[TU Berlin] Medieninformation Nr. 82 - 10. Mai 2000
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Ärtzekammer verleiht Hertha Nathorff-Preis an Absolventinnen der TU Berlin

Feierliche Verabschiedung der Absolventen/innen des Aufbaustudiengangs Public Health / Einladung

Mit dem Hertha Nathorff-Preis *) zeichnet die Ärztekammer Berlin bereits zum sechsten Mal herausragende Magisterarbeiten des Ergänzungsstudiengangs Public Health an der TU Berlin aus. Das Preisgeld in Höhe von DM 5000 teilen sich in diesem Jahr drei Preisträger.

Der Preis wird im Rahmen der Absolventenverabschiedung des Postgraduierten-Studienganges Public Health vergeben. Den Festvortrag hält Prof. Dr. Dr. Ollenschläger zum Thema "Evidenzbasierte Medizin/Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung".

Wir möchten Sie hiermit herzlich zu der Preisverleihung einladen.

Zeit: am Dienstag, dem 16. Mai 2000, 13.30 Uhr bis etwa 15.30 Uhr
Ort: Technische Universität Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Raum H 1035, 10623 Berlin

Preisträgerinnen

1. Preis (Preisgeld: DM 3.000)
Den ersten Preis teilt sich erstmals in der Geschichte des Hertha Nathorff-Preises ein Absolventinnen-Team: die Ärztinnen Dr. Viviane Bremer und Dorothea Matysiak-Klose haben ihre Magisterarbeit gemeinsam geschrieben. Das Thema lautet: "Alters- und geschlechtsspezifische Unterschiede in der Erkrankung, Diagnostik, Therapie und Mortalität von Patientinnen mit akutem Myokardinfarkt. Ein Vergleich der Jahre 1987 und 1997".
Die Ärztinnen untersuchten anhand einer Patientinnen-Stichprobe im Jüdischen Krankenhaus, ob Frauen mit einem akuten Herzinfarkt anders diagnostiziert und therapiert werden als Männer. Sie konnten nachweisen, dass Frauen mit einem Herzinfarkt in der Regel älter sind und sich in einer schlechteren körperlichen Verfassung befinden als männliche Herzinfarktpatienten. Aufgrund dieser Tatsache ergeben sich aus ihrer Behandlung mehr Komplikationen und es kommt häufiger zu Todesfällen. Doch Frauen - so zeigte sich - werden auch anders therapiert als Männer. Sie wurden in geringerem Maße als jüngere Patienten invasiven diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen unterzogen. Außerdem erhielten sie bei der Entlassung seltener Arzneimittel wie ASS und Beta-Blocker. Die Ergebnisse dieser Untersuchung decken sich mit denen vergleichbarer Studien.

2. Preis (Preisgeld: 2000 DM)
Der zweite Preis geht an Heike Mark (Ärztin) für ihre Arbeit zu "Häuslicher Gewalt. Umgang in ärztlichen Praxen mit Patientinnen, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Befragung niedergelassener Ärztinnen und Ärzte in den Berliner Bezirken Hohenschönhausen und Lichtenberg".
Heike Mark fand durch eine schriftlichen Befragung niedergelassener Ärzte heraus, dass Ärztinnen eher und öfter Zeichen möglicher sexueller Gewalt bei Patientinnen wahrnehmen als ihre männlichen Kollegen, jüngere Ärzte häufiger als ältere und Gynäkologen häufiger als Ärzte anderer Fachgruppen. Die Untersuchung zeigte ferner, dass die Art und Weise, ob und wie Ärzte das Thema in der Praxis ansprechen sehr unterschiedlich ist und in der Regel davon abhängt, ob sie sich bei der Beurteilung der Symptome sehr sicher sind und die Patientin gut kennen. Grundsätzlich beklagten zwei Drittel der befragten Ärzte einen Mangel an Information zum Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt und zu weiterführenden Hilfsangeboten. Heike Mark schlug vor, für den Verdacht auf häusliche Gewalt in Arztpraxen eine Dokumentation einzuführen, einen einheitlichen Untersuchungsbogen für Ärzte zu entwickeln und das Thema bereits im Medizinstudium zu behandeln.


*) Der Hertha Nathorff-Preis...wird von der Ärztekammer Berlin seit 1995 vergeben. Mit ihm werden jedes Jahr die besten drei Magisterarbeiten des Postgraduierten-Studiengangs Public Health an der TU Berlin ausgezeichnet. Namensgeberin für den Preis ist die jüdische Ärztin Hertha Nathorff, geb. Einstein (1895-1993), die in den 20er und 30er Jahren engagiert im öffentlichen Gesundheitswesen Berlins tätig war. Unter der Nazi-Diktatur musste sie ihren Beruf aufgeben und emigrierte 1939 in die USA.


Weitere Informationen erteilen Ihnen gern: Dipl.-Soz. Hans Jürgen Lorenz, Institut für Gesundheitswissenschaft der TU Berlin, Tel.: 030/314-21618 oder Sybille Golkowski, Ärztekammer Berlin, Pressestelle, Tel. 030/40 80 6-124