TU-Studierende legen Senator Radunski Seminarergebenisse zur Finanzierung der Hochschulbildung vor
Die Zustände an den deutschen Hochschulen sind nicht gerade rosig. Der studentische Streik im Wintersemester 1997/98 und die bildungspolitische Grundsatzrede des Bundespräsidenten Roman Herzog haben dies in das öffentliche Bewußtsein gebracht. Folgen hatte der Streik jedoch nicht. Konstruktive Lösungsvorschläge von Studierenden gibt es allerdings sehr wohl: Ein Konzept für eine andere Hochschulfinanzierung haben nun TU-Studierende der Wirtschaftswissenschaften erarbeitet und dem Wissenschaftssenator Peter Radunski vorgelegt. Es ist das Ergebnis einer Lehrveranstaltungen über Hochschulorganisation und -finanzierung, die von Prof. Dr. Klaus-Dirk Henke vom Institut für Volkswirtschaftslehre der TU durchgeführt wurde. In dem Seminar hatten die Studierenden über unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten der Hochschulbildung und eine effektivere Mittelverteilung innerhalb und zwischen den Hochschulen diskutiert. Unter anderem referierten in der Veranstaltung auch der Präsident und der Kanzler der TU Berlin, Prof. Dr. Hans-Jürgen Ewers und Ulrich Podewils, über ihre Vorstellungen.
Fazit der Studierenden:
Geht es nach den Vorstellungen der an dem Konzept beteiligten Studierenden, dann ist die Zeit des kostenlosen Hochschulzugangs passé. Die akademische Ausbildung sei ein privates Gut, Nutznießer seien die Akademiker selber, sagen sie. Studierende oder Absolventen sollten daher stärker an den Kosten der Ausbildung beteiligt werden. Um den Hochschulzugang auch für finanzschwächere Bevölkerungsschichten offen zu halten, fordern die Studierenden, die Einführung von Studiengebühren durch Studienförderungssysteme und Kreditmodelle zu ergänzen. Den Erfolg solcher Modelle zeigen Untersuchungen über die Finanzierungssysteme in Australien oder den Niederlanden.
Auch bei der Mittelverteilung zwischen Staat und Hochschule sehen die Studierenden noch vieles im argen: Die Hochschulen besäßen keine ausreichende Autonomie, und das öffentliche Dienst- und Personalrecht sowie die kameralistische Haushaltsführung würden viele notwendige Reformen behindern. Deshalb sollten die Globalsummen, die die Universitäten laut den Hochschulverträgen erhalten, durch formelgebundene Zuweisungen ersetzt werden. Mittelfristig sollten staatliche Mittel für die Lehre nur durch Bildungsgutscheine an die Hochschulen nachfrageorientiert verteilt werden.
Innerhalb der Hochschule sollten die Mittel ebenfalls formelgebunden verteilt werden, wobei dem Präsidenten und den in ihrer Rolle gestärkten Dekanen Innovationsreserven zugestanden werden sollten, um eine Schwerpunktsetzung zu ermöglichen. Notwendig hierfür ist der Aufbau einer Kosten- und Leistungsrechnung sowie die Einrichtung eines umfassenden Evaluationssystems. Eine leistungsorientiertere Entlohnung aller Universitätsmitarbeiter sollte angestrebt werden.
Die Vorschläge der Studierenden lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Das Konzept, das so gar nicht in das übliche Bild unzufriedener Studierenden paßt, soll in Anwesenheit des Wissenschaftssenators Peter Radunski und des Präsidenten der Technischen Universität Berlin, Prof. Hans-Jürgen Ewers, präsentiert werden.
Zeit: Mittwoch, dem 4. November 1998 um 11.30 Uhr
Ort: wird noch bekanntgegeben