[TU Berlin] Medieninformation Nr. 270 - 26. November 1998
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Für die TU Berlin ein großer und spürbarer Verlust

Prof. Dr. Wolfgang Beitz verstorben

Am 23. November ist Wolfgang Beitz, Dekan des Fachbereichs 11, Maschinenbau und Produktionstechnik der TU Berlin nach langer schwerer Krankheit gestorben. Er gehörte seit Jahrzehnten zu den maßgeblichen Professoren der TU-Berlin, die national und international anerkannt waren. Er engagierte sich sowohl hochschulpolitisch als auch wissenschaftlich für die Universität und identifizierte sich mit ihr. Mit Wolfgang Beitz verliert die TU einen ihrer profiliertesten Lehrer und Wissenschaftler. Sein Tod ist ein spürbarer Verlust.

Durch seine wissenschaftlichen Leistungen auf den verschiedensten Gebieten des Maschinenbaus und der Konstruktionstechnik war Wolfgang Beitz international anerkannt. Wichtig sind unter anderem seine Arbeiten zur Konstruktionsmethodik, die sich mit Grundlagen und praktischen Einsatzmöglichkeiten von Konstruktionsmethoden beschäftigen. Als Autor des Lehrbuches über "Konstruktionslehre" hat er gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. G. Pahl ein Standardwerk zu diesem Thema geschaffen, das in sechs Sprachen, zuletzt ins Chinesische, übersetzt wurde. Darüber hinaus war Wolfgang Beitz einer der ersten, der die umweltgerechte Konstruktion von Produkten initiierte - lange bevor dieses wichtige Gebiet in Forschungsprogrammen und in Sonderforschungsbereichen der DFG bearbeitet wurde. Dementsprechend war er sowohl bei der VDI-Richtlinie "Methodik zum Entwickeln und Konstruieren technischer Systeme und Produkte" als auch bei der VDI-Richtlinie "Konstruieren recyclinggerechter technischer Produkte - Grundlagen und Gestaltungsregeln" (1991) federführend. In demselben Rahmen war er Mitglied der Jury des Innovationspreises Berlin/Brandenburg und des Sonderpreises Umwelttechnik. Der Rechnereinsatz in der Konstruktion war ein weiteres Spezialgebiet von Wolfgang Beitz. Unter seiner Leitung entstanden maßgebliche Berechnungs- und Gestaltungsprogramme für das Konstruieren von Maschinen am Computer. Seit Juli 1997 war Wolfgang Beitz Sprecher der Forschungsgruppe "Seniorengerechte Technik im häuslichen Alltag" (Sentha) am Zentrum für Technik und Gesellschaft der TU Berlin. Die interdisziplinäre Forschungsgruppe, in der Wissenschaftler der TU Berlin, der HdK und der TU-Cottbus zusammenarbeiten, wird von der DFG gefördert. Sie soll seniorengerechte Haushaltstechnik entwickeln, die zu mehr Sicherheit und Komfort im häuslichen Alltag beiträgt. Im Rahmen dieses Forschungsprogramms war Wolfgang Beitz im Mai dieses Jahres maßgeblich an der Organisation der Tagung "Technik, Freund des Alters - Vergangenheit und Zukunft später Freiheiten" an der Technischen Universität Berlin beteiligt.

Seine außergewöhnlichen wissenschaftlichen Leistungen machten Prof. Beitz zu einem gefragten Ansprechpartner für alle wichtigen Fachgremien. Er war Mitglied im Kuratorium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und Gründungsmitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Die Technische Universität Dresden hat Wolfgang Beitz 1995 mit dem Ehrendoktor ausgezeichnet. Die Universität Hangzhou in China verlieh ihm für seine jahrelange Kooperation die Ehrenprofessur. Von seinem Engagement zeugen auch das Ehrenzeichen des Vereins Deutscher Ingenieure und die Ehrennadel des DIN.

Neben seiner Professorentätigkeit war Wolfgang Beitz stets auch in der Hochschul- und Wissenschaftspolitik tätig. Von 1987 bis 1989 war er Staatssekretär beim Senator für Wissenschaft und Forschung, wo er sich für Fragen der Wissenschaft in der Stadt engagierte. Universitätsintern kümmerte er sich als Dekan um die Belange seines Fachbereichs und engagierte sich als Mitglied des Akademischen Senats.

Wolfgang Beitz wurde 1935 in Berlin geboren. Von 1953 bis 1958 studierte er an der TU Berlin Machinenbau und war nach dem Studium bis 1962 als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Maschinenelemente der TU Berlin tätig. In diese Zeit fällt auch seine Promotion, in der er sich mit "drehnachgiebigen Kupplungen" beschäftigte. Als Dr.-Ing. verließ er 1962 die Universität und wechselte zu AEG Telefunken Berlin, wo er zunächst als Konstrukteur und später als stellvertretender Entwicklungschef für elektrische Großmaschinen arbeitete. Bis 1969 blieb Wolfgang Beitz in der Industrie tätig. Seit 1968 hielt er Vorlesungen über Maschinenelemente an der TU Berlin und im Alter von 34 Jahren wurde er 1969 als ordentlicher Professor an das Institut für Maschinenkonstruktion der TU Berlin berufen. Über 160 Aufsätze hat Wolfgang Beitz seit seiner Promotion 1961 veröffentlicht sowie mehr als 60 Promotionen zahlreicher Studenten als Doktorvater betreut, darunter Ingenieure aus Jugoslawien, der Türkei, Indonesien, Vietnam und China.