Auf dem Weltgipfel in Johannesburg wird derzeit darüber verhandelt, wie weltweit eine gerechte Verteilung des Wohlstands und ein dauerhafter Schutz der natürlichen Umwelt miteinander verbunden werden kann. Dabei steht fest, dass der in den Industrieländern gelebte energie- und materialintensive "Wohlstand“ nicht das Maß der Dinge sein kann – schließlich verbrauchen heute 20% der Weltbevölkerung 80% der Ressourcen und sind für einen ebenso hohen Anteil an Abfall- und Abgasproduktion zuständig.
Wie könnten neue Wohlstandsmodelle für die Region Berlin-Brandenburg aussehen, die sich an dem Leitbild Nachhaltiger Entwicklung orientieren? Dieser Frage geht das Forschungsprojekt
"Regionaler Wohlstand – neu betrachtet“ Der Beitrag der ökologischen Ernährungswirtschaft zur Lebensqualität
am Zentrum Technik und Gesellschaft der TU Berlin gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin nach.
Ausgangspunkt für das interdisziplinär besetzte Projekt ist die Annahme, dass die Lebensqualität in einer Region nicht allein mit einigen ökonomischen Größen, wie dem Durchschnittseinkommen und der Arbeitslosenquote beschrieben werden kann. Eine intakte Sozialstruktur, eine hohe Umweltqualität, die Erhaltung vielfältiger Kulturlandschaften, regionale Identität, funktionierende Institutionen und Beteiligungsmöglichkeiten für den Bürger sind wichtig für eine ausgewogene Regionalentwicklung.
Exemplarisch soll im Rahmen der Untersuchung, in der eng mit regionalen Praxispartnern kooperiert wird, der gesellschaftliche Nutzen betrachtet werden, der von der ökologischen Land- und Ernährungswirtschaft ausgeht. Dass der ökologische Landbau konventionellen Anbaumethoden im Umwelt-, Natur- und Tierschutz überlegen ist, ist hinreichend belegt. Vermutet wird auch, dass viele Betriebe der Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Bioprodukten auch Vorreiter dabei sind, soziale und kulturelle Ziele zu verfolgen. Einige Stichworte hierzu sind die Verknüpfung der Landwirtschaft mit sanftem Tourismus, Handwerk und regenerativer Energiegewinnung, der Aufbau von Land-Stadt-Brücken durch Direktvermarktung in Berlin, der Einbezug von Behinderten oder psychisch Kranken in die landwirtschaftliche Arbeit oder die Zusammenarbeit mit Initiativen der Lokalen Agenda 21. Im Rahmen des Projekts soll dieser "verborgene Wohlstand“ sichtbar gemacht und dafür gesorgt werden, dass er verstärkt in regionalen Entscheidungen berücksichtigt wird. Diese Fragestellungen sind auch von internationaler Bedeutung. So erkennen immer mehr Landwirte in den Ländern des Südens, dass der Ökolandbau Unabhängigkeit von teuren Importen bietet (Dünger, Pflanzenschutzmitteln etc.) und dauerhaft Bodenqualität und gute Erträge sichert. Auch hier ist die Verknüpfung mit sozialen Zielstellungen elementar, um zu langfristiger regionaler Lebensqualität beizutragen.
Das Forschungsprojekt läuft von 2002 bis 2007 und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (bmb+f) innerhalb des Programms
"Sozial-ökologische Forschung“ mit 1,5
Millionen Euro gefördert. (http://www.sozial-oekologische-forschung.org).