Inwieweit wirkt sich Arbeitslosigkeit auf die politische Einstellung der Betroffenen aus? Mit dieser Frage hat sich Felix Büchel, Privatdozent am Institut für Volkswirtschaftslehre der TU Berlin und Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, zusammen mit dem Politologie-Professor Dr. Jürgen W. Falter von der Universität Mainz in der Publikation "Der Einfluss von Langzeitarbeitslosigkeit auf die Parteibindung in der Bundesrepublik Deutschland" beschäftigt. Für ihre Veröffentlichung sind die beiden Wissenschaftler mit einem zweiten Preis der "Vereinigung der Freunde des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW)" ausgezeichnet worden.
In ihrer Arbeit haben die beiden Wissenschaftler die Biographieverläufe von Personen ausgewertet, die von 1983 bis 1991 langzeitarbeitslos waren. Die Untersuchung zeigt, dass westdeutsche Wähler, die einer (Bundes-) Regierungspartei anhängen, ihrer Partei auch dann zunächst die Treue halten, wenn sie arbeitslos werden. Dies ändert sich jedoch, wenn die Dauer der Arbeitslosigkeit ein Jahr und mehr erreicht (Langzeitarbeitslosigkeit). Dann wenden sich die Betroffenen enttäuscht einer Oppositionspartei zu. Gelingt nach Langzeitarbeitslosigkeit ein Wiedereintritt ins Erwerbsleben, so stellt sich wieder die alte Parteipräferenz ein. Nach den Erkenntnissen von Felix Büchel und Jürgen W. Falter ist es daher für eine Bundesregierung nicht nur ökonomisch und sozial geboten, sondern auch wahltaktisch opportun, ihr Hauptaugenmerk bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit auf die Gruppe der Langzeitarbeitslosen zu konzentrieren.
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung erhebt seit 1984 das sozio-oekonomische Panel (SOEP). Dabei handelt es sich um eine Stichprobe von derzeit circa 15.000 Haushalten und 30.000 Personen. Gefördert wird die Erhebung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Die anonymisierten Daten werden weltweit für wissenschaftliche Analysen zur Verfügung gestellt und inzwischen von über 350 Wissenschaftlern genutzt. Bisher sind mehr als 2.000 Publikationen auf Grundlage dieser Daten entstanden. Die "Vereinigung der Freunde des DIW" würdigte nun erstmalig die besten Arbeiten, die auf Basis der SOEP-Daten erstellt wurden, mit einem Preis. Felix Büchel und Jürgen W. Falter haben gemeinsam mit zwei weiteren Preisträgern einen zweiten Preis erhalten.
Der 1957 in Zürich geborene Felix Büchel studierte von 1983 bis 1988 Politologie an der FU Berlin. Von 1988 bis 1992 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Rahmen eines DFG-Projektes am Institut für Volkswirtschaftslehre der TU Berlin tätig. 1992 schloß er seine Promotion ab und war bis 1998 am Institut für Volkswirtschaftslehre der TU Berlin als Hochschulassistent beschäftigt. Hier habilierte er sich auch für das Fach Volkswirtschaftslehre. Seit 1998 ist er Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung und gleichzeitig als Privatdozent am Institut für Volkswirtschaftslehre der TU Berlin tätig.