[TU Berlin] Medieninformation Nr. 20 - 21. Januar 1998
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TU-Studierende erarbeiten Öko-Audit-Konzept für Druckerei

Einladung zur Präsentationsveranstaltung

Bärbel Bunt-Specht und Bettina Bunt-Stift haben ein Problem. Die Geschwister haben die Leitung des mittelständischen Unternehmens "Bunt Druck GmbH" übernommen und planen, die Druckerei auf den ökologisch neuesten Stand zu bringen. Doch wie läßt sich das verwirklichen, und wie wird der Betriebsrat, vertreten durch Herrn Mark Kulatur, auf die möglicherweise weitreichenden Veränderungen reagieren?

Die Lösung soll ein Umweltmanagementsystem nach der EU-Öko-Audit-Verordnung bringen. Ziel der EU-Verordnung ist eine kontinuierliche Verbesserung des Umweltschutzes. Die Teilnahme am Öko-Audit erfolgt allerdings auf freiwilliger Basis. Für interessierte Unternehmen bedeutet das, ein eigenes Umweltprogramm mit freiwilligen Umweltzielen zu entwickeln und umzusetzen, bestehende Normen und Verordnungen verbindlich anzuwenden und die Umweltsituation des Unternehmens in einer Umweltbetriebsprüfung darzulegen. Nachdem ein unabhängiger Gutachter das alles für gültig erklärt hat, erhält das Unternehmen eine Teilnahmeerklärung. Nach drei Jahren findet eine erneute Prüfung durch einen Gutachter statt. Bei einem positiven Bescheid wird die Gültigkeit um eine weitere Periode verlängert. Auf diese Weise soll ein Kreislauf der ständigen Verbesserung entstehen.

Das Konzept zur Erreichung des EU-Öko-Audits für die "Bunt Druck GmbH" haben 25 Studierende der TU Berlin erstellt. Ein Semester lang sind sie in die Rollen der Mitarbeiter geschlüpft und haben die Abteilungen Produktion, Beschaffung, Organisation, Finanzen und Marketing simuliert. Geleitet wurde das Projekt von der Lehrbeauftragten Dipl.-Kff. Rosemarie Morana sowie den beiden Tutoren Sonja Peter und Nils Alwardt, beide studieren Wirtschaftsingenieurwesen an der TU Berlin. Die Funktion des Mentors hat Prof. Dr. Georg Meran vom TU-Institut für Volkswirtschaftslehre übernommen.

"Die Arbeit der Studierenden soll zeigen, daß ein solches Öko-Audit nicht nur für große, finanzstarke Unternehmen sinnvoll und realisierbar ist, sondern auch für kleinere, mittelständische", beschreibt Nils Alwardt die Aufgabe. "Vor allem geht es darum, das Audit durch die eigenen Mitarbeiter durchführen zu lassen und nicht durch eigens dafür engagierte externe Kräfte." Ansatzpunkte für ein umweltgerechteres Arbeiten gibt es viele. Das fängt zum Beispiel bei der Abteilung Beschaffung mit der Wahl des Papiers an: Oftmals reicht die Verwendung von Umweltpapier anstelle von Hochglanzpapier aus. Auch in der Produktion könnten etwa ökologische Farben eingesetzt werden.

Ihre Ergebnisse stellen die Studierenden nun auf einer Präsentationsveranstaltung vor. Hierzu möchten wir Sie herzlich einladen.

Zeit: am Donnerstag, dem 29. Januar, 16.00 Uhr
Ort: TU Berlin, Hauptgebäude, Raum H 2036, Straße des 17. Juni 135, 10623 Berlin

Die Sache hat jedoch einen winzigen Haken: Die studentischen Ergebnisse können nicht in die Praxis umgesetzt werden, denn die "Bunt Druck GmbH" gibt es in Wirklichkeit nicht. Das Projekt ist ein Planspiel zum Betrieblichen Umweltmanagement, das jedes Semester als Lehrveranstaltung für das Grundstudium vom Fachbereich 14 Wirtschaft und Management der TU Berlin angeboten wird.

Dennoch könnte die Aufgabe durchaus real sein. Daher wird auch die Präsentation in das Planspiel mit einbezogen: Sie findet in Form einer Unternehmensdarstellung der Druckerei auf der fiktiven Druckereimesse "Printe Aachen 98" statt, zu der Lehrende und Studierende der TU Berlin sowie Vertreter aus der Praxis eingeladen sind.

Herauszuheben ist dieses Planspiel, weil es sich in seinen Anforderungen und insbesondere durch seinen Praxisbezug von den klassischen Lehrveranstaltungen wie Übungen oder Vorlesungen abhebt. Es ist ein gelungenes Beispiel für jene Art alternativer Lehrveranstaltungen, wie sie von vielen Seiten gefordert werden.

Dabei werden die wöchentlichen zwei Unterrichtsstunden als Mitarbeitersitzungen der Druckerei abgehalten. Die Leiter des Planspiels übernehmen den Part der Geschäftsführung und des Betriebsrats; je fünf Studierende bilden eine Abteilung, die in Gruppenarbeit jeweils die Mitarbeitersitzungen vorbereiten müssen. "Das bedeutet natürlich mehr Arbeit als sonst für einen Seminarschein üblich", erzählt Alwardt, "aber auf diese Weise haben die Studierenden die Möglichkeit, ihr bereits erlerntes Wissen realitätsnah umzusetzen".

Das Planspiel ist die Fortführung des Studienreformprojekts "Ökologische Aspekte der Betriebswirtschaftslehre" (ÖBWL), das zum Wintersemester 1996/97 nach drei Jahren Laufzeit endete, und nun am Lehrstuhl Prof. Dr. Georg Meran, Fachgebiet Wirtschaftspolitik und Umweltökonomie, angesiedelt ist.

Christian Hohlfeld


Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Rosemarie Morana, Sonja Peter oder Nils Alwardt, TU Berlin, Planspiel zum Betrieblichen Umweltmanagement (BUM), Tel. 030/314-24981, Fax -25263 oder Tel. 030/686 93 94.