TU Berlin - Medieninformation Nr. 152 - 12. Oktober 1995
Einladung zur Vergabe des Architekturpreises 1994
Ein Konzertsaal neuer Art, eine Fußgänger- und Straßenbahnbrücke über die Spree oder Mittelbau-Dora Nordhausen waren, natürlich neben einer Vielzahl anderer, Themen von Diplomarbeiten, die 1994 am Fachbereich Architektur der Technischen Universität Berlin angefertigt wurden. Diese drei Diplomarbeiten sind, neben weiteren, aufgrund ihrer hervorragenden Qualität mit dem Architekturpreis 1994 ausgezeichnet worden.
Mit dem jährlich ausgelobten Architekturpreis für hervorragende Diplomarbeiten beabsichtigt der Fachbereich Architektur, die inhaltliche und thematische Bandbreite herausragender Abschlußarbeiten darzustellen. Mit einer Ausstellung der prämierten Entwürfe sowie mit einem Katalog aller für das Auswahlverfahren vorgeschlagener Arbeiten werden diese der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Architekturpreis wird zum zweiten Mal, in diesem Jahr in Höhe von 10.000,-DM, durch die debis Gesellschaft für Potsdamer Platz Projekt und Immobilienmanagement mbH (debis Immobilienmanagement) gefördert. Die debis Immobilienmanagement verbindet mit der Förderung des Preises den Wunsch, eine Verbindung zwischen moderner, junger Architektur und dem Immobilien-Development zu schaffen, junge Architekten zu fördern und damit neue Entwicklungen in der Architektur in Berlin zu unterstützen. Der Prozeß technischer Entwicklungen und die Abhängigkeit von wirtschaftlichen und umwelttechnischen Anforderungen, aber auch die soziale Verantwortung für das Gebaute, stellen immer neue Aufgaben an die Architektur und die Entwickler. Daß diese Herausforderungen gerade von jungen Architekten positiv angenommen werden und damit ein Beitrag zur menschlichen Gestaltung der Städte und Gemeinden geleistet wird, ist nicht zuletzt Aufgabe der Ausbildung, deren Qualität sich auf besondere Weise in den Abschlußarbeiten zeigt.
Zu der Verleihung des Architekturpreises 1994 und der anschließenden Ausstellungseröffnung möchten wir Sie herzlich einladen.
Zeit: am 20. Oktober 1995, 19.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Architekturgebäude, Straße des 17. Juni 152, Foyer, 10623 Berlin.
Es gibt auch eine Pressevorbesichtigung. Sie findet am 20. Oktober 1995 um 11.00 Uhr im Fachbereichsforum (EG) des Architekturgebäudes statt.
Die Ausstellung ist vom 23.10. bis 10.11.95 von Montag bis Freitag zwischen 12.00 und 18.00 Uhr zu besichtigen. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der gegen Schutzgebühr erhältlich ist.
Es wurden insgesamt 38 Arbeiten für den Architekturpreis vorgeschlagen, die durch ihr breites inhaltliches Spektrum auch die Bandbreite des Tätigkeitsfeldes des Architekten widerspiegeln.
Die Jury, der auch externe Vertreter/innen der Architektenschaft und der Fachpresse angehörten, hat sechs Arbeiten für die Prämierung ausgewählt.
Leitgedanke des Entwurfs ist, ausgehend von der Kritik an gängigen Konzertsaalplanungen, einen neuen Rahmen für Musik zu schaffen, der auf die gewandelten Bedingungen moderner Kompositionen reagieren kann. Einer neuen Dramaturgie des Zusammenspiels von Aufführungsort und Komposition soll damit der architektonische Rahmen gegeben werden. Neben der Ableitung dieses neuen Typus Konzertsaal wird der Entwurf an einem Standort im Zentrum Moskaus konkret umgesetzt.
Ausgehend von den vorgefundenen "Zufälligkeiten" des Stadtgrundrisses, die sich aus der historischen Entwicklung der Stadt Köln ergeben haben, und diese akzeptierend, wird ein Gebäude eigener, strenger Logik entwickelt, das auf unterschiedliche Bedingungen der Klangwahrnehmung mit architektonischen Mitteln reagiert.
An die Traditionen der Theaterbauten am Times Square im Herzen von New York anknüpfend und ihre typologischen Elemente weiterentwickelnd, wird ein Theatergebäude entworfen, das traditionelle, kulturell festgeschriebene Verhaltensmuster von Schauspielern und Publikum in einer eigenen räumlichen Inszenierung aufzubrechen sucht. Hieraus entsteht ein neuer, spannender Dialog von Raum und Theaterereignis, dem die Architektur den adäquaten Rahmen verleiht.
Als Verbindung der Manteuffelstraße im Bezirk Kreuzberg und der Pariser Kommune entsteht eine S-förmig geschwungene Brücke, die die konstruktiven Bedingungen einer Schrägseilkonstruktion architektonisch interpretiert. Hierbei erschließt die höher liegende Fußgängerebene spannende Blickbeziehungen in den Verlauf der Spree und die umgebenen Stadträume.
Im traditionellen Theaterviertel in Berlin Mitte am Monbijoupark gelegen, wird das Theater als kleiner Solitär entwickelt. Architektonische Leitgedanken für den Entwurf waren die Inszenierung des Körpers im Raum und seine maßstäbliche Relativierung durch die Kulisse. Typische, aus dem Bühnenbild des Puppentheaters entlehnte Elemente werden im Gebäudeentwurf weiterentwickelt, das spielerische Moment mit den Mitteln der Architektur in Szene gesetzt.
Der Begriff "Mittelbau-Dora" bezeichnet eine vom Naziregime in den Jahren 1943-45 betriebene geheime, unterirdische Waffenfabrik im Kohnstein bei Nordhausen in Thüringen. Das grausame Schicksal der hier eingesetzten Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge verlangt nach einer anderen Art des Gedenkens, nach einer prozeßhaften Umformung dieses Ortes, um durch die Dimension der Zeit die Dimension des hier erlittenen Grauens auch nur annähernd faßbar zu machen. Die architektonischen Eingriffe, die in einem Zeitraum von fünfzig Jahren erfolgen sollen, zeigen dabei den Besuchern durch Irritation gewohnter Raumerlebnisse die unermeßliche Distanz zu den real durchlebten Situationen der Häftlinge auf.
Die sieben Verfasser/innen erhalten jeweils einen Preis in Höhe von 1.300,- DM. Die Restsumme wird als Druckkostenzuschuß zum Katalog verwendet, der zur Ausstellung erscheint.
Weitere Informationen zur Ausstellung und zum Katalog erteilt Ihnen gern: Sabine Konopka, Fachbereich Architektur der TU Berlin, Tel.: 030/314-21816.