Salsa und Feldarbeit

Eine TU-Studentin als Praktikantin in Kuba

parTU
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Beruf auf Probe - Ein Praktikum ist für viele Studierende nicht nur Prüfstein für ihr Wissen, sondern auch für ihre Persönlichkeit. Passt die Arbeit zu mir? Kann ich die Aufgaben bewältigen und akzeptieren mich die Kollegen? Bange Fragen! parTU befragte zwei TU-Studierende über ihre Praktikumseinsätze und die Erfahrungen, die sie gewonnen haben.

"Heute kann ich mir ein Leben ohne Salsa nicht mehr vorstellen", erzählt Karoline Lenz. Mit angewinkelten Beinen hockt sie auf ihrer Küchenbank und wippt nach den Klängen aus dem Recorder - mitten in Kreuzberg, mitten in einer Berliner Dachwohnung. Vor ihr ein Fotoalbum "mit meinen ganz persönlichen Augenblicken von Kuba", schwärmt die 23-Jährige.

Ihre Geschichte von der karibischen Insel beginnt an der Spree: "Über die Mitarbeit an Projekten der Lokalen Agenda 21 habe ich erfahren, dass junge Leute am Aufbau eines botanischen Gartens in Kuba mithelfen sollten." Zur gleichen Zeit suchte Karoline ein Auslandspraktikum für ihr Studium der Landschaftsplanung.

Und es passte: Mit 15 sogenannten Brigadisten - allesamt junge Leute aus Berlin - flog sie im Oktober 1998 für fünf Monate über den Atlantik, ohne Sprachkenntnisse und ohne so recht zu wissen, was sie auf der sozialistischen Insel erwarten würde.

"Als Wessi war ich auf diese Erfahrung gespannt", lacht sie im Nachhinein.

Angekommen in Pinar del Rio, der Hauptstadt der westlichsten Provinz Kubas, stand erst einmal Feldarbeit auf dem Tagesprogramm - und das einen Monat lang. "Doch ich lernte Alain und Uriarte aus einem städtischen Architekturbüro kennen." Beide betreuen den Aufbau des botanischen Gartens. "Und ich konnte mitarbeiten, ganz unkompliziert", so Karoline.

Wozu aber braucht die kubanische Provinz einen botanischen Garten? Andere Probleme scheinen aus der Ferne wichtiger zu sein . . .

"Das Projekt soll zeigen, wie ökologisch sinnvolle Landwirtschaft betrieben werden kann. Außerdem werden bedrohte heimische Arten angebaut, aber auch Heilpflanzen für die Medikamentenfabrik in der Stadt. Und die Einwohner, vor allem Schüler und Schülerinnen, sollen für die Belange der Umwelt und die Ziele einer nachhaltigen Entwicklung sensibilisiert werden", zählt Karoline die Ziele des Projektes auf.

Neben der Arbeit am Reißbrett war sie oft im Gartenareal unterwegs. "Am Wochenende half ich dann bei der Ernte oder erkundete mit Fahrrad und Kamera die Gegend", berichtet Karoline. Und abends erklangen nicht selten die Salsa-Rhythmen. Die blonde Studentin lernte dieses Lebensgefühl schnell - genauso schnell wie die Sprache.

Die Herzlichkeit der Menschen, die Armut des Landes und die Auswirkungen der Politik vor Ort machten sie sensibler, aber auch kritischer gegenüber den Problemen in der Heimat.

Wieder angekommen im Studienalltag ist ihr bewußt, "dass ich später in meinem Beruf etwas verändern und meinen Idealismus behalten will". Sei es, Entwicklungsprojekte zu unterstützen oder sich für eine gerechtere Verteilung der vorhandenen Ressourcen einzusetzen.

Karoline Lenz studiert Landschaftsplanung an der TU Berlin. Ihre Hobbys sind Fotografie und Reisen. Während ihrer Studienzeit war sie Praktikantin bei verschiedenen Firmen der Landschaftsplanung.
Im Gepäck von Karoline Lenz war auch eine Kamera. Mit ihr fotografierte sie "ihre persönlichen Augenblicke in Kuba". Daraus entstand im Sommer 1999 eine Fotoausstellung in Berlin.

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Lokale Agenda 21 ist das langfristige Aktionsprogramm einer Kommune für eine zukunftsbeständige Entwicklung vor Ort. Das betrifft ökologische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ziele.

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