Chemie-Nobelpreisträger Jean-Marie Lehn zu Gast an der TU Berlin - Bohlmann-Vorlesung 1995
Ein echtes Ereignis verspricht der diesjährige Vortrag zu werden, der im Rahmen der alljährlich stattfindenden Bohlmann-Vorlesung am Fachbereich Chemie der TU Berlin gehalten wird.
Das Institut für Organische Chemie der TU Berlin und die Schering AG, Berlin, die seit vielen Jahren die Bohlmann-Vorlesungen gemeinsam durchführen, konnten in diesem Jahr den Nobelpreisträger für Chemie (1987), Prof. Jean-Marie Lehn, für einen Vortrag gewinnen.
Jean-Marie Lehn vom Collège de France, Paris und der Université Louis Pasteur, Straßburg, wird über "Supramolekulare Chemie: Konzepte und Rezepte" sprechen. (Der Vortrag wird in deutscher Sprache gehalten)
Zu dem Vortrag und der anschließenden Preisverleihung möchten wir Sie herzlich einladen.
Zeit: am Montag, dem 19. Juni 1995, 17.00 Uhr c.t.
Ort: TU Berlin, Altes Chemiegebäude, Straße des 17. Juni 115, Hörsaal C 243, 10623 Berlin
Professor Jean-Marie Lehn, 1939 in Rosheim (Frankreich) geboren, hat fundamentale Beiträge zur modernen Chemie geleistet, am wichtigsten ist wohl sein Konzept der "supramolekularen Chemie".
Supramolekulare Chemie ist nicht nur in der Chemie ein zentrales Thema, sondern auch in Nachbardisziplinen wie in der Medizin, Biologie, Physik und in den Materialwissenschaften. Wer verstehen will, wie eine Zelle funktioniert, bedient sich dieser Konzepte. Auch wenn bestimmte Merkmale der Materie nicht nur aus der Kenntnis der sog. intrinsischen Eigenschaften von Molekülen (d.h. nur das einzelne Molekül betreffend), sondern aus ihrem Zusammenspiel bestimmt werden sollen, kann dies mit Jean-Marie Lehns Konzept der "supramolekularen Chemie" erarbeitet werden. Arbeiten zu grundlegenden Phänomenen der Membranchemie und -physik bedienen sich des von Jean-Marie Lehn geschaffenen Konzepts. Auch der an der TU Berlin angesiedelte Sonderforschungsbereich "Anisotrope Fluide" arbeitet mit dieser Methode.
Jean-Marie Lehn studierte Chemie in Straßburg. Als Postdoctoral Fellow verbrachte er ein Jahr in dem legendären Arbeitskreis des Nobelpreisträgers Robert B. Woodward in Harvard und wurde bereits 1970 zum Professor für Chemie in Straßburg ernannt. Seit 1979 hat er gleichzeitig mit der Position in Straßburg den Lehrstuhl für "Molekulare Wechselwirkungen" am College de France in Paris inne. Jean-Marie Lehn ist Mitglied der bedeutendsten Akademien der Welt. 1987 erhielt er den Nobelpreis für Chemie.
Die Bohlmann-Vorlesung wurde 1989 nach der Emeritierung des TU-Professors Ferdinand Bohlmann eingeführt. Über den Rahmen einer gewöhnlichen wissenschaftlichen Veranstaltung zu speziellen Themen der Organischen Chemie hinaus werden hierfür von der TU Berlin herausragende Wissenschaftler gewonnen, die den von der Schering-AG gestifteten Preis "Bohlmann-Vorlesung" erhalten.
Die inzwischen zum siebenten Mal stattfindende Bohlmann-Vorlesung dokumentiert auch die langjährigen, guten Verbindungen der TU Berlin zu der Firma Schering. Das Institut für Organische Chemie und die Schering AG sind seit langem Kooperationspartner. Zahlreiche Schering-Chemiker sind an der TU Berlin ausgebildet worden und das TU-Institut bietet den Schering-Mitarbeitern vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten an. Die Schering AG stiftete 1990 für Prof. Dr. Siegfried Blechert eine Professur für den Lehrstuhl "Organische Chemie". Prof. Blechert trat damals die Nachfolge für den im September 1991 verstorbenen Prof. Ferdinand Bohlmann an.