Uwe-Jens Walther übernimmt die Professur für Stadt- und Regionalsoziologie an der TU Berlin
Im Januar dieses Jahres hat Uwe-Jens Walther, die Professur für Stadt- und Regionalsoziologie am Institut für Sozialwissenschaften der TU Berlin übernommen. Bevor er an die TU Berlin kam, hat Prof. Walther zwölf Jahre in der Forschungsabteilung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung in Bonn gearbeitet. "Nach einem Jahrzehnt Forschungsmanagement wurde es Zeit, an die Universität zurückzukehren und wieder mehr selbst zu forschen", freut sich der Neuberufene.
In der Lehre ist Uwe-Jens Walther in Zukunft für die Einführung in die Stadt- und Regionalsoziologie und für die Bereiche "Sozialräumliche Bedürfnisse, Strukturen und Prozesse" sowie "Sozialräumliche Entwicklungen und Problemlagen" zuständig. Im Sommersemester 2000 bietet er Veranstaltungen zu den Themen "Wohnbedürfnisse" und "Bürgerbeteiligung" an. Im Projektstudium des Instituts für Stadt- und Regionalplanung (ISR) führt Uwe-Jens Walther mit einer Gruppe von Studierenden ein Projekt zum Thema "soziale Stadt" durch.
Die Frage, wie man das Leben in den Städten sozial gestalten könnte, prägte auch seine wissenschaftliche Biografie. Nach einem Forschungsaufenthalt am britischen "Centre for Urban and Regional Studies" in Birmingham gründete er 1978 gemeinsam mit dem Stadtsoziologen Walter Siebel die "AG Stadtforschung" an der Universität Oldenburg. Noch von England aus hatte er mit seinen Oldenburger Kollegen zusammen konzeptionelle Vorarbeiten für das Stadtforschungsprogramm der Robert-Bosch-Stiftung geleistet und dann für das Bundesbauministerium eine Wirkungsanalyse der ersten zehn Jahre sozialwissenschaftlicher Untersuchungen in der Stadterneuerung bearbeitet. Es folgten Forschungen zur Informellen Ökonomie und ihrer Abhängigkeit von der Wohnsituation in Stadt und Land.
Ein wichtiger Bezugspunkt in Lehre und Forschung ist für ihn die Stadtplanung. In Bonn hat er sich in der wissenschaftlichen Politikberatung unter anderem auf den "Experimentellen Wohnungsbau" konzentriert. Als Stadtsoziologe interessiert ihn daran vor allem die Chance, die Qualität der Städte aus der Sicht unterschiedlicher sozialer Gruppen zu betrachten.
Ein gutes Beispiel sei die Sicht einer älter werdenden Bevölkerung, die "ergrauende Stadt": Längst hat das Ziel der Mischung von Nutzungen im städtischen Raum Eingang in den Planungsalltag gefunden. Doch es bleibt viel zu tun. "In den Städten ist die Bevölkerung inzwischen überproportional älter, heute beginnen die großen Wohnsiedlungen spürbar zu altern, morgen werden es die Ein- und Zweifamilienhausgebiete in den Vororten sein." An der Bevölkerungsalterung macht Prof. Walther klar, dass es Themen geben muss, die jenseits der modischen Nachfrage nach wissenschaftlichen Informationen liegen. Dazu ist Distanz von der Politik notwendig. Umgekehrt gelte, so Prof. Walther, dass Stadt- und Regionalsoziologie an Einfluss verliert, wenn sie sich allein auf ihre wissenschaftliche Distanz beruft. Am wichtigsten ist ihm, dass das Thema "Soziale Stadt" nun auch von der Politik anerkannt wird. Insbesondere die Stadt- und Regionalsoziologie weist seit vielen Jahren auf die Gefahren hin, dass die zunehmende Polarisierung von Einkommens- und Lebenschancen auch einige Stadtviertel von der allgemeinen Entwicklung abzukoppeln droht.
Neben seiner Tätigkeit als Hochschullehrer wurde Prof. Walther gerade als Berater für ein Forschungsprojekt der Europäischen Union gewonnen, das integrierte Ansätze für sozial und ökologisch nachhaltige Revitalisierung in der Stadterneuerung in mehreren Städten und Ländern des baltischen Raums verfolgt. "Hier wird sich zeigen, wie weit wir in der Kontinuität unserer bisherigen Erneuerungspolitik in den Städten bleiben und wo wir zu ganz anderen Ansätzen kommen müssen."