Nicht erst seit dem ICE-Unfall in Enschede mit über 100 Toten und 80 Verletzten im vergangenen Jahr ist passive Sicherheit bei der Eisenbahn ein Thema. Aber spätestens seit diesem Zeitpunkt besteht ein verstärktes öffentliches Interesse an dieser Thematik. Unter passiver Sicherheit wird der Schutz der Insassen bei Unfällen oder Zusammenstößen durch zum Beispiel Rückhaltesysteme (Sicherheitsgurte) oder "Knautschzonen" der Schienenfahrzeuge verstanden.
An der TU Berlin, die einen verkehrstechnischen Schwerpunkt besitzt, organisiert der Interdisziplinäre Forschungsverbund (IFV) Bahntechnik zu diesem Themenbereich eine internationale Tagung mit dem Titel "Passive Safety of Rail Vehicles". Experten aus Europa und Nordamerika werden anlässlich der Tagung über Erfahrungen aus Forscher-, Hersteller- und Kundensicht berichten.
Die Veranstaltung beginnt mit einer Einführung in das Thema durch Prof. Dipl.-Ing. Markus Hecht vom Fachgebiet Schienenfahrzeuge der TU Berlin. Wilfried Wolter von der Deutschen Bahn AG wird die Anforderungen und Erfahrungen des Bahnbetreibers zu passiver Sicherheit darlegen (Operator requirements and experiences). Über aktuelle Forschungsarbeiten an der TU Berlin zu der Frage, wie die passive Sicherheit durch das Design von Fahrzeugen erhöht werden kann, wird Steffen Sohr vom Fachgebiet Schienenfahrzeuge der TU Berlin berichten (Passive safety of rail vehicles - requirements of structure and interior design).
Die Erfahrungen der Hersteller von Schienenfahrzeugen werden in mehreren Vorträgen vorgestellt. Der Vortrag von Oliver Liebhard vom schweizerischen Hersteller Alusuisse beschäftigt sich mit dem Thema der Energieabsorption von Hochgeschwindigkeitszügen und von Straßenbahnen (Energy absorption of high speed vehicle and trams). Pierre Huss erläutert die Überlegungen des TGV Herstellers Alstom zur passiven Sicherheit eines neuen Triebwagens (Passive safety on DMU TER X73500). Dieses Fahrzeug, das auch von der Deutschen Bahn AG bestellt wurde, wird in Frankreich von der SNCF mit Elementen zur passiven Sicherheit ausgeliefert.
Von der Herstellerseite berichten John Swanson von Adtranz (Passive safety of light rail vehicles) und Steffen Scharf von Bombardier über die Problematik der passiven Sicherheit von leichten Schienenfahrzeugen (Problems of passive safety of light rail vehicles). Die Anforderungen der Bahnbetreiber an die Hersteller, aus Energie-, Geschwindigkeits- und Instandhaltungsgründen möglichst leichte Fahrzeuge herzustellen, müssen aus Sicht der passiven Sicherheit eher problematisch gesehen werden.
Über die Bemühungen zur europäischen Standardisierung berichtet Prof. Manuel Seabra Pereira vom Instituto Superior Técnico aus Lissabon (European standard, crashworthiness requirements for railway vehicles).
Die Sicht der "Kunden" vertritt Hermann-Josef Kellerhaus von der InfraServ Höchst, einer Tochter des Chemiekonzerns Hoechst, der über Erkenntnisse aus der Untersuchung von Eisenbahnunfällen berichtet (Findings from investigations into rail accidents).
Zu der Tagung, die in englischer Sprache stattfindet, möchten wir Sie herzlich einladen:
Zeit: am Freitag, dem 10. Dezember 1999, um 9.00 Uhr
Ort: Produktionstechnisches Zentrum (PTZ), Hörsaal PTZ 001, Pascalstr. 8 - 9, 10587 Berlin