Medieninformation Nr. 37 - 6. Februar 1998
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Forschen an der lebendigen Erdkruste
Prof. Dr. Wilhelm Heinrich übernimmt TU-Professur für
das Fachgebiet Experimentelle Petrologie/Geochemie
Zurückgekehrt an die Stätte seiner Habilitation ist
Prof. Dr. Wilhelm Heinrich, der die Professur für das Fachgebiet
Experimentelle Petrologie/Geochemie am Institut für Angewandte
Geowissenschaften I der TU Berlin übernommen hat. Zugleich
ist er Direktor am GeoForschungsZentrum Potsdam, zuständig
für den Bereich Experimentelle Petrologie und Geochemie.
Seinen Lehr- und Forschungsgegenstand beschreibt er als die "lebendige
Erdkruste". Die Erdkruste ist die äußere Schicht
unseres Erdkörpers, sie ist unter Ozeanen bis zu 5 Kilometer
und unter Gebirgen bis zu 70 Kilometer dick. Darunter liegen Erdmantel
und schließlich im Innern der Erdkern.
Bei den Arbeiten von Prof. Heinrich geht es hauptsächlich
um sogenannte Krustenbildungsprozesse. "Wir versuchen herauszufinden,
wie sich verschiedene Segmente der Erdkruste bilden und wie sie
wieder kaputt gehen", erläutert Heinrich. Dazu werden
Zusammensetzung, Bildungs- und Abbaureaktionen von Mineralien
unter Hochdruck- und Hochtemperaturbedingungen untersucht. Allerdings
kann man das nur mit speziell entwickelten und teuren Apparaten.
Diese sind an der TU Berlin nicht vorhanden, dafür aber am
GeoForschungsZentrum in Potsdam. "Mit diesen Geräten
sind Drücke bis zu 30 Kilobar und Temperaturen bis 1500 Grad
Celsius realisierbar", erzählt Heinrich. "Auf diese
Weise können wir Bedingungen simulieren, wie sie in 100 Kilometer
Erdtiefe herrschen." Die so im Labor gewonnenen Reaktionsprodukte
werden mit Hilfe von Röntgengeräten, hochauflösenden
Elektronenmikroskopen und Elektronenstrahlmikrosonden analysiert.
Daraus können die Forscher Rückschlüsse für
die Schmelzbildung und Vulkanismus, für Erdbeben auslösende
Prozesse wie auch über die Entwicklung von Krustenstapeln
in Raum und Zeit gewinnen.
Wilhelm Heinrich (Foto: privat) studierte von 1970 bis 1978 Mineralogie
und Geochemie an der Universität Karlsruhe. Dort promovierte
er auch 1981. Anschließend ging er als Wissenschaftlicher
Mitarbeiter an die Universität Tübingen. 1984 verließ
er für vier Jahre Deutschland und ging nach Mexiko an die
Universidad autónoma de Nuevo León in Linares, wo
er am Aufbau einer neuen geowissenschaftlichen Fakultät beteiligt
war. 1989 kam er als Wissenschaftlicher Angestellter an die TU
Berlin, wo er 1993 seine Habilitation abschloß. Seit 1994
ist er am GeoForschungsZentrum Potsdam tätig, zunächst
als Projektbereichsleiter, nun als Direktor.
Christian Hohlfeld
Weitere Informationen erteilt Ihnen gern: Prof. Dr. Wilhelm Heinrich,
Institut für Geowissenschaften I,
der TU Berlin Tel: 030/314-23918 oder GeoForschungsZentrum Potsdam,
Tel. 0331/288-1401.