[TU Berlin] Medieninformation Nr. 128 - 15. Juni 2001 - Bearbeiter/in: ehr
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Adoleszenzkonflikte - Opposition, Krisen, Radikalismus zwischen den Generationen

Wissenschaftliche Konferenz an der TU Berlin am 5. und 6. Juli 2001/Vorankündigung


Das Zentrum für Antisemitismusforschung/Arbeitsstelle Jugendgewalt und Rechtsextremismus der Technischen Universität Berlin veranstaltet zusammen mit dem Berliner Arbeitskreis für Beziehungsanalyse eine Wissenschaftliche Konferenz zum Thema "Adoleszenzkonflikte - Opposition, Krisen, Radikalismus zwischen den Generationen". Adoleszenz ist eine konflikthafte Phase für Jugendliche ebenso wie für Erwachsene in der Gesellschaft. Wie keine andere Altersgruppe werden Jugendliche von Erwachsenen aus unterschiedlichen Motiven heraus erforscht. Die Wirtschaft interessiert sich für sie als Konsumenten und Kunden. Politik und Gesellschaft wollen wissen, ob die Generationsverträge sicher sind und ob die Jungen die alten Werte achten oder sich oppositionell verhalten, krank oder gar asozial und straffällig werden. Spätestens dann werden sie zu einem allgemeinen Problem für die Erwachsenen. 

In der gegenwärtigen politischen Situation nach der Wende erzwingen gewaltbereite und rechtsradikal argumentierende Jugendliche die besondere Aufmerksamkeit Erwachsener in Ost und West. Diese fragen nach Gründen, Verantwortlichkeiten und versuchen, Lösungen zu finden. Einzelne ad hoc entwickelte Projekte gegen Jugendgewalt reichen nicht aus. Jugendliche Gewaltbereitschaft und auch Demokratiefeindlichkeit müssen im Zusammenhang von Adoleszenzkonflikten, die immer auch Erwachsenenkonflikte sind, betrachet werden. Eine Perspektive, die nicht nur Jugendliche als Täterinnen und Täter, sondern ebenso Erwachsene in den Blick nimmt, hat größere Chancen, für die akuten Probleme der Gesellschaft längerfristige Lösungen zu finden, als täterfixierter Aktionismus auf der Suche nach Patentrezepten. 

Die Psychoanalytikerin Annette Simon, Referentin der Konferenz am 2. Tag, schreibt dazu in einem früheren Beitrag, dass ihr niemand erzählen könne, es wäre nicht möglich, Nazilieder grölende Jugendliche binnen kurzem zu zivilisiertem Verhalten zu bringen, wenn die Väter und Großväter, die Mütter und die Lehrerinnen, der Taxifahrer und die Verkäuferin vor Ort ihnen eindeutig vermitteln würden, dass sie dieses Verhalten nicht dulden, dass sie es gemeinsam ächten und dass sie die Polizei riefen, wenn es denn nötig sei. 

In einem interdisziplinären Ansatz, der Sozialwissenschaftler, Psychologen, Psychoanalytiker und Historiker aus Ost und West zusammenführt, soll das Problem der Adoleszenzkonflikte in seinen tieferen Dimensionen betrachtet werden. Wir möchten Sie herzlich zur Berichterstattung über diese Konferenz einladen. Bitte weisen Sie auch Ihre Leserinnen und Leser darauf hin. Die Veranstaltung ist öffentlich. Um Anmeldung wird unbedingt gebeten (Lindner, Tel.: 030/314-25854 und Benz, 030/7428031). 

            Zeit: Donnerstag und Freitag, 5. bis 6. Juli 2001
            Ort: Technische Universität Berlin, Hauptgebäude, Straße des 17. Juni 135, Räume H 1035 
                   (5. Juli) und H 2036 (6. Juli), 10623 Berlin

Programm

    Donnerstag, 5. Juli 2001
    Senatssitzungssaal H 1035
 


        10.00 Uhr Einführung

        10.30 Uhr Generationskonflikte im historischen Kontext: Jugendbewegung im Kaiserreich, 
                        Edelweißpiraten im NS-Staat, äHalbstarke“ in der Nachkriegszeit 
                        Werner Bührer, München

        11.30 Uhr Gewinnung von äKulturautonomie“ und Akzeptanz eigener Grenzen in der Adoleszenzphase 
                        Stephan Dorgerloh, Wittenberg

        12.30 Uhr Medialer Umgang mit jugendlicher Gewalt (mit Beispielen) 
                        Peter Widmann, Berlin

        Mittagspause 13.30 – 14.30    

        14.30 Uhr Täterstrukturen und Eskalationsprozesse fremdenfeindlicher Gewalt 
                        Helmut Willems, München

        15.30 Uhr Jugendliche Lebenswelten als Adoleszenzphänomene 
                        Michael Kohlstruck, Berlin 

        Kaffeepause 16.30 – 17.00

        17.00 Uhr Umgang der Justiz mit adoleszenter Gewalttätigkeit. Strafe als ultima ratio der Gesellschaft? 
                        Sigrun von Hasseln, Cottbus

    Freitag, 6. Juli 2001
    Hörsaal H 2036

        9.00 Uhr Heldenentwürfe junger Rechtsradikaler 
                        Wolfgang Benz, Berlin

        10.00 Uhr Rechtsextremistisch motivierte Vorfälle an Berliner Schulen im Spiegel der Schulgewaltmeldungen 2000/2001
                        Bettina Schubert, Berlin

        Kaffeepause 11.00 – 11.30

        11.30 Uhr Jugend-Notdienst und existenzielle Krisen: Der Umgang der Gesellschaft mit gefährdeten Jugendlichen 
                        Petra Vogelgesang, Berlin

        12.30 Uhr Reaktionen Erwachsener auf Jugendgewalt und jugendlichen Extremismus: Das Problem intergenerativer Verantwortung 
                        Annette Simon, Berlin

        Mittagspause 13.30 – 14.30

        14.30 Uhr Erwachsenenkonflikte und Adoleszenzkonflikte 
                        Peter Ellasat, Berlin

        15.30 Uhr Adoleszenzkrisen aus der Sicht einer analytischen Psychotherapeutin im Land Brandenburg 
                        Agathe Israel, Neuenhagen bei Berlin

        16.30 Uhr Verlust, Trauer, Neuanfang. Schwierigkeiten der Adoleszenz für Jugendliche und Erwachsene 
                        Ute Benz, Berlin

        Schlussdiskussion

        18.00 Uhr Ende der Konferenz



Weitere Informationen erteilen Ihnen gern Elisabeth Lindner, Zentrum für Antisemitismusforschung, Tel.: 030/314-25854 (vormittags), Fax: -21136, E-Mail: Lindner@zfa.kgw.tu-berlin.de und Dr. Ute Benz, Geschäftsstelle des Berliner Arbeitskreises für Beziehungsanalyse, Tel.: 030/7428031, Fax: 7433769.