Hochschultag am 21. Januar 1997 an der TU Berlin
Viel ist zu hören von der Krise, ja, dem Versagen der Hochschulen: lange Studienzeiten, mangelnder Praxisbezug, falsche Qualifikationen, Inflexibilität, Bürokratisierung, Elfenbeinturm, ... und natürlich zu hohe Kosten.
Anstatt sich aber immer nur zu beklagen, will die Technische Universität Berlin auf einem Hochschultag die offensive Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Ansprüchen an die Universität suchen. Ziel des Hochschultages soll es sein, ein Podium zu schaffen, auf dem Redner aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit Studierenden, Hochschullehrern und Absolventen über Hochschulreform und Bildungsanspruch einer Technischen Universität diskutieren. In Podiumsdiskussionen und Arbeitsgruppen sollen Fragen wie die nach den Anforderungen des Arbeitsmarktes an Absolventen und den Auswirkungen veränderter Ansprüche des Arbeitsmarktes auf die universitäre Lehre gestellt werden. Insgesamt soll der Hochschultag auch als bildungspolitisches Signal verstanden werden, das die Bedeutung und Leistungsfähigkeit der Technischen Universität Berlin verdeutlicht. Organisiert wird der Hochschultag von Studierenden des Energieseminars*, einer ehemaligen Projektwerkstatt, die jetzt in die Lehre an der TU Berlin integriert ist.
Zu Beginn findet eine Podiumsdiskussion zum Thema: "Ansprüche an eine Universität" statt, im Laufe des Tages werden dann die aufgeworfenen Problemstellungen in Arbeitsgruppen vertiefend bearbeitet. Das ausführliche Programm des Hochschultages und die einzelnen Veranstaltungsorte entnehmen Sie bitte dieser WWW-Seite.
Zeit: am Dienstag, dem 21. Januar 1996, 10.00 - 17.00 Uhr
Ort: Hauptgebäude der TU Berlin, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin-Charlottenburg
Parallel ist im Lichthof der TU Berlin (vom 20. bis zum 22. Januar 1997) eine Ausstellung von Studienreformprojekten und Innovationstutorien zu sehen, auf die wir Sie ebenfalls aufmerksam machen möchten. Zu einer Führung durch die Ausstellung und ausführlichen Erläuterungen der einzelnen Objekte möchten wir Sie ebenfalls herzlich einladen: am Dienstag, dem 21. Januar 1996, 12.00 Uhr, Hauptgebäude der TU Berlin, Lichthof, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin.
*Das Energieseminar entstand vor etwa 15 Jahren als Projektwerkstatt. Lange Zeit bestand es als Studienreformprojekt - seit einigen Jahren ist es nun der regulären Lehre am Fachbereich 6 Verfahrenstechnik, Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften angegliedert. Ziel der Tätigkeit des Energieseminars ist es, neben der fachlichen Arbeit im Bereich alternativer Energien soziale und methodische Kompetenzen zu vermitteln. Hierzu zählt die Fähigkeit, im Team aber auch selbständig zu arbeiten, das fachliche Wissen in einen größeren (z.B. ökologischen) Kontext zu stellen und interdisziplinär zu arbeiten. Es wird die Möglichkeit geboten, durch Kooperation mit außeruniversitären Einrichtungen Theorie und Praxis zu verbinden, so geschehen bei der Planung und dem Bau einer thermischen Solaranlage für den Kinderbauernhof Pankow.
Moderation: Susanne Schön, Zentrum Technik und
Gesellschaft, TU Berlin
Teilnehmer/innen: Dr. Hans-Bernd Fischer, Siemens
AG, München; Albert Wotke, BUND, Berlin; Elvira Scheich,
Physikerin, Berlin; Stefanie Reich, Studentin TU Berlin; Prof.
Dr. Wolfgang Beitz, Institut für Maschinenkonstruktion, TU
Berlin; Dr. Wolfgang Neef, Zentraleinrichtung Kooperation, TU
Berlin
Ort: TU-Hauptgebäude, Raum H 104
(siehe detailliertes Programm)
Führung durch die Ausstellung
Moderation: Günter-Paul Leiterer, Student, TU Berlin
Teilnehmer/innen: Dr. Bert Flemming, SPD; Prof.
Dr. Michael Tolksdorf, FDP; Monika Grütters, CDU; Dr. Sybille
Volkholz, Bündnis 90/Die Grünen; Dr. Wolfgang Girnus,
PDS
Ort: TU-Hauptgebäude, Raum H 1028
(siehe detailliertes Programm)
Zusammenfassung des Tages: Christine Fronia, Energieseminar
Vortrag: "Mögliche Perspektiven der Universitäten",
Prof. Dr. Wolf-Dieter Narr, FU Berlin
Ort: TU-Hauptgebäude, Raum H 104
Welchen Beitrag kann die TU Berlin zur Lösung ökosozialer
Probleme in der Stadt leisten?
In der AG sollen Anforderungen an die Universität aus
dem "real life", schwerpunktmäßig am Thema
Lokale Agenda 21, vorgestellt werden. Hierzu haben die Bezirksstadträtin
für Bauen, Wohnen, Verkehr und Umwelt von Charlottenburg
und Lichtenberg, Frau Beate Profé, sowie Vertreter der
Umweltämter aus Charlottenburg und Lichtenberg ihr Kommen
zugesagt. Ziel soll es sein, eine möglichst praktische Kooperation
zu schmieden und damit notwendig einhergehende Veränderungen
der Universität zu diskutieren.
Kooperations- und Beratungsstelle für Umweltfragen (kubus),
TU Berlin
Ort: TU-Hauptgebäude, Raum H 2035
Veränderte Bildungsbiographie, verschiedene Wertung von
Bildung und Ausbildung
Die gegenwärtige Krise des Bildungs- und Beschäftigungssystems
fordert auf individueller Ebene immer stärkere Integrationsleistungen
zwischen diffusen gesellschaftlichen Anforderungen, sich ausdifferenzierenden
(Aus-)Bildungsangeboten und eigenen Bildungsvorstellungen.
Dipl.-Psychologe Arnd Hofmeister
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 301
Visionen einer Universität
Menschen-Bildung oder Centers of Excellence - Universität
zwischen Humboldschem Bildungsideal und US-amerikanischen Denkfabriken.
Dipl.-Pol. Sabrina Möller, Energieseminar der TU Berlin
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 302
Methodenvielfalt in der Wissensvermittlung
Tim Hermann, Umweltplanspiel TU Berlin; Annette Berger,
Studentin, TU Berlin; Prof. Dr. Carl-Hellmut Wagemann, Institut
für Medienpädagogik und Hochschuldidaktik, TU Berlin;
Margit Binsack, Innovationswerkstatt, TU Berlin
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 303
Bildungspolitik und Neoliberalismus
Die offizielle Hochschulpolitik erscheint auf den ersten Blick
als unzusammenhängend und konzeptlos, einzig dem Ideal des
"Sparens" verpflichtet. Es soll die These vertreten
werden, daß sich "unter der Hand" die gesellschaftliche
Akzeptanz eines neoliberalen Bildungsbegriffs ausgebreitet hat,
dessen Quintessenz darin besteht, den Individuen Kosten und gesellschaftliche
Risiken beruflicher Bildungsprozesse privat und individuell anzulasten.
Torsten Bultmann, Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 304
Projektorientierte Tutorien in der Regellehre (1. Teil/2. Teil
nachmittags)
Studentische Kritik und die sich ständig verschärfenden
Sparmaßnahmen zwingen zum Überdenken bestehender Tutorien.
Anhand einer durchgeführten Exkursion werden Konzepte im
Rahmen projektorientierten Arbeitens zur Vermittlung von Schlüsselqualifikationen
sowie ihre besondere Rolle dargestellt. Ziel soll die Entwicklung
eines Modells zur Durchführung projektorientierter Tutorien
sein.
René Mühlroth, Tutor am Fachbereich 4 Physik
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 306
Warum hat die TU Berlin Fachmentorien?
Welche Bedeutung haben Fachmentorien für die TU Berlin?
In dieser Arbeitsgruppe soll am Beispiel eines Info-Mentoriums
ein Fachmentorium durchgeführt werden.
Dr. Nazir Peroz, Betreuer für ausländische Studierende
am Fachbereich 13 Informatik
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 309
Gremienwahlen - was geht mich das an?
In dieser AG werden der Aufbau und die Aufgaben der Selbstverwaltung
erklärt. Dabei werden die einzelnen Gremien und Kommissionen
sowie die Mitbestimmungsmöglichkeiten der StudentenvertreterInnen
vorgestellt. Im Anschluß stehen GremienvertreterInnen für
Fragen zur Verfügung.
Profilgruppe der Fachbereichs-Initiative "EB 104"
Ort: TU-Hauptgebäude, Raum H 1029
Frauenspezifische Anforderungen an Universitäten
In dieser AG sollen mit Vertreterinnen aus Wirtschaft und
Universität geschlechtsspezifische Anforderungen an die universitäre
Ausbildung formuliert werden.
Patricia Testa, Frauenbeauftragte am Fachbereich 6 Verfahrenstechnik,
Umwelttechnik, Werkstoffwissenschaften; Berit Müller, Energieseminar
TU Berlin; Traudel Klitzke, VW Wolfsburg; Kerstin Kallmann, Atlantis
gGmbH Berlin
Ort: TU-Hauptgebäude, Raum H 2028
Günter Anders: Philosophie im Atomzeitalter
Ausgehend von verschiedenen Texten von und über Günter
Anders soll über die gesellschaftspolitische Rolle der Naturwissenschaften
nachgedacht werden.
Dorothea Führe, Institut für Fachdidaktik Geschichte
und Sozialwissenschaften
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 311
Von der Industrie gefordert, von den Studierenden verpönt?
Industrievertreter/innen bemängeln immer wieder, daß
Hochschulabgängern/innen Teamgeist und soziale Kompetenz
fehlen. Eine alternative Lehrveranstaltung im Wintersemester 96/97,
die solche Qualitäten forderte, scheiterte jedoch mangels
Interesse. In einer Diskussion wollen wir klären, wieso von
den Studierenden solche Lehrformen nicht akzeptiert werden und
wie man diese attraktiver gestalten kann.
Seminargruppe von Dr. Peter Hempel, TU Berlin
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 312
Eine Konfrontation von Technik und Geisteswissenschaft am Beispiel
der Gotik als Kunst- und Bautechnik
Fachbereichs-Initiative Fachbereich 1 Kommunikations- und
Geschichtswissenschaften
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 313
Praxisorientierte Hochschulausbildung / Anforderungen an Abgänger/innen
der TU Berlin
In dieser Arbeitsgruppe sollen - basierend auf einer hierzu
durchgeführten Studie - die veränderten Ansprüche
der Wirtschaft an Abgänger/innen diskutiert werden.
Dr. Wolfgang Neef / Thomas Pelz, Zentraleinrichtung Kooperation,
TU Berlin; Referent/innen
Ort: TU-Hauptgebäude, Raum H 2037
Selbstbestimmtes Lernen
In dieser Arbeitsgruppe soll selbstbestimmtes Lernen in Form
einer "Miniatur-Projektwerkstatt" ausprobiert werden.
Angesprochen sind alle, die Neugierde auf "learning-by-doing"
verspüren und Mut zur Alternative haben. Inhaltlich wird
es darum gehen zu klären, was eine Projektwerkstatt (PW)
ist, wie die Idee der PWs entstanden ist, wie sie funktionieren,
welche Themen bearbeitet werden und alles andere, was von Interesse
für unsere Teilnehmer/innen ist.
Ina Müller und Tanja Blankenburg, Projektwerkstätten-Tutorinnen
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 313
Feministische Umweltforschung: Neue Potentiale durch Perspektivenerweiterung
In dieser AG werden wir zunächst unseren konzeptionellen
Ansatz einer feministischen Umweltforschung vorstellen. Daran
anknüpfend wollen wir diskutieren, welche neuen Fragestellungen
und Potentiale sich für die Umweltforschung und Umweltpolitik
ergeben, wenn die Geschlechterverhältnisse und Ergebnisse
der feministischen Wissenschaftskritik einbezogen werden.
Dr. Ines Weller, Feministische Umweltforschung
Ort: TU-Hauptgebäude, Raum H 2038
Interdisziplinarität
Dr. Joachim Borner, Institut für Sozialwissenschaften,
HU Berlin
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 312
Gremienwahlen - was geht mich das an?
Wiederholung der AG vom Vormittag
Ort: TU-Hauptgebäude, Raum H 1029
Der "I-Go": Fahrzeug der Zukunft - Studentisches
Forschen unter technischen, ökologischen und pädagogischen
Aspekten
Frieder Herb, Projektwerkstatt "Elektromobile von
Studenten und Lehrlingen"
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 314
Lernen mit oder ohne Tutorium
In dieser AG sollen folgende Fragen bearbeitet werden:
1.) Welche Aufgaben nehmen die Tutorien wahr oder sind sie überflüssiger
Luxus?
2.) Haben die Tutorien Einfluß auf die Studiendauer und
die Identifikation mit der Uni?
3.) Was wäre wenn ...?
Personalrat der studentischen Beschäftigten
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 311
Sozial-ökologische Anforderungen an eine Universität
/ technische Ausbildung
Dipl.-Pol. Peter Döge, Institut für anwendungsorientierte
Innovations- und Zukunftsforschung e. V.
Ort: Mathematikgebäude, Straße des 17. Juni
136, 10623 Berlin, Raum MA 309
(Redaktionsschluß: 14.1.1997, Änderungen bitte bei den Organisatoren erfragen)