaren, wenn auch verklausulierten Lob der Meinungsvielfalt und des Pluralis- mus, der Abstimmung und des toleranten Verstehens auf die Zeitgenossen gewirkt haben, die auf Führertum und Gefolg- schaft eingeschworen wurden? Der neue Vorsitzende, Dr. Hermann Bücher, war National- ökonom und Naturwissenschaftler. Noch unter Felix Deutsch, einem Vertrauten Walther Rathenaus, wurde er 1928 in den AEG-Vorstand delegiert. Unter Büchers Leitung wurde der Konzern saniert. Die Erlangung neuer Konkurrenzfähigkeit bedeutete zugleich eine starke Reduzierung der Belegschaft. Für die an die Macht gelangten Nationalsozialisten galt die AEG als „jüdisches“ Unternehmen. Sie mobilisierten anfäng- lich sogar ihre NS-Betriebszellen gegen die Firma. Dr. Hermann Bücher war Nationalökonom und Naturwissenschaftler. 1928 übernahm er den AEG-Vorstand allen „Schwestergesellschaften“ zu verzeichnen sei. Wer bei diesen Sätzen den Mut hatte, weiterzudenken, wäre auf die reale Situation gestoßen, die alles andere als „volksgemein- schaftlich“ war. Die Namen der widerrechtlich Vertriebenen wurden nicht genannt. Hier ging Eigensinn in Opportunis- mus über. Eine weitere Veränderung ist im Geschäftsjahresbericht für das Jahr 1934 erkennbar. Der Termin für die Rechenschafts- legung, ursprünglich mit dem Datum der „Reichsgründung“ (18. Januar) identisch, wurde nun auf den 30. Januar 1933, den Jahrestag von Hitlers Machtantritt, festgelegt. 1935 war das Führerprinzip an der Hochschule endgültig durchgesetzt. Der neue, erste nationalsozialistische Rektor, Prof. Dr. Achim von Arnim, hielt – wie bereits im Vorjahr – eine programma- tische hochschulpolitische Rede, die drucktechnisch in Frak- tur wiedergegeben wurde. Veränderung gab es auch in der Leitung der „Gesellschaft von Freunden“. Der langjährige Vorsitzende Geheimrat Ewald Hilger war am 20. August 1934 gestorben. Zum Nachfolger wurde Dr. Hermann Bücher (1882–1951) gewählt. Er war Vorstandsvorsitzender der AEG und somit der Chef des zweitgrößten deutschen Unternehmens der Elektroindust- rie. 29 Hermann Bücher hatte im persönlichen Gespräch nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er der Hitler-Regierung skeptisch gegenüberstand. Die entscheidenden Differenzen bestanden hinsichtlich der NS-Autarkie-Politik und des mili- tanten Antisemitismus. Der Nachruf auf den verstorbenen Geheimrat Hilger las sich stellenweise wie eine indirekte Kritik an der neuen NS- Funktionselite. Offensichtlich hatten die neuen Herren bei vielen Mitgliedern der Hochschulgesellschaft eher Enttäu- schung ausgelöst als produktive Erwartungen erfüllt. Das spiegelte sich im mit diplomatischer Finesse formulierten Nekrolog: „Er [Ewald Hilger] hatte die mitreißende Kraft, die jeder starken Persönlichkeit eigen ist. Er führte nicht mit Wor- ten, nicht mit Gewalt, sondern mit beispielhafter Tat. Er war ein lebendiges Vorbild.“ Und an anderer Stelle heißt es: „Es war etwas Eigenes um diese starke Persönlichkeit, daß sie widerstreitende Meinungen immer wieder zu einem einheitlichen Entschluß, der alle befriedigte, zusammenzufassen wußte. Es hat in den Beratungen des Vorstandes und Ausschusses unserer Hochschulge- Albert Speer war ein deutscher Architekt und maßgebend für die Architektur im Nationalsozialis- mus. Seine Bauplanung stand im Widerspruch zu den Ideen des Städtebaus, wie sie an der TH entworfen wurden 54 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

S r U k x e exkurs über die Beantwortung einer schwierigen Frage Die Frage, warum die meisten deutschen Wissenschaft- ler an den Universitäten, Hochschulen, in den wissen- schaftlichen Gesellschaften, am Kaiser-Wilhelm-Institut und natürlich weitgehend auch in der „Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin“ geschwiegen haben, als ihre jüdischen Kollegen entlassen wurden, Menschen jüdi- scher Herkunft, mit denen sie lange Zeit privaten, geschäftli- chen oder gesellschaftlichen Umgang hatten, verschwanden, lässt keine einfachen Antworten zu. 36 Die Meinungen diver- gieren bereits bei den Zeitgenossen – zwischen Betroffenen und Zuschauern, erst recht zwischen Opfern und Tätern. Albert Einstein schrieb Max Born am 30. Mai 1933: „Ich glaube, Du weißt, daß ich nie besonders günstig über die Deutschen dachte (in moralischer und politi- scher Beziehung). Ich muss aber gestehen, daß Sie mich doch einigermaßen überrascht haben durch den Grad ihrer Brutalität und – Feigheit.“ 37 Der Romanist Victor Klemperer, der wegen seiner jüdischen Herkunft aus der Technischen Hochschule Dresden vertrie- ben wurde, notierte am 12. September 1937 in seinem Tage- buch: „Und die Intelligenz und die Wissenschaft prostituiert sich.“ Und am 16. August 1936 schrieb er: „Wenn es einmal anders käme, und das Schicksal der Besiegten läge in meiner Hand, so ließe ich alles Volk laufen und sogar etliche von den Führern, die es viel- leicht doch ehrlich gemeint haben könnten und nicht wußten, was sie taten. Aber die Intellektuellen ließe ich alle aufhängen und die Professoren einen Meter höher als die anderen ...“ 38 Max Planck Max Planck gab – nach dem Zeugnis von Otto Hahn in seinen Memoiren „Mein Leben“ – auf die Frage, warum Widerspruch gegen Maßnahmen der Hitler-Regierung zwecklos sei, folgende Antwort: „Wenn heute 50 Professoren aufstehen und sich gegen das Vorgehen der Regierung einset- zen, dann kommen morgen 150, die sich mit Hitler solidarisch erklären, weil sie die Stellen haben wollen.“ 40 Der im englischen Exil lebende Otto Meyendorf, ein jüdi- scher Chemiker, schrieb am 25. Mai 1933 an einen britischen Kollegen: „... Die Professoren schämen sich, ebenso wie konserva- tive Gesellschaftskreise, über die Austreibung der ‚Nicht- arier‘, aber zeichnen sich durch ein ungewöhnliches Maß an Feigheit aus, und daher hat das In- und Ausland ver- geblich auf einen Protest des Geistes gegen das ‚Institut‘ gewartet [...].“ 39 Fritz Haber bedankte sich am 22. Juni 1933 bei Carl Bosch, dem Vorstandsvorsitzenden von IG Farben, der seine Hilfe zugeversichert hatte, nachdem Haber nicht nur von der Kai- ser-Wilhelm-Gesellschaft fallen gelassen worden war, son- dern auch von den deutschen Chemieunternehmen, denen er durch seine großtechnischen Synthese-Verfahren Riesenge- winne verschafft hatte. Haber schrieb: „Sie sind die einzige Stimme, die aus dem Kreis der I.G. Farbenindustrie und des Stickstoffsyndikats zu mir 56 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

auf eine kleine Minderheit – diese bei den Betroffenen und im Ausland als Unrecht angesehenen Maßnahmen wie eine Naturerscheinung. Mitte der 1930er Jahre war die Akzeptanz und Loyali- tät gegenüber Hitler bei einem großen Teil der Mitglieder der „Gesellschaft von Freunden“ offensichtlich gestiegen. Im Rechenschaftsbericht für das Jahr 1935 hieß es: „Nachdem nun seit 1933 in 2 Jahren härtester Arbeit das Dritte Reich unseres Führers nach innen sowohl als auch nach außen gefestigt und gesichert war, haben die Deut- schen Hochschulen den Tag des Entstehens des Reiches unseres Volkskanzlers Adolf Hitlers, den 30. Januar zum ‚dies academicus‘ erhoben. Wir haben uns sofort und freudig angeschlossen [...].“ 44 Die Führungs- und Beratungsgremien der Hochschulgesell- schaft wurden zunehmend mit Nationalsozialisten besetzt. Welche Bedeutung hatten Nationalsozialisten in der „Gesellschaft von Freunden“? Im Vorstand wirkten von 1934 bis 1942 die Rektoren Prof. Achim von Arnim und Prof. Ernst Storm, beide waren aktive Streiter für die Ziele des NS-Re- gimes. Nach dem unfreiwilligen Ausscheiden Storms rückte der neue Rektor Prof. Oskar Niemczyk (1942–1945) 45 nach. Als im Jahre 1941 der parteilose Friedrich Romberg – er hatte die Geschäftsführung fast 17 Jahre inne – ausschied, wurde Prof. Robert Durrer sein Nachfolger. Dieser wiederum nahm 1943 einen Ruf an die ETH Zürich an. Geschäftsführer wurde nun 1944 Prof. Dr. Hans Winkhaus (1896–?), der Dekan der Wehrtechnischen Fakultät. Diese Aufgabe hatte er bis Kriegs- ende inne. Der Anteil von NSDAP-Mitgliedern machte – hoch- gerechnet auf alle Vorstandsmitglieder – nur etwa 15 bis 30 Prozent aus. Auch im Ausschuss nahm der Anteil von Partei- mitgliedern zu. Hier schwankte er nach 1934 zwischen einem Fünftel und einem Viertel der Mitglieder. Zur „NSDAP-Frak- tion“ gehörte u. a. seit 1935 Hermann Röchling (1872–1955). Röchling war damals der bedeutendste saarländische Hüt- ten-Industrielle. Außerdem galt er als „Hitlers Mann an der Saar“. Er war Wehrwirtschaftsführer und Rüstungsbeirat im Wehrwirtschaftsministerium. Ihm zur Seite stand auch Prof. Dr. Ernst Kirst (1893-?), Dekan der Fakultät für Bergbau und Hüttenwesen an der Technischen Hochschule. Dieser war bereits seit 1932 NSDAP-Mitglied. 46 Im Jahre 1938 wurde der Dekan der Wehrtechnischen Fakultät, Prof. Hans Winkhaus, Ausschussmitglied. 1940 kamen Prof. Dr. Abraham Esau (1884–1955) und Prof. Hans Geiger (1882–1945) 47 in den Ausschuss. Staatsrat Esau war 1937: Tribüne im Scheinwerferlicht am Vorabend der Militärparade zum 700. Gründungsjubiläum von Berlin 58 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

daß unsere Gesellschaft nach genauester Prüfung neu- erdings als ‚ausschließlich gemeinnützigen Zwecken die- nend‘ anerkannt worden ist, so daß unsere Mitglieder die Gewähr haben, daß ihre Zuwendungen ausschließlich der Hochschule zugute kommen.“ 51 Nach anfänglichen Sparmaßnahmen, erzwungen durch Massenarbeitslosigkeit und Wirtschaftskrise, entfaltete die „Gesellschaft von Freunden“ ab 1934 wieder ein gesellschaft- liches Leben mit Einladungen zu festlichen Abendessen und wissenschaftlichen Vorträgen. Es fällt auf, dass man nicht mehr – wie zu Zeiten der Weimarer Republik – in den popu- lären Festsälen am Bahnhof Zoo tagte und feierte. Offen- sichtlich galten diese Orte um Kurfürstendamm und Zoo als dekadentes Pflaster der „Systemzeit“. Jetzt versammelte man sich im Hotel „Kaiserhof “ am Wilhelmsplatz in unmittelbarer Nähe zum Regierungsviertel. Das Luxushotel galt der neuen Elite des NS-Staates als Berlins vornehmster gesellschaftlicher Treffpunkt. Hier, im Hotel „Kaiserhof “, feierte die Hochschul- gesellschaft 1938 auch die Einweihung des neuen Studenten- hauses an der Hardenbergstraße. Ebenfalls im Hotel „Kaiserhof “ fand 1938 eine Festveran- staltung zum 80. Geburtstag des Begründers der modernen Ballistik und bis 1935 ordentlichen Professors für technische Physik an der Technischen Hochschule Berlin Carl Cranz (1858–1945) 52 statt. Sie fiel mit der alljährlichen Mitgliederver- sammlung der Freunde zusammen. Bei diesem Festakt wurde vor allem die Wehrtechnische Fakultät an der Technischen Hochschule gefeiert. Der Dekan jener Fakultät mit Sonder- status, General Karl Becker (1879–1940), hielt die Festreden auf die Entwicklung der wehrtechnisch-wissenschaftlichen Lehre und Forschung sowie auf den Jubilar, Prof. Carl Cranz. Eine dritte Rede über Cranzens Beitrag zur modernen Bal- listik hielt Prof. Rudolf Rothe, Gründer und Vertreter der Freundesgesellschaft. Die Hochschulgesellschaft gab diese drei Reden danach als gesonderte Publikation unter ihrem Markenzeichen heraus. Eine wichtige Aufgabe der Hochschulgesellschaft blieb, akademische Vorträge für ihre Mitglieder und für die Öffent- lichkeit zu organisieren. Das unternahm sie zusammen mit dem „Außeninstitut der Technischen Hochschule“. Dieses Außeninstitut, 1921 an der Technischen Hochschule Berlin gegründet, hatte die Aufgabe, Weiterbildungen für wissen- schaftlich und technisch geschulte Personen anzubieten, die das Bedürfnis hatten, über die Fortschritte ihres Fachs auf dem Laufenden zu bleiben sowie besondere Fachgebiete zu pflegen, die nicht zum Lehrplan gehörten, und wo wissen- schaftlich aktuelle Fragen erörtert wurden. Diese Vorträge waren öffentlich, um die Ideen der Technik auch außerhalb der Hochschule zu popularisieren. 53 Später übte diese Auf- gabe Prof. Dr. Bruno Seegert (1885–1953) aus, der ebenfalls Mitglied der Hochschulgesellschaft war. Ab 1934 versammelte sich die „Gesellschaft von Freunden“ im Hotel Kaiserhof am Wilhelmsplatz 60 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

ein. Die Öffentlichkeit sollte die laufenden wissenschaftlichen Arbeiten dieses Instituts in Augenschein nehmen können. Die geplanten Vorführungen standen unter dem Leitwort: „Wie und worüber arbeiten unsere Physiker“. Die Teilnehmer- zahl musste auf 120 Personen beschränkt werden, da der Platz in den Arbeitsräumen nicht ausreichte. In einem Übersichts- blatt konnten die Besucher unter zwölf verschiedenen Expe- rimenten ihre Wahl treffen. Zu diesen Experimenten gehörte u. a. die „Aufspaltung von Urankernen nach Hahn und Straß- mann“. Erläuternd heißt es dazu: „Diese erst vor wenigen Monaten entdeckte Tatsache ermöglicht neue Einblicke in die Struktur der Atome und wird daher auch in unserem Institut genau studiert. Bei der Vorführung wird gezeigt, wie an einem die Uran- Alphastrahlen registrierenden Oszillographen plötzlich große Ausschläge auftreten, wenn eine Beschießung mit Neutronen erfolgte.“ 54 Darüber hinaus wurde die Arbeitsweise des Zählrohres (Geiger-Müller-Zählrohr) erläutert, die Funktionsweise der Wilson’schen Nebelkammer demonstriert und die Vergröße- rungsmöglichkeiten und die Bildschärfe des neuen Elektro- nenmikroskops vorgeführt. Selbst im Krieg, zu einer Zeit, da die von den Mitgliedern der Gesellschaft sehr geschätzten Vortragsveranstaltungen eingeschränkt werden mussten, organisierten sie und das Außeninstitut einen weiteren Vortrag mit Prof. Hans Geiger im Großen Physikhörsaal. Auch dieser Vortrag mit Experi- menten zum Thema „Lichtstrahlung der Atome“ fand ein umfangreiches Publikum. 1.161 RM Eintrittsgelder wurden dem Kriegswinterhilfswerk 1940 gespendet. Zu diesen Ver- anstaltungen über die moderne Atomphysik gab es nicht nur eine breite Berichterstattung in den Publikationen der „Gesellschaft von Freunden“, sondern es wurde auch mit Flyern in der Öffentlichkeit dafür geworben. Inwieweit hier populärwissenschaftliche Neugier oder politisches Kalkül – etwa in dem Sinne, dass Deutschland seine Weltgeltung in der Wissenschaft wiedererlangt habe – eine Rolle gespielt haben, ist im Nachhinein schwer zu entscheiden, da zwar die Fakten bekannt, über die Motive aber keine Zeugnisse vorhanden sind. Anzahl der geförderten Projekte im Zeitraum 1933 bis 1943 Geförderte Forschungsprojekte anhand ausgewählter Beispiele Trotz abnehmender Mitgliederzahlen konnte die Gesell- schaft in den Jahren nach 1933 ihr Vermögen vergrößern und eine stetig steigende Summe Geldes für Forschungspro- jekte ausgeben. In den Jahren zwischen 1933 und 1943 vergab die Hoch- schulgesellschaft an etwas mehr als 90 Wissenschaftler oder Ingenieure eine Gesamtsumme von mehr als 130.000 RM. Zu den Wissenschaftlern, die mehrmals Fördermittel erhielten, gehörten die Professoren Walter Baukloh (3 ×), Robert Dur- rer (6), Walter Ernst (3), Gottfried Feder (3), Hermann Föt- tinger (3), A. Hilpert (3), Fritz Horn (3), Karl Friedrich Jahr (3), Ernst Kirst (8), Daniel Krencker (3), Kurt Leschewski (9), Adolf Matthias (5), Alexander Nikuradse (4), Albert Predeek (Bibliothek) (5), Paul Riebensahm (4), Rudolf Schenk (3), Friedrich Schmidt (4), Fritz Schmidt (5), Georg Schnabel (4) und Friedrich Seesselberg (5). Die finanziell geförderten Projekte entstammten folgenden Fachgebieten: Archäologie und Architektur, Elektronen- mikroskopie, Elektronen- und Ionenforschung, Hochspan- nungstechnik, Hochfrequenztechnik, Kunstgeschichte, Land- schaftsplanung, Mathematik, Metallurgie, Strömungstechnik, Jahr 1933 1934 1935 1936 1937 1938 1939 1940 1941 1942 1943 anzahl der Förderprojekte Fördersumme 25 24 13 14 17 19 19 18 14 11 8 10.000 rM 10.000 rM 10.000 rM 10.000 rM 7.750 rM 13.600 rM 12.000 rM 14.000 rM 13.500 rM 15.000 rM 15.100 rM Gesamtsumme: 182 130.950 rM 62 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

„Von allen gegen uns aufgestandenen Feinden ist nur einer übrig geblieben. Zäh setzt sich der Engländer zur Wehr. Längst ist er aus der Stellung des Angreifers in die Verteidigung gedrängt. […] In diesen überlegenen Waffen kämpft die deutsche Technik, vor allem auch die technische Forschung, mit um die Erringung des Sieges. Notwendig ist es, daß diese Vorherrschaft des deutschen technischen Geistes jetzt und für alle Zukunft erhalten bleibt. Sie ist die unerläßliche Voraussetzung unserer militärischen Stellung im Herzen Europas. […] For- schung ist wirtschaftliches Leben. Ihr Stillstand greift an die Wurzel unserer wirtschaftlichen und militärischen Existenz. Das kann nicht oft genug gesagt werden.“ 56 Mit diesem Appell an den Durchhaltewillen der technischen Intelligenz verabschiedete sich Romberg aus dem Vorstand. Mit dem neuen Geschäftsführer gab es einige Veränderungen, die vor allem die „Öffentlichkeitsarbeit“ der Hochschulgesell- schaft betrafen. Die bisher nur einmal im Jahr zusammen mit dem Jahresbericht erschienene Zeitschrift erschien nun unter dem Titel „Berichte der Gesellschaft von Freunden der Die Hochschulgesellschaft im Zweiten Weltkrieg 1939–1945 Das Jahr 1939 begann mit der traditionellen Mitglieder- versammlung im Restaurant des Deutschen Opernhau- ses in Charlottenburg. Die Gesellschaft hatte die Rede Hitlers im – am späten Abend tagenden – Reichstag anlässlich des 30. Januar anzuhören. Das vorbereitete Programm musste geändert werden. Am 1. September 1939 begann mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Allerdings führte dieser Kriegsausbruch zunächst – in bedenklicher Verkennung der Tatsachen – zu einer bisher nicht existierenden Identifizierung der meisten Mitglieder der Freundesgesellschaft mit der politischen Füh- rung. Das kam auch im Bericht des Geschäftsführers zum Ausdruck. Romberg kommentierte den Kriegsausbruch mit folgenden Worten: „Ein frevelhaft uns aufgezwungener totaler Krieg, der alles erfaßt, den einzelnen Menschen wie die ganze Nation. Im harten Kampfe ringt unser Volk um sein Leben, um das, was Leben allein lebenswert machte: um Ehre und Freiheit. Auch unsere Gesellschaft bleibt von den Auswirkungen des Krieges nicht unberührt. Wenn die Waffen sprechen, müssen die Wissenschaften schweigen. Aber die Waffen zeigen heute, was die tech- nischen Wissenschaften und ihre Träger, die Ingenieure, in der Vergangenheit geleistet haben. Der Krieg läßt die technisch-wissenschaftliche Forschung in hellstem Glanz erstrahlen. Luft-, Tank- und U-Bootwaffe geben unserer unvergleichlichen Wehrmacht die Mittel, um im todes- mutigen Einsatz den Sieg zu erringen. Hier sehen wir die lebenswichtige Bedeutung der Forschung für die Wehr- kraft unseres Volkes. Sie ist die unentbehrliche Grund- lage, die der Ingenieur braucht, um die Waffen zu schaf- fen, ohne die wir im Herzen Europas mit von der Natur ungenügend geschützten Grenzen nicht frei, unabhängig und auskömmlich leben können.“ 55 Der fast 70-jährige Romberg war ein erfahrener Wissen- schaftler und ein Mann, der schon einmal einen Weltkrieg mit katastrophalen Folgen erlebt hatte. Aus heutiger Sicht scheint es unverständlich, dass er hinsichtlich des Krieges die Notwehrrhetorik der Nazis teilte. Mehr noch, er wurde zum militanten Sprachrohr der deutschen Kriegspropaganda. 1941 – kurz vor seinem Rücktritt als Geschäftsführer – schrieb er die folgenden Sätze: 64 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Vertriebene Mitglieder sowie enteignete und „arisierte“ Unternehmen, die der „Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin“ angehörten Nach dem Mitgliederverzeichnis von 1929 hatte die „Gesell- schaft von Freunden der Technischen Hochschule Ber- lin“ 671 natürliche Personen und 110 juristische Personen als Mitglieder, davon waren 96 Wirtschaftsunternehmen. Von den 110 namentlich bekannten Personen, die wegen ihrer jüdischen Herkunft oder wegen anderer Nichtübereinstimmungen mit der NS-Ideologie von der Technischen Hochschule entfernt wurden, waren etwa ein Viertel Mitglieder der Hochschulge- sellschaft. Es handelt sich um folgende Persönlichkeiten: David Aufhäuser (1878–1949) war Honorarprofessor für Brennstoffe und Verbrennung an der TH Berlin. Nachdem ihm im März 1934 die Lehrbefugnis entzogen wurde, emig- rierte er in die USA, wo er 1949 in New York starb. Alfred Barneck (1885–1964) war ab 1919 Privatdozent für Mathematik an der Technischen Hochschule, bis ihm 1934 die Lehrbefugnis entzogen wurde. Nach 1945 war er Oberstudi- endirektor in Berlin. Walther Burstyn (1877–1961) war außerordentlicher Pro- fessor für Hochfrequenztechnik an der TH. Er wurde 1933 auf eigenen Antrag beurlaubt, nachdem ihm der Entzug der Lehrerlaubnis angekündigt worden war. Danach arbeitete er bis zu seiner Pensionierung 1942 als Ingenieur in der Privatin- dustrie. Nach 1945 bewarb er sich an der TU Berlin mit der Absicht, wieder Vorlesungen zu halten. Alfred Byk (1878–1942) war nichtbeamteter ordentlicher Pro- fessor für Physikalische Chemie an der Technischen Hoch- schule Berlin. Im September 1933 wurde ihm die Lehrerlaub- nis entzogen. Im Juni 1942 wurde er „in den Osten“ depor- tiert, wo er in Sobibor ermordet wurde. Benno Chajes (1880–1939) war Honorarprofessor für Sozial- und Gewerbehygiene an der TH Berlin. Nachdem ihm 1933 die Lehrbefugnis entzogen wurde, emigrierte er 1934 nach Palästina. Albert Dresdner (1866–1934) war Professor für Kunstge- schichte an der TH Berlin, kurz nach seiner Beurlaubung starb er am 22. Dezember 1934 in Berlin. Der Architekt Hermann Ehlgötz (1880–1943) wurde 1928 als Nachfolger von Josef Brix Professor für Städtebau und städ- tischen Tiefbau an der TH Berlin, er leitete das „Seminar für Städtebau“, 1935 wurde ihm die Lehrbefugnis entzogen. Er starb 1943. Franz Eisner (1895–1933) war Privatdozent für Hydromecha- nik an der TH Berlin, er beging 1933 Selbstmord, nachdem er vom Entzug seiner Lehrerlaubnis gehört hatte. Hans Heinrich Franck (1888–1961) war seit 1927 nichtbeam- teter außerordentlicher Professor für Technische Chemie an der TH Berlin. 1937 wurde er aus dem Lehrverhältnis entlas- sen. Der Grund: Franck hatte eine jüdische Ehefrau. Nach 1945 hatte er eine Professur an der Humboldt Universität zu Berlin und übte auch eine Lehrtätigkeit an der TU zu Berlin aus. Richard Fuchs (1873–1944) war von 1906 bis 1937 Privatdo- zent, später außerordentlicher Professor für Mathematik an der TH Berlin. Da er sich von seiner jüdischen Ehefrau nicht trennte, wurde er 1937 entlassen. Von 1937 bis 1944 war er Mit- arbeiter der Deutschen Forschungsanstalt für Luftfahrt (DFL) in Braunschweig. Otto Gerngross (1882–1966) war seit 1923 außerordentli- cher Professor für Organische Chemie und Technologie der Eiweißstoffe an der TH Berlin. Als ihm 1935 die Lehrerlaub- nis entzogen wurde, wechselte er an die Landwirtschaftliche Hochschule in Ankara, an der er seit 1932 eine Gastprofessur innehatte. 1943 emigrierte er nach Palästina, 1947 kehrte er in die Türkei zurück. Emil Heuser (1882–1953) hatte von 1924 bis 1933 eine Hono- rarprofessur für Zellulosechemie an der TH Berlin inne. 1938 emigrierte er in die USA. Hermann Isay (1873–1938) war seit 1919 Privatdozent, ab 1925 außerordentlicher Professor für Bürgerliches Recht, Patent-, Muster- und Warenzeichenrecht an der TH Berlin. 1933 verlor er seine Lehrerlaubnis und starb 1938 in Berlin. Ernst Erich Jacobsthal (1882–1965) war seit 1913 Privatdo- zent, später außerordentlicher Professor für Mathematik an der TH Berlin. Nach Entzug der Lehrerlaubnis emigrierte er 1934 nach Norwegen, 1943 flüchtete er aus dem besetzten Norwegen nach Schweden. 1945 kehrte er nach Norwegen zurück, im Jahre 1958 wieder nach Deutschland. 66 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Max Jakob (1879–1955) war seit 1914 Professor an der Phy- sikalisch-Technischen Reichsanstalt. Nach seiner Entlassung aus dem Staatsdienst 1934 emigrierte er in die USA, ab 1937 war er Professor am Institute of Technology in Illinois, er starb 1955 in den USA. Stanislaus Jolles (1857–1942) war Mathematiker und seit 1907 Professor an der TH Berlin. Als der junge Ludwig Wittgen- stein (1889–1951) von 1906 bis 1908 an der Technischen Hoch- schule studierte, logierte er im Haus von Adele und Stanis- laus Jolles in Berlin-Halensee. Stanislaus Jolles starb in Berlin, seine Frau kam 1944 in Theresienstadt ums Leben. Nikolaus Kelen (1894-?) war von 1927 bis 1933 Privatdozent für Bauingenieurwesen an der TH Berlin. 1933 wurde er vor- läufig von der Lehr- und Forschungstätigkeit beurlaubt. Im April 1933 schied er auf eigenen Antrag aus der Hochschule aus. Er emigrierte 1934 nach Moskau und von dort 1936 nach London. Walther Koeniger (1880–1964) war ab 1906 Assistent, spä- ter Oberingenieur am Maschinenbaulaboratorium der TH Berlin, 1921 wurde er Privatdozent, später außerordentlicher Professor für Wärmewirtschaft und Kältetechnik an der TH. Er war Gründer und Leiter des Forschungsinstituts für Kälte- technik und Trockentechnik. 1937 wurde ihm die Lehrerlaub- nis entzogen. Von 1946 bis 1954 war er Professor für Wärme- und Kältetechnik an der neu gegründeten TU Berlin. Arthur Korn (1870–1945) war von 1914 bis 1935 Professor für Physik an der TH Berlin. Nach seiner Entlassung emigrierte er 1939 über Mexiko in die USA, wo er 1945 starb. Max Kronenberg (1894–1972) war von 1927 bis 1934 Privat- dozent für Werkzeugmaschinentechnik am Institut von Prof. Georg Schlesinger. 1936 emigrierte er über Großbritannien in die USA, wo er 1972 starb. Gustav Leithäuser (1881–1969) war seit 1926 Privatdozent, seit 1929 außerordentlicher Professor an der TH Berlin und bis 1936 Abteilungsleiter im Heinrich-Hertz-Institut. Auf- grund seiner jüdischen Ehefrau wurde ihm 1937 die Lehrbe- fugnis entzogen. Nach 1945 war er wieder Professor an der TU Berlin. ordentlicher Professor für Organische Chemie. 1934 wurde ihm die Lehrerlaubnis entzogen. 1938 beendete er sein Leben durch Selbstmord. Friedrich Moll (1882–1951) wirkte neben seiner Unterneh- mertätigkeit von 1922 bis 1934 als Privatdozent für Holzschutz an der TH. Er starb 1951 in Deutschland. Marcello Stefano Pirani (1880–1968) war seit 1911 zunächst Privatdozent, später außerordentlicher Professor für Physik und Lichttechnik sowie Leiter des Lichttechnischen Instituts an der TH Berlin. Nach Entzug der Lehrerlaubnis emigrierte er 1936 nach Großbritannien. 1954 kehrte er nach Berlin und an die TU Berlin zurück. Hans Jacob Reissner (1874–1967) war Luftfahrtpionier. Von 1913 bis 1935 wirkte er als Professor für Mathematik an der TH Berlin. 1938 emigrierte er in die USA. Reinhold Rüdenberg (1883–1961) war 1913 Privatdozent und später Honorarprofessor für Starkstrom- und Hochspan- nungstechnik an der TH Berlin. Als Jude musste er 1935 die TH verlassen. 1936 emigrierte er zunächst nach Großbritan- nien, 1938 ging er in die USA, übernahm eine Professur für Starkstromtechnik an der Harvard-Universität und lehrte auch am MIT. Georg Schlesinger (1874–1949) war von 1904 bis 1933 Profes- sor für Werkzeugmaschinen und Fabrikbetriebe an der TH Berlin. 1933 wurde ihm Hochverrat vorgeworfen. Nach dem Verlust der Lehrerlaubnis emigrierte er 1934 über die Schweiz und Belgien nach Großbritannien. Es starb 1949 in Wembley bei London. Alexander Schönberg (1892–1985) war seit 1927 außerordent- licher Professor für Organische Chemie an der TH Berlin. Nach dem Verlust der Lehrbefugnis emigrierte er 1934 nach Schottland, von 1937 bis 1957 lehrte er an der Kairoer Univer- sität. Nach seiner Rückkehr nach Berlin hatte er ein privates Forschungslaboratorium an der TU Berlin. Georg Stauber (1875–1952) war der Erfinder der Stauber-Gas- turbine. Von 1908 bis 1937 war er Professor für Hüttenmaschi- nenwesen an der TH Berlin. Danach emigrierte er. Hans Heinrich Liebermann (1876–1938) arbeitete seit 1908 an der TH Berlin. Er war seit 1913 Privatdozent, später außer- Eugene Paul Wigner (1902–1995) war von 1928 bis 1933 Pri- vatdozent, später außerordentlicher Professor für Theoreti- 68 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

anmerkungen 1 Vgl. Reinhard Rürup: Die Technische Universität Berlin 1879–1979: Grundzüge und Probleme ihrer Geschichte, in: Wissenschaft und Gesellschaft. Beiträge zur Geschichte der Technischen Universität Berlin 1879–1979. Im Auftrag der Technischen Universität Berlin herausgegeben von Reinhard Rürup, Bd. 1, Berlin, Heidelberg, New York: Springer, 1979, 25 ff.; Hans Ebert: Die Technische Hochschule Berlin und der Nationalsozi- alismus: Politische „Gleichschaltung“ und rassische „Säu- berungen“, in: Wissenschaft und Gesellschaft, a. a. O., S. 55 ff. 2 Vgl. Michael Grüttner: Studenten im Dritten Reich, Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh, 1995 3 Aufruf von Rektor und Senat der Technischen Hoch- schule zu Berlin an die Studenten!, in: Die Technische Hochschule: Akademische Zeitschrift der Technischen Hochschule Charlottenburg. Nachrichtenblatt der Gesell- schaft von Freunden der Technischen Hochschule und des „Studentenhaus Charlottenburg e. V.“, 9. Jg. (1930), Nr. 6, Nov. 1930, Titelseite 4 Vgl. Shulamit Volkov: Walther Rathenau. Ein jüdisches Leben in Deutschland. 1867–1922, München: Beck, 2012, S. 206 ff.; Jörg Hentzschel-Fröhlings: Walther Rathenau als Politiker der Weimarer Republik, Husum: Matthiesen, 2007 5 Gottfried Treviranus (1891–1971), Reichstagsabgeordneter, Minister in der Regierung Brüning, gründete 1930 mit Kuno Graf von Westarp die Konservative Volkspartei, die sich gegen Hugenbergs Politik der Annäherung an die NSDAP wehrte. Treviranus ging 1933 ins Exil. 6 Das waren folgende Persönlichkeiten: Prof. Emil Everling, Privatdozent William Guertler, Prof. Hermann Hosaeus, Emil Kirdorf, Prof. Ernst Kirst, Prof. Arthur Mäkelt. 7 Dieses Eingreifen führte später dazu, dass der Name von Prof. Krencker auf den ersten Entlassungslisten stand, allerdings wurde sie nicht vollzogen. 12 Carina Baganz: Diskriminierung, Ausgrenzung, Vertrei- bung, a. a. O., S. 23 13 Vgl. ebenda, S. 129–134 14 Vgl. Günter Spur, Wolfram Fischer (Hrsg.): Georg Schle- singer und die Wissenschaft vom Fabrikbetrieb. Wien: 2000 15 Vgl. Carina Baganz: Diskriminierung, Ausgrenzung, Vertreibung, a. a. O., S. 92 ff. 16 Gustav Hertz blieb zwar Honorarprofessor, aber seine Übungen fanden nicht an der Hochschule, sondern im Siemens-Forschungslaboratorium statt. 17 Vgl. Carina Baganz: Diskriminierung, Ausgrenzung, Vertreibung, a. a. O., S. 83 f. 18 Vgl. ebenda, Kapitel II. „Säuberung“ der Hochschule: Entlassungen von Hochschullehrern, S. 73–144 19 Vgl. ebenda, Die Ausschaltung unerwünschter Studieren- der, S. 145–210 20 Vgl. ebenda, 5. Kapitel: Zwangsarbeit – Der Arbeitsein- satz von Ausländern während des Nationalsozialismus, S. 311–348 21 Deutsche Studenten!, in: Die Technische Hochschule. Nachrichtenblatt der Studentenschaft, Charlottenburg, 12. Jg. (1933) Nr. 1, Mai 1933, S. 1 22 Berichte der Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg, Berlin 1934, S. 5 23 Am 18. Januar 1871 wurde das deutsche Kaiserreich im Spiegelsaal von Versailles ausgerufen. Dieses Datum galt im Wilhelminischen Reich, aber auch noch in der Weimarer Republik als Tag der Reichsgründung und wurde an den Hochschulen und Universitäten auch nach dem Sturz der Monarchie als Festtag begangen. 24 Das Mitgliederverzeichnis von 1929 weist Erich Blunck auch als Mitglied der „Gesellschaft von Freunden“ aus. 25 Achim von Arnim: Ansprache zur Reichsgründungsfeier, in: Geschäftsbericht für das Jahr 1933, Berlin 1934, S. 18 26 Karl Schott: Worte des Führers der Studentenschaft, in: ebenda, S. 20 27 Vgl. Carina Baganz: Diskriminierung, Ausgrenzung, 8 Vgl. Michael Grüttner: Studenten im Dritten Reich, Vertreibung, a. a. O., S. 102 f. a. a. O., S. 473 9 Vgl. ebenda, S. 473 10 Carina Baganz: Diskriminierung, Ausgrenzung, Vertrei- bung: Die Technische Hochschule Berlin während des Nationalsozialismus, Berlin: Metropol-Verlag, 2013 11 Seit 1934 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung ,inoffiziell kurz „Reichserziehungsmi- nisterium“ (REM) genannt 28 Friedrich Romberg: Bericht über das Geschäftsjahr 1933 der Hochschulgesellschaft, in: Berichte …, a. a. O., S. 6 29 Nach dem Rechenschaftsbericht für das Jahr 1934 wurde Bücher nach Paragraf 21 der Satzung von Vorstand und Ausschuss in gemeinsamer Sitzung gewählt. 30 Friedrich Romberg: Ewald Hilger †, in: Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule zu Charlotten- burg, e.V., Berlin 1935, S. 4 70 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Am Knie, heute Ernst-Reuter-Platz, im Mai 1945: im Hintergrund die Berliner Straße, heute Straße des 17. Juni, rechts die zerstörte Hochschule. Die Bevölkerung war auf der Suche nach Holz, das sie auch auf dem Hoch- schulgelände fand ende und neubeginn – die Situation der Hochschulgesellschaft nach 1945 Eine Katastrophe von beispiellosen Ausmaßen und schreck- licher Verwüstungen hatte die Technische Hochschule heimgesucht. Ihre äußeren Grundlagen waren vernichtet, und bei Kriegsende geriet mit dem Zusammenbruch von Volk und Staat auch ihre durch das unheilvolle Regime ausgehöhlte innere Organisation in Auflösung. Die einsetzende materielle und geistige Not taten das übrige, um eine schier verzweifelte Situation zu schaffen.“ 1 So beschrieb rückblickend Prof. Josef Becker, der erste Nachkriegschronist der Technischen Uni- versität Berlin, die Situation der „Stunde Null“. Seit dem 8. Mai 1945 übten die Alliierten Siegermächte – Großbritannien, die UdSSR und die USA, später kam Frank- reich noch hinzu – die höchste Regierungsgewalt in Deutsch- land aus. Sie verboten zunächst alle Vereine, sperrten deren Konten und beschlagnahmten die Vermögen. Zwischen 1945 und Mitte 1946 ruhte jede offizielle Vereinstätigkeit. Erst in der zweiten Jahreshälfte 1946 gab es erste Bemühungen, ein- zelne Vereine wiederzubeleben. Jene Vereine, die bereits im Dritten Reich bestanden hatten, mussten – laut alliiertem Beschluss – für die Wiederaufnahme oder Weiterführung ihrer Tätigkeit neu gegründet werden. Sie hatten nachzu- weisen, dass sie keine politischen Absichten verfolgten und ihre Ziele mit den demokratischen Vorstellungen der jewei- ligen Besatzungsmacht übereinstimmten. Kein künftiges Vereinsmitglied durfte politisch stärker belastet sein als ein Mitläufer, entsprechend den geltenden Entnazifizierungsbe- stimmungen. Kein künftiges Vorstandsmitglied durfte vorher NSDAP-Mitglied gewesen sein. Die Behörden verlangten die Satzungen und die Nachweise über die Unbescholtenheit der Mitglieder. Ansonsten lehnten sie die Lizenzierungsanträge ab. 2 Von diesem allgemeinen Verbot war auch die Freundes- gesellschaft der Technischen Hochschule Berlin betroffen. In diesem Zusammenhang mutete es paradox an, dass am 6. Mai 1946 die Sekretärin der Freundesgesellschaft, Marianne von Streit, aus dem niedersächsischen Weinhausen pflichtge- mäß Briefe nach Berlin sandte. Der Adressat war Dr. Jacob Wil- helm Reichert, der letzte Schatzmeister der Gesellschaft. Die Sendung enthielt den Entwurf des letzten Jahresberichts sowie die Abrechnung der „Kleinen Kasse“. Ergänzend fügte sie im Anschreiben hinzu: „Von Herrn Prof. Winkhaus [das war das letzte geschäftsführende Vorstandsmitglied – H. C. F.] hörte ich nichts mehr. Ich schicke daher heute den Jahresbericht ohne seine Unterschrift als Entwurf.“ 3 Offensichtlich ging trotz Zusammenbruch und Auflösung das Leben dennoch weiter. Stunde Null: Aufräum- arbeiten an der im Krieg völlig zerstörten TH Berlin Bild rechts: Ab dem 8. Mai 1945 hatten die Alliierten Siegermächte – Großbritannien, UdSSR und USA, später kam Frankreich noch hinzu – die höchste Regierungsgewalt in Deutschland. Der Anschlag verkün- det am 11. Juli 1945 die Übernahme der Befehls- gewalt über Berlin durch die Interalliierte Kommandantur 74 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

ere gemacht hatte, befand sich in Kriegsgefangenschaft oder war interniert. Die verbliebenen Älteren engagierten sich nun in der Hochschulverwaltung oder im ersten Entnazifizie- rungsausschuss für den Lehrkörper. Der von den Engländern zunächst kommissarisch eingesetzte, später erste ordentliche Nachkriegsrektor, Prof. Walter Kucharski (1887–1957), machte die inhaltliche und personelle Erneuerung der Hochschule zu seinem persönlichen Anliegen und versammelte engagierte Mitstreiter um sich. 4 Er handelte im Konsens mit der briti- schen Militärregierung. Diese hatte – wie auch die Vertreter der damaligen Hochschulleitung – großes Interesse an einer demokratischen Erneuerung der Hochschule als Technische Universität, an der Entnazifizierung des Lehrkörpers sowie an einer konsequenten Auseinandersetzung mit der NS-Ver- gangenheit. Dabei wurden Fragen nach Verantwortung und Mitschuld auch der Technischen Hochschule Berlin gestellt. Als am 9. April 1946 die Technische Hochschule als „Tech- nische Universität Berlin“ neu gegründet wurde, stellte der britische Generalmajor E. P. Nares in seiner Eröffnungsrede der neuen Alma Mater die programmatische Aufgabe, die traditionellen technisch-naturwissenschaftlichen Fakultäten durch „Humanistische Studien“ zu ergänzen. Die Universi- tät sollte aus dem Geist des Humanismus erneuert werden. Zukünftig sollten Ingenieure ausgebildet werden, die nicht nur über ein ausgezeichnetes Fachwissen verfügten, sondern auch verantwortungsbewusste Persönlichkeiten waren, die ihr Handeln kritisch reflektierten. Diese positiven Aspekte wurden allerdings in der weiteren Entwicklung – besonders nach Ausbruch des Kalten Krieges – konterkariert. Der „Geist des Humanismus“ konnte sehr unterschiedlich interpretiert werden, was zu internen Konflikten und Widersprüchen führte. Das betraf besonders Fragen der konsequenten Ent- Die Spreu vom Weizen trennen: Im Rahmen der Entnazifizierung des Hochschul- personals wur- den Fragen nach Verantwortung und Mitschuld gestellt. Dieser Fragebogen zur Feststellung der politischen Zuge- hörigkeit zum Nati- onalsozialismus wurde vom NSDAP- Mitglied Karl Krüger ausgefüllt Der erste, von den Engländern zunächst kommissarisch eingesetzte, später erste ordentliche Nachkriegs- rektor war Professor Walter Kucharski Wiederaufbau, 1949 76 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Die Gründung der „Gesellschaft von Freunden der Technischen Universität Berlin“ Im Frühjahr 1949 machte ein Flugblatt die Angehörigen der Universität und interessierte Kreise der Wirtschaft darauf aufmerksam, dass am 11. Mai 1949, 16.00 Uhr, im Studenten- haus an der Hardenbergstraße die Gründung einer neuen „Gesellschaft von Freunden“ beabsichtigt sei. Unterzeichnet war der Aufruf von Prof. Friedrich Spennrath, dem Vor- standsvorsitzenden der AEG, und Prof. Dr.-Ing. Kurt Apel, dem amtierenden Rektor der TU. 5 An diesem Tag beschlos- sen rund 60 Vertreter der Berliner Industrie und der jungen Technischen Universität einstimmig, der ehemaligen „Gesell- schaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin“ eine Nachfolge zu geben, nachdem diese 1945 im allgemeinen Zusammenbruch ebenfalls zugrunde gegangen war. 6 Auf- grund dieser Willensbekundung gilt der 11. Mai 1949 heute als zweites Gründungsdatum der Hochschulgesellschaft. Aller- dings hatte das Ereignis eine längere, teilweise verwirrende Vor- und Nachgeschichte. Das war vor allem Resultat der sich zuspitzenden politischen West-Ost-Gegensätze in der Vier- sektorenstadt, die gemeinsame Verwaltung Berlins betreffend. Schon seit 1947 gab es in privaten Kreisen informell Gespräche über die Wiedergründung der „Gesellschaft von Freunden“. Galt es doch auch, das einstige Vereinsvermögen von ca. 300.000 RM zu sichern. Der erste Anstoß ging von Prof. Friedrich Romberg, dem langjährigen Geschäftsführer aus der Vorkriegszeit, aus. Er sandte im November 1948 an den Rektor der TU, Prof. Dr. Kurt Apel, einen Brief, der den Entwurf eines Antrags an den Berliner Magistrat, die „Gesell- schaft von Freunden“ wieder ins Leben rufen zu dürfen, enthielt. In diesem umfangreichen Papier verwies Romberg zunächst auf die Geschichte der alten Hochschulgesellschaft und erklärte weiter: „Auch heute kann man wieder mit Fug und Recht von einer äußersten Notlage der Wissenschaft und einem gänzlichen Verfall der wissenschaftlichen Forschung reden. Die Verhältnisse liegen ganz allgemein noch weit ungünstiger nach dem letzten Kriege als nach dem 1. Weltkriege. Krieg, Inflation, Währungsumstellung usw. haben schon die Substanz zu einem erheblichen Teil aus- gezehrt. Forschung tut aber not! Sie ist eine unabdingbare Voraussetzung des Wiederaufbaus unserer Wirtschaft. Es liegt der Gedanke nahe, wiederum eine Hochschulgesell- schaft zu gründen mit dem Ziel, die wissenschaftlichen Kräfte der Hochschule möglichst eng mit der Industrie Prof. Dr.-Ing. Kurt Apel wurde amtierenden Rektor der TU Berlin. Er unterzeichnete 1949 den Aufruf zur Gründung einer neuen „Gesellschaft von Freunden“ und Wirtschaft zu verbinden und Mittel zu schaffen für eine intensive Ausnutzung der Institute und Laborato- rien der Technischen Universität für die Forschung.“ 7 Am 12. November 1948 leitete Rektor Apel den Neugrün- dungsantrag an das Amt für Volksbildung des Magistrats von Groß-Berlin, das (noch) im sowjetischen Sektor lag. So überschattete die „Berliner Blockade“ das Antragsverfahren. Es fiel in jene Zeit, als die zivile Verwaltung von Berlin aus- einanderbrach. Dieser Bruch war Ergebnis der am 23. Juni 1948 erfolgten Einführung der DM als gültiges Zahlungsmit- tel in den westlichen Sektoren, worauf die UdSSR mit einer Blockade der Westsektoren reagierte, die erst am 12. Mai 1949 beendet wurde. In dieser Zeit verließen die Magistratsmitglie- der aus den Westsektoren die bisherige gemeinsame Verwal- tung und bildeten den 2. Magistrat mit Ernst Reuter an der Spitze für die Westsektoren Berlins. Somit beendete die Blo- ckade gewissermaßen den bisherigen Behördenwirrwarr. Mit dem Beginn des Kalten Kriegs waren die Zuständigkeiten der Viersektorenstadt endgültig geklärt. Am 22. November 1948 antwortete die Abteilung für Volksbildung auf den Antrag der TU Berlin: „Euer Magnifizenz, auf Grund Ihres Schreibens vom 12.11.48, mit welchem Sie die Absicht mitteilen, die alte Gesellschaft der Freunde der T. H. Berlin wieder ins Leben zu rufen, stimmt das Hochschulamt der Neu- gründung zu. Es ist dem Unterzeichneten gut bekannt, wie erfolgreich und nützlich die Tätigkeit der damaligen 78 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Gesellschaft der Freunde gewesen ist. Das Hochschul- amt ist der Meinung, dass auch die heutige Technische Universität nur Vorteil von einer solchen Gesellschaft haben kann. Ihre Gründung wird daher begrüßt. Es wird gebeten, zu gegebener Zeit die Satzung der Gesellschaft und Vorschläge für die Besetzung der Organe dem Hoch- schulamt zuzuleiten.“ 8 Obgleich der Gründungsbeschluss am 11. Mai 1949 gefallen war, bedurfte es noch der amtlichen Anerkennung. Deshalb wandten sich die Vertreter der Freundesgesellschaft an die britische Militärregierung, die die Neugründung im Sinne einer „unpolitischen Organisation“ auffasste. Für eine solche bedurfte es keiner besonderen Genehmigung durch die Mili- tärregierung. Allerdings machten die Briten in ihrem Schrei- ben vom 14. Juni 1949 darauf aufmerksam, dass „unbedingt die Zustimmung des Magistrats erforderlich“ sei. Zuständig war nunmehr das Hauptamt Wissenschaft und Forschung des in den Westsektoren agierenden Magistrats, der später in den Auszug aus dem Gründungsprotokoll vom 11.05.1949 neuen Strukturen des Berliner Senats aufging. Aber noch galt, was die Alliierten 1945/46 festgelegt hatten. Alle Vereine, die bereits im Dritten Reich bestanden, mussten für die Wieder- aufnahme ihrer Tätigkeit neu gegründet werden. Sie hatten nachzuweisen, dass sie keine politischen Absichten verfolg- ten und ihre Ziele mit den demokratischen Vorstellungen der Besatzungsmacht übereinstimmten. Außerdem sollte der Verein entsprechend den Entnazifizierungsgesetzen frei von belasteten ehemaligen NSDAP-Mitgliedern sein, und zukünf- tige Vorstandsmitglieder durften vorher nicht der Nazipartei angehört haben. Zudem verlangten die Behörden die Satzun- gen und die Nachweise über die Unbescholtenheit der Mit- glieder. Ansonsten lehnten sie die Lizenzierungsanträge ab. 9 Am 15. Oktober 1949 wurden die Unterlagen einschließ- lich der Personalbögen der Gründerpersönlichkeiten für die Zulassung der „Gesellschaft von Freunden“ als nichtpo- litische Organisation beim Hochschulamt des Magistrats in Charlottenburg eingereicht. Die sieben Gründungsmitglieder waren: Friedrich Spennrath, Generaldirektor der AEG; Prof. Dr. Hans Freese, Rektor der Technischen Universität Berlin; Dr. Otto Leibrock, Direktor der Knorr-Bremse AG; Friedrich Romberg, emeritierter Professor der TU Berlin; Dipl.-Ing. Hanns Kolberg, Geschäftsführer des Wirtschaftsverbandes Maschinenbau; Dr.-Ing. Jürgen Reimpell, Generalvertreter der MAN, und Kurt Brandes, Direktor der Fritz Werner AG. 10 Die Lizenzierung der „Gesellschaft von Freunden“ erfolgte am 19. Dezember 1949, die Urkunde trägt die Unterschrift des Oberbürgermeisters Ernst Reuter. 1. Vorsitzender wurde Dr.- Ing. e. h. Friedrich Spennrath, Friedrich Romberg übernahm wieder die Geschäftsführung. Im Geschäftsbericht der Hochschulgesellschaft für das Jahr 1950 wurden dieser Gründungsprozess und die dringlichsten Aufgaben der Gesellschaft für die Zukunft beschrieben: „Schon am 11.05.1949 erfolgte die Gründung. An diesem Tage beschlossen rund 60 Vertreter der Berliner Indust- rie einstimmig, der ehemaligen Gesellschaft von Freun- den der Technischen Hochschule Berlin eine Nachfolge zu geben. […] Das vom Alliierten Kontrollrat vorge- schriebene Lizenzierungsverfahren nahm in unserem Falle 7 Monate in Anspruch. Erst am 19.12.1949 wurde die Gesellschaft als nichtpolitische Organisation endgül- tig zugelassen. Seit diesem Tage also besteht sie als nicht eingetragener Verein. 11 Sie ist vom Landesfinanzamt als gemeinnützige Organisation anerkannt und genießt als solche Befreiung von der Einkommens- und Kör- perschaftssteuer. […] Die Satzung […] wurde mit der 80 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

sondern auch auf Unternehmen richten mussten, die in der Bundesrepublik Deutschland angesiedelt waren. Dennoch hatte die „Gesellschaft von Freunden“ am 31. Dezember 1950 bereits 233 Mitglieder. Die Mitgliederwerbung galt als „nobile officium“, als Ehrenpflicht (Friedrich Romberg). Sie ergänzte die traditionelle Losung: „Forschung tut not, denn Forschung von heute ist die Industrie von morgen.“ Diese Werbeaktionen der „Gesellschaft von Freunden“, die sich vor allem an die westdeutsche Industrie und Wirtschaft wandten, fanden auch einen ästhetischen Ausdruck. So wur- den Karten mit Berliner Bildmotiven und der Unterschrift „Berlin bleibt frei“ als Weihnachts- und Neujahrsgrußkarten versandt. Das war zugleich ein Indiz dafür, dass sich sowohl die Technische Universität wie auch die „Gesellschaft von Freunden“ der um sich greifenden Kalte-Krieg-Mentalität nicht entziehen konnten. Eine wichtige Aufgabe der Freundesgesellschaft zu Beginn der 1950er Jahre war, die dringlichsten Bedürfnisse des Hoch- schulunterrichts zu befriedigen sowie notleidenden TU- Angehörigen, vor allem Studierenden, finanziell zu helfen. Die Mittel für diese Unterstützung setzten sich aus den Mit- gliedsbeiträgen bzw. Geld- und Sachspenden der Industrie zusammen. Zum großen Bedauern der Mitglieder stellte sich allerdings bald heraus, dass das ursprüngliche Vermögen aus der Vorkriegszeit verloren war. Stein auf Stein: Der Wiederaufbau geht voran Von den „Mitteilungen der Gesellschaft von Freunden der Technischen Universität Berlin“ zur Zeitschrift „Humanismus und Technik“ Mit Beginn des Jahres 1952 schuf sich die „Gesellschaft von Freunden“ ein eigenes Publikationsorgan, die „Mit- teilungen der Gesellschaft von Freunden der Technischen Uni- versität Berlin-Charlottenburg“. Als Herausgeber fungierte die Geschäftsführung. Romberg hatte in seinem Editorial das Arbeitsprogramm der „Gesellschaft von Freunden“ in der Phase des Wiederaufbaus und der Neugestaltung der Tech- nischen Universität Berlin skizziert. Neben der Beseitigung der materiellen Folgen von Diktatur und Krieg wollte die Gesellschaft auch einen wichtigen ideellen Beitrag zur Neu- bestimmung des Verständnisses von Technik in einer demo- 82 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

konkret und konsequent mit den Verbrechen der NS-Zeit auseinandersetzten, wurde von einigen Hochschullehrern nicht geteilt oder zu relativieren versucht. Außerdem ver- änderte die Atmosphäre des Kalten Krieges die Bereitschaft, diese Fragen offen und vorurteilsfrei zu diskutieren. Das neue Freund-Feind-Denken verhinderte für lange Zeit eine diffe- renzierte Analyse dieser Epoche. Trotzdem war die 1948 erfolgte Berufung von Prof. Her- mann Muckermann (1877–1962) zum ersten Lehrstuhlinha- ber der Humanistischen Fakultät der Technischen Universität Berlin ein wichtiger Meilenstein. Als anerkannter Gegner des Nationalsozialismus verfügte Prof. Muckermann über eine große moralische Autorität. Als katholischer Theologe und Priester hatte er sich mit naturwissenschaftlichen Themen (Zellforschung und experimentelle Vererbungslehre) befasst. 1926 wurde auf seine Anregung hin das Kaiser-Wilhelm-Ins- titut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik gegründet, an dem er bis Juli 1933 einen Forschungsauftrag hatte. Während er selbst Arbeits-, Vortrags- und Reiseverbot erhielt, musste er miterleben, wie die NS-Elite das Kaiser-Wil- helm-Institut in eine Einrichtung der pseudowissenschaftli- chen „Rassenhygiene“ verwandelte. Außerdem waren Insti- 84 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Offensichtlich entsprach die weitgehend von Muckermann gestaltete Zeitschrift den Erwartungen der meisten Mitglie- der der Freundesgesellschaft. So konnte Friedrich Romberg im 5. Geschäftsbericht der „Gesellschaft von Freunden“ (1954) feststellen: „Sie die [Zeitschrift ,Humanismus und Technik‘] hat inzwischen nicht nur innerhalb der Geistes- und Natur- wissenschaften, sondern auch in den Kreisen der Indust- rie und Wirtschaft viel Anerkennung gefunden in ihrem Bestreben, einen Beitrag zu liefern zu den großen Pro- blemen unserer Zeit, die Technik einzureihen als Kul- turfunktion in die Rangordnung der kulturellen Werte. Sie wird mit Recht auch geschätzt als ein sehr wertvolles Mittel, einen Ingenieurnachwuchs heranzubilden und zu erziehen, der sich seiner kulturellen Verantwortung in der Gemeinschaft voll bewußt ist.“ 16 1958: Besuch des damaligen Berliner Bürgermeisters Willy Brandt zur Grundsteinlegung für die Neugestaltung der Nordfassade. Das Bild oben zeigt die Südfassade des Hauptgebäudes 86 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Zeitungslesesaal der Universitäts- bibliothek, gestaltet von Willy Kreuer, um 1953 (o.) Fakultätssitzungssaal, 1950er-Jahre (l.) Rektorat in den 1950er-Jahren (r.) 1959: Neujahrsgrüße der Gesellschaft von Freunden 88 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Am 17. Juni 1997 feierte die „Gesellschaft von Freunden der TU Berlin“ – das Datum ihrer ersten Mitglieder- versammlung am 22. Juni 1922 zum Anlass nehmend – ihr 75. Jubiläum mit einer Festveranstaltung im Lichthof der Universität. Prof. Dr. Norbert Miller war gebeten worden, auf die 75 vergangenen Jahre der „Gesellschaft von Freunden“ zurückzublicken. Er stellte Stationen der Entwicklung der Gesellschaft dar und zeigte, dass sich Rolle und Auftrag der Gesellschaft im Verhältnis zur Universität nicht grundlegend geändert haben. Sie ergaben sich wie schon die Gründung aus wirtschaftlichen Problemen und dem Wunsch nach mehr Unabhängigkeit vom Staat. Die besondere Aufmerksamkeit galt der Zeit nach der Wiedergründung der „Gesellschaft von Freunden“ 1949. Im Mai jenes Jahres konnte sie ihre Tätigkeit nach langen Aus- einandersetzungen mit dem Magistrat von Berlin und der britischen Militärregierung als „unpolitische Organisation“ wieder aufnehmen. Der vom Rektor der Universität, Kurt Apel, und dem Vorstandsvorsitzenden der AEG, Friedrich Spennrath, unterzeichnete Aufruf zur Wiedergründung rich- tete sich besonders an die Wirtschaft. Die „Gesellschaft von Freunden“ sollte danach helfen, „die fatale Lage des wissen- schaftlichen Nachwuchses zu bessern, die Universitätslaborato- rien und Institute wieder aufzubauen und wichtige Forschungs- arbeiten zu fördern“. Der Aufruf fand beachtliche Resonanz. Schon ein halbes Jahr später standen Geld- und Sachspenden in Höhe von 60.000 DM zur Verfügung. In den nachfolgenden Jahren konzentrierte sich die „Gesell- schaft von Freunden“ auf die Förderung von Forschungsvor- haben, die aus Universitätsmitteln nicht finanziert werden konnten. Ihr war es darüber hinaus ein besonderes Anliegen, 1950 mit der Etablierung der „Humanistischen Fakultät“ den neuen Geist der Technischen Universität zu stärken, indem sie die Zeitschrift „Humanismus und Technik“ herausgab. Die Zeitschrift „Humanismus und Technik“ war seit 1953 zugleich Chronik, Kompass, Reflexionsorgan und Informationsbörse für die „Gesellschaft von Freunden“ 92 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

450.000 € 400.000 € 350.000 € 300.000 € 250.000 € 200.000 € 150.000 € 10.000 € 50.000 € 0 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2021 Vermögensentwicklung der „Gesellschaft von Freunden“ in den Jahren 1955–2021 der Wirtschaft zu finden, die sich im Verwaltungsrat für die Freundesgesellschaft engagieren könnten. Neue Programm- Aktivitäten, ausgerichtet an den Zielen der „Gesellschaft von Freunden“, sollten die verschiedenen internen und externen Zielgruppen stärker berücksichtigen. Eine Analyse der Mitgliederstruktur ergab, dass viele Ehemalige des Lehrkörpers der TU Berlin und Firmen der „Gesellschaft von Freunden“ die Treue gehalten hatten. Von den damals rund 500 Professoren und Professorinnen der TU Berlin waren aber nur ein Drittel Mitglieder der Freundes- gesellschaft. Sie konnte auch wissenschaftliche Mitarbeiter gewinnen, aber Studierende spielten als Mitglieder nur eine untergeordnete Rolle. Dass die Freundesgesellschaft und die Universität selbst bislang keine Wege gefunden hatten, den Kontakt zu den Absolventen und Absolventinnen der Univer- sität zu pflegen, wurde als Mangel angesehen. Mit der Abho- lung des Abschlusszeugnisses in einem Büro endete für die meisten Studierenden die Verbindung zur Universität. Dass gewünschte Zielgruppen nur unzureichend erreicht und für die „Gesellschaft von Freunden“ gewonnen werden konnten, hatte eine Ursache auch in der eingeschränkten Kommunikation, die im Wesentlichen aus persönlichen Kon- takten bestand. Zwar erhielten die Mitglieder die Zeitschrift „Humanismus und Technik“, in deren späteren Ausgaben auch die jährlichen Arbeitsberichte wiedergegeben wurden, es fehl- ten aber Kommunikationsmittel, die nicht nur die Mitglieder erreichten. Sichtbar wurde die Freundesgesellschaft vor allem durch die Preisverleihungen und Vortragsveranstaltungen, die sie oft mit Kooperationspartnern wie der Schmalenbach- Gesellschaft durchführte. Aufgrund dieser Betrachtungen empfahl die Arbeitsgruppe eine Reihe von Maßnahmen und Projekten. Vorrang sollte der Aufbau einer Absolventenbetreuung und – kontaktpflege haben. Insbesondere amerikanische Universitäten seien mit ihren Alumni-Programmen ein Vorbild dafür. Die Arbeits- gruppe betrachtete dies wegen des Zugriffs auf persönli- che Daten aber eher als eine Aufgabe der Universität denn als die der „Gesellschaft von Freunden“ und ermunterte die Pressestelle der TU Berlin durch finanzielle Unterstützung, ein Absolventenprogramm aufzubauen, eine Datenbank einzurichten und zu pflegen. Zudem empfahl sie, die Zeit- schrift „Humanismus und Technik“ um eine Selbstdarstel- lungsbroschüre der Freundesgesellschaft und einen eigenen „Newsletter“ zu ergänzen, in dem die aktuellen Aktivitäten – Veranstaltungen und geförderte Projekte – dargestellt wer- den sollten. Erhalten sollten ihn nicht nur die Mitglieder der Freundesgesellschaft, sondern auch alle daran interessierten Mitglieder der Universität. Zum Dritten regte sie die Einrich- tung von „Werkstattgesprächen“ an, die von den „Freunden“ in Kooperation mit der Wirtschaft, insbesondere befreunde- ten Industrieunternehmen, und Professoren der TU Berlin veranstaltet werden sollten. Dargestellt wurden die Vorschläge in einem Arbeitspro- gramm für die Jahre 1997–2000, das Prof. Dr.-Ing. Man- fred Fricke im Dezember 1996 der Mitgliederversammlung vorstellte. Ein neu gewählter Vorstand nahm noch 1996 die Arbeit daran auf und legte 1997 die Grundlagen für die Ver- wirklichung dieser Ziele. Die finanzielle Unterstützung dieser Initiativen führte bis zum Jahre 2000 zu dem vom Finanzamt gewünschten Abbau von Rücklagen. 94 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Für den damaligen Universitätspräsidenten Prof. Dr. Hans- Jürgen Ewers war es ein dringendes Anliegen, namhafte Ver- treter aus der Wirtschaft wie auch aus anderen Forschungs- einrichtungen als Mitglieder des Verwaltungsrats an die Uni- versität zu binden. Als am 30. Januar 2001 ein neuer Verwal- tungsrat gewählt wurde, hatte er dementsprechend folgende Zusammensetzung: Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Helmut Baumgarten Dr. Thomas Bentz Dr. Dr. Herbert Brönner Dr.-Ing. e. h. Heinz Dürr Rolf Eckrodt Prof. Dr.-Ing. Manfred Fricke Prof. Dr. Dr. h. c. Dietger Hahn Prof. Dr.-Ing. e. h. Hans-Olaf Henkel Fred Kapella Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel Jochen Kienbaum Prof. Dr. Marlene Kück Dr. Lieselotte Kugler Dr.-Ing. e. h. Hartmut Mehdorn Prof. Dr. Michael Mirow Paulus Neef Prof. Dr. Klaus Pohle Prof. Dr. Dieter Schumann Dr. Axel Schweitzer Prof. Dr. h. c. mult. Dr.-Ing. Günter Spur Prof. Dr.-Ing. Jürgen Starnick Prof. Dr.-Ing. Dietmar Winje Mit der Wahl in einer Mitgliederversammlung im Dezem- ber 2002 übernahm Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel, der dama- lige Vorstandsvorsitzende der HochTief AG und spätere BDI-Präsident, von Dr.-Ing. e. h. Heinz Dürr den Vorsitz des Verwaltungsrats. Mit ihm wurde ein langjähriger Freund der „Gesellschaft von Freunden“, Prof. Dr. Dr. h. c. Dietger Hahn, zum Stellvertreter gewählt. Beide einte das Anliegen, mit Hilfe der „Gesellschaft von Freunden“ eine engere Ver- bindung zwischen der Wirtschaft und der Technischen Uni- versität zu schaffen und diese zu nutzen, um das Profil der Freundesgesellschaft wie auch das der Universität zu schär- fen. Keitel regte mehrere Projekte an. Sie sollten einerseits die Identität der „Gesellschaft von Freunden“ prägen, auch für mehr Sichtbarkeit sorgen, um neue Mitglieder zu gewinnen. Prof. Dr. Hans-Jürgen Ewers war von 1997 bis 2002 Präsident der TU Berlin Dr.-Ing. Hans-Peter Keitel übernahm 2002 den Vorsitz des Verwaltungsrats Prof. Dr. Bernd Mahr war Vorstandsvorsitzender der „Gesellschaft von Freunden“ 96 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Firmenkontaktmesse im Lichthof: Studierende sollen schon früh Einblicke in industrielle Praxis und das Arbeitsleben bekommen Prof. Dr. Kurt Kutzler (u. l.) war von 2002 bis 2010 Präsi- dent der TU Berlin. Er war der „Gesellschaft von Freunden“ eng verbunden und Mitglied im Verwaltungsrat Prof. Dr. Dr. h. c. Dietger Hahn (u. r.) wurde 2002 zum Stell- vertreter des Verwaltungsrats gewählt Ein viertes Projekt lautete „Patenschaften für ausgewählte Lehr- und Forschungseinheiten“ (verantwortlich: Prof. Dr.- Ing. Frank Behrendt und Prof. Dr. Michael Mirow). Um die Beziehungen der Fakultäten und Institute zur Wirtschaft auch auf Zukunftsfelder von Forschung und Lehre und auf die Anforderungen der Wirtschaft an die Qualifikation der Absolventen auszuweiten, sollten für ausgewählte Lehr- und Forschungseinrichtungen Patenschaftsmodelle entwickelt werden. Für die Bereiche Bauingenieurwesen, Biotechnolo- gie und Energie- und Verfahrenstechnik wurden modellhaft Patenschaften aus der Taufe gehoben, wobei den Paten aus verschiedenen Unternehmen und Unternehmenstypen die Aufgabe zukam, ihre Anforderungen an Absolventen der TU Berlin zu formulieren und Fachgebiete in der Gestaltung ihrer Lehrpläne zu beraten. Die Unternehmen sollten verstärkt Praktika und Veranstaltungen für die Studierenden anbieten, um ihnen frühzeitig einen Einblick in die industrielle Praxis und das Arbeitsleben zu verschaffen. In Form von Arbeits- gesprächen hatten sich die Patenschaften in den genannten Gebieten bewährt, ohne die Gestaltungskompetenz der Uni- versität zu beschränken, sodass sie auch für andere Gebiete empfohlen werden konnten. Das Projekt „Denkfabrik TUB 2020“ war darauf ausge- richtet, die Entwicklungsplanung der Universität zu unter- stützen. Für die Universität sei es wichtig, ihre Planung auf gesicherte Prognosen der wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Anforderungen in der Zukunft zu stützen. Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Kurt Kutzler beschäftigte sich mit der Formulierung von Anforderungen und Zukunftssze- narien eines internationalen Bildungs-, Qualifikations- und Kooperationsmarktes. Prof. Dr. Peter Pepper als Projekt- leiter nahm Recherchen in Delphi-Studien sowie in Leitli- nien großer Forschungseinrichtungen vor und koordinierte Gesprächsrunden zwischen Professoren der Universität und Experten aus Wirtschaftsunternehmen. Wichtige Denkan- stöße flossen in einen Strukturplan der TU Berlin ein, den der damalige Universitätspräsident Prof. Dr. Kurt Kutzler vorlegte. 98 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Die Freundesgesellschaft als Scharnier zwischen Wissenschaft und Wirtschaft Der „Think Tank der Innovationen“ als Schaufenster der TU Berlin für Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Ein Interview mit Prof. Dr.-Ing. Jürgen Starnick Prof. Starnick, Sie waren jahrelang Vorsitzender der „Gesellschaft von Freunden der TU Berlin“. Was war Ihre Motivation dafür, sich zu engagieren? Die TU Berlin lag und liegt mir natürlich am Herzen, weil ich von 1979 bis 1985 ihr Präsident war. Ich hatte eine Profes- sur für Technische Chemie und habe immer gelehrt, selbst wenn ich ab und zu einen Ausflug in die Politik gemacht habe. Von 1986 bis 1989 war ich Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz und von 1990 bis 1994 Bundestagsabgeordne- ter. Aber an der Universität war ich eigentlich immer präsent und habe mich immer gerne um ihre Belange gekümmert. Die „Gesellschaft von Freunden“ versteht sich als Schar- nier zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Bei welchen Aktivitäten kommt das zum Tragen? Um das zu erläutern, muss ich erst einmal auf die Grün- dungsidee zurückkommen. Die „Gesellschaft von Freunden“ ist ja, wie wir sagen, aus der Not geboren. 1922, als das Geld knapp war, konnte man nicht erwarten, dass der Staat die Hochschulen ausreichend finanziert. „Die Gesellschaft von Freunden“ wurde gegründet, um sich Hilfe aus der Wirtschaft zu holen. In erster Linie wurden Firmen angesprochen, die auch Mitglieder der Freundesgesellschaft wurden. Das hat sich 1949 wiederholt, als die „Gesellschaft von Freunden“ ein zweites Mal gegründet werden musste. Sie wurde ja nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch die Alliierten aufgelöst. Und wieder sprach eine Gruppe von Hochschullehrern der Universität Firmen an, um der Universität zu helfen. In den frühen Zeiten hatten wir mehr Firmenmitglieder als Univer- sitätsmitglieder. Noch heute ist es so, dass große Firmen wie Siemens, die Deutsche Bahn AG oder auch die Telekom Mit- glieder der „Gesellschaft von Freunden“ sind. Und wir bemü- hen uns natürlich um einen engen Kontakt, indem wir sie auch bitten, sich im Verwaltungsrat der „Freunde“ zu enga- gieren. Ist nicht auch der „Think Tank der Innovationen“ eine erfolgreiche Veranstaltung der Freundesgesellschaft, bei der sich Wissenschaft und Wirtschaft begegnen? Ja, 2006 haben wir den ersten „Think Tank der Innovationen“ ausgerichtet. Die Grundidee war, dass man der regionalen Wirtschaft und der Politik ein Schaufenster zur TU Berlin auf- macht. Die Veranstaltung war von vornherein so konzipiert, dass ein Thema in den Vordergrund gerückt wurde, das, wie 102 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Veranstaltungsrückblick Think Tank der Innovationen 2017 Smart Media – Intelligente Medienkommunikation durch semantische analysen von Bild und Ton 2015 Human on a chip – Der nützliche Homunkulus Wie die Medizinische Biotechnologie das Testen neuer Wirkstoffe verändert 2014 Die TU Berlin im Schaufenster der elektromobilität 2012 Sustainable Manufacturing – neue Geschäftsfelder für die deutsche Industrie 2011 cloud computing 2010 Sichere Identität und sichere kommunikation 2009 Wohin mit dem „überschussstrom“ aus Wind- und Solaranlagen? Intelligente Stromspeicherung und -verteilung 2008 MOna: neue Materie für neues Licht. nanowissen- schaften – Impulsgeber für zukünftige optoelektronische Systeme 2007 Technologien für die Gesundheitsversorgung von morgen 2006 Wasser in Ballungsräumen; Gestaltung urbaner Infrastrukturen Wirtschaft kommunizieren. Da ist die Freundesgesellschaft mit verschiedenen Veranstaltungen und der Einbindung von Wirtschaftsunternehmern in die „Gesellschaft von Freunden“ nur einer von vielen Wegen, wie man zueinanderkommen kann. Auf der anderen Seite ist die Wirtschaft natürlich an der Rekrutierung von guten Absolventen und Absolventin- nen interessiert. Welche bekannten Wirtschaftsunternehmer haben sich im Freundeskreis engagiert? Insbesondere der Kontakt zu großen Wirtschaftsunterneh- men und Wirtschaftsverbänden wurde und wird über wich- tige Personen gehalten. Die ehemaligen Präsidenten der IHK Berlin Horst Elfe und Horst Kramp waren nach ihrer Amtszeit Vorsitzende der „Gesellschaft von Freunden“. Heinz Dürr von der Stuttgarter Dürr AG, Hans-Olaf Henkel, der unter anderem Manager bei IBM und Präsident der Leibniz- Gemeinschaft war, oder Roland Busch, der jetzige Vorstands- vorsitzende der Siemens AG, waren Mitglieder des Verwal- tungsrates, um nur einige Beispiele zu nennen. Hans-Peter Keitel, der Vorstandsvorsitzende von Hochtief und spätere BDI-Präsident, und Manfred Gentz, Vorstandsmitglied der Daimler-Chrysler AG und Vorstandsvorsitzender der Daim- ler-Benz Interservices AG, waren Präsidenten der „Gesell- schaft von Freunden der TU Berlin“. Also funktioniert die „Gesellschaft von Freunden“ als Scharnier zwischen Wissenschaft und Wirtschaft? Ja, natürlich. Ich möchte ein Beispiel nennen, das Sie jeden Tag sehen können, wenn Sie am Ernst-Reuter-Platz vor- beifahren. Es ist das ehemalige Telefunken-Hochhaus, das heute zur TU Berlin gehört. Seit 2005 hat dort die Telekom ihre Innovation Labs, kurz T-Labs. Es ist die zentrale For- schungs- und Entwicklungseinrichtung der Telekom, die sich zusammen mit der TU Berlin mit Zukunftstechnologien im Bereich der Information und Kommunikation beschäf- tigt. Zu dieser Kooperation wäre es ohne die „Gesellschaft von Freunden“ wahrscheinlich nicht gekommen. Denn die Telekom ist seit vielen Jahren Mitglied bei uns. Hans Albert Aukes, Leiter Zentralbereich Innovation der Deut- schen Telekom, war damals Mitglied im Verwaltungsrat der „Gesellschaft von Freunden“. Aus einem intensiven Dialog zwischen ihm und dem damaligen TU-Präsidenten Prof. Kurt Kutzler darüber, wie die Zusammenarbeit zwischen der TU und der Telekom zu verbessern sei, sind die T-Labs 104 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Die Bundesregierung hatte das Ziel propagiert, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu brin- gen. Toyota hingegen verkündete, man werde ein mit Brenn- stoffzelle ausgestattetes Automobil auf den Markt bringen, sodass sich die Frage stellte, welche technische Entwicklung mehr Zukunft hat. Da Daimler der einzige deutsche Automobilhersteller war, der neben Fahrzeugen mit konventionellen Antrieben auch Elektroautos mit H2-Brennstoffzellen bis zur Fertigungs- reife entwickelt hatte, war der Vorstand von Daimler gebe- ten worden, einen Referenten zu benennen, der darzustellen vermochte, welche Erwartungen Daimler mit einer Strategie verbindet, die auf Wasserstoff als Kraftstoff der Zukunft setzt. Am 23. November 2014 stellte Prof. Dr. Christian Mohr- dieck, Leiter der Antriebsentwicklung von Brennstoffzellen-/ Batteriesystemen bei Daimler, die Alternativen vor. Das bat- teriebetriebene Automobil sei für den Stadtverkehr und nicht allzu lange Pendelverkehre ideal und für Strecken, die unter 200 km blieben, von Vorteil. Im Personenverkehr mit Stre- Technologieforum 2014 „Das Automobil der Zukunft“. Auf dem Podium diskutieren: Prof. Dr. Steffen Müller, Prof. Dr. Peter Strasser, Prof. Dr. Christian H. Mohrdieck, Prof. Dr.-Ing. Dietmar Göhlich, Dr. Ilja Radusch und Prof. Dr.-Ing. Julia Kowal (v. l. n. r.) cken über 200 km und im Güterverkehr überwögen die Vor- teile der Brennstoffzelle. Hinsichtlich der Markteinführung eines Brennstoffzellenautos äußerte sich Prof. Mohrdieck vorsichtig. Die Hürde sei die Versorgungsinfrastruktur für Wasserstoff. Gemeinsam mit Linde habe Daimler deshalb Millionenbeträge bereitgestellt, um zu einer Verbesserung zu kommen. Dem Vortrag schloss sich eine intensive Diskussion an, in der unter anderem das Gewicht und der Energieaufwand für die Herstellung von Lithium-Batterien kritisiert wurden. 106 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Lassen Sie denken? – Maschinelles Lernen auf dem Weg zur Intelligenz Da die Forschung im Bereich der Künstlichen bezie- hungsweise maschinellen Intelligenz gerade einen Boom erlebte, war das Technologieforum im Wintersemes- ter 2016/17 dem Thema „Lassen Sie denken?! – Maschinelles Lernen auf dem Weg zur Intelligenz“ gewidmet. Schließlich ließen Googles AlphaGo, Apples Siri, Microsofts Cortana und Amazons Alexa erahnen, was in Zukunft von intelligenten Systemen zu erwarten ist. Die Verarbeitung gewaltiger Datenmengen, unter ande- rem mit Hilfe von künstlichen neuronalen Netzen, erlaubt es Maschinen, die Inhalte von Bildern, Videos und Stimmen zu erkennen. Die Rechenverfahren orientieren sich an der Arbeitsweise des Gehirns und simulieren dazu dicht gewo- bene Netze aus Neuronen. Computer, die als künstliche neu- ronale Netze programmiert und verbunden sind, lernen aus Beispielen und können das Erlernte verallgemeinern. Sie erkennen dann auch Muster in Daten, die ihnen unbekannt sind. Zu der Veranstaltung am 23. Januar 2017 waren eingela- den: Prof. Dr. Martin Riedmiller, leitender Wissenschaftler von Google DeepMind, erläuterte anhand der aufsehener- regenden Erfolge in Bereichen wie Bildverarbeitung und Spracherkennung die Arbeitsweise tiefer neuronaler Netze. Der Fokus lag auf Methoden, die es Computerprogrammen erlauben, sich selbstständig anhand ihrer Fehler und Erfolge zu verbessern. Prof. Dr. Bernhard Schölkopf, Leiter des Max-Planck- Instituts für Intelligente Systeme in Tübingen, erörterte mit der Frage „Maschinelles Lernen oder maschinelles Aus- wendiglernen?“ die Kompetenz lernender Maschinen, aus großen Datenmengen statistische Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Er vermittelte einen Eindruck davon, welche Rolle Beim Technologieforum 2017 „Lassen Sie denken?! Maschinelles Lernen auf dem Weg zur Intelligenz“ refe- rierte Prof. Dr. Martin Riedmiller von Google DeepMind darüber, was „Maschinelle Intelligenz“ heute leisten kann 108 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

kontakte halten, Freundschaften pflegen, netzwerke bilden: Das alumni-Programm Die Freundesgesellschaft unterstützte den Aufbau des deutschen Alumni- Programms maßgeblich Von Stefanie Terp Anfang der 1990er-Jahre wurden die ersten E-Mail- Adressen vom IT-Zentrum der TU Berlin ausgegeben. Damals war der tragbare Rechner fast so schwer wie ein Kof- fer. Mit beidem ausgerüstet, verbrachte Dr. Kristina Zerges 1993/94, zu der Zeit war sie Leiterin des Referats für Presse und Information der TU Berlin, ein Jahr als Associate Profes- sor of Communications an der Penn State University in den USA. Von dort brachte sie den Alumni-Gedanken mit nach Deutschland. Zurück in der Pressestelle, suchte sie Unterstüt- zer für den Aufbau eines solchen Programms an der TU Ber- lin und fand sie bei den „Freunden“. Mit einer Anschubfinanzierung von 70.000 DM von eben- diesen „Freunden“ fiel dann 1998 der Startschuss für das deut- sche Alumni-Programm der TU Berlin im Referat für Presse und Information. Ein Konzept wurde erstellt, ein Werkvertrag vergeben und eine Datenbank in akribischer Arbeit aufgebaut. Im Sommer 1999 erschien die erste Ausgabe der Alumni-Zeit- schrift „parTU“. Damit hatte das deutsche Alumni-Programm seine Gründungsphase beendet und begann stetig zu wachsen. Parallel gab es seit 1983 bereits das internationale Alumni- Programm, eines der ältesten, wenn nicht gar das älteste Absolventenprogramm einer deutschen Universität. Seine Wurzeln hat es in der starken internationalen Ausrichtung der TU Berlin und dem aus großer Dankbarkeit gegenüber der Alma Mater resultierenden Bindungswillen ausländi- scher Absolventinnen und Absolventen. Angesiedelt war es im Referat für Außenbeziehungen. 2012 kam es zur Zusam- menlegung beider Programmteile in der heutigen Stabsstelle Kommunikation, Events und Alumni (früher Pressestelle). Stand bei dem internationalen Programm die wissen- schaftliche Weiterbildung im Mittelpunkt, so waren es beim deutschen Programmteil in den Anfangsjahren die Themen Ausgründung und Imagearbeit. Frühzeitig wurden Adressen von Gründerinnen und Gründern aus der Universität syste- matisch recherchiert und gesammelt. Dies befruchtete wie- derum die Förderung von Existenzgründungen aus der TU Berlin heraus, die gerade in den nuller Jahren eine rasante Entwicklung nahm. So zeigt die Gründungsumfrage von 2010/11, die bereits die fünfte in Folge war, welchen Wert die Ausgründungen hatten. Die 500 befragten Alumni-Firmen beschäftigten damals 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter und erwirtschafteten einen Umsatz von ca. 766,5 Milli- onen Euro. Zum Vergleich: Der Landeszuschuss für die TU Berlin umfasste im gleichen Jahr 252,3 Millionen Euro. Das strategische Zusammengehen von Alumni-Arbeit, Start-up-Förderung und auch Imagearbeit, um den Wert die- ser Zielgruppe zu verdeutlichen, zeigte die Potenziale der Netz- 110 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Der Griff nach den Sternen Exzellente Forschung braucht exzellente Räume für Begegnungen. Der lange Kampf der „Gesellschaft von Freunden der TU Berlin“ für einen Campus Club Von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Starnick Wer je das Buch „Die Doppel-Helix“ des Nobelpreisträ- gers James D. Watson las, in dem er beschreibt, wie er gemeinsam mit Francis Crick die Vorstellung von der Struk- tur des Erbguts – die DNA – entwickelte, bekommt einen Ein- druck von der Bedeutung des Diskurses in der Wissenschaft. Watson war 1951 im Labor von Max Perutz an der Universität Cambridge damit beauftragt, die dreidimensionale Struk- tur von Proteinen zu ermitteln, als er auf Francis Crick traf. Abweichend von der damals herrschenden Meinung sahen beide eher in der DNA als in den Proteinen den Schlüssel des Lebens. Watson schrieb dazu: „Ich hatte auf Anhieb erkannt, was für ein Vergnügen es war, sich mit Francis Crick zu unter- halten. [...] Bald kreisten unsere Tischgespräche nur noch um das Problem, wie die Gene zusammengesetzt wären.“ Offenbar bewirkte vor allem das kommunikative Umfeld der Universität Cambridge, das nicht nur aus Laboren und Seminarräumen besteht, jenen intensiven Dialog dieser bei- den jungen Wissenschaftler und späteren Nobelpreisträ- ger, der zu der für die Molekularbiologie und Biotechnolo- gie bahnbrechenden Erkenntnis über die Struktur der DNA führte. Denn für ihre Erkenntnisse benötigten sie kein Labor. An angelsächsischen Universitäten werden Orte des zwanglosen Miteinanders wie Clubs zum Nutzen der Wis- senschaft gleichermaßen hoch geschätzt wie Labore. Sei es in Großbritannien oder in den Vereinigten Staaten von Ame- rika, jede der dortigen namhaften Forschungsuniversitäten Zukunftsvision: So könnte ein moderner Campus Club der TU Berlin aussehen 112 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Gebäude untergebracht war und nicht verdrängt werden sollte. Der Geodätenstand war zu klein, der Lesesaal zu groß, und Institute im Bau von Kreuer wollten keine Räume abgeben. Da in der Universität Überlegungen anstanden, das Dach- geschoss des sogenannten Erweiterungsbaus auszubauen, der sich westlich des Hauptgebäudes mit einem Übergang an dieses anschließt, schlug der Leiter der Bauabteilung vor, auch den Campus Club an diesem Ort unterzubringen. Nur war schwer vorstellbar, wie zwischen Dachgebälk Räume für einen Club Platz finden könnten. Die Universität beauftragte daraufhin das Architekturbüro Fissler und Ernst mit einem Entwurf für diesen Ausbau, der 2009 vorlag. Der Vorschlag von Fissler war durchaus ansprechend. Er erschloss den für den Club vorgesehenen Bereich von ca. 700 Quadratmetern mit einem Aufzug, der direkt die Räume im Dachgeschoss erreichen sollte. In einem großen Gesellschafts- raum mit Blick durch ein großes Panoramafenster auf den Ernst-Reuter-Platz konnten 100 Personen Platz finden. Ob in der Kaminlounge, der Bibliothek (zgl. Besprechungsraum) oder dem Clubraum, überall luden Plätze zum Dialog und Meinungsaustausch ein. Zunächst als störend empfundene Mauerwerke alter Lüftungsschächte nutzte er als Podeste für Ausstellungsstücke. Eine Aufwärmküche stand für Catering zur Verfügung. Eine so gestaltete Einrichtung ist zwar nicht mit dem Faculty Club der Harvard-Universität vergleichbar, der über ein eigenes Haus verfügt, vermittelte aber schon wegen der schrägen Wände eine intime Atmosphäre. Fissler ermittelte auch die Baukosten. Sie beliefen sich auf ca. 650.000 Euro. Grundsätzlich könnte die Universität aus Bauunterhaltungsmitteln eine solche Einrichtung schaffen, wenn andere beabsichtigte Baumaßnahmen zurückgestellt werden. Zu einer solchen Entscheidung kam es nicht mehr, da die Amtszeit von Kurt Kutzler auslief und sein Nachfolger Jörg Steinbach sich nicht dazu durchringen konnte, dem Club den Vorzug zu geben. Als das Projekt dem Verwaltungsrat und der Mitgliederversammlung vorgestellt wurde, wurden zudem Bedenken laut, dass der Club im Dachgeschoss des Erweiterungsbaus zu abgelegen sei. Gleichwohl verfolgte die Gesellschaft dieses Vorhaben wei- ter. Bernd Hillemeier, der 2010 zum Vorstandsvorsitzenden gewählt wurde, betrachtete das Projekt als wichtiges Anliegen des Vorstands und trieb es mit starkem persönlichen Engage- ment und dem Ziel voran, für einen eigenständigen Neubau zu sorgen. Ihm war bewusst, dass ein wesentlicher Impuls für dessen Realisierung durch Sponsoring von außen kommen musste. Da „Fund-Raising-Kampagnen“ nur für sehr kon- krete Projekte erfolgreich sind, verständigte er sich mit dem Der Entwurf der Studierenden Olesya Dornieden und Jakob Kress sieht ein mehrstöckiges Gebäude vor, in dem sich die Räume spiralförmig mit offenen Galerien um den Gesellschaftsraum als kommunikatives Zent- rum des Clubs entwickeln 114 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Es sollte das erste Elektro-Rennauto der TU Berlin werden. Mit der Konstruktion neuer Rennwagen stiegen auch die Kosten, die FaSTTUBe jährlich für Wettbewerbe, Startge- bühren, Anreisekosten, Verpflegung des Teams sowie neue Felgen und Reifen für die Rennautos aufbringen muss. Mit dem E-Rennwagen kamen noch Kosten für Batterie und Motor hinzu. „Das sind alles Posten, die wir nicht über das Leistungs-Sponsoring einwerben können“, so Clara Montag. Von daher war das Team mehr als dankbar über die groß- zügige Finanzspritze der Freundesgesellschaft. Und die war gut gesetzt. Denn 2018 konnte das Formula Student Team sein Ergebnis am Hockenheimring verbessern. Auch 2021 unterstützten die Freunde die rennbegeisterten Studierenden. So konnten sie trotz der Herausforderungen durch die Pandemie drei weitere Fahrzeuge bauen, die erfolg- reich an verschiedenen Events in ganz Europa teilnehmen konnten. Im Bereich des autonomen Fahrens schickten sie einen Verbrenner ins Rennen. 2022 steht das FaSTTUbe-Team vor einer neuen Heraus- forderung. Sie wollen einen autonom fahrenden elektrischen Rennwagen bauen. Er soll sowohl mit als auch ohne Fahrer gefahren werden können. Mit der Entscheidung, nur noch einen Rennwagen pro Saison und diesen als Elektrowagen zu bauen, beenden die Studierenden die Verbrenner-Ära bei FaSTTUBe. Denn ihre Wagen sollen nicht nur schnell, son- dern auch klimafreundlich sein. Die Entwicklung und die Teilnahme an Wettbewerben sind weiterhin mit hohen Kosten verbunden, die die Studie- renden nicht alleine stemmen können. Natürlich steht die Freundesgesellschaft den engagierten Konstrukteur*innen wieder helfend zur Seite. Eine Extrarunde für die Freunde am Hockenheimring dürfte da wohl Ehrensache sein. Bewusst essen, gesund leben Während einer Summer School in kolumbien bauten Studierende ein Bildungszentrum für die Bevölkerung Manchmal kommt es anders als geplant. „In letzter Minute wurde unser Bauvorhaben gekippt“, sagt Nina Pawlicki, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Natural Buil- ding Lab, einem Fachgebiet für konstruktives Entwerfen und klimagerechtes Bauen am Institut für Architektur der TU Berlin. Die Baugenehmigung für das ursprünglich geplante Seit 2005 bauen Studierende jedes Jahr aufs neue Rennwa- gen, mit denen sie international an Konstruktionswettbe- werben der Formula Student teilnehmen. Die Gesellschaft von Freunden unterstützt das FaSTTUBe-Projekt regelmäßig Germany“ (FSG), um sich fünf Tage lang in Formel-1-Atmo- sphäre mit ihren selbst konstruierten Rennwagen zu messen. Seit vielen Jahren ist auch das Team der TU Berlin mit dabei. Doch anders als bei einem klassischen Rennen gewinnen hier nicht die besten Fahrer*innen im schnellsten Flitzer, sondern das Team, das in den Disziplinen Konstruktion und technisches Verständnis, Finanzplanung und Verkaufsargu- mente am besten abschneidet. In der Jury: Expert*innen aus der Motorsport-, Automobil- und Zulieferindustrie, die die Teams und Rennwagen auf Konstruktion, Design, Kosten- und Businessplan abklopfen. Ihnen zeigen die Studierenden, wie sich ihre selbst gebauten Rennwagen in der Praxis bewäh- ren. Im Jahr 2017 war auch Maschinenbau-Studentin Clara Montag als Projektleiterin für Wagen mit Verbrennungsmo- tor mit im Team. „Diese Saison war sehr erfolgreich“, sagt sie. Beim Wettbewerb am Hockenheimring belegte das Team der TU Berlin den 4. Platz in der Formula Student Combustion, der Klasse der Wagen mit Verbrennungsmotor. Insgesamt 65 Teams waren hier angetreten. Die Berliner*innen holten 751 von 1.000 möglichen Punkten. Bei der „Formula Student Czech Republic“ belegten sie den 1. Platz in der Disziplin Businessplan und bei der „Formula Student Italy“ den 2. Platz in der Kategorie Fuel Efficiency. Ein toller Erfolg, bei dem auch die Freundesgesellschaft ihre Finger mit im Spiel hatte. Sie ist eine treue Unterstütze- rin der jungen Techniker*innen und Rennfahrer*innen. Der nächste Schritt des FaSTTUBe-Teams war folgerichtig – der Wagen sollte noch schneller und ein Elektro-Rennauto sein. 116 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

boten Kochkurse für die Kids an, politische Initiativen luden zu Vorträgen über ökologisches Handeln ein. „Durch den eigenen Anbau und die Schaffung eines Ortes, der es ermög- licht, kostenfrei an Bildungsprogrammen teilzunehmen und gemeinschaftlich zu kochen, haben wir gemeinsam mit und für die Bewohner*innen neue Chancen und auch Möglich- keiten geschaffen“, so Pawlicki. „Das ,Taller Tropical‘ trägt so kurz und langfristig zu einem selbstbestimmten und gesun- den Lebensumfeld bei.“ Im April 2021 wurde die temporäre Struktur abgebaut und eingelagert, um in einem neuen Gebäude wiederverwendet zu werden. Mittlerweile wurde ein Grundstück gekauft und gemeinsam mit der Community ein Konzept entwickelt, das auf den Erfahrungen der letzten Jahre aufbaut. Das Gebäude jedoch muss noch gebaut werden. Eine Crowdfunding-Kam- pagne läuft auf betterplace.org. Gold! Gold! Gold! TU Project airrace siegte in Peking Auf nach Peking, dachten sich die Studierenden am Ins- titut für Luft- und Raumfahrttechnik, als sie sich für die Robot Challenge im August 2017 bewarben. Sie wollten in der Kategorie AirRace antreten und die Herausforderung bewältigen, einen Flugkörper in einem geschlossenen Raum vollautonom zu navigieren. Im Fokus der Aufgabe standen insbesondere die Themen Flugmechanik, Flugregelung und energieeffizientes Fliegen. hatte ihre eigene Arena, am Ende der Halle war eine große Bühne aufgebaut, riesige Bildschirme gaben das Geschehen wider. Vor Ort musste das Berliner Team noch einige Anpassun- gen an seinem Quadrocopter vornehmen, da es nicht mit dem Wind der Belüftungsanlage gerechnet hatte, der das stabile Fliegen in der Arena erschwerte. Als die achtköpfige Delega- tion schließlich an die Reihe kam, stand allen die Spannung ins Gesicht geschrieben. „Wir hatten Zeit, Nerven und Herz- blut in dieses Projekt gesteckt, und dass nun diese nächsten 15 Minuten über den Erfolg oder Misserfolg unserer Sache bestimmen sollten, ließ uns am Ende eben doch zittern“, erzählt Katharina Diehn, Studentin der Informationstechnik im Maschinenwesen. Dann fiel der Startschuss. Das Team zählte die Runden mit. „Unser Quadrocopter war schneller als die anderen, flog aber nicht ganz so stabil wie der des Teams von der TU Ilmenau“, erinnert sich Katharina Diehn. Doch nach 18 Runden hatte der TU-Flieger alle überholt, nach 21 Runden hatte er das Rennen für sich entschieden. Die Berliner*innen jubelten, sie hatten sich erfolgreich unter den zwölf angetretenen Teams aus fünf Ländern behauptet. „Wir waren stolz“, sagt Katharina Diehn, „auf den Sieg und auf die Teamarbeit, die uns dahin gebracht hat.“ Und das wurde belohnt. Denn zum Schluss hieß es: Gold fürs Team – und natürlich Gold für die „Freunde“, die die Tüftler*innen bei ihrem Höhenflug unterstützten. Studierende des Projekts AirRace holten Gold in Peking – natürlich unterstützt von der „Gesellschaft von Freunden“ Nur vier Monate hatten die Studierenden Zeit, dies zu schaffen. Sie schrieben Konst- ruktionspläne, löteten die Elektronik, inte- grierten Daten in die Flugsteuerung und stellten Prototypen her. Immer wieder wur- den die Tüftler*innen von Zweifeln geplagt: Was, wenn wir nichts zum Fliegen bringen? Lohnt sich die teure Reise überhaupt? Doch der Ehrgeiz trieb sie an. Und dann war es so weit: Berlin – Frank- furt – Peking. Mit der Ankunft in der Haupt- stadt der Volksrepublik China kam der große Tag des Wettbewerbs. Die Veranstaltung fand im Zhongguancun Exhibition Center statt. Der Saal war mit Plakaten und Fah- nen geschmückt. Jede Wettbewerbskategorie 118 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Vorbildlich in die Zukunft Drei Fragen an Prof. Dr. Hans- Ulrich Heiß, Vize-Vorsitzender der Freundesgesellschaft Seit 2010 verleiht die TU Berlin den Preis für vorbildliche Lehre. Welche Bedeutung hat dieser Preis? Eine sehr große. Es geht einerseits retrospektiv um Auszeich- nung und Belohnung für eine wirklich sehr gute Lehrveran- staltung. Es geht aber auch prospektiv um Anreiz, den Wett- bewerb um gute Lehre zu fördern. Es geht für die TU Berlin auch darum, dass wir mit dieser öffentlichen Preisverleihung dokumentieren, dass uns gute Lehre sehr wichtig ist und dass wir deswegen gute Lehre auch entsprechend auszeichnen. Es werden ja nicht nur die Lehrpersonen und ihre individuellen Fähigkeiten in der Lehre, Zugewandtheit und Engagement ausgezeichnet, sondern vor allem ein konkretes Lehrkonzept. Deswegen heißt der Preis nicht Preis für beste Lehre, sondern Preis für vorbildliche Lehre. Das heißt, dass wir Lehrveran- staltungen und Dozent*innen auszeichnen, deren Lehre Vor- bildcharakter hat, im Sinne von Best Practice, sodass andere Dozent*innen das Konzept aufgreifen und ihre eigene Lehre verbessern können. Welche positiven Akzente hat der Lehrpreis gesetzt? Das ist schwer zu evaluieren, weil wir ja keine systematische Begleitforschung machen. Aber er hat Anreize geschaffen, die eigene Lehre zu verbessern, und den sportlichen Wettbewerb unter den Professor*innen angeregt. Jeder und jede möchte dann im nächsten Jahr im Ranking etwas besser werden. Auch die Tatsache, dass in manchen Fakultäten die studenti- schen Lehrevaluationen öffentlich gemacht werden, hat einen positiven Anreiz. In diesem Sinne haben solche Preise eine sehr positive Wirkung, die man aber schwer jetzt quantifizie- ren kann. Wie sehen Sie die Zukunft des Preises? Der Preis hat sich immer wieder verändert und wird das auch in Zukunft tun. In den ersten sieben Jahren sind wir praktisch die sieben Fakultäten durchgegangen und haben jeweils die vorbildlichste Lehre in der jeweiligen Fakultät ausgezeichnet. 2016 waren wir durch. In den folgenden Jah- ren haben wir die beste Service-Veranstaltung, projektartige Lehrveranstaltungen, Seminare und digitale Lehre ausge- zeichnet. Bisher haben wir den Preis immer zur Erstsemes- ter-Veranstaltung verliehen. Damit konnten wir den Erst- semestern zeigen, dass sich die TU Berlin um gute Lehre kümmert. Das möchten wir zwar gerne beibehalten. Aber auf der anderen Seite möchten wir mit diesem Preis auch die Kolleg*innen erreichen. Insofern wäre ein Publikum, das insbesondere aus Lehrenden besteht, fast noch wünschens- werter, um die Gespräche und den Wettbewerb unter den Kolleg*innen anzuregen. In diesem Jubiläumsjahr und mit einem neuen Präsidium ergibt sich für uns eine gute Gele- genheit, noch einmal grundsätzlich zu überlegen, ob die Konzepte stimmen und wo wir sie eventuell nachjustieren können. Doch den Preis für vorbildliche Lehre wird es wei- terhin geben. Das Interview führte Dagmar Trüpschuch 120 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Die TU Berlin hat seit Programmstart insgesamt 1.190 Deutschlandstipendien vergeben. Für das Förderjahr 2021/22 wurden 131 Stipendien durch eine Auswahlkommission ver- geben und auf die sieben Fakultäten verteilt. An der TU Berlin wird das Stipendienprogramm vom Career Service betreut, und vom Career Service werden auch die Werbekampagnen organisiert. Kernbaustein dieser Kam- pagnen ist der Aufruf „Einfach spenden, doppelt fördern“ des Alumni- und Freundefonds. Die Aktion „Einfach spenden, doppelt fördern“ richtet sich dabei insbesondere an Alumni und Freunde der TU Berlin und ist eine gemeinsame Initiative des Alumni-Teams, der „Gesellschaft von Freunden der TU Berlin“ und des Career Service. „Einfach spenden, doppelt för- dern“ wirbt um Stipendien und ist eine inzwischen langjährige Erfolgsgeschichte: Seit 2017 beteiligen sich jedes Jahr mehrere Hundert Alumni und Freunde. Dank dieses Engagements der Alumni und Freunde der TU Berlin sind weit über 100 Deutschlandstipendien finanziert und an Studierende ganz unterschiedlicher Fachrichtungen vergeben worden. Es ist mehr als erwähnenswert, dass auch in Zeiten der Pandemie Deutschlandstipendien eingeworben und verge- ben werden konnten. Beigetragen hat dazu eine Kampagne des damaligen Präsidenten Prof. Dr. Christian Thomsen, der unter dem Motto „TU hilft“ nicht nur Studierende zur Bewer- bung motivierte, sondern vor allem auch Angehörige der TU zum Spenden ermunterte. Bemerkenswert war und ist auch eine Kampagne von Studierenden der Medieninformatik. Diese hatten sich zum Ziel gesetzt, aus ihren Reihen durch kleinere Beträge selbst mindestens ein Stipendium zu finanzieren. Diese sogenannte „Mission DStip“ war überaus erfolgreich, sie gehört inzwi- schen zum Standardrepertoire der Werbekampagnen für Deutschlandstipendien und hat in den Folgejahren auch mehr als nur ein Stipendium bei Studierenden und Lehrkräf- ten der Medieninformatik eingeworben. Sie schafft dieses „Fundraising“, indem sie durch individuelle Ansprache Stu- dierende, Stipendiaten und andere Interessierte vom Ziel der „Mission DStip“ begeistert und als Spender gewinnt. Besonders nachahmenswert ist eine Initiative einiger Eme- riti und Ruheständler, die ihren Gästen zu ihren Geburtsta- gen bei der manchmal schwierigen Auswahl von Geschenken helfen, indem sie als Geschenk die Übernahme von Deutsch- landstipendien oder zumindest Teilen davon vorschlagen. Höhepunkt im Jahr 2022 war der 80. Geburtstag von Prof. Dieter Bimberg, der sogar zwei Stipendien erbrachte. Dank dafür nicht nur dem Kollegen Bimberg, sondern vor allem auch den großzügigen Spendern. Die Universitätsbibliothek Ein Beispiel dafür, was Freunde bewirken können Von Prof. Dr.-Ing. Jürgen Starnick Viele, die die von der TU Berlin und der Universität der Künste gemeinsam betriebene Universitätsbibliothek an der Fasanenstraße betreten oder an ihr vorbeigehen, fra- gen sich, was dieses Gebäude mit Volkswagen verbindet. Das in den Jahren 2002–2004 errichtete Gebäude hat eine zähe Vorgeschichte. Zwar beherbergte das 1953 wiederhergestellte Hauptgebäude der Technischen Universität Berlin im drit- ten Stock eine Zentralbibliothek mit einem ansprechenden Lesesaal. Sie hatte an diesem Ort aber keine Möglichkeit zur räumlichen Erweiterung für die zunehmenden Bestände. Man be half sich mit intelligenten Zwischenlösungen und dezent- ralen Standorten, die immer zahlreicher wurden. Damit ver- Erstrahlt: Die Volkswagen Universitätsbibliothek der TU Berlin und UdK Berlin wurde als „Bibliothek des Jahres 2022“ ausgezeichnet 122 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

„Das Höllerer-experiment“ Die Walter-Höllerer-Vorlesung und das Jubiläumsjahr 2022 Von Prof. Dr. Hans-Christian von Herrmann Am 18. Juni 2007 fand im Hörsaal H 1012 die erste „Wal- ter-Höllerer-Vorlesung“ statt, auf Initiative von Alt-Prä- sident Jürgen Starnick veranstaltet von der „Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e. V.“. Mit dieser Reihe von jährlich stattfindenden hochrangigen Vorträgen sollte der 2003 ver- storbene Namensgeber in seiner herausragenden Bedeutung für die Entwicklung der eigenen Hochschule geehrt und sein Anliegen einer literarisch inspirierten Gegenwartsana- lyse weitergetragen werden. Walter Höllerer, zunächst vor allem Lyriker und Literaturkritiker, war zum Wintersemester 1959/60 auf einen Lehrstuhl für Literaturwissenschaften an der Humanistischen Fakultät der TU Berlin berufen worden und hatte in den folgenden Jahren maßgeblich dazu beige- tragen, den Geisteswissenschaften im ingenieurwissenschaft- lichen Umfeld eine markante Stimme mit großer Öffentlich- keitswirkung zu verleihen. Sein Interesse am Wandel der „Sprache im technischen Zeitalter“ galt nicht nur den innova- tiven Schreibverfahren der Literatur, sondern auch den neuen experimentellen und computergestützten Möglichkeiten der Sprachforschung. An dieser über die eigenen Fachgrenzen hinausreichenden, den Austausch zwischen Geistes-, Natur- und Ingenieurwissenschaften suchenden Forschungsfrage sollte sich auch das Programm der „Höllerer-Vorlesung“ ori- entieren. Erster Redner in diesem Rahmen war im Juni 2007 der Schweizer Literaturwissenschaftler Peter von Matt. Die Ein- führung übernahm Norbert Miller, der ehemalige Assistent und spätere Kollege Höllerers an der TU Berlin. Im Rückblick auf dessen Fähigkeit, als Hochschullehrer wie als Literatur- Walter Höllerer gelang, was in der tristen Nachkriegszeit auf ewig verloren schien. Er gab der Dreisektorenstadt das Flair der einstigen Kul- turmetropole zurück, indem er 1961/62 eine spektaku- läre Lesereihe initiierte: „Literatur im technischen Zeitalter“ 124 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Die Gesellschaft von Freunden der TU Berlin Vorstand und Verwaltungsrat T Gesellschaft von Freunden der Technischen Universität Berlin Vorstand Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß Mitglieder des Vorstands • Prof. Dr. Heinrich Arnold, DXG Deutsche Digital GmbH • Joachim Breidenbach, Schatzmeister • Prof. Dr. Hans-Ulrich Heiß, Fachgebiet Kommunikations- und Betriebssysteme in der Fakultät IV Elektrotechnik und Informatik der TU Berlin (em.) • Prof. Dr. Hans-Christian von Herrmann, Fachgebiet Literaturwissenschaft in der Fakultät I Geistes- und Bildungswissenschaften der TU Berlin Verwaltungsrat Präsident der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e. V. • Prof. Dr. Helmut Schramm Vizepräsident der Gesellschaft von Freunden der TU Berlin e. V. • Prof. Dr. Hermann Krallmann Mitglieder des Verwaltungsrats • Dr. Hans-Jürgen Ahlbrecht, Ahlbrecht-Consult und ehe- maliger Geschäftsführer bei der DaimlerChrysler Immobi- lien (DCI) GmbH • Prof. Dr.-Ing. Helmut Baumgarten, Professor i. R. • Dr. Olaf Berlien, President & CEO INNIO Group • Prof. Dr. Thorsten Brandes, Professor für Supply Chain Management an der Technischen Hochschule Wildau • Stephan Drooff, Geschäftsführer der IT Service Omikron GmbH (ITSO) • Dr. Natascha Eckert, Global Head of Research and Inno- vation Ecosystem, Siemens AG • Dr. Gerd Eßer, Geschäftsführer von inpro • Dr. Derik Evertz, Cornelius Treuhand Holding GmbH & Co. KG • Dr. Thomas Kathöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeits- gemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) • Prof. Dr. Katrin Klasse-Talke, TU-Professorin, Fachgebiet Marketing • Prof. Dr. Volker Mehrmann, TU-Professor, Institut für Mathematik • Dr.-Ing. Helmar Rendez, Berater und Mitglied in mehre- ren Aufsichtsräten • Prof. Dr. Helmut Schramm, Leiter der BMW-Motorrad- produktion • Prof. Dr. rer. nat. Martina Schraudner, Leiterin des Fach- gebiets „Gender und Diversity in der Technik und Pro- duktentwicklung“ • Sandra Trommsdorf, Bereichsleiterin Wirtschaft und Politik der IHK Berlin • Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Stefan Jähnichen, Fachgebiet Soft- waretechnik in der Fakultät IV Elektrotechnik und Infor- matik der TU Berlin (em.) • Karin Kricheldorff, Leiterin des Centre for Entrepreneur- • Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart Uhlmann, TU-Professor, Fachgebiet Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik • Prof. Dr. Dietmar Winje, Professor i. R. • Dr. Manfred Wittenstein, Aufsichtsratsvorsitzender der ship, TU Berlin • Prof. Dr.-Ing. Jürgen Starnick, Alt-Präsident der TU Berlin, Berliner Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz a. D. • Dr. Kristina Zerges, Dozentin Medienwissenschaft, TU Berlin 126 WITTENSTEIN SE • Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Techologie- stiftung Berlin (TSB) Ehrenmitglied: Dr. Dr. h. c. Manfred Gentz, 2014–2022 Präsident der Gesellschaft von Freunden 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

Bildnachweis Titelbild und Aufschlagseiten: Christian Kielmann; S. 4: privat; S. 5.: Vincent Villwock; S. 6: TUB; S. 7: BMW Group; S. 8: TUB/Christian Kielmann S. 12/13 UA TUB, 603_1 aus Bauakademie, Gewerbeakademie, 41_1a; S. 14 oben: UA TUB, 601-584 aus Portraitfoto, unten: UA TUB 410-19 aus Unterlagen aus dem Siemens-Archiv, Einladung; S. 15: oben: Siemens Historical Institute/Siemens AG, München/Berlin (l.), Rudolf Dührkoop (r.); unten: Tägliche Rundschau 1922, UA TUB, 720_10 aus Gesellschaft von Freunden; S. 16/17 oben: Königlich Technische Hochschule zu Berlin, Hrsg. Ausschuß der Studierenden, Berlin 1903; S. 17 oben: TU UAB, Bild- archiv o. Sign; von oben nach unten: TU Berlin Sabine Böck, UA TU Berlin aus Publikation Imageborschüre 2013 (l.), TU Berlin Pressestelle AU (r.), TU Berlin Pressestelle AU (l.), TU Pressestelle UA (r.); S. 18: Landesarchiv Berlin, F Rep. 251-02 Nr. 6145; S. 19: Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (04) Nr. 0081580/Foto: k. A. (l.), © Familie Zürich (r.); S. 20: UA TUB, 601-84 aus Portraitfotos; S. 21: UA TUB, Arch. 62; S. 22: Wikimedia Commons; S. 23 oben: Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (04) Nr. II5557, unten: Landes- archiv Berlin, F Rep. 290 (03) Nr. II8357/Foto: k.A.; S. 25: UA TUB, 714_14 Technische Hochschule, Nr. 4, 30.10.1919; S. 26: UA TUB, 714_4 aus Tech- nische Hochschule, Nr. 3_4, 1925; S. 27: UA TUB, 601-581 aus Portraitfotos; S. 29: TUB Patricia Pätzold; S. 31: UA TUB, 720_9 aus Gesellschaft von Freunden; S. 32: UA TUB, 720_10 aus Gesellschaft von Freunden; S. 33: UA TUB, 720_9 aus Gesellschaft von Freunden; S. 34 oben: UA TUB, 601-298 aus Portraitfotos, unten: © TU Berlin Pressestelle; S. 35: Archiv der Knorr- Bremse AG (l.), Ernst Ruska Archiv e. V., Berlin (r.); S. 38: Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (03) Nr. 0109475/Foto: k. A./Filmszene; S. 42: bpk, Bay- erische Staatsbibliothek, Heinrich Hoffmann; S. 43: UA TUB, 714_4 aus Technische Hochschule, Nr. 6, 1930; S. 44 oben: Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (03) Nr. II9726, unten: UA TUB, 603_5 aus Portraitfotos, kbb7295; S. 45 oben: UA TUB, 601-175 aus Portraitfotos, unten: UA TUB, 601-677 aus Portraitfotos; S. 46: UA TUB, 603_1 aus Bauakademie Gewerbeakade- mie, Bildarchiv; S. 47 oben: Charlotte Nordahl, unten; © TU-Pressestelle/ Ruta und Metropol Verlag; S. 48: Landesarchiv Berlin, F Rep. 290 (03) Nr. 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Ernst; S. 114: Entwürfe Dornieden und Kress; S. 116: FaST- TUBe Clara Montag; S. 117: Matthew Crabbe, JOVIS Verlag GmbH; S. 118: privat; S. 119: TU Pressestelle Felix Noack; S. 120: TU Berlin/Jacek Ruta; S. 121: TU Berlin Philipp Arnold; S. 122/123 UB/UdK Berlin Foto: Reberg; S. 124/125: Renate von Mangoldt Bildnummer: RvM_514_WH Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de/ abrufbar. Redaktion: Dr. Kristina Zerges (verantw.), Dagmar Trüpschuch Satz/Layout: Leonhard Fischer Druck: Motiv Offset NSK GmbH, Grenzgrabenstraße 4, 13053 Berlin Umschlag- und Kapitelseitenfoto: Christian Kielmann Universitätsverlag der TU Berlin, 2022 https://verlag.tu-berlin.de Fasanenstr. 88, 10623 Berlin Tel.: +49 (0)30 314 7613 E-Mail: publikationen@ub.tu-berlin.de Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. ISBN 978-3-7983-3289-8 (print) ISBN 978-3-7983-3290-4 (online) Online veröffentlicht auf dem Repositorium der Technischen Universität Berlin: DOI 10.14279/depositonce-16311 http://dx.doi.org/10.14279/depositonce-16311 128 100 Jahre Gesellschaft von Freunden der TU Berlin

BRÜCKEN BAUEN 100 Jahre Gesellscha von Freunden der Technischen Universität Berlin Walther Rathenau, Ernst von Borsig oder Hugo Stinnes – diese Persönlichkeiten standen am Anfang der Geschichte der heutigen Gesellscha von Freunden der Technischen Universität Berlin. Sie gründeten vor Jahren den Verein, der die Universität, zuvor die Technische Hochschule Berlin, begleitet, ihr hil , sie fördert, Türen öff net und Freundscha en pfl egt. Heute engagieren sich mehr als Personen und Firmen. Zu den Förderprojekten gehören die Forschung zur Elektronen- mikroskopie von Ernst Ruska, der dafür den Nobelpreis bekam, der Au au des Alumni-Programms der TU Berlin mit heute rund . Mitgliedern, die ideelle und fi nanzielle Unterstützung des Neubaus der Universitätsbibliothek und die Würdigung des bekannten Literaturwissenscha lers Walter Hölllerer. Das Buch bietet einen historischen Abriss für die vergangenen Jahre und schreibt damit auch Berliner Universitätsgeschichte. 9 783798 332898 ISBN 978-3-7983-3289-8