Neues TU-Projekt will nachhaltiges Konsumverhalten durch ökologische Dienstleistungen erforschen
An der Fakultät III im Forschungsbereich Sozial-ökologische Forschung/ Feministische Umweltforschung hat im Juli 2001 unter der Leitung von Dr. Ines Weller die Arbeit an einem neuen Forschungsvorhaben begonnen. Unter dem Titel "Nachhaltiges Konsumverhalten durch ökologische Dienstleistungen und organisierte Gemeinschaftsnutzungen im großstädtischen Wohnumfeld (Berlin)" wird das Projekt im Rahmen des BMBF-Programms "Nachhaltiges Wirtschaften: Möglichkeiten und Grenzen von neuen Nutzungsstrategien" für die Dauer von drei Jahren gefördert. Das Vorhaben wird in Kooperation mit Prof. Dr. Christine Bauhardt (Gender-Planning, Fakultät VII der TU Berlin) und Prof. Dr. Udo Kuckartz (Empirische Sozialforschung, Phillips-Universität Marburg) und Praxispartnern aus der Wohnungswirtschaft durchgeführt.
Im Mittelpunkt stehen die Initiierung, Entwicklung, Erprobung und Evaluation von Angeboten und Maßnahmen im großstädtischen, nahräumlichen Wohnumfeld zur Förderung von nachhaltigem Konsumverhalten in Haushalten. Entsprechende Angebote und Maßnahmen sind beispielsweise die gemeinsame und koordinierte Nutzung von öko-effizienten Dienstleistungen und Lieferdiensten, hausgebundene organisierte Gemeinschaftsnutzungen (z.B. Werkzeugbörse) und die Kooperation mit Anbietern von ökologischen Dienstleistungen und Gemeinschaftsnutzungen (z.B. Car-Sharing).
Eine wesentliche Zielsetzung ist, in partizipativen Prozessen mit Mieterinnen und Mietern Konzepte zu entwickeln, die an die jeweiligen Alltagsrealitäten angepasst sind. Dazu sollen neue Wege zur Kommunikation, Information und Organisation neuer Nutzungsstrategien beschritten und neue Akteurskooperationen zwischen der Wohnungswirtschaft, Mieter/innen, Lokalen Initiativen und Anbietern öko-effizienter Dienstleistungen initiiert werden.
In der praktischen Durchführung werden in drei Wohnanlagen an die Bedürfnisse der Mieterinnen und Mieter angepasste Konzepte für organisierte Gemeinschaftsnutzungen und andere nachhaltige Konsumalternativen entwickelt und erprobt. Das Vorhaben wird in Kooperation mit der Stadt und Land Wohnungsbauten-Gesellschaft mbH, der Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf mbH und der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG durchgeführt.
In dem Vorhaben werden wissenschaftliche und praktische Ziele im Sinne einer handlungsorientierten Forschung miteinander verknüpft. Praktisches Ziel ist die Entwicklung von an die Bedürfnisse der Nutzer/innen angepassten und tragfähigen Konzepten für organisierte Gemeinschaftsnutzungen und deren praktische Erprobung.
Potenziale und Hemmnisse dieser neuen Nutzungsstrategien sollen ermittelt und Handlungskonzepte dafür erarbeitet werden, wie organisierte Gemeinschaftsnutzungen auch in anderen Wohnanlagen realisiert werden können. Wissenschaftlich zielt das Vorhaben darauf ab, die Wechselbeziehungen zwischen mit gemeinschaftlichen Nutzungen verbundenen Be- und Entlastungen auf verschiedenen Ebenen (ökologisch, zeitlich, finanziell, Reduktion der Komplexität von Alltagshandeln) zu untersuchen. Insbesondere soll überprüft werden, inwieweit als ökologisch eingeschätzte Handlungsalternativen bei ihrer Einbindung in die Alltagsorganisation wirklich zu Umweltentlastungen führen oder ob möglicherweise im Kontext der Verhaltensänderungen neue Umweltbelastungen entstehen. Ökologische und soziale Dimensionen werden integriert betrachtet, ihre jeweiligen Wechselwirkungen werden auch bei der Bilanzierung von Umweltwirkungen berücksichtigt.
Mit der Berücksichtigung der Auswirkungen der untersuchten nachhaltigen Konsumalternativen auf die Versorgungsarbeit knüpft das Vorhaben an Ergebnisse der Frauen- und Geschlechterforschung an, in deren Konsequenz auch an die Forschung zur nachhaltigen Entwicklung der Anspruch zu stellen ist, die Belange des Reproduktionsbereiches systematisch in den Blick zu nehmen ohne die gesellschaftliche Zuweisung der Reproduktionsarbeit an Frauen fortzuführen.