[TU Berlin] Medieninformation Nr. 259 - 11. November 1998
[TU Berlin] [Pressestelle] [Medieninformationen] [<<] [>>]

ACHTUNG! SPERRFRIST 11. November 1998, 15.00 Uhr

"Chemischer Schalter" ermöglicht molekulare Computer

Dissertation des TU-Wissenschaftlers Dr. Michael Leitner mit Tiburtius-Preis ausgezeichnet

Der Namenspatron seiner Oberschule, der berühmte Chemiker und Nobelpreisträger Richard Willstätter, hat Michael Leitner wohl inspiriert. Nach Ende der Schulzeit schrieb er sich für das Fach Chemie an der Universität Bayreuth ein. Nun hat ihm seine Dissertation, die er bei Prof. Dr. Jürgen Springer am Institut für Technische Chemie anfertigte, den Joachim-Tiburtius-Preis der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur eingebracht. Genauer gesagt ist es sogar der mit 8.000,- DM dotierte 1. Preis in der Kategorie hervorragende Dissertationen von Doktoranden der Berliner Hochschulen.

Das Land Berlin vergibt jährlich drei Preise und drei Anerkennungspreise in dieser Kategorie sowie in einer zweiten Kategorie drei Preise an Berliner Fachhochschulabsolventen für herausragende Diplomarbeiten. Die Preise der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur tragen den Namen des früheren Senators für Volksbildung, Prof. Dr. Joachim Tiburtius, dem die Wiederbelebung des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens im Nachkriegsberlin zu verdanken ist.

Michael Leitner beschäftigt sich mit synthetischen Polymeren, besser bekannt unter der Bezeichnung Kunststoffe. In seiner Doktorarbeit hat er neue Funktionspolymere entwickelt und untersucht. Dies sind sogenannte "intelligente" Materialien, die ganz bestimmte Eigenschaften besitzen und spezielle Anforderungen und Funktionen erfüllen. Bei Leitner ging es um die Synthese von Polymeren mit funktionalen Gruppen, die sich durch chemische Anregung zwischen unterschiedlichen Zuständen schalten lassen. Solche funktionalen Gruppen werden als "chemische Schalter" bezeichnet.

Lassen sich die unterschiedlichen Zustände gezielt erzeugen und läßt sich ein Zustand zu einem späteren Zeitpunkt, beispielsweise mit Hilfe eines Lasers, auch abfragen, dann hat man alle Voraussetzungen für einen Informationsspeicher. Damit sind molekulare Computer denkbar, die möglicherweise eine wesentlich größere Speicherkapazität besitzen und Informationen schneller als konventionelle und momentan verfügbare Systeme verarbeiten.

Durch die Anbindung der funktionellen Gruppen an die Polymere können feste Polymerfilme erzeugt werden, die auch für die Herstellung von Bauelementen stabil genug sind. Die Untersuchungen des TU-Wissenschaftlers zeigten, daß sich die von ihm verwendeten Polymethacrylate prinzipiell als Modellsubstanzen für den Einsatz in der Speichertechnologie eignen.

Michael Bernhard Leitner, 1964 in Nürnberg geboren, studierte von 1983 bis 1990 Chemie an der Universität Bayreuth. Nach der Ableistung des Zivildienstes forschte er an der Universität Bayreuth, ehe er 1991 an die FU Berlin wechselte. Anfang 1994 begann er seine Doktorarbeit "Neue redoxaktive Polymethacrylate mit Phenylazoanthrachinonseitengruppen" am Institut für Technische Chemie der TU Berlin, die er im Oktober 1997 abschloß.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gerne: Prof. Dr. Jürgen Springer, Institut für Technische Chemie der TU Berlin, Tel: 030/314-22262, Fax: -21126, E-Mail: spri0534@mailszrz.zrz.tu-berlin.de