ACHTUNG SPERRFRIST: 24. NOVEMBER 2000, 15.00 UHR
Auch in diesem Jahr verleiht das Land Berlin die Tiburtius-Preise der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur. Einmal jährlich werden drei Preise (1. Preis: 8.000 DM, 2. Preis: 5.000 DM und 3. Preis: 3.000 DM) und drei Anerkennungspreise (je 1.000 DM) an Doktoranden der Berliner Hochschulen für hervorragende Dissertationen und drei Preise (1. Preis: 6.000 DM, 2. Preis: 4.000 DM und 3. Preis: 1.500 DM) an Berliner Fachhochschulabsolventen für herausragende Diplomarbeiten vergeben. Namensgeber für die Preise ist der frühere Senator für Volksbildung, Prof. Dr. Joachim Tiburtius, der erheblich zur Wiederbelebung des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens im Nachkriegsberlin beigetragen hat. In diesem Jahr kann sich eine junge TU-Wissenschaftlerin über den ersten Preis und 8.000 DM freuen.
Dr. rer. nat. Christiane Helling beschäftigt sich in ihrer am Institut für Astronomie und Astrophysik der TU Berlin angefertigten Dissertation mit pulsierenden, kohlenstoffreichen Sternen. Im heutigen Universum existiert die beobachtbare Materie hauptsächlich in zwei gegensätzlichen Zuständen. Sterne bestehen aus heißem, dichten Plasma. Die die Sterne umgebende interstellare Materie wird aus einem kalten, hochverdünnten Gemisch aus Gas und Staub gebildet. Zwischen diesen beiden entgegengesetzten Zuständen befindet sich die Materie in einem beständigen Kreislauf. Sterne entstehen aus interstellarer Materie und geben im Laufe ihrer Entwicklung den überwiegenden Teil ihrer Masse wieder an diese zurück. Ein entscheidender Motor in diesem Kreislauf ist der Sternenstaub, der sich in den äußeren Schichten der späten Riesensterne bildet und den Materiefluss der Sterne in Gang hält. Christiane Helling hat in ihrer Dissertation den Einfluss der Absorption von Licht durch Moleküle auf die Struktur und die Dynamik der Sternstaubhüllen untersucht. Durch die Aufnahme von Licht wird den Staub- und Gasmolekülen Energie zugeführt, die sie zum Teil zur Fortbewegung nutzen. Auf diese Weise kommt es bei moderaten Windgeschwindigkeiten zu einem starken Massenverlust sowie zu einer Umhüllung des Sterns mit kleinen Festkörperpartikeln. Um die Massenverlustphänomene von Sternen besser erklären und Beobachtungen reproduzieren zu können, hat die Preisträgerin Modellrechnungen aufgestellt, die einen wichtigen Beitrag zur weiteren Erforschung des Staubbildungsphänomens im Universum darstellen.
Die 1969 in Merseburg geborene Christiane Helling studierte nach einem Praxiseinsatz im Bereich Datenverarbeitung der heutigen DB Consulting mbH Berlin für eineinhalb Semester Wirtschaftsinformatik an der TU Dresden. 1990 wechselte sie an die FU Berlin, um dort ein Studium der Physik aufzunehmen. Nach dem Abschluss ihres Grundstudiums 1993 und einem Praktikum bei BMW München setzte sie ihr Physikstudium an der TU Berlin fort. Zwischen 1994 und 1996 absolvierte sie einen Studienaufenthalt am Niels-Bohr-Institut Kopenhagen, wo sie auch ihre Diplomarbeit anfertigte. Als Stipendiatin der FAZIT-Stiftung am Institut für Astronomie und Astrophysik der TU Berlin schloss sie 1999 ihre Promotion mit dem Prädikat "Summa cum laude" ab. Sie arbeitet derzeit als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Astronomie und Astrophysik der TU Berlin im Rahmen des DFG-Schwerpunktes "Analyse und Numerik von Erhaltungsgleichungen".