TU Berlin setzt mit drei interdisziplinären und praxisnahen Projekten bundesweit Akzente
Dem Zentrum Technik und Gesellschaft (ZTG) der TU Berlin ist es gelungen, bei einer Ausschreibung des Bundesforschungsministeriums im Themenbereich sozial-ökologische Forschung drei von insgesamt elf Projekten bewilligt zu bekommen. Dabei handelt es sich um Nachwuchsgruppen mit bis zu sechs Mitarbeitern verschiedener Disziplinen, die über 5 Jahre ihre Forschungsprojekte verfolgen können. Die TU Berlin akquiriert damit ca. 3,5 Millionen Euro.
Mit der Lebensqualität in der Region Berlin-Brandenburg beschäftigt sich das Projekt „Regionale Wohlstandsschöpfung in Stadt-Land-Räumen“, in dem das ZTG mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung Berlin zusammenarbeitet. Das Augenmerk liegt auf der ökologischen Ernährungswirtschaft – also Akteuren, die Bioprodukte erzeugen, verarbeiten oder vermarkten. Das Land Brandenburg kann hier auf eine Erfolgsgeschichte verweisen, da bereits überdurchschnittlich viele Flächen ökologisch bewirtschaftet werden. Große Potentiale gibt es allerdings noch im Verarbeitungs- und Vermarktungsbereich. Das Projekt möchte zum einen versuchen, gemeinsam mit den wirtschaftlichen Akteuren Umsetzungsstrategien für derartige Schwachstellen zu entwickeln. Zum anderen soll genauer betrachtet werden, welcher gesellschaftliche Nutzen von derartigen Unternehmen geschaffen wird: Beschränkt er sich auf den ökologischen Bereich oder haben Ökobetriebe in ihrem Umfeld auch eine wichtige soziale Funktion?
Mit „Umbauen statt neu bauen: Umgestaltungspotenziale im Nachkriegs-Wohnbestand“ beschäftigt sich das zweite geförderte Projekt. In Kooperation mit dem Sekretariat für Zukunftsforschung werden individuelle Wohnungen, Gebäudesubstanzen und das Wohnumfeld betrachtet, um ein nachhaltiges Wohnkonzept für diese Siedlungstypen zu entwickeln. Grundrisse sollen modernen Wohnbedürfnissen angepasst werden. Auch Konzepte für den Umgang mit Energie und Wasser werden entwickelt, die sowohl psychologisch/sozialen Prozessen als auch ökologischen Anforderungen Rechnung tragen. Verschiedene Berliner Wohnungsbaugesellschaften werden als Hauptpartner aus der Praxis in das Forschungsprojekt einbezogen.
Eine etwas andere Ausrichtung hat das Projekt „Global Governance und Klimawandel“, in dem das ZTG mit der FU Berlin und dem Institut für Ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) kooperiert. Dabei geht es um den Wandel von government (als vorwiegend staatlichem Projekt) hin zu governance (als umfassendem Gesellschaftsprojekt) im Bereich Klimapolitik. Hauptfragen werden sein: Welche Probleme, Chancen und zukünftige Herausforderungen sind damit verknüpft und welche staatlichen wie nichtstaatlichen Steuerungsformen können zu einem verbesserten Klimaschutz beitragen? Die Nachwuchsgruppe wird auch durch eine so genannte Mehrebenenanalyse herausarbeiten, welche Rolle den einzelnen Handlungsebenen (global, national, regional und lokal) in der Klimaschutzpolitik zukommt und welche Rückkopplungseffekte es gibt.
Im Rahmen des sozial-ökologischen Forschungsprogramms werden ausschließlich Fragestellungen behandelt, die sich mit den komplexen Beziehungsmustern zwischen Gesellschaft und Natur sowie Möglichkeiten ihrer Veränderung hin zu nachhaltigen Entwicklungspfaden beschäftigen. Die interdisziplinäre Bearbeitung durch Natur-, Ingenieur- und Sozialwissenschaftler soll dabei gewährleisten, dass Lösungen nicht Folgeprobleme in anderen Feldern nach sich ziehen. Die Erfahrungen aus der Praxis – von Landwirten über Wohnungsbaugesellschaften zu Nichtregierungsorganisationen und Kommunalverwaltungen – sollen in einem hohen Maße in die Projekte integriert werden. Nicht ganz zufällig ist der Frauenanteil in diesen Nachwuchsgruppen, die starke kommunikative Fähigkeiten erfordern, überdurchschnittlich hoch.