Ausstellung über Industriebauten an der TU Berlin
Im Zuge der Industrialisierung kam es im 19. Jahrhundert zu drastischen Änderungen in der Produktion. Das Kennzeichen der neuen Produktionsmethoden war die Verbindung von mechanischem Kraftantrieb und Massenanfertigung, die auch neue Gebäudefunktionen notwendig machte. Riesige Fabrikanlagen entstanden, die bis zur Jahrhundertwende die Stadtentwicklung prägten und Berlin zur größten Industriestadt Europas machten. Immer neue Aufgaben und Arbeitsfelder ließen Maschinenfabriken, Gasanstalten, Wasserwerke, Brauereien, Dampfmühlen und vieles andere entstehen. Außerdem verlangte die wachsende Bevölkerung nach neuen Wohnquartieren. Die Stadtgrenzen dehnten sich aus. Im Umland entstanden Arbeitervorstädte und vornehme Mietshäuser. Bis 1870 erhielt die Stadt Berlin ein völlig neues Gesicht.
An der ästhetischen Entwicklung der Berliner Industriearchitektur sind die Auftraggeber entscheidend beteiligt gewesen. Sie legten zunächst viel Wert auf repräsentative Fassaden, die durch verschiedene Stilrichtungen wie Klassizismus, Historismus und Jugendstil beeinflußt wurden. Mit dem Auftreten anonymer Aktiengesellschaften als Bauherren trat das extreme Interesse an der Ausgestaltung von Anlagen mit Dekoration und Stilarchitektur zurück. Da der Industriebau gesellschaftlich nicht anerkannt war, wurden jedoch noch keine neuen architektonischen Formen entwickelt. Erst gegen Ende des Jahrhunderts traten Maschinenbaufirmen wie Ludwig Loewe und August Borsig mit innovativen Fabrikplanungen hervor. Zunehmend strebten dann Künstler, Architekten und Industrielle die formale Durchdringung von Bau und Funktion an. Neue architekonische Pläne machten die enge Verbindung des Bauwesens mit den Produktionsmethoden und den wirtschaftlichen Verhältnissen deutlich. Der Industriebau wurde zum Experimentierfeld der modernen Architektur.
Die Ausstellung "Anfänge der Industriearchitektur in Berlin 1850-1910" dokumentiert die Geschichte der Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts und eröffnet neue Zusammenhänge zwischen Stadtentwicklung und Industrialisierung. Zur Ausstellungseröffnung möchten wir Sie herzlich einladen:
Ort: TU Berlin, Architekturgebäude, Fachbereichsforum, Straße des 17. Juni 152, 10623 Berlin
Zeit: Montag, 11. Januar 1999, 19.00 Uhr
Weitere Informationen erteilen Ihnen gerne Prof. Dr. Miron Mislin und Sabine Konopka, Fachbereich Architektur, Tel.: 030/314-21816, Fax.: 030/314-21814