[TU Berlin] Medieninformation Nr. 44 - 20. Februar 1998
[TU Berlin] [Pressestelle] [Medieninformationen] [<<] [>>]

Oberflächen erforschen mit Licht

TU-Wissenschaftler Dr. habil. Norbert Esser erhält Karl-Scheel-Preis

die Physikalische Gesellschaft zu Berlin e.V. hat dem TU-Wissenschaftler Dr. habil. Norbert Esser vom Institut für Festkörperphysik den Karl-Scheel-Preis 1998 verliehen. Er erhält die Auszeichnung in Anerkennung seiner grundlegenden Arbeiten zur Raman-Spektroskopie an Halbleiteroberflächen. Da der Preis zu gleichen Teilen an Dr. Esser und Martin Wolf vom Fritz-Haber-Institut geht, erhalten beide Preisträger jeweils 3.000 DM anstatt wie sonst üblich ein Preisträger 5.000 DM.

Die Raman-Spektroskopie ist eine optische Meßmethode. Sie ist nach dem indischen Physiker C.V. Raman benannt, der für seine Arbeiten zur Streuung von Licht und Röngenstrahlung 1930 den Physik-Nobelpreis erhielt. Der sogenannte Raman-Effekt tritt auf, wenn etwa ein Festkörper mit intensivem, monochromatischem Licht, zum Beispiel Laserlicht, bestrahlt wird. Die Folge der Bestrahlung: Das Licht wird gestreut. Betrachtet man die Streuung in einem Spektrographen, dieses Gerät spaltet das einfallende Licht in Strahlung veschiedener Wellenlänge bzw. Frequenz, ergibt sich ein Spektrum mit einer starken Linie bei der Frequenz des einfallenden Lichtes und vielen schwächeren Linien mit anderen Frequenzen. Aus der Analyse der Streuung lassen sich Rückschlüsse über die physikalischen Eigenschaften des Festkörpers ziehen.

Bisher konnte mit der Raman-Spektroskopie fast auschließlich nur der Festkörper, nicht jedoch dessen Oberfläche untersucht werden. Der Grund: Das gestreute Licht stammte zu 99% aus dem Festkörperinneren. Norbert Esser hat durch die Wahl bestimmter Lichtfrequenzen einen Weg gefunden, auch gestreutes Licht von der Oberfläche zu erhalten. Dadurch es ist möglich, nicht nur mit elektronenmikroskopischen, sondern auch mit optischen Methoden zu einem mikroskopischen Verständnis von Halbleiteroberflächen zu kommen.

Norbert Esser, geboren 1959 in Mönchengladbach, studierte von 1981 bis 1987 Physik an der RWTH Aachen. 1991 promovierte er an der TU Berlin zum Thema Metall-Halbleiterkontakte. Mit seinen Arbeiten zur Raman-Streuung habilitierte er sich 1996 an der TU Berlin. Zur Zeit ist er Wissenschaftlicher Assistent in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Wolfgang Richter am Institut für Festkörperphysik der TU Berlin.


Der Karl-Scheel-Preis wird seit 1958 vergeben. Er geht auf das Vermächtnis von Professor Karl Scheel und seiner Frau Melida zurück, die der Physikalischen Gesellschaft zu Berlin e.V. einen größeren Geldbetrag hinterließen. Ausgezeichnet werden jüngere Berliner Physiker für herausragende wissenschaftliche Arbeiten.


Weitere Informationen erteilt Ihnen gern. Dr. habil. Norbert Esser, Institut für Festkörperphysik, Tel. 030/314-24821.