Feierliche Verabschiedung der Absolventen/innen des Aufbaustudiengangs Public Health / Einladung
Mit dem Hertha Nathorff-Preis *) zeichnet die Ärztekammer Berlin bereits zum sechsten Mal herausragende Magisterarbeiten des Ergänzungsstudiengangs Public Health an der TU Berlin aus. Das Preisgeld in Höhe von DM 5000 teilen sich in diesem Jahr drei Preisträger.
Der Preis wird im Rahmen der Absolventenverabschiedung des Postgraduierten-Studienganges Public Health vergeben. Den Festvortrag hält Prof. Dr. Dr. Ollenschläger zum Thema "Evidenzbasierte Medizin/Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung".
Wir möchten Sie hiermit herzlich zu der Preisverleihung einladen.
Zeit: am Dienstag, dem 16. Mai 2000, 13.30 Uhr bis etwa 15.30
Uhr
Ort: Technische Universität Berlin, Hauptgebäude, Straße
des 17. Juni 135, Raum H 1035, 10623 Berlin
1. Preis (Preisgeld: DM 3.000)
Den ersten Preis teilt sich erstmals in der Geschichte des
Hertha Nathorff-Preises ein Absolventinnen-Team: die Ärztinnen
Dr. Viviane Bremer und Dorothea Matysiak-Klose haben ihre
Magisterarbeit gemeinsam geschrieben. Das Thema lautet: "Alters-
und geschlechtsspezifische Unterschiede in der Erkrankung, Diagnostik,
Therapie und Mortalität von Patientinnen mit akutem Myokardinfarkt.
Ein Vergleich der Jahre 1987 und 1997".
Die Ärztinnen untersuchten anhand einer Patientinnen-Stichprobe
im Jüdischen Krankenhaus, ob Frauen mit einem akuten Herzinfarkt
anders diagnostiziert und therapiert werden als Männer. Sie
konnten nachweisen, dass Frauen mit einem Herzinfarkt in der Regel
älter sind und sich in einer schlechteren körperlichen
Verfassung befinden als männliche Herzinfarktpatienten. Aufgrund
dieser Tatsache ergeben sich aus ihrer Behandlung mehr Komplikationen
und es kommt häufiger zu Todesfällen. Doch Frauen -
so zeigte sich - werden auch anders therapiert als Männer.
Sie wurden in geringerem Maße als jüngere Patienten
invasiven diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen unterzogen.
Außerdem erhielten sie bei der Entlassung seltener Arzneimittel
wie ASS und Beta-Blocker. Die Ergebnisse dieser Untersuchung decken
sich mit denen vergleichbarer Studien.
2. Preis (Preisgeld: 2000 DM)
Der zweite Preis geht an Heike Mark (Ärztin) für
ihre Arbeit zu "Häuslicher Gewalt. Umgang in ärztlichen
Praxen mit Patientinnen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden.
Befragung niedergelassener Ärztinnen und Ärzte in den
Berliner Bezirken Hohenschönhausen und Lichtenberg".
Heike Mark fand durch eine schriftlichen Befragung niedergelassener
Ärzte heraus, dass Ärztinnen eher und öfter Zeichen
möglicher sexueller Gewalt bei Patientinnen wahrnehmen als
ihre männlichen Kollegen, jüngere Ärzte häufiger
als ältere und Gynäkologen häufiger als Ärzte
anderer Fachgruppen. Die Untersuchung zeigte ferner, dass die
Art und Weise, ob und wie Ärzte das Thema in der Praxis ansprechen
sehr unterschiedlich ist und in der Regel davon abhängt,
ob sie sich bei der Beurteilung der Symptome sehr sicher sind
und die Patientin gut kennen. Grundsätzlich beklagten zwei
Drittel der befragten Ärzte einen Mangel an Information zum
Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt und zu weiterführenden
Hilfsangeboten. Heike Mark schlug vor, für den Verdacht auf
häusliche Gewalt in Arztpraxen eine Dokumentation einzuführen,
einen einheitlichen Untersuchungsbogen für Ärzte zu
entwickeln und das Thema bereits im Medizinstudium zu behandeln.
*) Der Hertha Nathorff-Preis...wird von der Ärztekammer Berlin seit 1995 vergeben. Mit ihm werden jedes Jahr die besten drei Magisterarbeiten des Postgraduierten-Studiengangs Public Health an der TU Berlin ausgezeichnet. Namensgeberin für den Preis ist die jüdische Ärztin Hertha Nathorff, geb. Einstein (1895-1993), die in den 20er und 30er Jahren engagiert im öffentlichen Gesundheitswesen Berlins tätig war. Unter der Nazi-Diktatur musste sie ihren Beruf aufgeben und emigrierte 1939 in die USA.